Der rechte Streiter

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Autor: Theodor Oelckers
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Titel: Der rechte Streiter
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 44, S. 629
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1859
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[629]
Der rechte Streiter.
Von Theodor Oelkers.[1]

Willst du ein rechter Streiter sein
     In einer guten Sache,
So glaub’ den Sieg gewißlich dein
     Und jedes Zweifels lache.

5
Wenn er im guten Kampfe ficht,

Dann fragt der rechte Streiter nicht,
Ob man ihm Lorbeerkränze flicht,
     Ob unter’n Huf ihn stampfe
Des Feindes Roß – er zweifelt nicht

10
     Am Sieg im guten Kampfe.


Der Stein, tief in den Grund gebracht,
     Des Baues Last zu tragen,
Sieht selbst, versenkt in stete Nacht,
     Ja den Palast nie ragen,

15
Sieht nicht, wie kühn der Pfeiler strebt,

Nicht, wie sich stolz die Kuppel hebt,
Noch wie, aus Blumenschmelz gewebt,
     Zuletzt im Festesglanze
Hoch über’m Dach die Krone schwebt –

20
     Und doch trägt er das Ganze!


Ob dich auch nimmermehr erfreu’
     Der Siegsentscheidung Morgen,
Schaff du dein Tagwerk nur getreu
     Und laß den Höchsten sorgen.

25
Scheint auch der Kampf heut unfruchtbar,

Währt auch der Kampf an tausend Jahr,
Ob deß der Widersacher Schaar
     Als eitlen Spiels auch lache:
Gedenk’, es bleibt doch ewig wahr,

30
     Es siegt die gute Sache!


Und schiene dir das Recht auch schon
     Erdrückt, im Todeskampfe:
O, zweifle nicht, Sieg ist der Lohn
     In jedem guten Kampfe!

35
Wenn du auch nicht zum Ziele kommst,

Vergebens darnach rangst und klommst,
Ja selbst verblutest und verkommst,
     Ereilt von Feindesrache –
Sei überzeugt, daß so du frommst

40
     Dem Sieg der guten Sache.


All die vor Zeiten, lang vor dir,
     Ihr Blut dafür vergossen,
Und die’s vergießen lang nach dir,
     Sind deine Siegsgenossen.

45
Kein guter Streiter unterliegt,

Leb’ oder sterb’ er nun, er siegt!
Sinkt jede Fahn’ auch, stolz doch fliegt
     Das Banner festen Muthes!
Sein Theil zum Sieg des Guten wiegt

50
     Ein jeder Tropfen Blutes.


Siehst du auch nicht das Werk vollbracht,
     Der Erbe wird’s vollbringen;
Und schlägst du nicht die letzte Schlacht,
     Dem Enkel wird’s gelingen.

55
Kennt doch der treue Gott die Zeit!

Sei du vom Ziel auch noch so weit,
Und ob die ganze Höll’ im Streit
     Dir auch entgegendampfe:
Gewiß bleibt auch in Ewigkeit

60
     Der Sieg im guten Kampfe!



  1. Probe aus dessen binnen Kurzem erscheinenden Gedichten.