Der Lehrer von Mezzodur

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Textdaten
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Autor: Frank Wedekind
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Titel: Der Lehrer von Mezzodur
Untertitel:
aus: Die vier Jahreszeiten
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1905
Verlag: Albert Langen, Verlag für Litteratur und Kunst
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Erscheinungsort: München
Übersetzer:
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Originalherkunft:
Quelle: Scans dieser Ausgabe auf Commons
S. 134–135
Kurzbeschreibung:
Aus dem Zyklus Herbst.
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[134] Der Lehrer von Mezzodur

In Mezzodur war ein Lehrer,
Sigmund Zus war er genannt,
Als ein braver Mann geachtet,
In der Gegend wohlbekannt.

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Er war Gatte und auch Vater

Von drei Kindern, noch so klein;
Leider lebte er nicht glücklich,
Denn die Eh’ ward ihm zur Pein.

Ein Verdacht regt sich im Herzen,

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Seine Frau sei ungetreu,

Daß ein Andrer, nicht er selber,
Vater seiner Kinder sei.

Und von Eifersucht gepeinigt
Lebte fürder er dem Wahn;

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Als er sich betrogen glaubte,

Reifte leider rasch der Plan.

Eines Nachts zwang er die Gattin,
Daß sie ein Bekenntnis schrieb,
Das er selber ihr diktierte

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Und ihr Todesurteil blieb.


[135] Als sie drin den Vater nannte
Ihrer Kinder – ach! o Gott! –
Schoß er die drei armen Kleinen
In dem Bett mit Kugeln tot.

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Darauf hat er sie gezwungen,

Sich zu legen auf das Bett,
Hat sie dann auch umgebrungen,
Wie sie ihn auch angefleht.

Er legt’ nun selber Hand an sich

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Und endete dann fürchterlich.

Das Dienstmädchen, das zugegen war,
Mußte leuchten mit dem Licht
Und erzählt’s mit Grauen und Entsetzen
Dem Gericht.