Der Gertalbachfall im Schwarzwald
[291] Der Gertelbachfall im Schwarzwald (Zu dem Bilde S. 277.) Wer vor etwa zwanzig Jahren auf den Höhen und endlosen Waldflächen, des nordöstlichen Schwarzwaldes mit den Thälern von Hundsbach, Schönmünzach und Herrenwies verweilte und, vom Zauber dieser herrlichen Gebirgslandschaft angezogen, diese auch heuer wieder zur Erholung aufsucht, vermag seinem Erstaunen kaum Ausdruck zu verleihen über die mannigfachen Neuschöpfungen, welche die Kunst im Verein mit der Natur dort in nie rastendem Fleiße geschaffen.
Hoch droben, auf einem Ausläufer des „Mehliskopfs“, 1000 m über dem Meere, wo in den 1870er Jahren noch der „Stabhalters Michel“ in einsamer, rauchgeschwärzter Hütte, von riesigen Tannen umrauscht, das beschauliche Leben eines Köhlers führte und dem müden Wanderer um billiges Geld erquickenden Trank und Weidmannskost verabreichte, erhebt sich nunmehr inmitten prächtiger Anlagen das mit reichstem Komfort ausgestattete Hotel Hundseck. Weithin schweift von seiner Terrasse aus der Blick über die dunklen Kuppen der Bergrücken hinaus auf die volkreiche Ebene, die im Westen das Silberband des Rheins durchzieht. Zu unsern Füßen aber bietet sich dem Auge ein ebenso interessantes als reizendes Bild. Hart in der Nähe in steil enger Schlucht drängen sich tosend und schäumend in eiliger Hast die krystallhellen Wasser eines rauschenden Baches über Felsen und Halden der Niederung zu. An den Wänden der zackigen Ufer, bald rechts, bald zur Linken über zahlreiche, luftige, hölzerne Stege schlingen sich moosige Treppen empor zu der Höhe.
Das ist der „Gertelbachfall“.
Viel und gern ist im Sommer dieses herrliche Thal von den Fremden besucht, das weithin als Perle des Schwarzwaldes gilt. J. J. Hoffmann.