Der verfluchte Jung’

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Der verfluchte Jung’
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 41, S. 656
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1865
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[656] Der verfluchte Jung’. Prinz Albert von Sachsen-Coburg mochte ungefähr zwölf Jahre alt sein, als er und sein Bruder Ernst für einige Zeit, während einer Abwesenheit ihres eigenen Studienleiters, dem damaligen Hofmeister der mit dem herzoglichen Hause verwandten Familie des Grafen Mensdorff-Pouilly zur Führung übergeben waren. Dies geschah in Gotha, wo bekanntlich der coburgische Hof jeden Winter residirt. Auf einem der Jagdausflüge nach dem Thüringerwalde überfiel die junge Gesellschaft ein kräftiger Platzregen, der sie nöthigte, mit ihrem interimistischen Hofmeister sich in einen omnibusartigen Jagdwagen zur Heimfahrt zu flüchten. In diesem engen Gefährt[WS 1], wo die Kniee der einander Gegenübersitzenden sich fast berührten, gefiel es nun dem Prinzen Albert, zu seinem besondern Vergnügen auf und ab zu wandeln. Dies nöthigte den durchnäßten Hofmeister, jedesmal den kaum eingenommenen bequemen Sitz wieder zu verrücken. Aber gerade dies schien dem Schelm besondere Freude zu machen, und so trieb er’s eben fort, trotz der Bitten, trotz der Ermahnungen und endlich trotz des mürrischen Gesichts des Lehrers. Da riß plötzlich der dicke Geduldsfaden und der explodirte Zorn fuhr auf den Sünder mit dem echt coburgischen Donner los: „Kann denn der verfluchte Jung’ kei’ Ruh’ halt’!“ Schamübergossen duckte der Getroffene sich in den Winkel, und die Sache war aus. – Der Prinz wurde Gemahl der Königin von England und der Hofmeister Pfarrer in der Nähe von Coburg. Wohl vierzehn Jahre nach jener Jagdpartie war es, als Prinz Albert seine Gemahlin zum ersten Mal in seine Heimath führte; sie wohnten auf der Rosenau. Da trieb es den Pfarrherrn, sich auch dahin zu verfügen, in der Hoffnung, der Königin Victoria vorgestellt zu werden. Sein Wunsch wurde erfüllt, Graf Mensdorff, der Vater, verschaffte ihm das ersehnte Glück – der Augenblick nahte, die Thür öffnete sich, er steht vor der ihm freundlich entgegen lächelnden Königin und los läßt der überglückliche Pfarrherr den gewichtigen Eingang seiner wohl einstudirten Anrede. Da, mitten im schönsten Strom der geflügelten Worte, tritt zu einer Seitenthür Prinz Albert herein, erblickt den alten Bekannten, reicht ihm die Hand und stellt ihn seiner Gemahlin mit den Worten vor: „Sieh, das ist der, der mich einen verfluchten Jungen genannt hat!“ – Die schöne Rede war nun freilich ruinirt, aber die Herzlichkeit des Empfangs entschädigte dafür, und damit der treue Pfarrherr ja an kein Nachfragen wegen seiner alten Majestätsbeleidigung denken könne, übersandte ihm andern Tags das glückliche Paar die Oelgemälde seiner Portraits.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Gefähr