Der Jesuitismus und die Freimaurerei
[624] Der Jesuitismus und die Freimaurerei. Die ultramontanen Blätter in Baden, Baiern, Oesterreich, Preußen etc. scheinen Ordre zu haben, gegen den Freimaurerbund vorzugehen; sie überbieten sich allerwärts in den heftigsten Angriffen, den gehässigsten Ausfällen und den ungeheuerlichsten Anschuldigungen, denen gegenüber die päpstlichsten Bullen und die Angriffe des Bischofs Ketteler wie Schmeichelei klingen. Das „Linzer Volksblatt“ z. B. nennt den Freimaurerbund „einen höchst gefährlichen Spitzbubenbund zum gegenseitigen Schutze für Verbrecher“. Dieser Feldzugsplan der Jesuiten wird in Scene gesetzt in demselben Augenblick, wo die innere Reform des Bundes und die Hebung des Logenwesens einen ungestörten und stetigen Fortgang nimmt, wo in Ungarn die Freimaurerei sich des unerwartetsten Fortschreitens und rascher Ausbreitung erfreut, wo in Deutschland ein deutscher Großlogenbund unter dem Protectorate des Kaisers in der Gestaltung begriffen ist und an den bisherigen Hauptsitzen des Ultramontanismus, Augsburg, München, Bamberg, Würzburg, neue Logen eröffnet werden. Die Großloge von Italien hat bereits vor einigen Monaten ihren Sitz nach Rom verlegt, und nächstens wird eine italienische allgemeine Maurerversammlung unmittelbar unter den Augen des Unfehlbaren tagen.
Das sind allerdings bittere Pillen, welche ein jesuitischer Magen nur schwer verdauen kann! Dem Feldzuge der Ultramontanen gegenüber ist es erfreulich constatiren zu können, daß die gesammte liberale Presse, welche natürlich „in den Händen der Freimaurer ist und von geheimen Obern planmäßig geleitet wird“, tactvoll und gerecht genug ist, die Sache der Freiheit, der Sittlichkeit und der Humanität in Schutz zu nehmen. Dabei halten wir es aber freilich für passend, ausdrücklich zu bemerken, daß in der Redaction der Gartenlaube kein Mitglied derselben Freimaurer ist.