Der Kopf des Verräthers an der Nikolaipforte zu Budissin
[50]
Als im Jahre 1429 die Hussiten[2] zum ersten Male Budissin belagerten[3], spielte der Stadtschreiber Peter Prischwitz den Verräther. Er hielt es heimlich mit dem Feinde, verdarb das Pulver, gab den Belagerern Nachricht von Allem, was in der Stadt vorging, durch Schriften, welche er um Pfeile gewickelt heraus in’s Lager schoß, er versprach endlich für hundert Schock Groschen und einen Ruhegehalt von zehn Schocken den Feinden die Thore zu öffnen, wobei er sein Haus durch einen unter das Fenster eingemauerten Ziegelstein kenntlich machen wollte, damit es nicht auch ausgeplündert werden möchte. Allein die Verrätherei gelang nicht, der Sturm der Hussiten ward abgeschlagen und der Feldhauptmann Bruno von Kolditz entdeckte Alles. Prischwitz erhielt seine gerechte Strafe. Am 6. December des gedachten Jahres auf einer Kuhhaut durch die Straßen auf den Richtplatz geschleift, wurde ihm erst der Leib aufgeschnitten, das Herz herausgerissen und um das Gesicht geschlagen, darauf der Körper in vier Theile zerstückelt an die vier Hauptbasteien der Stadtseite, wo der Feind gestürmt hatte, gehängt und sein Kopf in Stein gehauen über den Thoren dieser Basteien eingemauert. Einer von diesen ist noch jetzt an der St. Nikolaipforte zu sehen.
Anmerkungen (Wikisource)
Zur Traditionsbildung siehe Richard Needon: Der Verrat des Bautzener Stadtschreibers Peter Preischwitz im Jahre 1429/30, in: Neues Archiv für Sächsische Geschichte und Altertumskunde 51 (1930), 11-19; Michael Ruske: Verrat an den Feind? Die Bekenntnisse des Peter Preischwitz (1430/31), in: Eide, Statuten und Prozesse. Ein Quellen und Lesebuch zur Stadtgeschichte von Bautzen 14.-19. Jahrhundert, hrsg. von Gerd Schwerhoff, Marion Völker, Bautzen 2002, S. 138-149 Kontext.