Der verlorne Amtmann
Schabernacker vor dem Weinhaus
Sieht des Amtmanns Wagen stehn,
Dem er eben trank den Wein aus,
Und der tief in’s Glas gesehn.
Hans, der Kutscher, sanft zum Kinn,
Denn aus einem starken Glase
Riß der Geist zum Schlaf ihn hin.
Schabernackers Schelm im Nacken
Drinnen den zu schabernacken,
Der zur Fahrt sich macht bereit.
Leis’ eröffnet er den Wagen,
Doch nur um, so daß es kracht,
Daß der Kutscher plutz erwacht.
Gute Nacht, ruft er, Herr Bruder!
Laut dann; Kutscher, fahre zu!
Dieser wähnt, er hab’ sein Fuder,
Aus dem Hause langsam her;
Sieht dahin den Wagen schweben:
Halt! Halt! tobt er hinterher.
Er wie toll; doch hilft kein Schrein;
Daß das Pflaster davon schmettert,
Lärmt er stolpernd hinterdrein.
Rennt und rennt; Zeit seines Lebens
Doch er martert sich vergebens,
Seiner raschen Rosse Spott.
Außer Athem, seiner Glieder,
Seiner Sinne nicht mehr Herr,
Ein zum Tod’ Ohnmächtiger.
Seine Rappen tüchtig traben
Läßt der Kutscher, weil es gern
Nachts der Amtmann mag so haben,
Sonst wohl läßt er Flüche schallen,
Wenn’s nach Wunsch nicht vorwärts will;
Heut muß ihm die Fahrt gefallen,
Denkt sich Hans, denn er ist still.
Horchet Hans; kein Hauch sich regt.
Sollt’ sein Pfeifchen er vergessen,
Das er sonst zu schmauchen pflegt?
Nicht des bösen Weges Schläge
Mag sehr matt sein; ging schon schräge,
Als er mir mein Glas gebracht.
So nun endlich sie gelangen
Vor des Amtmanns Wohnung an;
Wartet sorgsam auf den Mann.
Hört schon fern den Wagen kommen,
Ämsig eilt sie auf den Platz;
Hat ein Licht zur Hand genommen,
Sachte! rufet Hans, nur sachte!
Unser Herr schläft ganz und gar! –
Und dazu, wie oft, er lachte,
Wenn’s nicht so recht richtig war.
Sein süß Schläfchen stören gern;
Sanft zu Bette sollen Knechte
Tragen ihren lieben Herrn.
Greifen; – schreien Mord und Zeter:
Ach! der Herr ist ja nicht drin.
Wie denn? – fragt die Frau voll Schrecken;
Leuchtet mit dem Licht’ hinein; –
Hans, ach Hans! wo kann er sein? –
Will sich Hans das Haar ausraufen,
Ist ganz außer sich die Frau;
Heißt ihr ganzes Volk auslaufen,
Bessern Weiberrath sich schaffend
Auf dem Fleck im Mißgeschick,
Fähret, sich zusammenraffend,
Auf der Straße sie zurück.
Bis, vom Weinhausplatz’ nicht fern,
Sie, wie Unglück aufgehäufelt,
Hinter’m Strauch fand ihren Herrn.
Den sie auflud, und zu Bette
Aber ihm der Liebe Kette
Straffer hat seitdem gespannt.