Die Brück’ am Tay
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Die Brück’ am Tay |
(28. Dezember 1879) |
When shall we three meet again? Macbeth |
»Wann treffen wir drei wieder zusamm?«
»Um die siebente Stund‘, am Brückendamm.«
»Am Mittelpfeiler.«
»Ich lösche die Flamm.«
»Ich komme vom Norden her.«
»Und ich vom Süden.«
»Und ich vom Meer.«
»Hei, das gibt einen Ringelreihn,
»Und der Zug, der in die Brücke tritt
Um die siebente Stund’?«
»Ei, der muß mit.«
»Muß mit.«
Ist das Gebilde von Menschenhand!«
Auf der Norderseite, das Brückenhaus —
Alle Fenster sehen nach Süden aus,
Und die Brücknersleut’ ohne Rast und Ruh
Sehen und warten, ob nicht ein Licht
Übers Wasser hin »Ich komme« spricht,
»Ich komme, trotz Nacht und Sturmesflug,
Ich, der Edinburger Zug.«
Am anderen Ufer. Das muß er sein.
Unser Johnie kommt und will seinen Baum,
Und was noch am Baume von Lichtern ist,
Der will heuer zweimal mit uns sein, —
Und in elf Minuten ist er herein.«
Und es war der Zug. Am Süderturm
Keucht er vorbei jetzt gegen den Sturm,
Aber was tut es, wir zwingen es doch.
Ein fester Kessel, ein doppelter Dampf,
Die bleiben Sieger in solchem Kampf.
Und wie’s auch rast und ringt und rennt,
Und unser Stolz ist unsre Brück’;
Ich lache, denk’ ich an früher zurück,
An all den Jammer und all die Not
Mit dem elend alten Schifferboot;
Hab’ ich im Fährhaus zugebracht
Und sah unsrer Fenster lichten Schein
Und zählte und konnte nicht drüben sein.«
Auf der Norderseite, das Brückenhaus —
Und die Brücknersleut’ ohne Rast und Ruh
Und in Bangen sehen nach Süden zu;
Denn wütender wurde der Winde Spiel,
Und jetzt, als ob Feuer vom Himmel fiel’,
Überm Wasser unten... Und wieder ist Nacht.
»Wann treffen wir drei wieder zusamm?«
»Um Mitternacht, am Bergeskamm,«
»Auf dem hohen Moor, am Erlenstamm.«
»Ich mit.«
»Ich nenn’ euch die Zahl.«
»Und ich die Namen.«
»Und ich die Qual.«
Wie Splitter brach das Gebälk entzwei.«
»Tand, Tand
Ist das Gebilde von Menschenhand.«