Die Braut vom Bergsee
Musik erklingt zum Hochzeitschmauß;
Sie tanzen im erhellten Haus.
Doch draußen trüb im Sternenlicht
Der junge Waidmann zu sich spricht:
Sie thun mir drinnen Alle fremd,
Ob Geig’ und Flöte Alle freut,
Mir hat sie den Verdruß erneut.“
Da kommt zu ihm ein Mägdlein zart,
Wie Silber fließet ihr Gewand,
Wie Gold ihr Haupthaar ohne Band,
Wie sanfte Wellen schwebt ihr Schritt:
„Und willst du nicht zum Tanze mit?“
Dem Stern gleich aus der Himmelsruh’. –
Sie schwelgen in des Tanzes Lust,
Sie schmiegt sich leis an seine Brust,
Wie eine Blume, kaum erwacht,
Sie ruht ihm müd’ und matt im Arm,
Er führt sie weg vom Tänzerschwarm;
Er wiegt sie schaukelnd auf den Knie’n,
Doch scheu und bebend will sie fliehn.
Er faßt sie sanft in ihrem Lauf.
Sie seufzt: „Der strenge Vater droht;
In seinem Hause wohnt der Tod.
O blieb’ ich Brust an Brust bei dir,
Doch weh, mein Herz so wach und voll,
Und keine Seele lieben soll!“
„Hab’ ich nicht Büchs’ und Fänger hier?
Nicht fürchten Tod und Hölle wir!“
Und Menschenliebe, bringt mir Mord;
Die Morgenröthe trinkt mein Blut,
Bin ich bei ihm nicht in der Fluth.
Es tagt, es tagt – ich sterben muß – –
Der Drossel froher Ton verhallt,
Und zornig braußt der Tannenwald;
Im Halbkreis starrt die Felsenhöh’,
In ihrem Kessel stürmt der See.
Die bleiche Braut der greise Geist;
Er wirft sie donnernd in die Fluth,
Die blutig dann im Frühglanz ruht.
Der Jäger sitzt am Wogenschein
Vom Gipfel blickt der Auerhahn,
Vom Schilf der Hirsch ihn sicher an.
Der See verstummt, der Wald verdorrt,
Der Jäger sitzt dort immerfort;
Ob Keiner ihn erlösen mag.