Der Geist vom Wuliän-Berg

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Textdaten
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Autor: unbekannt
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Titel: Der Geist vom Wuliän-Berg
Untertitel:
aus: Chinesische Volksmärchen, S. 133–134
Herausgeber: Richard Wilhelm
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1914
Verlag: Eugen Diederichs
Drucker: Spamer, Leipzig
Erscheinungsort: Jena
Übersetzer: Richard Wilhelm
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
E-Text nach Digitale Bibliothek Band 157: Märchen der Welt
Eintrag in der GND: [1]
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Bearbeitungsstand
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47. Der Geist vom Wuliän-Berg

Im Westen der Kiautschou-Bucht ist der Wuliän-Berg, wo es viele Geister gibt. Dort lebte einmal ein Scholar, der spät in der Nacht noch auf war und las. Als er vors Haus trat, erhob sich plötzlich ein Sturm, und ein Ungetüm streckte die Klauen nach ihm aus und packte ihn beim Haar. So hob es ihn in die Luft und trug ihn weg. Es fuhr mit ihm am Meerblickturm vorbei. Das ist ein buddhistischer Tempel im Gebirge. Da sah er aus der Ferne in den Wolken eine Göttergestalt in goldner Rüstung stehen. Die Gestalt glich ganz dem Weto-Bilde, das im Turme war. In der rechten Hand hatte sie die eiserne Keule, mit der linken deutete sie auf das Ungetüm und sah es zornig an. Da ließ das Ungetüm den Schüler fallen, gerade auf die Spitze des Turmes und verschwand. Der Heilige im Turm war ihm wohl zu Hilfe gekommen, weil seine ganze Familie den Buddha fromm verehrte.

Als die Sonne aufging, da kam der Priester und erblickte ihn auf seinem Turm. Er häufte auf dem Boden Heu und Stroh auf; so konnte der Schüler herunterspringen, ohne [134] sich zu verletzen. Man brachte ihn nach Hause zurück; doch blieb sein Haar an den Stellen, wo das Ungetüm zugepackt hatte, steif und unbiegsam. Nach einem halben Jahre erst wurde es wieder besser.

Anmerkungen des Übersetzers

[397] 47. Der Geist vom Wu-Liän-Berg. Die Sage stammt aus Dschutschong, im Westen der Kiautschoubucht.

„Meerblickturm“: Ein berühmter Turm, von dem aus man das Meer sah. Der Name ist im Volksmund heute auf die Signalstation in Tsingtau übertragen.

Weto: Sanskrit Veda, ein fabelhafter Boddhisatva, der Heerführer der vier Himmelskönige. Sein Bild mit gezücktem Schwert findet sich am Eingang jedes buddhistischen Tempels. Statt des Schwerts hat er in China häufig eine an den Donnerkeil erinnernde Keule. Es liegt hier wohl eine Verwechslung mit Vaišramana vor.