Die Ehre des Hertzogthums Crain - Band XI - Krinck

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Johann Weichard von Valvasor
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Krinck
Untertitel:
aus: Johann Weichard von Valvasor: Die Ehre dess Hertzogthums Crain: das ist, Wahre, gründliche, und recht eigendliche Belegen- und Beschaffenheit dieses Römisch-Keyserlichen herrlichen Erblandes. Laybach / Nürnberg: Endter, 1689. Band 3, Buch XI, S. 317–319
Herausgeber: Erasmus Francisci
Auflage:
Entstehungsdatum: 1689
Erscheinungsdatum: 1689
Verlag: Wolfgang Moritz Endter
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Nürnberg / Laybach
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Scans der WDB
Kurzbeschreibung:
Siehe auch: Themenseite Vampire
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]


[317]


Krinck.
Inhalt.

DIe Gegend deß Marckts Krinck. Fruchtbarkeit deß umligenden Bodens. Mehr Wein als Wassers. Vormaliger Zustand dieses Marckts. Heutiger Zustand. Jetziger Herr dieses Marckts. Begrabener Todter geht bey Nacht / zu Krinck herum. Klopfft an die Häuser. Nothzüchtigt die hinterbliebene Witwe. Etliche Männer vereinigen sich sein Grab zu öffnen. Wie sie den Leichnam befunden. Sie bemühen sich ihm einen Pfal durch den Leib zu schlagen. Wie der Supan den Todten angeredet. Dem Körper wird der Kopff abgehauen. Der Todte schreyet und blutet. Ein noch frischeres Exempel. Francisci Torreblancæ Ausspruch / von dem aufstehenden Begrabnen.

Die Gegend deß Marckts Krinck.DEr Marckt Krinck / (Crainerisch Kringa, und in Italiänischer Sprache Coridigo, in Lateinischer Coriticum) findet sich / in Isterreich / siebenzehen Meilen von Laybach / Sihe die Figur N. 418. und ein Meilwegs von der Stadt Mitterburg / in einer guten fruchtbaren Gegend. Denn ob gleich der Grund und Bodem steinigt ist: Fruchtbarkeit deß umligenden Bodems. wird er nichts desto weniger / mit zwischen-ligenden schönen Aeckern / gebauten Feldern / und Weingärten / unterschieden. So ist auch / nechst dabey ein Wald.

Mehr Wein als Wassers. Allein um das Wasser / steht es / bey truckner Zeit schlecht. Und hat man allezeit / an diesem Ort / mehr Weins / als Wassers. Denn obschon / nechst dabey / eine Brunnquelle fliesst: rinnt dieselbe doch viel sparsamer / als der Zapfen eines Weinfasses.

Vormaliger Zustand dieses Marckts. Dieser Marckt ist vormals / in ungleich besserm Stande gewest / mit einer Ringmaur umgürtet / dazu mit Thürnen gerüstet / und mit vielen Häusern besetzt: wie solches / noch heutiges Tages / die Rudera (Schutt- und Verfallungs-Haussen) zu erkennen geben. Heutiger Zustand. Nunmehr ist die Zahl so wol der Gebäue / als der Einwohner / um ein Gutes geringer worden / und anjetzo dieser Marckt nicht gar volckreich.

Jetziger Herr dieses Marckts. Es gehört derselbe / unter die Grafschafft Mitterburg / und ist dem Fürsten von Aursperg / Herrn Herrn Ferdinand / als seinem jetzigen Herrn / unterworffen.

Im 1672ten Jahr hat / dieses Orts / sich ein abentheurlicher Fall begeben / nemlich / daß man einen begrabenen todten Körper eines Manns / welcher Georg (oder Giure) Grando geheissen / ausgegraben / und mit besondren Ceremonien / demselben den Kopff abgehauen: auf daß man mögte Ruhe für ihm haben. Weil ich dann oben / im VI Buch dieses Wercks / im X Capitel / von dieser Begebenheit schon einigen Bericht gegeben / und versprochen / allhie / bey Beschreibung deß Marckts Krinck / den Handel [318]

völliger zu erzehlen: will ich anjetzso umständlicher denselben beschreiben.

Nachdem besagter Mann / vor sechszehen Jahren / verschieden / und mit gewöhnlichen Leichgebräuchen Christ-üblich eingeerdigt worden; Begrabener Todter geht bey Nacht / zu Krinck herum. hat man ihn / nach seiner Begräbniß / bey der Nacht gesehn umhergehen / in diesem Marckt Krinck. Und ist er zwar anfänglich dem Pater Georgio, einem München S. Pauli deß Ersten Eremitens / erschienen / welcher ihn begraben / und die Messe verrichtet hatte. Denn als jetzt benannter Pater, mit deß Begrabenen Befreundten / zu der Witwen ins Haus gegangen / und / nach allda eingenommener Mahlzeit vom Essen aufstehend / wieder heimgehen wollte; sahe er den Verstorbenen hinter der Thür sitzen: und ging / gantz erschrocken / davon. Hernach ist dieser Begrabene offt ihrer Vielen erschienen / bey nächtlicher Weile / da er / auf der Gassen / Klopfft an die Häuser. hin und wieder gegangen / und / bald hie bald da / an die Hausthüre geschlagen: und seynd unterschiedliche Leute darüber gestorben; zumal aus solchen Häusern / da er hat angeklopffet. Denn vor welchem Hause er angeschlagen / daraus ist / bald darauf / Einer mit Tode abgangen.

Nothzüchtig die hinterbliebene Witwe. Er hat auch / bey seiner hinterlassenen Witwen sich eingefunden / und dieselbe würcklich beschlaffen. Welche aber / weil sie einen Abscheu / vor ihm getragen / endlich / zu dem Suppan (oder Marckt-Schultzen) Miho Radetich, hingeloffen / auch bey ihm verblieben / und gebeten / er wollte ihr doch / wider ihren verstorbenen Mann / Hülffe verschaffen.

Der Supan bittet deßwegen etliche behertzte Nachbarn zu sich / gibt ihnen zu sauffen / und spricht ihnen zu / sie sollen ihm Beystand leisten / daß solchem Ubel möge abgeholffen werden: weil dieser Georg / oder Giure Grando, allbereit viele Ihrer Nachbarn gefressen hette / dazu die Witwe / alle Nächte / überwältigte / und beschlieffe.

Etliche Männer vereinigen sich / sein Grab zu öffnen. Worauf sie sich entschlossen / den unruhigen Nachtgänger anzugreiffen / und ihm das Handwerck zu legen. Diesem nach / haben sich ihrer neune aufgemacht / mit zweyen Windlichtern / und einem Crucifix / und das Grab geöffnet. Wie sie den Leichnam befunden. Da sie denn deß entdeckten todten Körpers Angesicht schön roth gefunden: Welcher sie auch angelacht / und das Maul aufgethan. Worüber diese streitbare Gespenst-Bezwinger dermassen erschrocken / daß sie alle mit einander davon geloffen.

Solches kränckte den Supan / daß ihrer neune Lebendige / mit einem einigen Todten / nicht sollten zu recht kommen [319] können / sondern für einem blossen Anblick desselben / zu flüchtigen Hasen würden: Derhalben sprach er ihnen zu / und frischte sie an / daß sie / mit ihm / wieder umkehrten / zum Grabe / und ihm einen geschärfften Pfal von Hagedorn / Sie bemühen sich ihm einen Pfal durch den Leib zu schlagen. durch den Bauch zu schlagen sich bemüheten: welcher Pfahl allemal wieder zurück geprellt.

Indessen hat der Supan gleichsam einen Geistlicher gepresentirt / das Crucifix dem Todten vors Gesicht gehalten / und ihn also angeredt: Schau! du Strigon! Wie der Supan den Todten angeredet. (also werden solche unruhige Todten in Histerreich genannt) Hier ist JEsus Christus! der uns von der Hellen erlöset hat / und für uns gestorben ist! Und du / Strigon / kannst keine Ruhe haben etc. Und was dergleichen Worte mehr gewesen / so dieser unzeitiger Exorcist / oder Todten-Redner / daher gemacht. Indessen seynd dem Gespenst die Zähren aus den Augen hervor gedrungen.

Dem Körper wird der Kopff abgehauen. Weil aber der Pfal nicht / durch den Leib / getrieben werden können; so hat Einer / zu Mehrenfels wohnhaffter / Namens Micolo Nyena, von weitem angefangen / mit einer Hacken / den Kopff abzuhacken. Aber weil er / allzu furchtsam und verzagt / damit umgegangen; ist ein Andrer / der mehr Hertzens gehabt / nemlich der Stipan Milasich, hinzugesprungen / und hat den Kopff weggehaut. Der Todte schreyet und blutet. Worauf der Todte ein Geschrey gethan / und sich gewunden / nicht anderst / als ob er lebendig wäre / auch das Grab voll geblutet.

Nach solcher Verrichtung / haben die erbare Herren Executores das Grab wieder zugemacht / und sich heim verfügt. Von welcher Zeit an / das Weib / und andre Leute / Ruhe / für ihm gehabt.

An der Gewißheit dieses Verlauffs / hafftet kein Zweifel: denn ich * habe Selbst / mit Personen / geredt / die mit dabey gewesen.

Es ist dieses / in Isterreich / und daherum / gar gemein / daß sie also die Todten / wann sie nicht ruhen wollen / sondern bey Nacht herum schweiffen / und die Leute angreiffen / ausgraben / und ihnen einen Pfahl von Dornholtz (oder Hagdorn) durch den Leib schlagen. Massen dann / noch vor wenig Jahren / Ein noch frischeres Exempel. auch / in einem unweit von hier ligendem / Venetianischem Dorff / wie mir eine gewisse fürnehme Hand zugeschrieben / dergleichen geschehn / daß man dem Todten also einen Pfahl / durch den Leib / gestossen. Aber wann die Obrigkeit solches erfährt / werden sie darüber hart gestrafft; und zwar billig: denn es ist deß Teufels Werck / der die Leute also äfft und blendet / und dadurch zu aberglaubischen Mitteln bewegt. Hieher dienet die Rede Francisci Torreblancæ Ausspruch / von dem aufstehenden Begrabnen. Francisci Torreblancæ: Apparitiones & Resurrectiones Mortuorum, quas vobis dæmones & magi obtrudunt, non sunt animæ; sed spectra & phantasmata &c.[1] Wiewol ich[2] solches nicht durchgehends / auf allerley Erscheinungen / gedeutet haben will.



  1. (a) Francisc. Torreblanca Tom. 2. de Magia lib. 2. c. 26. fol. 234.
  2. (b) Der Herr Haupt-Author nemlich.