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Der Glacéhandschuh

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Textdaten
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Autor: Hermann Lüders
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Titel: Der Glacéhandschuh
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aus: Die Gartenlaube, Heft 26, S. 435–437
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Der Glacéhandschuh.

Ein Bild aus dem deutschen Industrieleben.0 Von H. Lüders.

Es war ein kalter und rauher Maitag des verflossenen Jahres, wie er nicht selten in Norddeutschland vorkommt; eisige Regenschauer und heftiger Wind machten den Aufenthalt im Freien recht ungemüthlich, es wurde noch überall in den Wohnstuben geheizt. Das Wetter hatte es aber doch nicht verhindert, daß in dem kleinen vor dem Nordabhang des Harzes gelegenen Städtchen Osterwieck sich fast die gesamte Einwohnerschaft aufgemacht hatte, um an einem Begräbniß theilzunehmen, wie es so großartig und feierlich die kleine Stadt wohl noch nie gesehen hatte. Der gesamte Magistrat, die Geistlichen, die Beamten, Krieger-, Sänger- und andere Vereine betheiligten sich dabei, so daß ein Fremder wohl auf die Vermuthung hätte kommen können, daß hier vielleicht ein hoher Würdenträger begraben werde.

Dem war aber nicht so. Wohl schmückten den Sarg kostbare Palmwedel und Kränze, die in Mengen nicht bloß aus den großen Städten unseres Vaterlandes, sondern auch aus England und Italien hergesandt worden waren. Aber die Feier galt doch nur einem schlichten Manne, einem Manne der Arbeit in des Wortes edelster und schönster Bedeutung, der es durch Fleiß, Treue, Redlichkeit und unentwegtes Streben vom verwaisten armen Handwerkslehrling bis zu einem Fabrikherrn gebracht hatte, der weit über hundert Arbeiter in seinen Werkstätten beschäftigte und noch weiteren Hunderten von fleißigen Mädchenhänden in den ärmeren Gegenden unseres Vaterlandes, auf dem Erzgebirg, in den Vogesen etc. dauernd lohnende Thätigkeit verschaffte.

In der Welt der Arbeit sind dergleichen Erscheinungen vielleicht nicht so selten, wie man im allgemeinen annimmt: an kraftvollen, sich selbst heraufarbeitenden Naturen ist gottlob unser Vaterland noch nicht arm. Aber da gerade der Lebensgang dieses Mannes eine Zeit umsaßt, in welcher die alten Formen des Bürger- und Handwerkerlebens zusammenbrachen und die arbeitenden Kräfte der Herrschaft des Dampfes und zahlreicher Erfindungen im Maschinenwesen sich anschmiegen und beugen mußten, und da der Industriezweig, dem er sich gewidmet hatte, in Deutschland noch verhältnißmäßig jung und wenig entwickelt war, so wird es vielleicht dankbar aufgenommen werden, wenn ich eine kurze Schilderung von dem Leben dieses deutschen Handwerkers und damit im Zusammenhang von der Entwicklung eines deutschen Gewerbszweiges entwerfe.

Christian Behrens war der Sohn eines Handschuhmachers und im Jahre 1826 in demselben Orte, wo er begraben liegt, geboren. Der Vater starb schon vor der Gebnrt des Sohnes, und aus seiner Hinterlassenschaft blieben nach dem Verkauf des Häuschens und eines Ackerstückes für den Knaben nur wenige hundert Thaler übrig, die, wie das damals in jener Gegend Sitte war, auf dem Schlosse des Grafen von Wernigerode gegen einen geringen Zinsfuß sicher angelegt wurden. Die Mutter heirathete wieder, und der Knabe bekam eine ganze Reihe von Halbgeschwistern, eine Reihe, die viel zu lang war, als daß nicht gar bald die bittersten Sorgen und die größten Entbehrungen in der Familie um sich gegriffen hätten. Wenn es die Witterung erlaubte, mußte barfuß gelaufen werden, und was die Familie an Brennholz gebrauchte, mußte in Gestalt von trockenen Zweigen von den Bäumen des Waldes gebrochen und auf dem Rücken heimgetragen werden. Hätte es keinen Schulzwang gegeben, dann wäre wohl kaum an die Schule gedacht worden, und von Pflege und Förderung des Unterrichts im Elternhause ist wohl niemals die Rede gewesen.

In der Gerberei.

Mit dem vierzehnten Jahre mußte der Knabe natürlich in die Lehre, und zwar wurde er ohne Rücksicht auf Neigung oder Veranlagung das, was sein Vater gewesen war, ein Handschuhmacher, der sein Handwerk in vierjähriger qualvoller Lehrzeit in Wernigerode erlernen mußte.

Oft und viel hat er mir von jener Zeit erzählt, von den unerhörten Anforderungen, die an den verhältnißmäßig zarten Knaben gestellt wurden. Im Hochsommer mußte bis zur hereinbrechenden Dunkelheit, im Winter häufig bis zehn Uhr nachts und länger bei Lampenlicht genäht und gearbeitet werden. Daneben aber lag dem Lehrling noch eine Menge Pflichten in Haus und Küche ob, oft hatte er meilenweite Wanderungen zu der Kundschaft auf den Dörfern zu machen, ohne daß ihm jemals ein Wort des Lobes und des Dankes oder gar ein klingender Lohn zutheil geworden wäre. Die Erinnerung an jene Zeit erweckte noch während seines späteren Lebens immer eine gewisse Bitterkeit in ihm, und auf die zunftstolzen Handwerksmeister der alten Schule, die gar häufig in ihrem engen Kreise kleine Tyrannen waren, war er schlecht zu sprechen. Wenn er später in seinem großen Geschäftsbetriebe gar viele Lehrlinge zu tüchtigen, fleißigen Menschen herangezogen hat, so hat er das gethan, indem er von ihnen Eifer, Fleiß und Tüchtigkeit forderte, niemals aber zuviel verlangte und streng darauf hielt, daß ihnen außerhalb ihres Berufes keine Verpflichtungen aufgebürdet würden.

Die Mitte der vierziger Jahre war für unseren Freund die Zeit des Wanderns, wie es damals in der eisenbahnarmen Zeit noch weit mehr üblich war als heute. Das Felleisen auf dem Rücken, den Knotenstock in der Hand, durchzog er ein gut Stück Norddeutschland, namentlich die Mark, Preußen, Pommern und Mecklenburg; wo sich Arbeit fand, da wurde gearbeitet. Aber die Goldene Zeit des eigentlichen Handwerks war schon damals vorbei, und nicht selten hat Behrens an eine Thür klopfen müssen, um einen Zehrpfennig oder ein Stückchen trocken Brot zu erbitten. Innere Tüchtigkeit hat ihn vor allen Gefahren bewahrt, die für junge Leute in dem Wanderleben liegen; er erntete statt dessen Bereicherung seiner Menschenkenntnis, Erweiterung seines Blicks und vor allem körperliche Kräftigung und Abhärtung. Richtig genossene Freiheit und Ungebundenheit wirkt ja immer wohlthätig auf die Entwicklung des Menschen, das beweist das Wanderleben des jungen Handwerkers ebensogut wie das Studentenleben der akademischen Jugend.

Im Jahre 1846 trat Christian Behrens in den Militärdienst ein, den er in der altberühmten Festung und Handelsstadt Magdeburg abzumachen hatte.

Das Strecken der Felle.

Germ verweilte er in seinen Erinnerungen bei jener Zeit; für seine näheren Kameraden von damals hatte er sein Leben lang die wärmste Theilnahme, jeder, der ihn aufsuchte, und wär’ es der Aermste gewesen, fand bei ihm ein gastliches Haus. Da er an strenge Zucht und Entbehrungen gewöhnt war, so wurde ihm das Dienen verhältnißmäßig leicht, er wurde sehr bald Gefreiter und Unteroffizier und stand als solcher bei den Truppen, welche gegen den badischen Aufstand ins Feld gesandt wurden.

Mit der Rückkehr zu friedlichen Zeiten trat für den jungen Mann die Frage des Lebensberufes und der Selbständigkeit wieder in den Vordergrund. Das Handwerk, das er erlernt, hatte unter den Einflüssen der Mode und der auf Freiheit der Bewegung und schrankenlosen Entfesselung aller Arbeitskräfte hindrängenden Zeitströmung stark gelitten. Er mußte versuchen, sich selbst eine neue Bahn zu schaffen, und dazu war unser Freund ganz der Mann.

In jener Zeit befand sich, was Deutschland betrifft, die Glacéhandschuhfabrikation noch sozusagen in den Kinderschuhen. Das von Frankreich herüber gekommene Gewerbe wurde nur vereinzelt in großen Städten und [436] da nicht selten von geborenen Franzosen ausgeübt; die weiteren Kreise des Volkes kannten es wenig und nannten die Leute, die es betrieben, „französische Handschuhmacher“.

Das war das Gewerbe, dem sich Christian Behrens in einem Alter von vierundzwanzig Jahren zuwandte. Eine nicht zu unterschätzende Grundlage besaß er in seinem erlernten Handwerk, und er bewahrte diesem auch noch so viel Anhänglichkeit, daß er durch ein Meisterstück das Meisterrecht in demselben erwarb.

Die Färberei.

Von jener Zeit an habe ich dem Manne nahe gestanden und jede Stufe seiner Entwicklung beobachten können und mit erlebt. Es war ein kühner Schritt, als Behrens es unternahm, in dem kleinen weltentlegenen und von keiner Eisenbahn berührten Osterwieck, allein mit dem kleinen Kapital, das bis dahin auf dem Grafenschlosse in Wernigerode gelegen hatte, die Fabrikation von Glacéhandschuhen in Angriff zu nehmen. Die ehrsamen Spießbürger schüttelten bedenklich die Köpfe, Glacéhandschuhe waren ihnen bis dahin ganz unbekannt, und wie diese gerade in ihrem Orte zu einem Erwerbszweig werden könnten, das war ihnen ganz unbegreiflich. Aber dennoch wurde das Werk muthig begonnen, so schwierig es auch war, die ersten Hilfskräfte in Gestalt von Nähterinnen zu gewinnen.

Mit unermüdlichem Eifer stand unser Freund in der ersten Zeit allein am Arbeitstisch, und zwar vom frühen Morgen bis zum späten Abend; doch bald fand sich ein Lehrling ein, und ein aus einer Strafanstalt entlassenes Mädchen wurde als Nähterin gewonnen. In wenigen Wochen konnte ein bescheidenes Kistchen mit fertiger Ware in Berlin abgesetzt werden, das denn auch weitere Aufträge zur Folge hatte. Der Anfang war gemacht und rastlos wurde weiter gearbeitet, dem ersten Lehrlinge folgte bald ein zweiter, erst einer, dann zwei, drei Gehilfen kamen dazu, und in gleichem Schritte entwickelte sich die Handschuhnäherei. Das verachtete Mädchen aus der Strafanstalt wurde die Lehrerin anderer Mädchen aus der ärmeren Bevölkerung und der regelmäßige sichere Verdienst zog immer weitere Kreise an sich, so daß nach wenigen Jahren zahlreiche Töchter aus dem Bürgerstand freudig die Gelegenheit ergriffen, sich durch Handschuhnähen einen nicht unbedeutenden Erwerb zu verschaffen.

Es würde zu weit führen und zu viel Raum erfordern, wollten wir hier Schritt für Schritt die Entwicklung des Geschäftes verfolgen. Es genügt, anzuführen, daß es unter der rastlosen und umsichtigen Leitung seines Gründers zu einer der bedeutendsten Handschuhfabriken Deutschlands heranwuchs, deren geschäftlicher Verkehr sich weit über die Grenzen unseres Vaterlandes erstreckt, daß in ihren Rahmen eine mit Dampfkraft arbeitende bedeutende Gerberei und Lederfärberei eingefügt ist, deren hohe Schornsteine weit die Dächer der alten Stadt überragen, und daß zahlreiche Familien ihr den Lebensunterhalt verdanken.

Das Zuschneiden des Leders.

Der Glacéhandschuh hat sich längst einen breiten Boden auch bei uns erobert. In Bezug auf Farbe, Verzierung und, so weit es sich um Damenhandschuhe handelt, in Bezug auf die Länge des oberen Theiles ist er der Mode unterworfen. Selten wird aber der Stutzer auf der Promenade oder die geschmückte Dame des Ballsaales und der Salons an den weiten Weg denken, dessen es bedarf, um aus dem Felle eines Zickleins oder Schafes einen Handschuh zu machen, an die zahlreichen fleißigen Hände, die dazu in Bewegung gesetzt werden müssen, und noch weniger daran, daß der elegante Handschnh einst das Fell eines Thieres bildete, das auf den Gebirgen Südamerikas, auf der Sierra Nevada in Spanien, auf den Felsen Italiens und Siciliens oder auch auf dem klassischen Boden Griechenlands umhersprang. Es wird schwer zu bestimmen sein, welche Zahlen dabei eine Rolle spielen, aber man wird sich annähernd einen Begriff von ihrer Höhe machen können, wenn man sich vergegenwärtigt, daß im Durchschnitt das Fell eines Thieres für ein Paar Handschuhe ausreicht, und daß eine Fabrik wie die in Rede stehende, die, wenn sie auch zu den bedeutenderen gehört, doch eine Anzahl ebenbürtiger Betriebe in Deutschland neben sich hat, in runder Summe wöchentlich tausend Dutzend Handschuhe fertigt.

Das Abschleifen oder Dollieren.

Es wird deshalb dem Leser nicht unwillkommen sein, eine kurze Wanderung durch die Werkstätten zu thun, in denen die Handschuhe gefertigt werden. Das erste, was mit den rohen Fellen vorgenommen wird, ist das Einlegen in die sogenannten Aescher, grubenartige Behälter, in welchen die Felle, dicht aufeinander gepackt und dicht bestrichen mit einer zersetzenden Masse, so weit gelockert und erweicht werden, daß sich die Wolle bezw. die Haare mit einem Schabemesser leicht entfernen lassen. Das so gereinigte Fell wird dann nach einer gründlichen Wäsche nochmals einem länger dauernden Erweichungsprozesse unterworfen, bei welchem erhebliche Massen von Eiweiß dazu dienen, die Dehnbarkeit und Geschmeidigkeit des Leders zu erhöhen. Eine nochmalige gründliche Behandlung mit dem Schabemesser schließt sich daran, wobei zugleich alle übermässigen und unbrauchbaren Theile des Felles entfernt werden. Darauf folgt das Trocknen; die Felle werden im Sommer in luftigen und im Winter in stark geheizten Räumen aufgehängt, in welchen durch eine Windmaschine, einen sogenannten Exhaustor, stets eine starke Luftbewegung unterhalten wird. Je schneller ein Fell trocknet, je weniger ist es von Zersetzung bedroht. Ist es brettartig trocken, so wird es durch Maschinen unter Zusatz von Kleie weich gerieben und dann einer gewaltigen Streckung durch die Hand auf dem Stollpfahl unterzogen. Aus der rauhen Haut ist nun ein weiches, weißes und leicht dehnbares Leder geworden, das aus der Gerberei in die Färberei wandern kann, vorausgesetzt, daß es nicht ganz flecken- und tadellos ist. Denn solche Felle werden zu weißen Handschuhen verarbeitet.

Hat schon bei dem Gerben der Felle die Chemie eine wichtige Rolle gespielt, so ist das noch in weit höherem Maße bei der Färberei der Fall. Die Herstellung der Farben, ihre Zusammensetzung, die Frage, ob für die verschiedenen Töne kräftigere oder leichtere, ob natürliche Saftfarben oder chemisch bereitete zu verwenden sind, das alles erfordert gründliche Kenntnisse, und der Leiter der Färberei gehört zu den wichtigsten Personen bei der Handschuhfabrikation.

Das eigentliche Färben geschieht theilweise an Tischen mit der Hand unter Zuhilfenahme von Bürsten, oder aber auf kreisenden Platten, auf welchen die durch die Maschine selbst zugeleitete Farbe durch die schnelle [437] Drehung gleichmäßig vertheilt wird. Wie nach dem Gerben so ist auch nach dem Färben ein schnelles und gründliches Trocknen Hauptbedingung, und ebenso schließt sich auch hier ein ausgiebiges Recken und Strecken auf dem Stollpfahl an.

Eine Nätherin liefert Arbeit ab.

Damit sind indessen die Vorbereitungen für die eigentliche Herstellung des Handschuhes noch nicht vollendet, das Fell bedarf noch eines sorgfältigen Abschleifens der faserigen Innenseite, des sogenannten „Dollierens“.

In früheren Zeiten – und in kleineren Geschäften ist es wohl heute noch so – geschah das Schleifen durch Handarbeit mit einem sogenannten Dolliermesser; die Neuzeit nimmt aber hierfür die Dampfkraft in Anspruch. Auf breiten mit Schmirgelleder besetzten Radscheiben, die sich aufs schnellste drehen, werden die Felle abgeschliffen, eine Verrichtung, die namentlich in größeren Arbeitssälen einen gewaltigen Lederstaub emporwirbeln läßt.

Nunmehr wandert das Fell in die Arbeitssäle der eigentlichen Handschuhmacher, um zum Handschuh verarbeitet zu werden. Es ist das an sich keine schwere und angreifende Arbeit, aber sie erfordert doch viel Geschick und einen sicheren Blick bei der Behandlung und Eintheilung des Leders. Der eigentliche Schnitt wird auf einer kleinen Schneidemaschine gemacht, die aus Messern besteht, welche ganz der Fingerlage entsprechen; nur die Zwischentheile werden mit der Schere geschnitten. – Das Zusammennähen der Handschuhe ist nun eine Aufgabe, die ausschließlich dem weiblichen Geschlecht zufällt, und zwar handelt es sich im wesentlichen um Hausindustrie, die, wie schon erwähnt, vielfach Leute in ärmeren Gebirgsgegenden beschäftigt. Die Arbeit wird durchweg auf Nähmaschinen besorgt, die namentlich für die Herstellung der Verzierungen auf der oberen Handfläche sehr verwickelter Art sind.

Den Schluß der Thätigkeit an dem Handschuh bildet das Zurechtlegen und Glätten oder, wie man es in der Kunstsprache nennt, das „Dressieren“, das Knöpfeannähen und das saubere Verpacken. Auch zu dem letztgenannten Geschäfte bedarf es sehr geschickter Hände, wenn das Ansehen und die Verkäuflichkeit der Ware nicht beeinträchtigt werden soll.

In unserem vaterländischen Gewerbswesen spielt die Handschuhfabrikation eine bedeutende Rolle.

Trotz hoher Zölle bringt sie doch Millionen aus dem Auslande, namentlich aus England und Amerika, nach Deutschland, vielen Tausenden gewährt sie ein auskömmliches Brot. Und dafür schuldet das Vaterland auch jenem schlichten Manne Dank, der einst den Muth besaß, seinen Landsleuten diese neue Bahn zu Arbeit und Verdienst zu öffnen.