Der Maler
[121] Der Maler.
Ein kluger Maler in Athen,
Der minder, weil man ihn bezahlte,
Als, weil er Ehre suchte, malte,
Ließ einem Kenner einst den Mars im Bilde sehn,
Der Kenner sagt ihm frey heraus,
Daß ihm das Bild nicht ganz gefallen wollte,
Und daß es, um recht schön zu seyn,
Weit minder Kunst verrathen sollte.
Der Kenner stritt mit ihm aus Gründen,
Und konnt ihn doch nicht überwinden.
Gleich trat ein junger Geck herein,
Und nahm das Bild in Augenschein.
Ihr Götter, welch ein Meisterstücke!
Ach welcher Fuß! O, wie geschickt
Sind nicht die Nägel ausgedrückt!
Mars lebt durchaus in diesem Bilde.
Ist in dem Helm, und in dem Schilde,
Und in der Rüstung angebracht!
Der Maler ward beschämt gerühret,
Und sah den Kenner kläglich an.
Ihr habt mir nicht zuviel gethan.
[122] Der junge Geck war kaum hinaus:
So strich er seinen Kriegsgott aus.
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Wenn deine Schrift dem Kenner nicht gefällt:
Doch wenn sie gar des Narren Lob erhält:
So ist es Zeit, sie auszustreichen.