Der Schäfermarkt in Markgröningen
Wenn es wahr ist, daß sich in den Festen eines Volks der Charakter desselben ziemlich treu abspiegelt, so dürfte es nicht ohne Interesse sein, in dem Folgenden ein Volksfest gezeichnet zu sehen, das schon durch sein uraltes Bestehen der Beachtung verdient: wir meinen das Schäferfest oder den Schäfermarkt in Markgröningen.
Dieses Städtchen, recht eigentlich im Herzen Schwabens gelegen, vier Stunden von Stuttgart entfernt, rühmt sich eines sehr hohen Alters. Wiesen doch die Vorsteher desselben, als sie im Jahre 1720 die herzogliche Regierung um Belassung eines Special-Superintendenten baten, darauf hin, daß es „die älteste Stadt in ganz Schwaben und vermöge alter Documente 2900 Jahr nach Erschaffung der Welt, also 1000 Jahre vor Christi Geburt erbaut worden sei.“ Beschleichen uns bei dieser Angabe auch einige Zweifel, so möchte doch erwähnenswert sein, daß Attila, der wilden Hunnen König, das Städtchen um’s Jahr 450 nach Chr. zerstört, dagegen Chlodwig, der König der Franken, es wieder aufgebaut haben soll. Ueberdies soll es von Karl dem Großen im Jahr 810 zu einer Grafschaft erhoben, mit großen Vorrechten begabt und mit einem Adler im Wappen versehen worden sein. Jedenfalls ist aber als geschichtliches Datum das zu verbürgen, daß unser Gröningen, wie es damals hieß, seit 1322 im Besitz der Reichssturmfahne war, so wie daß es 1333 an Würtemberg kam.
Lassen wir die weiteren geschichtlichen Notizen bei Seite und gehen wir zur Hauptsache, zum Schäfermarkte des Städtchens über. Seit undenklichen Zeiten ist Markgröningen durch dieses Volksfest berühmt. Zu demselben gehörte ein Markt, die Kirchweihe und das Zunftfest der Schäfer sammt dem Hammellauf. Ueber den Ursprung des Gesammtfestes giebt uns die Sage Aufschluß. „Es war einmal“ – so erzählt sie – „ein Graf zu Gröningen, der hatte einen Schafknecht mit Namen Bartholomäus. Dieser Knecht ward berüchtigt vor seinem Herrn, daß er Schafe aus der Heerde verkaufe und das Geld für sich behalte. Das verdroß den Grafen sehr. Seinen Bartle (Bartholomäus) hatte er bisher immer treu erfunden und konnte fast nicht glauben, was man von ihm sagte. Um der Wahrheit auf die Spur zu kommen, reiste der Graf weit über Land. Endlich kehrte er, als Metzger verkleidet, wieder zurück. Er ging nun hinaus auf’s Feld zu seinem Bartle. Da wollte er sehen, ob er von ihm Schafe bekäme. Er bot und schmeichelte und bot viel Geld dar. Doch vergebens! Endlich griff er nach einem Stück der Heerde. Da ergrimmte der Knecht und schlug den frechen Metzger. Jetzt gab sich der Graf [342] zu erkennen, lobte den treuen Diener, schenkte ihm einen Hammel und befahl, daß an dem Tage Bartholomäi, dem Namenstage des Knechts, die Schäfer alljährlich ein Fest der Freude und des Andenkens an diese That feiern sollten.“
So wenig diese Sage geschichtlichen Grund hat, so sehr zeigt sie, daß der Ursprung des Festes, das sich vorzugsweise auf die Schäfer und die mit ihnen sonst zusammengerechneten Metzger bezieht, sich in das graueste Alterthum verliert. Der Tag des Festes ist zugleich der Tag der Kirchweihe der Stadt; denn die Kirche war schon 1277 erbaut und dem heil. Bartholomäus gewidmet. Es dürfte aus diesem Umstande sich ergeben, daß schon zur Zeit der Hohenstaufen, die ohnehin dem Gedeihen der Volksfeste in Schwaben jeden Vorschub leisteten, dieses Schäferfest gefeiert wurde. Die erste geschichtliche Spur findet sich übrigens in einer Rechnung des Spitals der Stadt vom Jahr 1443–44, in welcher erwähnt ist, daß der Meister den Conventbrüdern, Knechten und Mägden an Bartholomäi gekauft habe „Seckel, Messer und Nestel.“[1] Als begünstigende Momente zur Ausbildung des Festes dienten der frühe Wohlstand der Stadt, die große Markung, die bei dem vormals sparsameren Anbau reiches Weideland für zahlreiche Heerden bot, wodurch die Gründung eines Sitzes der Schäferzunft sich von selbst ergab, die Anordnung eines Woll- und Schafmarktes und endlich das Wett- und Preislaufen als Spiel der Erwachsenen, der Söhne und Töchter der Schäfer. Wie besucht und bedeutend aber dieses Fest war, möge uns ein Straßburger Gelehrter, Lorenz Fries, darthun. In seinem Buch „von Beschreibung der Meercharten, gedruckt im Jahr 1525“ sagt derselbe: „Allda (nämlich zu Gröningen, das liegt in Schwaben) ist auf nächsten Tag nach St. Bartholomäi ein freier Markt, und auf einen Tag kommt wohl so viel Volks dar, als auf einen Tag gen Frankfurt.“ Um also ein Bild zu geben, muß sich Fries auf einen Tag der berühmten Frankfurter Messe beziehen. Nahmen doch die Herren des würtembergischen Landes und die Mitglieder des würtembergischen Hauses selbst daran Theil! Hatten sie doch nichts in ihrem Lande, das sich hätte mit diesem Feste vergleichen lassen! Und im Verlaufe der Zeit bis zum Anfang dieses Jahrhunderts fehlte es nie an Gästen aus der Mitte des geliebten Regentenhauses. Besondere Aufmerksamkeit richtete Herzog Eberhard III. nach dem dreißigjährigen Krieg auf den Schäfertag und die Schäferzunft. Neben andern Handwerksordnungen gab dieser Fürst eine erneuerte Schäferordnung (21. August 1651) und unterschrieb eigenhändig den pergamentenen Brief, der sie enthält.
Jung und Alt rührt sich schon tagelang, würdig sich vorzubereiten auf die freudigen Stunden des heiligen Bartholomäus. Vornehme und Geringe, Vermögliche und Dürftige scheuen kein Opfer der Gastfreundschaft; gilt es doch die Ehre der Stadt! Rauchsäulen steigen empor, und um die Häuser verbreiten sich Düfte, geeignet, das Herannahen von außergewöhnlichen Freuden zu verkündigen. Auf öffentlichen Plätzen, in den Straßen deuten Zurüstungen auf einen Markttag. Schäfer und Schäferinnen ziehen allmählich in’s Städtchen; es zeigen sich schon die bestellten Pfeifer der Schäferzunft; schon erblickt man den Dudelsack, die Querpfeife. Auch entferntere Gäste finden sich ein. Freundliche Blicke winken dem Fremden den Gruß zu. Lockende Töne aus einzelnen Schalmeien dringen an’s Ohr. Dort in friedlicher Herberge tanzen nur Etliche sittsam ein Tänzchen zur Uebung. Horch, es klingt ein Ständchen von Schäfern, den „Herren“ gebracht, herüber. Nacht ist’s geworden; der Vorabend des Festes ist da! Und zum Nachtgruß wirbeln die Trommeln und tönen die Pfeifen der Stadtwache durch alle Straßen des Städtchens. Und den erhabenen Schluß bildet das Schreien freudig nacheilender Gassenjungen! Aber wenn auch der Lärm aus Gassen und Plätzen verstummt ist, in den Häusern ist’s doch noch nicht stille geworden; nicht will der Schlaf die ermüdeten Augen schließen. Naht doch ein Morgen voll Lust!
Und siehe da, kaum graut der Tag, der ersehnte, so erhebt sich aus’s Neue Geräusch, denn die Stunde der Freude, schlüge sie jemals zu früh? Pfeife und Trommel der Stadtwache künden geräuschvoll sie an; mit Tagesanbruch beginnt sie den Umzug. Ueberall Rührigkeit, überall emsiges Treiben! Die Schäferobermeister ziehen mit Musik und mit fliegender Fahne vor die Stadtschreiberei, um ihren Obmann, den Stadtschreiber und die Lade der Zunft[2] auf das Rathhaus abzuholen. Dort wird die Fahne aufgesteckt; sie flattert gegen den Marktplatz hin. Geschäft und Freude beginnen zumal. In der großen Rathsstube geht das Ein- und Ausschreiben der Schäferjungen, das Einsammeln des Leggeldes bei Meistern und Knechten, die Austheilung der Nestel und Bänder an sie und dergleichen vor sich. In der geräumigen Hausflur tanzt die junge Schäferwelt unter aufregenden Hoffnungen des Tages beim hüpfenden Ton der Schalmeien. Die Zahl der Fremden wächst mit jeder Stunde. In allen Straßen, in allen Häusern giebt es, je nach Stand, Bildung und Bekanntschaft, Gruß und Kuß, Händedruck und Bückling. Der Krämer legt ohne Säumniß seine Waaren zur Schau; Handwerker um Handwerker ordnet, was seiner Hände Fleiß hervorgebracht, und auch der, „welcher die Einfalt durch tausend Künste und durch der Worte Schwall zu berücken pflegt, setzt sich in seine vielversprechende Stellung.“ Auf einmal ertönt das Geläute der Glocken, sie rufen zur Kirche Einheimische, Fremde. Ein langer, langer Zug schwebt die breite Treppe des Rathhauses herunter; beschaut von einer Menge Neugieriger, ordnet und vervollständigt er sich unten mehr und mehr. Die Spitze des Zuges bilden die Ladenpfeifer und Schäfer, mit ihren Schalmeien und Querpfeifen den Schäfermarsch blasend.[3] Nach ihnen kommt der erste Zug der Stadtwache, dann folgt die fliegende Fahne, getragen von dem Stadtschäfer Gröningens und umgeben von Obermeistern, die an ihrem Schäferstabe silberne Schippen haben. An diese reihen sich der Oberamtmann, der Stadtschultheiß, die Vorsteher der Schäferzunft und Andere. Den Schluß des Ganzen macht der zweite Zug der Stadtwache. Feierliche Festmusik empfängt die in die Kirche Eintretenden. Nach Absingung einiger Liederverse besteigt der Diaconus die Kanzel und hält eine Predigt dem Feste angemessen, die theils aufmerksam, theils voll Zerstreuung hingenommen wird, jedenfalls aber baldigst endigen muß, wenn nicht Murren über das säumige Amen vernommen werden soll. Hastig drängt sich die Menge durch die Kirchthüren hinaus und rennt spornstreichs davon, um bei dem nunmehr beginnenden Hammellauf einen günstigen Standort zu erhalten. Vornehme eilen in ihren Wagen hinaus.
Endlich ziehen die „Herren“ und Schäfer in demselben Zuge, wie sie gekommen waren, auf das Rathhaus zurück. Dort wird die oben berührte Schäferordnung verlesen; dort werden die Preise, welche nach dem Laufe ausgetheilt werden sollen und die in allerlei Kleidungsstücken bestehen, an die Schippen der Obermeister gebunden; dort wird an der Rathhaustreppe der mit Bändern und Blumen geschmückte Hammel in den Zug aufgenommen. Dieser Hammel wird von dem Stadtschäfer geführt und nach der Musik eingereiht. Ihm schließen sich an die fröhlichen Burschen und Mädchen, welche den sogenannten Sprung wagen. Der Oberamtmann, der Stadtschultheiß und Andere folgen, begleitet von stattlichen Reitern. Von Zuschauern dicht umgeben, bewegt sich der Zug auf den Festplatz. Auf einem Stoppelfeld ist die 300 Schritte lange Rennbahn hergerichtet. An dem einen Ende stellen sich die Springenden auf; am andern befinden sich die Kampfrichter. Auf beiden Seiten der Bahn wartet eine zahllose Menschenmenge, sei’s zu ebener Erde, sei’s auf Gerüsten und Wagen, sei’s hoch zu Roß, bis das Zeichen zum Wettlaufe gegeben wird. Endlich flattert das weiße Tuch. Barfüßig, die spitzigen Stoppeln nicht scheuend, kommen auf Sturmesflügeln die Burschen herbei. Gleiches Schauspiel bei den Mädchen. Zurufe der schauenden Menge feuern die Kämpfenden an. Aber es geht nicht ganz ohne Neid und Schabernack ab. Da giebt eine Dirne einer andern einen „gelinden“ Puff in die Seite, der ihr den Athem auf einen Augenblick nimmt; dort stößt eine an der andern an und Beide kommen zu Fall. Schnell richten sie sich auf und verbergen sich eben so schnell in die Zuschauermenge. Wieder verliert eine Dirne das Gleichgewicht, fällt zu Boden, rafft sich aber rasch wieder auf und humpelt den schadenfroh Vorübereilenden mit Mühe nach. Aber schon hat eine Glückliche keuchend den Fuß der Tribüne erreicht und schaut sich nach dem nächsten besten Sitze um, stolz und triumphirend um sich blickend, da ihr der Sieg ja geworden. Am Ende der Laufbahn liegen die Kampfpreise vor den Kampfrichtern.
[343] Der Wettlauf ist endlich vorüber. Der Richter Urtheil verkündet den Lauschenden nunmehr die Sieger und Siegerinnen. Der Jüngling und das Mädchen, die für die besten Springer erklärt sind, bilden das siegende Paar und werden mit schweren, glänzenden, roth unterfütterten Kronen aus Messing gekrönt. Von Mund zu Mund wird ihr Name getragen; die strahlenden Blicke verkünden den Zuschauern, wessen die Herzen nun voll. Den sie gewonnen, den Hammel, nehmen sie in ihre Mitte. Im Triumphe, begleitet von ihren Kampfgenossen, ziehen sie unter dem schrillen Getön der Pfeifen und Schalmeien vom Wahlplatze fort. Man kommt vor dem Rathhause an, dort wird Halt gemacht. Sämmtliche Schäfer und Schäferinnen, die sich am Sprunge betheiligten, tanzen daselbst einen Ehrentanz. In der Mitte des Kreises steht der Zahlmeister und wirft Nestel unter die Tanzenden, die sie zu erhaschen suchen. Doch nicht blos die Schäfermädchen drehen sich im Tanze, auch aus den umstehenden Fräulein und Jungfern holt sich der jubelnde Schäfer die Tänzerin; keine dürft’ es verschmähen, mit dem Hirtenkind einen lustigen Walzer zu wagen.
Nun ist’s Mittag geworden. Stiller wird’s auf den Straßen. Um so geschäftiger regen beim Mahl sich die Hände. Freundschaft und Liebe würzen gar seltsam die Arbeit des Mundes. Wenn im Gedränge sich kaum die Blicke begegneten: siehe, jetzt wirket das Wort, das lebendige, kosend und flüsternd und schäkernd – in allen Gestalten. Doch nicht allzulang dauert das Tafeln. Die Füße der Jugend haben die Ruhe schon satt; sie können es kaum erwarten, bis die Musik wieder zum Tanze sie ladet. Und aus allen Wirthshäusern tönet solch lieblicher Ruf. Ist vom Walzen, ist vom Getrapp und Gejauchze das Geräusch auch fast unerträglich, dennoch hält der gellende Ton der Querpfeife die Tanzenden richtig im Takte. Die Honoratioren – sie finden gar zahlreich sich ein – können ihre Tanzlust auf dem Rathhaus befriedigen. Die große Rathsstube ist in einen prächtigen Ballsaal verwandelt und scheint sich baß dieser Metamorphose zu freuen; wird sie gemeinhin doch anderer Tänze gewahr. Immer geht es ab und zu; der Tanzenden sind es so viele als der Zuschauenden. Schon ist es zu später Stunde, und dennoch vermindert die Zahl der Fröhlichen sich nicht. Einzelne tanzen sogar fort, bis die kühlende Lust der Morgendämmerung um die glühenden Wangen fächelt.
Der zweite Tag, zugleich Nachmarkt, versammelt in früher Stunde die Vorsteher der Schäferlade, um in Zunftangelegenheiten Gericht zu halten. Aber auch die Schalmeien der Schäfer ertönen fast eben so frühe, und dem beobachtenden Auge kann es nicht entgehen, daß die Tanzlust noch nicht männiglich befriedigt ist. Wenn auch die Zahl der herbeigeströmten Festgäste sich auffallend verminderte, und nur noch selten ein Fremder die Straßen durchwandelt: die Hirtensöhne und Schäfermädchen erscheinen auch heute im Festgewand. Doch sinkt die Flamme, welche so hoch aufgelodert, nach und nach, und „das Juchei des letzten Schäfers, der Abends aus den Thoren zieht, ist dem Funken gleich, der noch aus der Asche emporglimmt.“
Obgleich die Zeit gar Manches von dem ehemaligen Glanze dieses Volksfestes, dem einzigen in Schwaben während der guten alten Zeit, verwischte, so besteht es doch heute noch fort, und der Bartholomäustag ist alljährlich für Alt und Jung nicht nur in Markgröningen selbst, sondern auch in den umliegenden und entfernteren Orten ein Tag der Freude und des Jubels. Die Hauptgebräuche des Festes, der Schäfersprung, die Beischaffung der verschiedenen Gewinnste, an deren Spitze der „Festhammel“, die Tanzbelustigung etc., haben sich heute noch erhalten. Zudem ist mit dem Feste seit vielen Jahren ein sogenanntes landwirthschaftliches Fest als Erweiterung des Ganzen verbunden worden, wodurch auch die landbebauenden Bewohner des Bezirks durch Austheilung namhafter Preise für rationelle Betreibung des Ackerbaus und der Viehzucht in eine rege und innige Beziehung zum „Schäfermarkt“ gesetzt wurden. Und wenn der Freund des Volks vollends wahrnimmt, daß auch demjenigen Theil der dienenden Classe, der sich durch Treue und Fleiß und Wohlverhalten auszeichnet, unumwunden theils durch Geldgaben, theils durch Belobungsbriefe Seitens des Vorstandes des landwirthschaftlichen Vereins Anerkennung gezollt wird, so muß es ihm zu wahrer Befriedigung dienen, und er wird dieser Einrichtung mit ungetheiltem Beifall immer vollkommeneren und ausgebreiteteren Fortgang wünschen. – Wie sehr man sich’s übrigens angelegen sein läßt, das Fest immer mehr zu heben und zu einem Volksfest zu gestalten, zeigte die neueste Zeit, die dem „Schäferlauf“ noch eine andere Erweiterung auszumitteln wußte. Sie reiht sich dem Schäfersprung an.
Dort an den Schranken haben sich nicht wenige Preisbewerberinnen aufgestellt und harren der Dinge, die da kommen sollen. Der neue Act des Schauspiels beginnt: ein „Rennen mit Hindernissen“. Jedes Mädchen trägt nämlich eine neue, ganz mit Wasser gefüllte Gelte frei auf dem Kopfe. Nun gilt es, in möglichst schnellem Laufe und ohne die Gelte mit der Hand zu halten, der Tribüne zuzueilen. Aber auch hier stellt sich allerlei Mißgeschick ein. „Die Last auf dem Kopfe kommt aus dem Gleichgewicht; die Schöne verliert die Haltung, fährt mit den Händen nach der wankenden Gelte, und ein tüchtiges Sturzbad kühlt den Eifer der gedemüthigten Neiderin, die kaum vorher hart an ihrer Nebenbuhlerin vorbeistreifte und derselben durch einen Stoß mit dem Ellbogen die Gelte vom Kopfe herunter zu holen gedachte. Beschämt sucht sich diese in der Zuschauermenge zu verstecken. Es gelüstet sie nicht zu sehen, welche von ihren Gespielinnen zuerst die Tribüne erreicht und so den ersten Preis davon trägt.“ Daß gerade dieses „Rennen“ gar manches Gelächter hervorruft und nicht wenig erheitert, läßt sich leicht denken.
Die liebe Jugend ist aber auch nicht vergessen; sie findet Gelegenheit genug zu freudigem Treiben. Besonders verlockend winkt ihr der Kletterbaum mit feinen bunten Gaben, die hoch oben verführerisch flattern. Jeder Junge glaubt eine derselben erklettern zu müssen, und die letzte Kraft wird aufgeboten, um das beglückende Ziel zu erreichen.