Der Verein deutscher Lehrerinnen in England

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Textdaten
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Autor: C. E. Hartwig
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Titel: Der Verein deutscher Lehrerinnen in England
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 33, S. 551–552
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1878
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[551] Der Verein deutscher Lehrerinnen in England. Dieser Verein hat seit der kurzen Zeit seines Bestehens – er wurde vor zwei Jahren gegründet – einen solchen Aufschwung genommen, daß es wohl an der Zeit sein dürfte, auf seine Wirksamkeit und seine Ziele aufmerksam zu machen. Jeder weiß, daß alljährlich viele deutsche Lehrerinnen nach England wandern, um hier ihre Kenntnisse höher als im Vaterlande zu verwerthen. Die Meisten kommen ohne eine klare Vorstellung der Verhältnisse, in die sie sich begeben, und der Anforderungen, die an sie gestellt werden. Viele kommen ohne die nöthigen Kenntnisse; Alle glauben, es genüge, in London zu sein, um gleich eine passende Stelle mit entsprechend hohem Gehalte zu finden. Die Zeitungen sind ja voller Anzeigen voll Stellungen, welche zu besetzen sind – durch Agentinnen, und Wohnung findet man vorläufig in einem der vielen „Homes“ für Lehrerinnen. Daß die Agentin fünf oder gar sieben Procent des ersten Jahrgehaltes beansprucht, außer den bei der Anmeldung sofort zu entrichtenden Einschreibegebühren, daß sie für jede zu besetzende Stelle wenigstens [552] ein Dutzend Bewerberinnen auf ihren Büchern hat, daß die meist unbemittelte deutsche Lehrerin oft genug Wochen, ja Monate auf eigene Kosten in London leben muß, ehe sie eine Stelle findet – das steht nicht in den Zeitungen; ebenso wenig, wie elend die „Homes“ meistens sind und in was für unangenehme Gesellschaft die Lehrerin oft genug dort geräth, wo sie für ihr sauer erworbenes Geld kaum anständig gespeist wird.

Die Agentin und die „Homes“ überflüssig zu machen, dazu haben die deutschen Lehrerinnen sich vereint, sie streben gemeinsam nach Befreiung von einem Uebel, das ebenso entwürdigend wie drückend für ihren Stand ist. Der Gedanke der Selbsthülfe hat solchen Anklang gefunden, daß der Verein sich der lebhaftesten Theilnahme erfreut. Deutsche und englische Künstler, Herr Joachim an der Spitze, gaben im Mai ein Concert zu seinem Besten und legten damit den Grund für das zu errichtende „Daheim deutscher Lehrerinnen“. Unser Kaiser und andere fürstliche und Privatpersonen haben namhafte Beisteuern gesandt; viele Ehrenmitglieder zahlen jährliche Beiträge, und so hofft man bald im Stande zu sein, ein Vereins-Daheim eröffnen zu können. Bis jetzt hat der Verein nur ein Nachweisungsbureau, 12 Wyndham Place, Bryanston Square, London, wo ein Mitglied, Fräulein Maulere, als Secretärin des Vereins, die Vermittlung zwischen den Familien und den Stellesuchenden übernimmt. Ein anderes Mitglied besorgt die Versendung der im Verein gehaltenen deutschen Zeitschriften, und ein drittes Mitglied leitet als Rechnungsführerin, unter gütiger Mitwirkung zweier in London wohnender Herren, die Geldgeschäfte. Jedes Mitglied zahlt einen Beitrag von fünf Mark und bei Annahme einer Stelle zwei Procent an die Krankenkasse des Vereins, zum Vortheil bedürftiger Lehrerinnen. Die Verwaltung des Ganzen liegt in den Händen eines Rathes von sieben Damen, für deren Wohlberathensein der schnelle Aufschwung des Vereins, das beste Zeugniß ablegt.

Jetzt handelt es sich darum, dem Vereine auch außerhalb Englands einen Wirkungskreis zu schaffen. Tausende von deutschen Familien leben in allen Welttheilen zerstreut, und viele würden gewiß gern eine deutsche Lehrerin bei sich aufnehmen, wenn sie die Garantie hätten, eine wirklich gediegen vorgebildete junge Dame zu erhalten. Nun: der Verein deutscher Lehrerinnen in England bietet sie ihnen. Es werden nur Damen mit den besten Zeugnissen, welche außerdem noch persönlich von einem Mitgliede empfohlen sind, aufgenommen. England ist mit deutschen Lehrerinnen überfüllt. Wenn auch die angesehensten englischen und deutschen Familien hier, deren Damen als Ehrenmitglieder an der Spitze des Vereins stehen, ihre Lehrerinnen durch denselben beziehen, so reicht dies nicht aus, um alle Stellesuchenden unterzubringen. Darum an alle im Auslande lebenden Deutschen und Nichtdeutschen die Aufforderung, den „Verein deutscher Lehrerinnen in England“ fördern zu helfen und ihm die Unterstützung von Seiten der Familien zu gewähren, wie sie ihm so reichlich in England geschenkt wird.

C. E. Hartwig.