Der Jüngling
Ein Jüngling, welcher viel von einer Stadt gehört,
In der der Segen wohnen sollte,
Entschloß sich, daß er da sich niederlassen wollte.
Dort, sprach er oft, sey dir dein Glück beschert!
Die liebe Stadt auf einem Berge liegen.
Gottlob! fieng unser Jüngling an,
Daß ich die Stadt schon sehen kann;
Allein der Berg ist steil. O! wär er schon erstiegen!
Die größte Menge schöner Früchte
Fiel unserm Jüngling ins Gesichte.
O! dacht er, weil ich doch sehr lange steigen muß:
So will ich, meinen Durst zu stillen,
Er aß, und fand die Frucht vortrefflich vom Geschmack,
Und füllte seinen Reisesack.
Er stieg den Berg hinan, und fiel den Augenblick
Beladen in das Thal zurück.
Der Weg zu uns ist nicht so leicht zu gehen.
Der Berg ist steil, und mühsam jeder Schritt,
Und du nimmst dir noch eine Bürde mit?
Vergiß das Obst, das du zu dir genommen,
Denn unser Glück verdienet sie.
Er stieg und sah empor, wie weit er steigen müßte.
Ach Himmel! ach! es war noch weit.
Von seiner Frucht, damit er sich die Müh versüßte.
Er sah bald in das Thal, und bald den Berg hinan;
Hier traf er Schwierigkeit und dort Vergnügen an.
Er sinnt. Ja, ja, er mag es überlegen.
Nein, sprach sein Herz, kehr in das Thal zurück;
Du steigst sonst über dein Vermögen.
Ruh etwas aus, und iß dich satt,
Und warte, bis dein Fuß die rechten Kräfte hat!
Entschloß sich oft zu gehn, und schien sich stets zu matt.
Das erste Hinderniß galt auch die andernmale:
Kurz, er vergaß sein Glück, und kam nie in die Stadt.
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Dem Jüngling gleichen viele Christen.
Und sehn darauf nach ihren Lüsten,
Und nehmen ihre Lüste mit.
Beschwert mit diesen Hindernissen,
Weicht bald ihr träger Geist zurück;
Vergessen sie die Müh um ein unendlich Glück.