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Der letzte der Druiden

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Der letzte der Druiden
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 25, S. 427–428
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[427] Der letzte der Druiden. In dem Städtchen Llantrisaint in Wales starb dieser Tage der letzte der Druiden, der Hohe Priester der Sonne, Dr. William Price, der ein Alter von 92 Jahren erreicht hat. Wie Britannien schon nach Cäsars Annahme der Ursitz der Druiden war, die in Gallien sich erst gegen das Ende des sechsten vorchristlichen Jahrhunderts festsetzten, so hat auch Britannien, und im engeren Sinne Wales, die gebirgige Hauptinsel der alten Kelten, die letzten Reste druidischer Ueberlieferung bewahrt. Die Druiden, Priester, Wahrsager und Sänger ihres Volkes, durften die von ihnen als Geheimlehre verwalteten Kenntnisse in Medizin, Astronomie, Mathematik, Naturkunde, Rechtswissenschaft nicht niederschreiben, mußten sie vielmehr in mündlicher Ueberlieferung durch ein langes, bis an die 20 Jahre währendes Studium auf ihre Schüler und Nachfolger übertragen. Sie wurden zwar schon vom römischen Kaiser Augustus unterdrückt, der ihre Menschenopfer – übrigens wahrscheinlich nur feierliche Hinrichtungen von Verbrechern – untersagte, und der Kaiser Claudius hatte ein strenges Verbot jeder Art druidischen Gottesdienstes erlassen. Trotzdem hat sich die Druidenlehre – sie bekannten sich u. a. zu der Unsterblichkeit der Seele, nahmen eine Art von Seelenwanderung an und glaubten an eine ewige Materie mit gelegentlichen Veränderungen der gegenwärtigen Form durch Feuer und Wasser – eben weil sie auf mündlicher Ueberlieferung beruhte, dort im alten Wales bis in unsere Tage fortgepflanzt als die geheime Wissenschaft einiger Männer, die sich für die Nachfolger der alten Druidenpriester ansahen.

Ein solcher und zugleich der letzte war der Dr. William Price. Die Oberpriester der Druiden hatten eine besondere Ordenskleidung, die hauptsächlich in einem kurzen Untergewande mit eng zusammengehenden Aermeln und einem Mantel, dem „bardocucullus“, bestand; und auch Dr. Price ging als Hoher Priester der Sonne in einer absonderlichen Tracht einher: [428] in grünem Rock, grünen Beinkleidern und rother Weste und mit einer Art von Hut, der aus einem Fuchsfell verfertigt war. Ein Hoher Priester der Sonne durfte er sich nennen, weil die Sonne bei den gottesdienstlichen Verrichtungen der alten Druidenpriester, bei Opfern etc., eine große Rolle spielte: weiß gekleidet und mit Eichenlaub bekränzt, folgte der opfernde Priester in allen seinen Bewegungen dem Laufe der Sonne. In seinem 81. Jahre heirathete Dr. Price seine Wirthschafterin, ein junges Mädchen von 19 Jahren, und aus der Ehe ging auch ein Kind hervor, das aber sehr bald starb. Es wurde von dem Hohen Priester auf einem großen Holzstoß auf freiem Felde unter Absingung alter Druidengesänge verbrannt.