Der Ritter und das Mägdlein
Mäßig. | Aus dem Brandenburgischen, aus Sachsen, Schlesien, Hessen-Darmstadt etc. |
Mäßig bewegt. | Aus der Gegend von Liegnitz. |
Mäßig bewegt. | Aus dem Brandenburgischen. (Oranienburg.) |
sie spielten alle beide,
da fieng sie an zu weinen.
dein Ehr will ich dir bezahlen,
dazu dreihundert Thaler.“
ich will den Herren selber;
so geh ich zu meiner Frau Mutter.‘‘‘
wol an die lange Brücke,
die that ihr freundlich winken.
wie ist es dir ergangen,
und hinten viel zu lange?““
das darf ich dir wol sagen:
ein Kindlein muß ich tragen.‘‘‘
und führt sie gleich zu Tische;
dazu gebackne Fische.
ich kann nicht essen noch trinken;
daß ich darin kann liegen!‘‘‘
dem Ritter träumts gar schwere,
im Kindbett gestorben wäre.
sattel mir und dir zwei Pferde!
bis wir den Traum erfahren.“
hörten sie ein Glöcklein lauten:
was mag doch dies bedeuten?“
wol vor die hohen Thore,
auf einer Todtenbahre.
die Leiche will ich beschauen;
mit ihrn schwarzbraunen Augen.“
und sah ihr unter die Augen:
und hasts nicht wollen glauben!“
und schaut ihr auf die Hände:
nun aber hats ein Ende!“
und schaut ihr auf die Füße:
nun aber schläfst du süße!“
und stach sich in sein Herze:
so will ich leiden Schmerzen!
wol zwischen Stein und Mauern,
in meinen Armen verfaulen!“
begrub sie unter die Linden.
da wuchsen heraus zwei Lilien.
1. u. 2. Es spielt ein Ritter (Graf) mit einer Dam (so fast alle Texte), sie spielten eine lange Weile, und als der helle Morgen ankam (und als sie genug gespielet hattn), das Mägdlein fieng an zu weinen. – 3, 2. ich will dir Alles bezahlen, – 4. Ich will dir geben den Reitersknecht, dazu fünfhundert Reichsthaler. – 5. u. 6. Den Reitersknecht den mag ich nicht, will lieber den Herren selber; krieg ich den Herren selber nicht, so klag ichs meiner Frau Mutter. – 6a. In Freuden bin ich von ihr gegangen, in Trauern kehr ich wieder (will ich sie suchen). – 7. u. 8. Und da sie vor die Stadt Regensburg kam, wol unter (vor) die hohen Thore (wol in die enge Gasse), da sah sie ihre Frau Mutter da stehn bei Fürsten (Rittern) und bei Grafen (und Markgrafen). – 9. u. 10. Grüß dich Gott, grüß dich Gott, liebs Töchterlein! wie ist dirs denn ergangen? von vorn ist dir dein Rock so kurz (klein), von hinten thut er hangen (daß dir dein Röcklein vorn so hoch, und hinten thut niedrig hangen! – 11. u. 12. Ach Mutter, liebe Mutter mein, das darf ich dir nicht sagen! ich hab mit einem Edelherrn (jungen Grafen) gespielt; der Schelm hat mich betrogen! – 12a. Hast du mit einem Edelherrn gespielt, du brauchst es Niemand zsagen. Wenn du dein Kindlein zur Welt gebierst, in Rheinstrom wollen wirs tragen. – 12b. Ach nein, ach nein, liebe Mutter mein, das wolln wir lassen bleiben! wenn ich das Kind zur Welt gebier, dem Vater will ichs zuschreiben. (Ach Mutter, liebe Mutter mein, das wär uns eine Schande! Wenn das der junge Markgraf erfährt, der jagt uns aus dem Lande!) – 15. u. 16. Ach Mutter, Herzensmutter mein, bett mir in einer finstern (dunkeln) Kammer, da will ich mich nun legen ein, beweinen meinen Jammer! (da will ich vollbringen meine Zeit mit Weinen und mit Jammer!) - Ach Mutter, liebste Mutter mein, schafft (gebt) mir ein finstre Kammer, da ich kann weinen Tag und Nacht mein Elend und mein Jammer. – Ach Mutter, liebste Mutter mein, mach mir ein Bett von Seiden, machs mir fein lang, machs mir fein schwank; den Tod will ich drauf leiden! – 16a. Und als es um die Mitternacht kam, das Mädel sank an die Wände (da klopft sie an die Wände), sie ruft ihrem Vater und Mütterlein und nahm ein seligs Ende. – 17. Und als es um den Morgen kam, dem Ritter träumts gar schwere. – 20, 2. bis wir die Post erfahren. – 20a. Und als sie kamen den halben Weg, das Pferd fieng an zu wanken. „Ach großer Gott vom Himmel drobn (Himmelsthron)! wie schwer sind meine Gedanken!“ – 21. Und als sie zu der Heid nein kamen, da kam ein Schäfer getrieben. „Gott grüß euch, Schäfer hübsch und fein! für wen gehn die Glocken so schöne?“ ‚‚‚Es ist gestorben eine Rittersbraut; sie läuten ihr zur Seele.‘‘‘ – 22a. Und als sie zu dem Kirchhof kamn, da grub der Gräber die Grube. „Gott grüß euch, Gräber hübsch und fein! für wen grabt ihr die Grube?“ ‚‚‚Es ist gestorben eine Rittersbraut; hier drinnen soll sie ruhen.‘‘‘ – 25. u. 26. Setzt nieder, setzt nieder, ihr Träger mein! ich muß mein Lieb noch schauen! ich seh sie heut zum letzten Mal mit ihren schwarzbraunen Augen. – 28. Du hast einmal solln meine werdn, hasts aber nicht wolln glauben! – Du hast mich einmal treu geliebt, habs aber nicht wolln glauben! – Nehmt ab, nehmt ab das Kränzelein und setzt ihr auf die Haube! – 28a. Er deckt ihr auf das Leichentuch und sah ihr zu dem Herzen: „So will ich nun und nimmermehr mit keinem Mädel mehr scherzen!“ – 32. So will ich nun und nimmermehr von keinem Schatz mehr wissen! (kein schwarzbrauns Mädel mehr küssen!) – 34. Hast du gelitten große Pein, will ich jetzt leiden Schmerzen! – Hab ich dir geben Angst und Pein, so will ich leiden Schmerzen! – 34a. O nein, o nein, edler Herre fein, das sollst du lassen bleiben! es hat schon manches liebe Paar von einander müssen scheiden. – 35. u. 36. Nun grabet mir ein Gräbelein wol zwischen zwei hohen Mauern, so will ich mich nun legen [85] ein und will darunter verfaulen! – Grabt zu, grabt zu, ihr Gräber mein, wol zwischen Stein und Mauern! legt mich zu meiner Herzliebsten ein, wir wollen mitsammen verfaulen! – 36. Man legt den Ritter zu ihr in Sarg, verscharrt sie wol unter die Linden; da wuchsen nach drei Vierteljahrn aus ihrem Grab drei Lilien. – 38. Es dauert (stunde) kaum drei Vierteljahr, da wuchsen herauf zwei Lilien; – 38a. Auf den Blättern stands geschrieben dar: sie sind Beide bei Gott gebliebn.