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Der Kaisersoldat

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Textdaten
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Autor: Albert Traeger
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Titel: Der Kaisersoldat
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 17, S. 268–269
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1864
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[269]

[268]
Der Kaisersoldat.


Die Alpe ragt schweigend hinauf in die Nacht,
In der Hütte unten das Leben noch wacht,
Es knistert und sprüht der Feuerbrand,
Die Dirnen spinnen mit emsiger Hand.
Nur Eine säumt das schneeige Linnen
In traumverlor’nem bräutlichem Sinnen;
Der Alte in grauem Haar und Bart
Schnitzt ein Gebilde kunstfert’ger Art,
An seinen Händen, an seinem Munde
Hängt staunend und lachend der Kinder Runde.
Dazwischen ertönt der Cither-Klang,
Bald fröhlich rauschend, bald schwermuthbang.
Da schleicht die Mutter still aus dem Kreis
Hinweg an’s Fenster und betet leis
Für einen so Lieben und, ach! so Fernen
Hinauf zu den ewigen funkelnden Sternen.
Da schwellt und hebt es den Busen der Braut,
Und Tropfen auf Tropfen hernieder thaut;
Da funkelt des Alten Auge voll Glanz,
Vom treuen Hofer, vom Kaiser Franz
Anstimmt er markig die heimische Weise,
Doch leiser wird sie, und leise, leise
Erstirbt sie in Thränen und Schluchzen wohl –
Ade, mein treues Land Tirol!
Ade, mein Land Tirol!“.

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Das nordische Ufer umbrandet die See,
Im hellen Rock auf dem hellen Schnee
Liegt hart gebettet der Alpe Sohn,
Die Nacht und der Tod umhüllen ihn schon.
Ihm riß das tückische dänische Blei
Des Kaisers Rock und das Herz entzwei,
Und Keiner ist, der Kunde ihm bringt,
Daß des Sieges Fanfare schmetternd erklingt;
Verlassen stirbt er in eisiger Ruh’,
Und Keiner drückt ihm die Augen zu.
Sein Kaiser rief ihn zum fernen Strande —
Zu Deutschlands Ehre, zu Deutschlands Schande?
Wofür er gefallen, er weiß es nicht,
Er folgte gehorsam dem Rufe der Pflicht,
Im Herzen die Ehre und nicht den Verrath,
Der tapfre, der treue Kaisersoldat.
Ein Seufzer ringt aus der Brust sich hervor,
Noch einmal schlägt er die Augen empor,
Hinauf zu den ewigen funkelnden Sternen,
Da grüßen ihn Alle, die Lieben und Fernen;
Er fühlt, wie der Mutter frommes Gebet
Mit stärkendem Segen ihn tröstend umweht;
Die Thräne der Braut thaut ihm in’s Herz
Und kühlt den brennenden tödtlichen Schmerz;
Des Vaters denkt er, da grüßt ihn leise
Die treue, die traurige heimische Weise;
Sanft sinkt er zurück — die See geht hohl —
Ade, mein treues Land Tirol!
Ade, mein Land Tirol!

Albert Traeger.