Der Todesgang des armenischen Volkes/Zweiter Teil/Zweites Kapitel

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2. Die Lage beim Ausbruch des Krieges und während der ersten Kriegsmonate.


Wir haben bis jetzt die Ereignisse in Konstantinopel zurückgestellt, die am Sitz der Zentralregierung stattfanden und mit der Frage des Ursprungs der Gesamtmaßregel zusammenhängen.

In den Berichten sind die wenigen Akte des Widerstandes, die im Verlauf der Ereignisse vorgekommen sind, wie die geringfügigen Vorgänge in Zeitun, der bald niedergeworfene Widerstand in Schabin-Karahissar und die Selbstverteidigung der Armenier von Wan eingehend zur Sprache gekommen. Diese drei Vorgänge, zu denen vielleicht noch ein oder der andere bei näherer Kenntnis der ganzen Tragödie hinzukommen mag, standen in keiner Verbindung miteinander. Die drei Plätze sind jeder vom andern rund 400 Kilometer entfernt, und die Vorgänge, wie sie zeitlich auseinanderfielen, standen sachlich in keinerlei Zusammenhang. Auf irgendwelche Spuren einer planvollen gegen die Regierung gerichteten Bewegung sind wir nirgends in den Berichten gestoßen. Nur die Verfolgung war planvoll und wurde methodisch durchgeführt. Auch ist von seiten der türkischen Regierung die Behauptung, daß das armenische Volk als solches sich einer revolutionären Erhebung schuldig gemacht habe, nicht aufgestellt worden.[1] Monatelang war in der türkischen Presse zu lesen, wie treu die Armenier zu ihrem türkischen Vaterlande hielten.

Die armenische Presse ohne Ausnahme forderte bei Kriegsbeginn in Aufrufen das armenische Volk zur Verteidigung der Einheit des ottomanischen Vaterlandes auf. Das Blatt Azatamart führte aus: „Wir widersetzen uns der Okkupation des vom armenischen Volke besiedelten Gebietes durch Fremde. Das armenische Volk darf nicht zu einem Handelsartikel noch zu einem Spekulationsobjekt einer fremden Regierung werden. Der armenische Soldat wird mit Entschlossenheit an allen Grenzen, die vom Feinde überschritten werden sollten, kämpfen.“ Der Patriarch der armenisch-gregorianischen Kirche Msgr. Sawen, der seinen Sitz in Konstantinopel hat, richtete an alle armenischen Bistümer und Vikariate der Türkei telegraphisch ein Rundschreiben, in dem er hervorhebt, daß „die armenische Nation, deren Jahrhunderte alte Treue bekannt sei, in dem gegenwärtigen Augenblick, in dem sich das Vaterland mit mehreren Mächten im Krieg befände, ihre Pflichten erfüllen und allen Opfern zustimmen müsse für die Erhöhung des Ruhmes des ottomanischen Thrones, mit dem sie fest verbunden sei, und für die Verteidigung des Vaterlandes“. Die Bischöfe und Vikare werden aufgefordert, in diesem Sinne ihre Gemeinden zu beraten. In allen armenischen Kirchen wurde für den Sieg der ottomanischen Waffen gebetet. Die armenischen Erzbischöfe im Innern sandten aus Erzerum, Wan usw., Telegramme an die Pforte, daß „die Armenier, die niemals vor irgend einem Opfer zur Verteidigung des Vaterlandes zurückgeschreckt seien, auch diesmal zu allen Opfern bereit sein würden“. Diese Kundgebungen wurden von der türkischen und deutschen Presse mit Befriedigung aufgenommen und festgestellt, „daß die Haltung der armenischen Presse und der armenischen Bevölkerung seit Ausbruch der russisch-türkischen Feindseligkeiten in jeder Beziehung loyal“ sei. Die in Deutschland und Österreich lebenden Armenier äußerten und betätigten sich in demselben Sinne. In Wien wurde ein armenisches Hilfskomitee für den Roten Halbmond gebildet. Einer Abordnung desselben erklärte der türkische Botschafter Hussein Hilmi Pascha, der Präsident des ottomanischen Roten Halbmondes, „daß die türkische Regierung nie an der Treue und Ergebenheit der Armenier gezweifelt hätte.

Die zur türkischen Armee einberufenen armenischen Soldaten, die sich bereits im Balkankriege nach türkischem Zeugnis als vollkommen zuverlässig bewährt und ausgezeichnet tapfer geschlagen hatten, empfingen ebenso in den Anfangsmonaten des Krieges von höchsten militärischen Stellen das allerbeste Zeugnis. In der Militärschule von Konstantinopel meldeten sich zur Ausbildung als Reserveoffiziere mehr Armenier als Türken. Über 1500 Armenier, hauptsächlich aus den gebildeten und wohlhabenden armenischen Kreisen, traten in den Ausbildungskursus ein. Sie drängten sich dazu, mit der Waffe zu dienen und wünschten nicht in Post- und Telegraphendienst u. dergl. beschäftigt zu werden.

Als der Kriegsminister Enver Pascha im Februar von der kaukasischen Front zurückkehrte, sprach er dem armenischen Patriarchen seine besondere Zufriedenheit über die Haltung und Tapferkeit der armenischen Soldaten aus, die sich in ausgezeichneter Weise geschlagen hätten. Besonders erwähnte er noch ein sehr glückliches Manöver, das ein Armenier Namens Ohannes Tschausch mit seinen Leuten ausgeführt habe, durch das sein Stab aus einer sehr kritischen Lage befreit worden sei. Der Mann wurde noch auf dem Platze dekoriert. Als Enver Pascha durch Erzingjan kam, sandten ihm die armenischen Bischöfe ein Begrüßungsschreiben, das er in der liebenswürdigsten Weise beantwortete. Dem Bischof von Konia erwiderte er auf eine Adresse, die er ihm im Namen der armenischen Gemeinde eingereicht hatte, nach dem Osmanischen Lloyd, der deutschen Zeitung von Konstantinopel, vom 26. Februar 1915: „Ich bedaure, bei meinem kürzlichen Aufenthalt in Konia Eure Hochwürden nicht haben sprechen zu können. Ich habe inzwischen das Schreiben erhalten, das Sie die Güte hatten, an mich zu richten, in dem Sie mich mit Anerkennung überhäufen. Ich sage Ihnen meinen Dank dafür und benütze die Gelegenheit, um Ihnen zu sagen, daß die armenischen Soldaten der ottomanischen Armee ihre Pflichten auf dem Kriegstheater gewissenhaft erfüllen, was ich aus eigener Anschauung bezeugen kann.

Ich bitte, der armenischen Nation, die bekannt ist für ihre vollkommene Ergebenheit gegenüber der kaiserlich Ottomanischen Regierung, den Ausdruck meiner Genugtuung und Dankbarkeit zu übermitteln.

Enver, Kriegsminister, Vizegeneralissimus der Kaiserlichen Armee.“

Bis in den fünften Kriegsmonat hinein seit Ausbruch des türkisch-russischen Krieges lagen keine Anzeichen dafür vor, daß die Zentralregierung gegen die Armenier mißgestimmt sei oder daß die leitenden armenischen Kreise zu irgendwelchem Mißtrauen Anlaß gegeben hätten. Was war geschehen oder welche Gründe hatte die türkische Regierung, ihre Haltung gegen die Armenier, deren Loyalität wiederholt anerkannt war, zu ändern? Ist die Regierung irgendwelchen revolutionären Komplotts auf die Spur gekommen? oder wann und wie ist das Gespenst einer armenischen Revolution aufgetaucht?

Noch am vierten Juni gibt die türkische Regierung die folgende Erklärung ab:

„Es ist völlig falsch, daß in der Türkei Mordtaten oder gar Massenmorde an den Armeniern stattgefunden hätten (was die Regierungen der Entente in der Agence Havas vom 24. Mai behauptet hatten). Die Armenier von Erzerum, Terdjan, Egin, Sassun, Bitlis, Musch und von Cilicien hatten überhaupt keine Handlung begangen, die die öffentliche Ordnung und Ruhe hätte stören oder Maßregeln seitens der Regierung hätte erforderlich machen können“.[2] Der türkische Generalkonsul in Genf Zia Bey setzte sogar noch am 27. August auf Anweisung der Pforte allen in neutralen Blättern verbreiteten Nachrichten von Armenier-Massakers ein formelles Dementi entgegen und schrieb, zu einer Zeit, wo die Gesamtdeportation bereits vollendet war: „Die gesamte armenische Bevölkerung, Männer, Frauen und Kinder erfreuen sich in vollständiger Sicherheit des Schutzes der Behörden; es hat einige Schuldige gegeben, die durch gesetzmäßig gebildete Gerichte verurteilt worden sind.“

Wir stehen also der merkwürdigen Tatsache gegenüber, daß die türkische Regierung nicht nur in den ersten Monaten, sondern bis zum September, abgesehen von einzelnen Exekutionen Schuldiger, mit dem Verhalten der armenischen Nation zufrieden gewesen sein will und von einer Gesamtverschwörung des armenischen Volkes, die hätte bestraft werden müssen, nichts gewußt hat.

Trotzdem berichtet der Jungägypter Dr. Risaat, ein Mitglied des Komitees für „Einheit und Fortschritt“ in einem Interview des Kopenhagener „Extrabladet“ vom 14. Oktober, das durch die ganze deutsche Presse gegangen ist, von „einer alle in der Türkei wohnenden Armenier umfassenden Verschwörung, die die eigentliche Existenz des Landes bedrohte und Konstantinopel den Alliierten in die Hände spielen sollte“. Er will sogar wissen, daß „zum Unglück für die Armenier der Aufstand zu zeitig losbrach, und daß gleichzeitig der Haupteingeweihte in Konstantinopel die ganze Verschwörung an die Regierung verriet“. Er fährt fort: „Zahlreiche durch die Untersuchung zutage gebrachte Dokumente erwiesen klar, daß die Engländer den größten in der Geschichte der Türkei bekannten Aufruhr organisiert haben. Zahlreiche Verschworene wurden verhaftet und bestraft, darunter der Hauptleiter des Aufruhrs in Arabien, Scheich Abdul Kerim. Obwohl er und seine Anhänger Muhammedaner waren, wurden dennoch 21 davon gehängt, 100 zu schweren Gefängnisstrafen verurteilt.“

Wenn Dr. Risaat etwas von einer arabischen Verschwörung weiß, so können wir das nicht nachprüfen. Jedenfalls ist eine „arabische“ keine „armenische“ Verschwörung. Von einer umfassenden armenischen Verschwörung hat die türkische Regierung kein Wort gesagt. Dagegen läßt sich aus der Zahl von 21 Gehängten und dem übrigen Inhalt des Interviews der bündige Schluß ziehen, daß Dr. Risaat die öffentliche Meinung absichtlich irregeführt hat, indem er das bereits vor dem Kriege aufgedeckte Komplott der türkischen liberalen Opposition, das den Sturz der gegenwärtigen Regierung und die Ermordung von Talaat Bey und anderen jungtürkischen Führern zum Ziele hatte, für „eine alle in der Türkei wohnenden Armenier umfassende Verschwörung“ ausgegeben hat.

4. Nachträge.


1) Die letzte Phase der Verfolgungsgeschichte spielte sich im Kaukasus ab, als nach dem Frieden von Brest-Litowsk die russische Armee sich zurückzog und den Kaukasus der Invasion der türkischen Truppen preisgab. Über die Vorgänge im Kaukasus vgl. „Deutschland und Armenien 1914–1918“. Sammlung diplomatischer Aktenstücke, hersg. und eingel. von Dr. Johannes Lepsius. Der Tempelverlag in Potsdam 1919. Einl. S. XLV und die Aktenstücke d. Js. 1918, S. 365 ff.

2) Über Nazareth Tschauch und die Entstehung der Unruhen in Zeitun vgl. Lepsius, Dtschl. und Arm. S. IX ff. und die Berichte von Konsul Roeßler, Aleppo, Aktenstücke Nr. 11 und 25.

3) Die Gesamtzahl der Deserteure, die, aus Christen und Muhammedanern bestehend, schon vor dem Kriege seit 1913 sich in die Berge geflüchtet hatten, betrug zu der Zeit nach Mitteilung von Herrn Konsul Roeßler etwa 150. Der Verlust der Toten und Verwundeten bei dem Angriff auf das Kloster wird von ihm auf „eine Anzahl Toter und Verwundeter“ angegeben.

4) Die Zahl von 20 000 Seelen umfaßt auch die Dörfer in der Umgegend von Zeitun.

5) Über die Vorgänge in Dörtjol sind nähere Berichte in dem deutschen Konsularbericht aus Adana vom 13. März 1915 gegeben. Lepsius, Dtschl. und Arm. Nr. 19.

6) Über die Vorgänge in Urfa siehe die Berichte des deutschen Konsuls Herrn Roeßler von Aleppo, Lepsius, Dtschl. und. Arm. Nr. 193, 202 und 226 Anl. 1. Am 19. und 20. August fanden Massakers statt, bei denen etwa 200 Armenier getötet wurden. Am 29. September setzten sich die Armenier, um der drohenden Deportation zu entgehen, in Verteidigungszustand in ihrem Stadtviertel. Vom 4. bis zum 15. Oktober währte die Belagerung des Viertels durch türkische Truppen, wobei diese 50 Tote und 120 bis 130 Verwundete hatten. Die männliche armenische Bevölkerung der Stadt wurde, nachdem der Widerstand gebrochen war, zum größten Teil getötet, die Frauen und Kinder deportiert. Die Stadt zählte vor der Deportation etwa 20 000 Armenier.

7) Dazu schrieb Prediger J. Spörri, Leiter der Station Wan des deutschen Hilfsbundes für Christliches Liebeswerk im Orient, am 7. 10. 1916 aus Zürich an den Verfassen

„Als am 20. 4. 15 die Feindseligkeiten vor meinen Augen ausgebrochen waren und in schauerlicher Weise auf uns geschossen wurde, war ich gedrungen, an den Wali zu schreiben. Ich erzählte den Anfang der Feindseligkeiten, teilte mit, daß wir dem Kugelregen ausgesetzt seien, ersuchte, da ich annehmen mußte, daß solches unmöglich nach dem Wollen des Walis sein könne, um weitere Vermeidung solcher Handlungen und bat, die Streitigkeiten friedlich zu ordnen. Mit meinem Schreiben ging ich zu Dr. Usher (es war das ein gefährlicher Weg, da unaufhörlich geschossen wurde), las ihm den Inhalt vor und veranlaßte ihn, von seiner Seite ein Gleiches zu tun. Der Brief vom 23. 4. von Djevdet Bey war die Antwort auf unser Schreiben. Übrigens hatte ich die Verteidiger gebeten, sie möchten sich von der Front unserer Station zurückziehen, da sie das Feuer auf uns zögen. Ich hatte die Genugtuung, daß mein Wunsch erfüllt wurde. Freilich war auch so von einem Aufhören des Feuers gegen uns nicht die Rede.“

8) Auch der Wali Rachmi Bei wurde schließlich, wenn auch erst ein Jahr nach der allgemeinen Deportation, durch den Befehl der Regierung von Konstantinopel gezwungen, den Befehl zur Deportation zu geben. Lediglich dem Einschreiten des Oberbefehlshabers General Liman von Sanders, der mit militärischem Widerstand drohte, ist es zu danken, daß die Deportation der Armenier von Smyrna nicht zur Ausführung kam. Vgl. Lepsius, Dtschl. und Arm. S. LIX und die Aktenstücke Nr. 306, 307, 308.


9) Vgl. den fesselnden Bericht über die Flucht der Armenier von Suedije von Pastor Digran Andreasjan, der im Anhang von Lepsius, Dtschl. und Arm. abgedruckt, auch im Tempelverlag in Potsdam separat erschienen ist, „Suedije, eine Episode aus den Armenierverfolgungen des Jahres 1915.“ M. 0,50.

10) Durch Gesetz vom 1. August 1916 wurde ein Jahr darauf die alte Kirchenverfassung der gregorianischen Kirche zerstört und das Patriarchat von Konstantinopel in das Kloster Mar Jakub in Jerusalem verlegt. Erst nach dem Sturz der jungtürkischen Regierung und dem Zusammenbruch der Türkei wurde das Gesetz wieder aufgehoben.

11) Nach dem Zusammenbruch der Türkei ist das ursprüngliche Programm der Daschnagzagan natürlich gegenstandslos geworden. Auf den Glücksfall, daß die beiden Feinde der Armenier, die Türkei und Russland, gleichzeitig zusammenbrechen würden, so daß für ein völlig unabhängiges Groß-Armenien Raum wurde, konnte kein politisches Programm im voraus rechnen.

12) Wartkes wurde zusammen mit Sohrab auf dem Wege von Urfa nach Diarbekir durch die begleitenden Gendarmen auf Befehl der Regierung ermordet. Lepsius, Dtschl. und Arm. S. 109.

13) Die Polizei in Konstantinopel hat nachträglich zwei Bilderbücher mit Haufen von Gewehren, Bomben, Fahnen und dergl. veröffentlicht, die nur Unkundige über den Wert solcher Machwerke täuschen können. Eine Charakteristik dieser Publikation hat die Deutsch-Armenische Gesellschaft veröffentlicht.

14) Vgl. den Bericht des deutschen Botschafters Freiherrn von Wangenheim in Lepsius, Dtschl. und Arm. Nr. 38. „Die Behauptung, es lägen Beweise vor, daß für den Tag des Thronbesteigungsfestes ein Putsch beabsichtigt gewesen sei, erklärte Talaat Bey für unzutreffend.“ Die Pforte selbst erklärte offiziell die Verschickung der Konstantinopler Intellektuellen nur für eine Vorbeugungsmaßregel.

15) Die letzte türkische Lesung lautete, daß alle 180 000 Muselmanen von den Armeniern massakriert worden seien. Vgl. Lepsius, Dtschl. und Arm. S. LXXIII f.

16) Vgl. dazu die Berichte des deutschen Konsuls Herrn Anders in Lepsius, Dtschl. und Arm. Nr. 5, 6 und 10.

17) Das später erschienene Communiqué der türkischen Regierung über die Vorgänge in Urfa wird von dem deutschen Konsul Herrn Roeßler in Aleppo in seinem Bericht vom 16. November 1915 einer Kritik unterzogen. Lepsius, Dtschl. und Arm. Nr. 202.

18) Vgl. Lepsius, Dtschl. und Arm. Einl Kap. V, 5: Die offizielle Motivierung. S. LXVI ff.

19) Vgl. die Urteile der deutschen Botschafter und Konsuln ebenda S. LXXVI ff.

20) Vgl. das Urteil des deutschen Botschafters Graf Wolff-Metternich in Lepsius, Dtschl. und. Arm. Nr. 287.

21) Vgl. die Urteile deutscher Konsuln in Lepsius, Dtschl. und Arm. S. LXXVI ff.

22) Wäre die Türkei siegreich aus dem Krieg hervorgegangen, so wäre allerdings nicht daran zu denken gewesen, daß der Raub des gesamten Nationalgutes des armenischen Volkes wieder rückgängig gemacht worden wäre. Auch jetzt wird es schwer sein, auch nur einen beträchtlichen Teil der beweglichen Habe den Dieben und Räubern, die daß Gut schon längst verschleudert haben werden, zu entreißen.

23) Vgl. den Bericht über die Verhandlungen im türkischen Senat vom Oktober und November 1915 in Lepsius, Dtschl. und Arm. Nr. 223.

24) Vgl. zu diesem Kapitel den Abschnitt: Zwangsbekehrungen zum Islam, in der Einleitung von Lepsius, Dtschl. und Arm. und ebenda die Konsularberichte laut Sachregister unter Zwangsbekehrungen.

25) Vgl. den Bericht des deutschen Vizekonsuls Herrn Kuckhoff vom 4. Juli 1915 aus Samsun, Lepsius, Dtschl. und Arm. Nr. 116 Anlage.

26) Nur unter den syrischen Nestorianern gab es eine kleine hochkirchliche Mission, die am Sitz des nestorianischen Patriarchen in Kodschannes bei Djulamerg im oberen Zabtal und in Urmia auf persischem Gebiet eine Vertretung hatte und eine Art Nuntiatur des Erzbischofs von Canterbury bei dem nestorianischen Patriarchat bildete. Diese hochkirchlichen Herren haben niemals mit Armenien oder der armenischen Frage zu tun gehabt und sich ausschließlich auf die syrischen Nestorianer beschränkt.

27) Dies war Anfang 1916 geschrieben. Nach der Vernichtung ihres Volkstums in der Türkei würden es jetzt natürlich alle noch Überlebenden Armenier ablehnen, unter türkische Herrschaft zurückzukehren.

28) Vielleicht wird Herr Bratter nach der Veröffentlichung der diplomatischen Aktenstücke über den Vernichtungskampf der Türken gegen die christlichen Armenier durch die Urteile der deutschen Botschafter und Konsuln jetzt eines Besseren belehrt werden.

29) Den genannten Städten ist noch Aleppo hinzuzufügen, wo dank der rastlosen Bemühungen des deutschen Konsuls wenigstens die ortsansässige Bevölkerung von der Deportation verschont blieb. Die Armenier von Bagdad waren zunächst nach Mossul deportiert worden und sollten von dort weitergeschafft werden. Der Einspruch des Feldmarschalls Freiherrn von der Goltz, der den Weitertransport untersagte, wurde von der Regierung in Konstantinopel erst respektiert, als der Feldmarschall wegen dieser Sache telegraphisch um seine sofortige Abberufung bat. S. Lepsius, Dtschl. und Arm. Einl. S. LIX und Aktenstück Nr. 224.


30) Über den Gesamtverlust an Ermordeten und Verhungerten, der auf eine Million geschätzt wird, vgl. Lepsius Dtschl. und Arm. Einleitung V, 4, S. LXIII, das Kapitel: Opfer.




Anmerkungen

  1. Die Preßlüge von einer „armenischen Revolution“ stammt aus dem Kopenhagener Interview des Jung-Ägppters Risaat Bey vgl. Seite 164.
  2. Zwar war zu dieser Zeit Cilicien schon ausgeleert und die allgemeine Deportation hatte begonnen.