Deutscher Volksfrühling

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Autor: G.
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Titel: Deutscher Volksfrühling
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 23, S. 365–366
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1861
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[365]

Deutscher Volksfrühling.[1]

Gedicht für Männergesang mit Orchester.

     Chor.

Was für ein Klingen und Regen
Hebt rings den lustigen Reihn,
Als wehe ein großer Segen? –
Das muß der Frühling sein!

Die Bächlein, die Ströme fließen
Befreit von des Eises Last,
Es blühet auf allen Wiesen,
Es schallet von jedem Ast.

Hinaus auf die grünenden Matten,
Wo Lust und Lieb’ uns winkt,
Daß fröhlich im Waldesschatten
So Becher wie Lied erklingt.
(Ländliche Musik; fernes Gewitter.)

     Baß-Solo.

Hört Ihr vom Himmel hoch des Donners Rollen?
Das schauert durch die Luft wie ernstes Mahnen,
Von andrer Feier geht ein leises Ahnen,
Und also tönt’s wie ferner Stimme Grollen:

„Ist’s Zeit, daß ihr an Spiel und Tanz euch weidet?
Schaut ihr das Leuchten nicht am Saum der Wolke?
Der Geistesfrühling nahet meinem Volke.
Und habt ihr auch die Stätte ihm bereitet?“

     Quartett.

Brüder, nicht mit Jubelchören,
Nicht mit Kränzen hebt es an,
Leben keimet aus Zerstören,
Und der Sturm erst fegt die Bahn.
Nieder stürzt’s in Wetterbächen,
Heiß entbrennen Kampf und Streit,
Erst das alte Eis zu brechen,
Eh’ uns Rosen bringt die Zeit.

Drum, gelobt’s in edler Wette,
Für das Vaterland erglüht:
Männerherzen sind die Stätte,
Wo der Völkerfrühling blüht!
Frischer Muth und feste Treue,
Starke Hand und kluger Rath,
Daß der Bund sich stets erneue,
Und das Lied, es werde That.

     Chor.

Mag er sich nahn!
Sei es in Kampfesnoth.
Im Sturmgetose
Oder im Maiengekose,
Hört sein Gebot,
Brüder, heran!

Starr lag des Winters Hand
Ueber dem Land,
Bruder vom Bruder gebannt,
Die Herzen voll banger Trauer
Endlich nach langer Nacht
Glühet die Morgenwacht,
Heil’ge Lenzesschauer
Durchbrechen die alten Schranken,
Mit frischen Liebesranken
Alle, die stammverwandt,
Wieder zu einen
Zum einen,
Zum deutschen Vaterland.
Das wir von Herzen meinen!

     Terzett.

Ach, Du warst selbst, mein Volk, Dir untreu worden,
Den eignen Söhnen wurdest Du zum Spott,
Geknechtet tief von frecher Schergen Horden.

Nur Eines blieb in all der Schmach und Noth
Von Deinen alten Ehren Dir erhalten:
Dein Sangesruhm und edler Frauen Walten.

[366]

     Tenor-Solo.
O naht der Männer Kreise, holde Frau’n,
Ihr ernstes Ringen huldvoll anzuschaun,
Zu wallen bei des droh’nden Kampfs Gebahrung
In heil’ger Sitte, höhern Rechtes Wahrung.
Ja, Frauensinn kann nimmer fehlen,
Mit dem ihr seid, der wird das Rechte wählen,
Zu dem ihr steht, der muß das Feld behalten,
Im Banne kämpft er höherer Gewalten.

     Chor.
Laßt die Feier denn beginnen,
Schalle, deutscher Männer Chor,
Und als heil’ge Priesterinnen,
Tretet, holde Frau’n, hervor!
Neu die Gluthen anzufachen
Auf des Vaterlandes Heerd,
Treu die Keime zu bewachen,
Die der Frühling uns bescheert.

Schaut ihr den Himmel in Flammen?
Alle zum Schwure schließt euch zusammen:
Zu halten am Vaterlande,
Zu sprengen des Wahnes Bande,
Wieder zu lösen den alten Ruhm,
Den Volkes Heiligthum
Neu zu erbauen!
Das Banner Schwarz-Roth-Gold voran,
Bald bricht der Sieges-Morgen an –
Und sollt’ unser Blut ihn bethauen!

 Baß-Solo mit Chor.

Solo.  Gedenkt der Todten!
Die in den Kämpfen dieser Zeit
Mit ihrem Blut genetzt den Boden.
Chor.       Die Todten! Gedenkt der Todten!
Solo. Umweht’s euch nicht wie Geistergrauen?
Seht sie, gleich Eideshelfern, auf euch schauen,
(Chor.   Die Todten, die Todten!)
Solo. Die Finger in den Wundenmalen,
Sie mahnen euch, die Schuld zu zahlen:
(Chor.   Die Todten!)
Solo. Ja, ob’s auch spät und heiß errungen werde,
Ein Land, ein Volk, so weit die deutsche Erde!
Chor. Ein Land, ein Volk, so weil dir deutsche Erde!

 Schluß-Chor.
Und jetzt, den Lenz zu verkünden,
Zieht rings durch das deutsche Land,
Von Gau zu Gau soll zünden
Der heil’ge Völkerbrand.

 S.



  1. Von verschiedenen Seiten sind Preise für gute Texte zu Männergesangcompositionen ausgeschrieben. Wir dürfen den „deutschen Volksfrühling“ wohl allen Compositeuren empfehlen und bitten die Herren, falls sie sich mit dem Dichter in Verbindung zu setzen wünschen, um gefällige Nachricht.
    Die Redaction.