Der Tanz (Schiller)
Sieh, wie sie durcheinander in kühnen Schlangen sich winden,
Wie mit geflügeltem Schritt schweben auf schlüpfrigem Plan.
Seh’ ich flüchtige Schatten von ihren Leibern geschieden?
Ist es Elysiums Hain, der den Erstaunten umfängt?
Wie sich leise der Kahn schaukelt auf silberner Flut,
Hüpft der gelehrige Fuß auf des Takts melodischen Wellen,
Säuselndes Saitengetön hebt den ätherischen Leib.
Keinen drängend, von keinem gedrängt, mit besonnener Eile,
Vor ihm her entsteht seine Bahn, die hinter ihm schwindet,
Leis wie durch magische Hand öfnet und schließt sich der Weg.
Sieh! jetzt verliert es der suchende Blick. Verwirrt durcheinander
Stürzt der zierliche Bau dieser beweglichen Welt.
Nur mit verändertem Reiz stellt sich die Ordnung mir dar.
Ewig zerstört und ewig erzeugt sich die drehende Schöpfung,
Und ein stilles Gesetz lenkt der Verwandlungen Spiel.
Sprich, wie geschiehts, daß rastlos bewegt die Bildungen schwanken,
Daß mit Herrscherkühnheit einher der einzelne wandelt,
Keiner ihm sklavisch weicht, keiner entgegen ihm stürmt?
Willst du es wissen? Es ist des Wohllauts mächtige Gottheit,
Die zum geselligen Tanz ordnet den tobenden Sprung,
Lenkt die brausende Lust, und die gesetzlose zähmt.
Und der Wohllaut der großen Natur umrauscht dich vergebens?
Dich ergreift nicht der Strom dieser harmonischen Welt?
Nicht der begeisternde Takt, den alle Wesen dir schlagen?
Leuchtende Sonnen wälzt in künstlich schlängelnden Bahnen?
Handelnd fliehst du das Maaß, das du im Spiele doch ehrst?