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Die Gegenwart

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Johann Gottfried Herder
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Titel: Die Gegenwart
Untertitel:
aus: Friedrich Schiller:
Musen-Almanach für das Jahr 1796, S. 29 – 30
Herausgeber: Friedrich Schiller
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1796
Verlag: Michaelis
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Erscheinungsort: Neustrelitz
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: HAAB Weimar, Kopie auf Commons
Kurzbeschreibung: Die Chiffre D. wird Johann Gottfried Herder zugeschrieben.
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
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[29]
Die Gegenwart.

Ein Persisches Lied.


      Dunkler Ocean umgürtet
Unsre Erd’ und unser Leben.
Fluten rauschen über Fluten,
Auf den Fluten ruhen Wolken,

5
Dunkler Abgrund ist die Zukunft.

           Nur die Gegenwart ist sicher;
           Jüngling, auf! genieße sie.

      Siehe, dort auf Kafs Gebürgen
Schwingt sich Anka[1] in die Wolken.

10
Jeder Staub entsank der Schwinge,

Und man sagt, er sey unsterblich.
Wohin schwang er sich? Wo ist er?
           Nur die Gegenwart ist sicher;
           Jüngling, auf! genieße sie.

[30]
15
      Wie der Tag, so glänzt dein Antlitz,

Wie die Nacht ist deine Locke,
Deine Lippen Morgenröthe.
Morgenroth und Tag und Nächte,
Auch die schönsten fliehn vorüber.

20
           Nur die Gegenwart ist sicher;

           Jüngling, auf! genieße sie.

D.
  1. Anka, ein fabelhafter großer Vogel der morgenländischen Dichter; das Sinnbild großer Anstrebungen und der menschlichen Seele selbst. Kaf, das höchste Gebürge Asiens.