Der religiöse Zwiespalt unter den Armeniern (Das Ausland, 1828)

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Titel: Der religiöse Zwiespalt unter den Armeniern
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aus: Das Ausland, Nr. 100-104, S. 397-398; 402-403; 408-410; 416
Herausgeber: Eberhard L. Schuhkrafft
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Erscheinungsdatum: 1828
Verlag: Cotta
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Erscheinungsort: München
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[397]

Der religiöse Zwiespalt unter den Armeniern.[1].


Es ist ein unläugbares Zeichen einer aufgeregten und in sich zerrissenen, gegen diese Zerrissenheit aber sich sträubenden Zeit, wenn die philosophische Speculation der positiven Satzungen geoffenbarter Religionen sich zu bemächtigen strebt, um sie nach eigener Einsicht, oder, wie man sich heutigen Tags auszudrücken pflegt, auf wissenschaftlichem Wege zu irgend einem Verständnisse zu bringen. Positive, in einer historischen Zeit von außen her gegebene Glaubensnormen und eine, bloß in sich und durch sich selbst begränzte philosophische Forschung sind ihrem Wesen nach so entgegengesetzter Natur, daß, ohne das Medium der abentheuerlichsten Hypothesen und einer dem Kundigen höchst lächerlichen Wortumstempelung sie immerdar jeglicher Vereinigung nothwendig widerstreben müssen. Das Gegebene ward nach dem Sinne der Urheber nur darum von außen her gegeben, weil es von innen, weil es durch des Menschen eignen Geist nicht gefunden werden könne und solle; hätte es durch eigenes Denken wissenschaftlich gefunden werden können, so wäre ja das wundervolle, übernatürliche Geben von außenher unnöthig und selbst überflüssig gewesen. Und auf welchen, allem Verstande trotzenden Gründen beruht nicht häufig dasjenige, welches diese irrige philosophische Forschung zu einem Verständnisse bringen will? Wer weiß es nicht, wenn es auch der Bischof von Ptolemais, Synesios, nicht schon längst gesagt hätte, daß das Volk das Verständliche verschmäht, und der Wunder bedarf, weil es den Wundern nachhängt? Und wer kann diesem vielgewandten Manne von seinem Standpuncte aus so ganz Unrecht geben, wenn er behauptet: „daß Lug und Trug dem Volke nützlich ist, daß die Wahrheit denen schadet, welche die Kraft nicht haben ihr ganz in’s Antlitz zu schauen?“ „Wenn die priesterlichen Pflichten solch einem Betragen nicht entgegen sind,“ schreibt Synesios weiter an seinen Freund, „so könnte ich mich wohl zum Priesterthume verstehen, mit der Bedingung nämlich, daß ich in meinem Hause ein Philosoph, außerhalb aber ein Fabelhans seyn darf ... Was hat denn das Volk und der Philosoph Gemeinschaftliches? Die Wahrheit muß ewig geheim bleiben; eines ganz andern Dinges bedarf der Pöbel.“

Dieß bedachten nicht Viele in den vergangenen Jahrhunderten, und dieß bedenken nicht Viele zu unseren Zeiten; sie suchen eine Vereinigung des Unvereinbaren und trachten nach einer Verschmelzung des Widerstreitenden. Unter der heiligen Aegide der Civilisation unserer Tage erzeugt dieses unfruchtbare Streben sogenannte philosophische System und sogenannte geniale Ansichten, die, ungehindert und geräuschlos, nur nicht in den Köpfen ihrer Urheber, dem selig und behaglich einherfließenden Flusse der Lethe entgegeneilen; unermeßliches Unglück brachte aber in frühern Jahrhunderten diese verkehrte Richtung des menschlichen Geistes der christlichen Kirchengemeinde, oder richtiger dem ganzen Menschengeschlechte. Aus dieser Mischung des Widerstreitenden sind die abentheurlichsten und ekelhaftesten Ketzereien entstanden, die die Kirche zersplitterten und sie dem Hohne und Gespötte ihrer Feinde preisgaben. Einige dieser ketzerischen Lehren müssen wir jetzt näher betrachten, weil sie in innigem Zusammenhange stehen mit dem Gegenstande unserer Untersuchung.

Kaum war der hundertjährige Kampf geendigt, den die ausschließend sich so nennenden Orthodoxen mit dem zahlreichen Anhange des Arius gekämpft, und durch Feuer und Schwert endlich gewonnen hatten, als der ruhmsüchtige Presbyter von Antiochien, Nestorius genannt, auf den Patriarchensitz nach Constantinopel gerufen ward, und in seiner Antrittspredigt die berühmt gewordenen Worte zum Kaiser sprach: „Gieb mir die Erde von Ketzern gereinigt, so will ich dir dafür den Himmel geben! Hilf mir die Ketzer ausrotten, so will ich dir die Perser ausrotten helfen.“ Schwerlich dachte wohl Nestorius, als er in diesen Worten seine den Andersdenkenden Tod und Verderben drohende Gesinnung vor der Gemeinde verkündete, daß er gar bald von der behaglichen Rolle eines Verfolgers zu dem traurigen Loos eines Verfolgten herabsteigen, daß er dem noch feurigern und listigern Cyrilluns von Alexandrien in die Hände fallen, und von den wüthenden Mönchen der eigenenen Diöcese für einen Erzketzer ausgeschrien werden würde. Welches Vergehen war es nun, was sich Nestorius gegen die Rechtgläubigkeit zu Schulden kommen ließ? Wie konnte ein Mann, den nach der Erzählung des Kirchenhistorikers [398] Sokrates (VII 29), wegen seines Feuereifers selbst die Orthodoxen einen „Mordbrenner“ nannten, wie konnte solch ein Mann sich der Ketzerei nur verdächtig machen? Es geschah dadurch, daß er Maria nicht eine Gottesgebärerin (θεοτόκος) nennen wollte; „denn wenn Gott eine Mutter hätte, so müßte man die Heiden entschuldigen, daß sie Mütter der Götter eingeführt haben, so lügt Paulus, wenn er von Christus sagt, er sey ohne Vater, Mutter und Geschlechtsregister.“ „Das Geschöpf hat den Menschen als ein Werkzeug der Gottheit geboren,“ sagte er in einer seiner Predigten, „der heilige Geist hat nicht Gott, das Wort, erschaffen, sondern hat demselben aus der Jungfrau einen Tempel zur Wohnung auferbaut.“

Diese Lehre von der Natur Christi fand zu Constantinopel, vielleicht gerade ihrer Einfachheit wegen, den heftigsten Widerspruch. Christus, erklärte man, ist der Heiland, der zugleich Gott und zugleich Mensch ist, und dieß „ohne alle Verschmelzung und Vermischung.“ Die Patriarchen von Alexandrien, die lange schon das wachsende Ansehen des Patriarchats zu Constantinopel mit neidischen Augen angesehen hatten, gebrauchten mit großem Erfolg die Waffe der in diesen Zeiten so schrecklichen Beschuldigung ketzerischer Gesinnungen, um das Ansehen des Patriarchen und somit des patriarchalischen Sitzes selbst herabzuwürdigen. Der heilige Chrysostomos hatte in dieser Beziehung traurige Erfahrungen gemacht, noch schlimmer sollte es aber dem Ketzerfeind Nestorius ergehen. Mit Freuden ergriff Cyrillus die Gelegenheit, seinen Collegen in Constantinopel der Ketzerei anzuklagen; er machte die wüthenden Möche in Constantinopel durch geheime Hetzbriefe wo möglich noch wüthender, und ließ in alle Lande offene Sendschreiben an Nestorius ergehen, mit Anathemata reichlich ausgestattet. So wurden die Geister nach den Absichten des Cyrillus auf die dritte ökumenische Synode zu Ephesus (431) vortrefflich vorbereitet. Hier, ich gebrauche die Worte des ruhigen und gelehrten Schröckh (XVIII 239), wurden von Cyrillus selbst Erdichtungen angewendet, um seine Absicht, den Nestorius verdammen zu lassen, so geschwind als möglich zu erreichen; er versicherte, der Kaiser habe befohlen die Religionshändel ohne weitern Verzug durchzugehen; und er wußte es auch dahin zu bringen, daß die ganze Versammlung als ihr das Antwortschreiben des Nestorius auf die Anathemata des Cyrillus vorgelesen wurde, ausrief: „Wer den Nestorius nicht anathematisirt, der sey selbst Anathema! Ihn anathematisirt der rechte Glaube, ihn anathematisirt die heilige Synode!“ So weit selbst ging der Haß gegen den verurtheilten Patriarchen, daß sich die Synode nicht entblödete ihn in der Aufschrift des Schreibens, worin ihm seine Verdammung angezeigt ward, einen „neuen Judas und Verläugner des Herrn“ zu nennen.

Aus der sogenannten Ketzerei des Nestorius, (eine erschöpfende Definition derselben müssen wir den Eingeweiheten überlassen,) entwickelte sich nach Art und Weise der leeren Klopffechterei eigensinniger Schulmonarchen, gerade eine dem Nestorius ganz entgegengesetzte, und von ihren Anhängern ebenfalls mit dem größten Eigensinne verfochtene Irrlehre, – wir meinen nämlich den Einheitsglauben der christlichen Natur des Archimandriten Eutyches, Rabbi Simeon Jzchak, ein ausgezeichneter Lehrer der jüdischen Synagoge zu Metz, im eilften Jahrhundert unserer Zeitrechnung, verzweifelte einst, einen Grund aufzufinden, warum Rabbi Samai bei einem gegebenen Falle dem Rabbi Hilel im Talmud von Jerusalem widerspreche; er eröffnete sein Anliegen einem seiner vertrautesten Freunde. „Thor,“ antwortete dieser, „mußte nicht Samai dieses behaupten, da Hilel sich für jenes erklärt hatte?“ Mußte nicht, sagen auch wir, mußte nicht Eutyches, im schroffen Gegensatze zur zwiefachen Natur des verfluchten Nestorius, die Einheit der göttlichen und menschlichen Natur in Christo behaupten, und, um diese Einheit ganz vollkommen zu machen, selbst eine Vermischung und Vermengung der doppelten Natur, wie diese bei dem Menschen der Fall ist, annehmen? Zwar hat Eutyches nichts gesagt, was nicht Gregorius der Wunderthäter, der heilige Athanasius, der römische Bischof Julius und selbst der Grund- und Eckstein aller Orthodoxie Cyrillus schon längst ausgesprochen hätten,[2] zwar nennt Pabst Leo der Große unsern Archimandriten einen äußerst unwissenden Alten, und der Bischof Flavianus läßt ihn gar vom Teufel besessen seyn, doch alles dieses vermochte nicht zu verhindern, daß der „unwissende Alte“ sich nicht zu einem großen Ansehen bey seiner Partei emporgeschwungen und daß der vom „wilden Teufel Besessene“ die Kirche Gottes nicht in ihren Grundfesten erschüttert, und noch bis auf den heutigen Tag gespalten hätte.
{F. f.)

[402] Die Einheit der Natur in Christo, der Monophysitismus oder Eutychianismus siegte auf der Räubersynode zu Ephesus (449), wenn auch nicht durch die Macht des heiligen Geistes so doch durch die überzeugende Macht der Schläge, - denn der Hauptgegner des Eutyches, der Bischof Flavianus [403] aus Constantinopel ward so mißhandelt, daß er drei Tage darauf seinen Geist aufgeben mußte. Die sogenannte orthodoxe Partei war aber jetzt thätiger als jemals; zwei Jahre nach der schmachvollen Winkelsynode zu Ephesus (451) ward eine große ökumenische Versammlung nach Chalcedon ausgeschrieben, und man war lediglich darauf bedacht, alles niederzureißen, was zu Ephesus auferbaut worden war. Die heilige Versammlung erkannte in der fünften Sitzung „Maria als die Gottesgebärerin,“ sie erkannte einen und denselben Christum, in zwei Naturen, ohne Vermischung (ἀσυνχύτως), ohne Trennung (ἀτρέπτως) und ohne Absonderung (ἀχωρίςως)“ – legte aber auch dadurch den Grund zu der bis auf den heutigen Tag noch fortdauernden Spaltung der abendländischen und morgenländischen Kirche.

Wenn wir jetzt, mit Uebergehen der andern orientalischen Kirchen, zur Geschichte der armenischen uns wenden, und den Einfluß zeigen, den diese widerlichen, im Vorhergehenden kurz berührten Streitigkeiten, in diesem Lande Kleinasiens gehabt haben, so müssen wir nothwendig zur frühesten Geschichte des Christenthums in Armenien zurückkehren. Den erleuchteten König Abgan von Edessa, so wie sein schon bei Moses von Chorene sich vorfindendes Schreiben an Jesus Christus, das Wirken der Apostel Bartholomäus und Thomas im Orient im Allgemeinen wie in den armenischen Landen im Besondern müssen wir den Legenden und den Sammlern erbaulicher Heiligengeschichten überlassen; erst mit Gregorius Illuminator (armenisch Lusaworitsch genannt), dem Sohne des parthischen Fürsten Anac, beginnt, in der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts, das historische Christenthum in Armenien. Die einfache Thatsache, die Einführung des Christenthums durch den trefflichen Dulder Gregorius, ist, nach jeder vernünftigen Kritik, über allen Zweifel erhaben; nicht so die erbaulichen Umstände und die erschrecklichen Wunder, nicht so die heiligen Reden und dogmatischen Homilien, die der Zeitgenosse Agathangelos, ein Römer von Geburt und Geheimschreiber des Königs Terdat, von dem Wundermanne Gregorius berichtet. Doppelt schätzbar ist das Leben des heiligen Gregorius, das wir in einem armenischen Druck (Constantinopel 1709. 4,) vor uns liegen haben, sowohl wegen seiner Notizen über den Untergang der Partherherrschaft, als auch darum weil dieses Werk an der Spitze der reichhaltigen armenischen Literatur steht; doch müssen wird zur Steuer der Wahrheit bekennen, daß, wovon wir auch bei andern Werken Beispiele haben, im Laufe der Jahrhunderte der ächte Agathangelos höchst wahrscheinlich mit Vorsatz verfälscht wurde. In der alten Hauptstadt Armeniens Wagharschabad, in den heidnischen Zeiten die Stadt der Diana genannt (armenisch Ardimet Kachak) versammelte Gregorius in dem Jahre 325 unserer Zeitrechnung die wenigen Bischöfe und Geistlichen des Landes zu einer Provinzial-Synode, woselbst die Beschlüsse des ökumenischen Conciliums von Nicäa ohne alle Clausel, ohne irgend einen Widerspruch angenommen wurden.

Diese erste Provincial-Synode unter dem ersten Patriarchen Gregorius genießt noch heutigen Tags bei der ganzen Nation, sowohl bei den schismatischen als den unirten Armeniern eines außerordentlichen Ansehens: – „wir wollen fest auf diesen Glauben unserer Väter, auf die Lehre des heiligen Gregorius Lusaworitsch halten,“ ist die gewöhnliche Antwort der monophysitischen Armenier, wenn man sie zur katholischen Kirche bekehren will. Es folgten unter den Söhnen und Verwandten des heiligen Gregorius im Laufe des vierten und im Anfang des fünften Jahrhunderts (in den Jahren 365. 366. 402. 426.), theils zu Warschabad theils zu Adschdidschad, vier Synoden, die für die Stellung der armenischen Kirche zum Abendlande von keiner Bedeutung sind. Bei diesen Versammlungen beschäftigte man sich ausschließend mit den innern Angelegenheiten, wie mit Anordnungen über die Priesterkleidung und die verschiedenen Kirchenfeste; auch berathschlagte man über die Erfindung oder Zusammensetzung eines eigenthümlichen armenischen Alphabets, „indem die griechischen, persischen und syrischen Buchstaben, deren man sich bis jetzt bedient hatte, zur Bezeichnung vieler ganz abweichenden Laute der armenischen Sprache nicht ausreichen, und dadurch die Uebersetzung der heiligen Schriften in’s Armenische unmöglich gemacht werde.“ Auf der dritten Synode (im Jahre 402) unter dem Patriarchen Nierses dem Großen ward die wichtige Bestimmung getroffen, daß künftighin die armenischen Patriarchen von dem erzbischöflichen Stuhl zu Cäsarea unabhängig seyn, und Katholiki (kathuchikos) genannt werden sollen. Schon vor oder während der Synode von Ephesus scheinen Mißhelligkeiten zwischen der armenischen und griechischen Kirche entstanden zu seyn. Da Isaac der Große und Miesrop, schreibt der gleichzeitige armenische Historiker Moses von Chorene (III. 61.), diesem Concilium (von Ephesus) nicht beigewohnt hatten, sendeten ihnen Cyrillus aus Alexandrien, Proclus aus Constantinopel und der Bischof Acacius aus Melitene Schreiben, damit sie sich wohl hüten mögen; den wir hörten, sagten sie, daß einige Ketzerschüler mit den Büchern des Theodorus aus Samosate, des Lehrers des Nestorius, so wie andere, mit denen ihres Meisters Deodorus nach den armenischen Landen auswanderten [3] Doch scheinen diese Ketzer sich anfänglich keines besondern Beifalls in Armenien erfreut zu haben; denn kaum erhielten der Patriarch Isaac und Miesrop die Beschlüsse und Kanones der ersten Synode von Ephesus, so veranstalteten sie eine Versammlung in der Stadt Adschdidschad in der Provinz Taron (im Jahre 432), billigten und nahmen alles unbedingt an, was die heiligen Väter zu Ephesus beschlossen hatten, und verfluchten Nestorius sammt seinem ketzerischen Anhang. [408] Hätte das byzantinische Kaiserreich die Herrschaft über Vorderasien behauptet, wären die Staaten, die während der Kreuzzüge in Asien entstanden, nicht wie Meteore an dem politischen Himmel Asiens vorübergegangen, so würden die orientalischen Kirchen sich von der griechischen oder abendländischen entweder gar nicht getrennt, oder sich, wenn dieses auch geschehen wäre, im zwölften und dreizehnten Jahrhundert sicherlich mit ihnen wieder vereiniget haben. Auf der Uebereinstimmung im Glaubensbekenntnisse, auf der kirchlichen Einheit wird am sichersten und festesten die Einheit des Staates auferbaut; ein Reich aber, das im Gegentheile Leute von den verschiedensten religiösen Ansichten umfaßt, wird in Zeiten der Noth nie auf Alle in gleichem Maße zählen können. Wenn auch nur auf kurze Zeit griechischer oder lateinischer Einfluß in den Staaten Vorderasiens überwiegend ward, sehen wir alsbald, daß Friedenssynoden und Vereinigungsformeln in Menge entstanden; freilich dauerten sie gewöhnlich auch nur so lange, als sie von der übermächtigen Staatsgewalt aufrecht erhalten werden konnten. Ganz andere Interessen hatten aber die einem ganz andern Glauben anhängenden Perser und die später in diesen Gegenden entstandenen muhametanischen Staaten; konnten sie die orientalischen Christen nicht zur Lehre des Zoroaster oder Muhammet bekehren, so wollten sie wenigstens jede Verbindung mit dem Abendlande und den Griechen abgebrochen wissen; sie wollten und begünstigten Ketzereien, damit sich aus einem religiösen Zwiespalt auch ein politischer entwickeln, und die christlichen Unterthanen sich desto fester an ihre unchristlichen Herren anschließen möchten. Leicht ist demnach erklärlich wie die Nestorianer nicht allein eine so gute Aufnahme in Asien finden, sondern alle aus dem Abendlande verbannten Ketzereien, wie die des Eutyches, in Asien bis auf den heutigen Tag ruhig und behaglich fortwuchern konnten.

Im Jahre vier hundert und acht und zwanzig unserer Zeitrechnung vernichtete Bahram V, aus dem mächtigen Hause Sassans, auch in Armenien den letzten Zweig der Arsacidenherrschaft; Ardasches IV ward in diesem Jahre entthront, und die Könige Persiens senden von jetzt an Gouverneure (Marzbank) in das früher selbstständige Land. Unter dem Schutze dieser, der Lehre der Magier anhängenden Herrschaft scheinen alsbald die von der Synode von Ephesus verdammten Lehren nicht allein vollkommener Freiheit sondern auch mannigfacher Begünstigungen sich erfreut zu haben. Barsumas oder Barsaumas, ein eifriger Nestorianer, stellte dem persischen Könige Pherozes vor, daß er an den Christen seines Reiches niemals getreue Unterthanen haben werde, wenn diese von dem Glauben der Griechen sich nicht unterschieden; die Griechen, setzte er hinzu, hätten einen weisen und gelehrten Mann, Nestorius, bloß weil er ihnen christliche Sitten anempfohlen habe, gehaßt und abgesetzt; wenn also der König erlaube, wolle er alle Christen in seinem Reiche nöthigen, die Meinungen des Nestorius anzunehmen, alsdann würde beide Religionsparteien sicherlich ein ewiger Haß trennen. Leicht erhielt Barsumas zu seinem Vorhaben die königliche Erlaubniß; doch ist es bei diesen Bekehrungsversuchen schwerlich so furchtbar zugegangen, wie uns Bar Hebraus glauben machen will. Einer seiner Schüler, der Syrer Samuel, bearbeitete Armenien, und wußte sich gleich anfangs eine solche Partei zu erwerben, daß er Isaac dem Großen als Coadjutor im Patriarchat beigegeben wurde. Der orthodoxe, dabei aber äußerst wahrheitsliebende Moses von Chorene, weiß diesem Fremdling und Ketzer nicht Schlimmes genug nachzusagen.

[409] Die Stadt Tuin, von den Arabern und den jesuitischen Missionarien Devin oder Thevin genannt, lag nördlich von Ardaschd an dem Flusse Miesamor in einer gesunden und angenehmen Gegend. Sie ward vom König Kosru II gegen 350 gegründet, und nicht allein Hauptstadt des Reiches, sondern auch seit 452 Sitz des Patriarchats. Die verschiedenen Synoden, die seit 432 hier und an andern Orten gehalten wurden, sind von der größten Wichtigkeit zur Kenntniß der innern Verhältnisse Armeniens und des religiösen Systems der Magier; die Könige Persiens mutheten mehrmalen den unterjochten Armeniern zu, vom Christenthume abzufallen und sich zur Lichtlehre Zoroasters zu bekennen. Standhaft bewahrten sie aber auf den zusammengerufenen Synoden, – im Einzelnen traten viele zum Parsismus über – den Glauben ihrer Vöter gegen die Anmuthungen der Magier und gegen die ihnen neudünkenden Beschlüsse der ökumenischen Synode von Chalcedon. Unter dem Patriarchen Katholikos Babgen verwarfen sie einstimmig auf einer, in der Geschichte der armenitschen Kirch Epoche machenden Synode zu Edschmiadsin bei Warschabad, im Jahre 491, die Beschlüsse und Satzungen, die Verordnungen und das Glaubensbekenntniß der vierten ökumenischen Synode und faßten ihre Willensmeinung in folgender, die Trennung von der abendländischen Kirche mit bestimmtenWorten aussprechenden Schlußsatzung:

„Wir Haiks und Romaier, wir Georgianer und Albanier sind einmüthigen Sinnes, aufrecht zu erhalten den wahrhaften Glauben zum Guten hieselbst, den wahrhaften Glauben, welchen uns gelehrt haben die heiligen Väter auf der dritten Versammlung; nicht nehmen wir an Worte der Lästerung, sonder wir verfluchen einstimmig die Anhänger derselben.“

Die Armenier waren demnach die ersten unter den morgenländischen Christen, die sich von der allgemeinen Kirche getrennt haben. Alle andern Gegner der Synode von Chalcedon, alle zerstreuten monphysitischen Gemeinden vereinigte der Syrer Jacob Baradai, Zanzalus und Fasselita genannt, setzte ihnen Priester und Diakone und weihete, auf seinen verschiedenen Reisen im Morgenlande, allenthalben monophysitische Bischöfe, wo dergleichen früher gewesen waren. Jacob wird ein Schüler genannt des von der katholischen Partei so gehaßten Patriarchen von Antiochien Severus und soll 37 Jahre zu Edessa Bischof gewesen seyn († 578). Sicherlich wirkte Jacob Baradai, den die Seinigen als einen Heiligen verehren, und sich selbst nach ihm Jacobiten nennen, auch in Armenien auf die Aufrechthaltung und Befestigung des Schisma; doch hatte diese Trennung, wie wir oben aus der armenischen Geschichte des Michael Tschamtschean gesehen haben, in Armenien bei weitem früher Fuß gefaßt, als Galanus, Pagi und alle andere abendländischen Schriftsteller wissen wollten oder konnten. Nicht erst auf einer Synode zu Tuzin unter dem Patriarchen Zacharias, im Jahre 536, ward die Synode von Chalcedon mit dem Anathema belegt, und in Christo nur Eine Natur erkannt, nicht erst hier ward der Zusatz des Gärbers Peter: der du für uns gekreuzigt, in das dreimalheilig aufgenommen, und den Armeniern verboten, nach Jerusalem zu reisen, sondern, wie wir oben gesehen haben, bereits im Jahre 491. Wenn in diesem Jahre eine Synode statt gefunden hat, (in unsern armenischen Quellen haben wir keine Spuren davon auffinden können), so betraf sie sicherlich bloß die Vereinigung mit den syrischen Jacobiten, wovon Barhebräus einigemal in seiner syrischen Chronik spricht. Eine Synode im Jahre 527 unter dem Patriarchen Nierses beschäftigte sich bloß mit der Abstellung mehrerer Mißbräuche, die sich in die armenische Kirche eingeschlichen hatten; von einer folgenden im Jahre 551 beginnt die besondere armenische Aera, und auf einer andern, gehalten zu Tuin, im Jahre 596, unter dem Patriarchen Katholikos Abraham, wurden alle Beschlüsse der Versammlung von Edschmiadsin (491) bestätigt und nochmals alle Anhänger der Synode von Chalcedon mit dem Banne belegt; unter diesen waren auch die bis jetzo mit den Armeniern immer vereinigten Georgier begriffen (armenisch Wirk, Genit. Wraz genannt), die sich unter ihrem Patriarchen Kyrion mit der griechischen, oder was damals noch dasselbe war, mit der katholischen Kirche vereinigt hatten. Den freurigen Patriarchen der Monophysiten trieb ein höchst verdammlicher Sekteneifer; er verbot alle Gemeinschaft mit den benachbarten Georgiern, untersagte das gegenseitig Heirathen und allen Verkehr, so daß seit der Zeit dieses Conciliums zwischen beiden sonst befreundeten Nationen ein Haß und Widerwillen Wurzel faßte, der sich bis auf den heutigen Tag fortgepflanzt hat.

Vergebens suchten seit dieser Zeit die griechischen Kaiser, wenn sie überwiegenden politischen Einfluß in Armenien hatten, vergebens suchten die, abendländischer Hülfe [410] bedürftigen armenischen Könige im dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert unserer Zeitrechnung die Nation mit der griechischen oder abendländischen Kirche auszusöhnen, – die Vereinigungssynoden, wenn sie deren zu Stande brachten, dauerten gewöhnlich nur auf die Zeit ihrer politischen Uebermacht, und waren im Ganzen auf die Masse der Nation nur von geringer Wirkung. Noch in demselben Jahre, in welchem der feurige Abraham alle Anhänger der Synode von Chalcedon mit Bann und Verderben belegte, berief Kaiser Mauritius eine kirchliche Versammlung der Armenier, Georgier und Griechen nach Constantinopel, ohne irgend eine Vereinigung zu Stande bringen zu können. Glücklicher war dem Anscheine nach sein zweiter Nachfolger Heraklius. Nach seinen Siegen über die Perser ließ der staatskluge Mann eine Synode zu Karin, griechisch Theodosiopolis genannt [4], zusammentreten (629) und bewirkte, was von mehreren berichtet wird, die Annahme der Beschlüsse von Chalcedon und die Abschaffung der oben berührten Neuerungen, vorzüglich in der Liturgie und in der Bestimmung der Kirchenfeste. Mag es sich mit dem Concilium des Kaisers Heraklius verhalten wie es wolle – die Nachrichten hierüber sind so widersprechend, daß Tschamtschean, an einer Vereinigung derselben verzweifelnd, sie nach der Reihe aufzählt (II, 535) – soviel erhellt aus den Folgen, daß nemlich diese, wie es scheint gewaltsame, Handlung von sehr geringer Wirkung auf die Nation geblieben ist, und daß mit der politischen Uebermacht der byzantinischen Kaiser auch die Beschlüsse der Synode von Karin fielen. Noch waren keine zwanzig Jahre verflossen, als auf einer neue Synode zu Tuin unter dem Patriarchen Katholikos, Nierses Tschinoch (im Jahre 648) die Beschlüsse von Karin einstimmig verworfen wurden. Wir haben den Glauben unseres heiligen Gregorius, schrieen die versammelten Väter, wir haben die drei ökumenischen Synoden, wir brauchen keine Neuerungen; der Kaiser Constantius (der Sohn und Nachfolger des Heraklius) möge uns bei unserem angestammten Glauben lassen, so wie dies die persischen Könige Kawad und Kosru gethan haben. Das äußerst nachdrückliche Schreiben, welches die versammelte armenische Geistlichkeit bei dieser Gelegenheit an den griechischen Hof erließ, hat uns der fleißige Tschamtschean (II, 351) mitgetheilt; nach drei Jahren wurden auf der Synode zu Manazgierd, einer sehr alten Stadt Armenien, unter dem Patriarchen Katholikos, Johannes Diehapahi die gegen die Griechen gefaßten Beschlüsse bestätigt und nochmals bekräftigt. Obgleich die armenische Kirche bereits in der ersten hälfte des achten Jahrhunderts (726) sich förmlich mit den syrischen Jacobiten vereinigt hatte, so siegte doch in der Folgezeit noch einigemal der Einfluß der griechischen Kaiser. Mochte der Patriarch Zacharias sein Kirche vertheidigen, wie er wollte, mochte er mehrmalen erklären: „Wir sind keine Anhänger des Jacobus Zanzalus, wir sind keine Anhänger des alexandrinischen Julianus noch des Gärbers Petrus oder des verdammten Eutyches, sondern Nachfolger der heiligen Lehren unseres Gregorius,“ – dies Alles half nichts, man wollte aus politischen Rücksichten eine Vereinigung, und wußte sie auch jetzt wiederum, wie auf der Synode zu Tschgragawan im Jahre 862, auf kurze Zeit zu Stande zu bringen.

Füglich können wir jetzt, da wir keine Geschichte der armenischen Kirch schreiben, sondern nur einen genauen quellengemäßen Bericht über deren Eigenthümlichkeiten geben wollten, mehrere Synoden übergehen, worin man sich theils mit innern kirchlichen Angelegenheiten, theils mit Beilegung der zwischen den schismatischen und unirten Armeniern entstandenen Streitigkeiten beschäftigte. Ebenso übergehen wir die 1037 nochmals beschlossene Vereinigung mit den syrischen Jacobiten, und wenden uns zu der großen Synode zu Hromgla (d. h. in der römischen Festung) im Jahre 1179. Von dieser äußerst zahlreichen Synode hätte man mit Recht dauernde Früchte für eine gänzliche Vereinigung hoffen können, da sich ihrer Nierses von Lampron, der Name einer berühmten Festung nördlich von Tarson), der Cicero Armeniens, mit außerordentlichem Eifer und Nachdruck angenommen hatte. Er hielt bei dieser Gelegenheit eine Rede, die als ein Meisterstück der armenischen Beredsamkeit gepriesen wird. Obgleich man in den erstern Sitzungen die Zustimmung zu den Beschlüssen von Chalcedon gegeben hatte, so wie zu andern, eine Aussöhnung mit der griechischen Kirch herbeiführenden Maaßregeln, erhob sich doch, sobald der Tod des Kaisers Manuel bekannt ward, große Zwiespalt in der Versammlung; viele Bischöfe, an deren Spitze der gelehrte Mönch Gregorius sich stellte, traten ab von den früher gefaßten Beschlüssen; ein großer Theil des Volkes hielt es mit ihnen, mehrere aber auch mit dem Patriarchen Gregorius, der mit Leib und Seele strebte, eine gänzliche Vereinigung zu Stande zu bringen. [416] Und so geschah es, daß die armenische Nation, ungeachtet aller frühern und spätern Vereinigungs-Versuche, in zwei, ziemlich ungleiche Theile sich spaltete, in die eigenthümliche, selbst von den syrischen Jacobiten im Einzelnen sich unterscheidende Kirche Armeniens, und in die nur eine geringe Anzahl ausmachenden Unirten. Die Pforte beobachtete gegen beide Parteien die althergebrachte Politik nicht-christlicher Staaten; während sie die schismatischen, dem Abendlande feindlich entgegenstehenden Armenier auf alle Weise unterstützte und ihnen im Handel und Wandel manche Privilegien ertheilte, wurden die katholischen beständig mit mißtrauischen Augen angesehen. Ihre mannigfachen Verbindungen mit dem Abendlande waren dem Divan verhaßt, und vergebens brauchte man alle Mittel der Bedrückung, um sie mit der monophysitischen Kirche auszusöhnen. Durch kirchliche Verhältnisse eng mit dem Abendlande verbunden, lernten die Unirten europäische Wissenschaft und Kultur kennen und schätzen, und entfernten sich dadurch immer mehr von ihren barbarischen Herrschern, während im Gegentheile die Heterodoxen Allem, was ihnen von Europa geboten wird, feindlich entgegentraten, fürchtend, es möchten dadurch ihre kirchlichen Ansichten, es möchten ihre kirchlichen Freiheiten untergraben werden. Die wissenschaftlich gebildeten Männer der Nation, deren es freilich nicht sehr viele giebt, finden sich daher gewöhnlich unter den katholischen Armeniern in Kleinasien, in Constantinopel und an verschiedenen Orten Europas, wo sich Gemeinden niedergelassen haben, die in Italien (St. Lazaro), in Siebenbürgen, in Polen und Ungarn. Die Jesuiten konnten mit all ihrer Feinheit und Schlauheit nur Einzelne zur römisch-apostolischen Kirche herüberziehen, und auch die protestantischen Missionen sind bis jetzt noch ziemlich unfruchtbar geblieben. Zwar lesen wir in einigen ihrer Berichte, daß der Herr sich offenbar der armenischen Nation erbarme, und daß viele Vorzeichen ihrer Erleuchtung erschienen seyen, – nur zu oft treten aber in Missionsberichten die Wünsche und das Streben Einzelner an die Stelle der Wirklichkeit. Wird es wohl ein leichtes Unternehmen seyn, der armenischen Bevölkerung von Cäsarea, Ancyra, Amasia, Cura-Hissar, Bunsa und Coromania für das evangelische Christenthum einige Empfänglichkeit einzuflößen? Ist das Volk nicht so tief zu seinen barbarischen Herren herabgesunken, daß es, nach der Denkschrift des armenischen Patriarchen zu Petersburg, Seraphim Petrovitsch, seine eigene Sprache vergessen, und selbst im Schreiben, gerade wie die Juden, nur die eigenthümlichen Charaktere aus dem nationalen Schiffbruch gerettet hat? Ein freudiges Zeichen ihrer Empfänglichkeit: für Religion und Kultur ist die Begierde, mit der sie die heilige Schrift aufnehmen und lesen; die verschiedenen Schreiben der englischen Bibelgesellschaft enthalten hierüber zahlreiche und rührende Beweise. Ein Armenier zu Calcutta soll der dortigen Filial-Gesellschaft 500 Rupien gegeben, und dabei erklärt haben, daß er auf alle Weise auch in Zukunft die Zwecke der Bibelgesellschaft unterstützen werde. Außerhalb Europa befinden sich auch in Kleinasien, wie wir oben schon bemerkten, mehrere katholischen Armenier, wie zu Angora, (dem alten Ancyra, wohin bekanntlich die unglückseligen Unirten aus Constantinopel vertrieben wurden), und zu Aleppo. Hier hat Dr. Staines, ein Abgeordneter der englischen Bibelgesellschaft, 8000 katholische Armenier gefunden; nicht viel weniger zählte Angora. Diese Stadt liegt auf drei Hügeln, und ist mit Wällen umgeben; sie enthält ungefähr 2400 Häuser, wovon bei 1500 allein von den unirten Armeniern bewohnt werden. In die übrigen tausend Häuser theilen sich die schismatischen Armenier, Griechen und Juden. Die Armenier in Aegypten, die gewöhnlich die Bankiers der Regierung sind, gehören sämmtlich zur monophpysitischen Kirche, und haben einen besondern Patriarchen zu Cairo.

  1. Da sich in dem hier folgenden Aufsatze mehrere von den gewöhnlichen Darstellungen der Kirchenhistoriker sehr abweichende Angaben finden, so glauben wir unsere Leser darauf aufmerksam machen zu müssen, daß derselbe zum Theil aus armenischen und bisher – so viel uns bekannt – in Deutschland noch gar nicht benutzten Quellen geschöpft ist. Wir verdanken die Mittheilung desselben einem gelehrten Freunde, der die armenische Sprache und Literatur seit längerer Zeit zum Gegenstande eines besonderen Studiums gemacht hat.
  2. Wen das Einzelne dieser haarspaltenden Untersuchungen interessirt, der kann es in dem Werke des Christian August Salig finden: De Eutychianismo ante Eutychen sive de Eutychianismi vere ac falso suspectis. Tractatus historicus et theologicus. Wolfenbutt. 1723. 4.
  3. Bekanntlich hat sich das Schreiben des Patriarchen Proklus bis auf heutigen Tag erhalten.
  4. Nach St. Martin’s Muthmaßung, Mem. sur l’Armenie I. 66 soll Karin bloß der armenische Name für Arzrun seyn, was ganz richtig ist, indem es in der Geographie Armeniens (Venedig 1806. S. 65) ausdrücklich heißt: J. Hnuinn Kavorn godscher Karin.