Der Graf und die Nonne
Langsam. | Mündlich, aus der Gegend um Schwäbisch-Hall. 1791. |
und sah wol über den Rhein;
ein Schifflein sah ich fahren, :|:
der Ritter waren drei. :|:
das war ein Grafensohn;
hätt mir die Eh versprochen,
so jung als er noch war.
ein Ring von Gold so roth:
„Nimm hin, du Hübsche, du Feine,
du Herzallerliebste meine,
trag ihn nach meinem Tod!“
wenn ichs nicht tragen darf?‘‘‘ –
„Ei sag, du habsts gefunden
draußen im grünen Gras!“
steht mir gar übel an;
viel lieber will ich sprechen,
der jung Graf wär mein Mann.‘‘‘
wärst nur ein wenig reich;
fürwahr, ich wollt dich nehmen,
sähn wir einander gleich!“
aller Ehren bin ich voll:
meine Ehr will ich behalten,
bis daß meins Gleichen kommt.‘‘‘
was fängst du darnach an?“ –
‚‚‚Darnach geh ich ins Kloster,
zu werden eine Nonn.‘‘‘
dem Grafen träumts gar schwer,
als ob sein herzallerliebster Schatz
ins Kloster zogen wär.
sattel mir und dir ein Pferd!
wir beide wolln reiten über Berg u. Thal,
das Mädel ist Alles werth!“
gar höflich klopften sie an:
„Komm raus, du Hübsche, du Feine,
du Herzallerliebste meine,
komm nur ein wenig raus!“
hab ich ein kurzes Haar:
meine Haar sind abgeschnitten,
jetzt kriegst mich nimmermehr!‘‘‘ –
die trachten nach großem Gut!
Sie hätten als gern schöne Weiber,
sind aber nicht reich genug.
13. In der Gegend von Frankfurt a. M. auch so: Ihr Jungfern und Junggesellen, freit nicht nach Geld und Gut! freit euch ein wackers Bürschchen (Mädel), wies euch gefallen thut. – 13, 3. als, allzeit, immer.