Der größte Kabeldampfer der Erde

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Textdaten
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Autor: Bw.
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Titel: Der größte Kabeldampfer der Erde
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 20, S. 612_d
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[612 d] Der größte Kabeldampfer der Erde wird ein augenblicklich für Rechnung der englischen Telegraph Construction Co. im Bau befindliches und noch bis zum Herbst dieses Jahres zu vollendendes Schiff werden. Seine erste Aufgabe dürfte möglicherweise darin bestehen, in dem noch von keiner Leitung durchquerten Großen Ocean das erste von Japan nach China über die Samoa-Inseln nach Britisch Nordamerika führende Kabel zu versenken. Das riesige Schiff, welches bei einer Fahrgeschwindigkeit von 12 Seemeilen in der Stunde und einer großen durch das Doppelschraubensystem hervorgebrachten Gewandtheit seiner Bewegungen 8000 Tonnen Kabel aufnehmen kann, ruft die Erinnerung an einen anderen und zwar den berühmtesten Kabeldampfer der Vergangenheit wieder wach.

Es sind gerade 25 Jahre verflossen, seit der große und schnelle Kabeldampfer des Hauses Siemens Brothers, der ohne Vorbild durch das großartige Konstruktionstalent William Siemens’ entworfene „Faraday“, seine erste Fahrt von Irland nach Amerika antrat. Auch der „Faraday“ war ein mächtiges 5000 Tonnen großes Fahrzeug und einer der ersten Doppelschraubendampfer, die das Meer gefurcht haben. Seine schöne und zuverlässige Einrichtung diente den Engländern zum Vorbild ihrer sämtlichen späteren Kabelschiffe und gleichzeitig zum Gegenstand des Neides, der bei unseren englischen Vettern von jeher durch jeden nautischen Fortschritt, den Deutschland erreicht hat, im höchsten Maße erregt worden ist. Das krasseste Beispiel dieser Mißgunst war die bei der ersten Kabellegung des „Faraday“ durch englische Kabelmeldungen produzierte und durch englische Blätter verbreitete Nachricht, der Kabeldampfer sei bei Neufundland zwischen Eisbergen zerdrückt und mit Mann und Maus zu Grunde gegangen. Werner Siemens, als der älteste Chef des Hauses, erhielt diese Nachricht in dem Augenblick, als er sich in die Akademie der Wissenschaften begab, um als neuerwähltes Mitglied dieser hohen Körperschaft seine Antrittsrede zu halten. Aber nur die vertrautesten Freunde sahen ihm während der Feier seine Erregung an, die sich bald als grundlos erwies; der „Faraday“ kehrte wohlbehalten zurück und hat noch glücklich sechs große Kabellegungen über den Atlantischen Ocean vollführt.
Bw.