Der Regensburgerhof in Wien

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Titel: Der Regensburgerhof in Wien
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aus: Die Gartenlaube, Heft 44, S. 756a
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[756 a] Der Regensburgerhof in Wien. Ein Meisterstück gotischer Architektur, der Stephansturm, ist bis zur Stunde das Wahrzeichen Wiens. Sonst ist die Kaiserstadt an der Donau nicht überreich an mittelalterlichen Bauwerken. Die Herrenschlösser und Monumentalbauten des Barocks walteten bis zur jüngsten Stadterweiterung in der Altstadt vor. Weit zurück in das 12. Jahrhundert jedoch reicht das Alter eines Gebäudes, das in seiner Anlage und Erscheinung kraftvoll das deutsche mittelalterliche Städtewesen verkörpert, der Regensburgerhof am „Lugeck“; mit Bedauern hat es daher alle Freunde von Alt-Wien erfüllt, als neuerdings der Abbruch des Bauwerks beschlossen wurde. Im Mittelpunkt des Handelsgetriebes entschwundener Jahrhunderte stehend, war dieser uralte Gebäudekomplex der Stammsitz der Regensburger Kaufleute, gleichwie der Kölnerhof dicht daneben die rheinischen Handelsniederlassungen in Wien umfaßte. Bis vor seiner letzten Restaurierung befand sich als Wahrzeichen auf seiner Front ein Bild der Stadt Regensburg mit dem Knüttelvers:

„Mich Regensburg bewahr allezeit
Die allerheiligste Dreifaltigkeit.“

Der Regensburgerhof in Wien.

Länger als das Gemälde erhielten sich zwei große Steinfiguren unterhalb der beiden Erker, rechts ein Weib, links ein Mann, beide mit vorgebeugtem Körper ausschauend, „lugend“: der Sage nach ein Bürgerpaar, das nach einem verlorenen Sohn ausblickt. Angeblich diesen trostlosen Eltern zu Ehren hat der Volksmund den Platz in „Lugeck“ umgetauft, in Wahrheit liegt nur Sprachverderbnis von „Laubeneck“ vor. Der Regensburgerhof hat große Feste erlebt; hier bewirtete in den bewegten Zeiten des 15. Jahrhunderts der begüterte Bürger Niklas Teschler als Besitzer dieses stolzen Hauswesens Kaiser Friedrich III. und den Ungarnkönig Matthias Corvinus. Hier befand sich auch das erste Wiener Pfandleih- oder Fragamt, 1707 von Kaiser Joseph I. gegründet, um gewissenlosem Wucher zu begegnen. Von all diesen für Wiens Handel und Wandel wichtigen Ereignissen hat der Regensburgerhof, baulich oft verändert, nur bescheidene Erinnerungen in die Gegenwart gerettet; das Zentrum des Wiener Geschäftsverkehrs befindet sich längst nicht mehr im „Lugeck“, das kaiserliche „Versatzamt“ ist unter Kaiser Joseph in die Räume des früheren Klosters in der Dorotheagasse verlegt worden. Dennoch galt der gemütliche Regensburgerhof bis heute als Sinnbild altwienerischer Häuslichkeit. Und als ein findiger Baumeister vor ein paar Jahren in der Wiener Theater- und Kunstausstellung ein Stück „Alt-Wien“ im Prater neu aufleben ließ, wies er einen Ehrenplatz einem „vernewerten“ Regensburgerhof zu, in dem sich gelegentlich seines damaligen Besuches in Wien auch Fürst Bismarck eine Weile wohlgefiel.