Die Gruben und Schächte rings um Clausthal-Zellerfeld

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Autor: Heinrich Morich
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Titel: Die Gruben und Schächte rings um Clausthal-Zellerfeld
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aus: Allgemeiner Harz-Berg-Kalender für das Jahr 1933, S. 38–42
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Die Gruben und Schächte rings um Clausthal-Zellerfeld.
Von H. Morich.


Das Landschaftsbild des Oberharzes ist in erheblichem Maße beeinflußt worden von dem hier seit Jahrhunderten betriebenen Bergbau, der unserer Heimat das charakteristische Gepräge gegeben hat. Neben den zahlreichen Bergwerksteichen, den langen Zügen der Gräben und Grabenwege sind es namentlich die Gruben- und Schachtanlagen, ohne welche wir uns die Oberharzer Landschaft kaum denken können. Wer erinnert sich nicht gern der blühenden Zeiten, in denen aus Schacht und Hütte das Hoffnungsvolle „Glück auf“ ertönte, das unserm Leben neuen Mut und neue Kraft verlieh und uns die Heimat vertraut und reizvoll gestaltete.

     Wie ein reichgeschmückter Gürtel umgaben die zahlreichen Gruben und Schächte die alten Bergstädte, mit denen sie aufs innigste verwachsen waren. Von den Gaipeln der Gruben leuchteten die Ausbeutefahnen, zum Zeichen, daß die Gruben in Ausbeute standen und reichen Bergsegen spendeten. Ihre Namen waren eingeschrieben in den Bergzetteln, welche in jedem Quartal zur Benachrichtigung der Gewerke ausgegeben wurden. Manche von ihnen sind in Vergessenheit geraten, doch leben noch viele in der Erinnerung der Bevölkerung fort. Um sie den späteren Geschlechtern als ein Stück der Heimatgeschichte lebendig zu erhalten, sind im nachfolgenden die Namen der Gruben und Schächte nach den verschiedenen Grubenzügen zusammengestellt.

Ⅰ. Der Turmrosenhöfer Zug.

     Das Rosenhöfer Revier am Westende der Stadt Clausthal nimmt in der Geschichte des Clausthaler Bergbaues einen hervorragenden Platz ein. Hier lagen die alten Gruben Turmhof und Rosenhof, die auf dem Bergzettel von 1591 angeführt werden, und von denen der ganze Zug seinen Namen erhalten hat. Im Jahre 1600 wurden diese beiden Gruben zusammengeschlagen und Turmrosenhof genannt. Den Namen „Turmhof“ hatten die eingewanderten Bergleute aus Freiberg mitgebracht, wo die gleichnamige Grube im 16. Jahrhundert die reichste Ausbeutegrube war. Sie hatte ihren Namen von einem alten Freihofe, auf dessen Grund und Boden sie lag. Den Namen Rosenhof bringt man in Beziehung zu Rose, nach der manche Gruben benannt wurden, weil die Rose der Bergheiligen St. Anna geweiht war.

     Im Jahre 1649 entstand durch Fahrlässigkeit eines Kunstwärters in dieser Grube ein so heftiger Brand, daß dadurch der ganze Schacht vernichtet wurde. Man baute deshalb in einiger Entfernung einen zweiten Schacht, auf dem der berühmte Philosoph Leibnitz 1685 mancherlei Erfindungen des Treib- und Kunstwerkes vorrichten ließ, welche aber keinen glücklichen Fortgang hatten. Diese Grube wurde ganz auf herrschaftliche Kosten gebaut, während alle anderen gewerkschaftlich waren. Als man sie 1817 als solche einstellte, kam eine Grube „Neuer Turmrosenhof“ auf, die näher nach der Stadt zu angelegt war.

     Der Rosenhöfer Schacht hatte eine Tiefe von 620 Meter und war mit einem Treibwerk (Kehrrad), einer hölzernen Fahrkunst und einer Wasserkunst ausgerüstet. Aber zum Fördern der Erze wurde er nicht viel benutzt, dazu diente vielmehr der Silbersegener Schacht, der zur Förderung gebaut war. In dem kleinen Türmchen des Rosenhöfer Gaipels hing ein Glöckchen, das sich bei jedem Auf- und Niedergange des Fahrkunst-Gestänges hören ließ, zum Zeichen, daß in der Grube alles in Ordnung war. Am 16. Oktober 1878 stand beim Wechsel der Mittagsschicht das Glöckchen plötzlich still, ein Gestängebruch war eingetreten und hatte 21 auf der Fahrkunst befindliche Bergläute mit in die Tiefe gerissen, wodurch 8 Bergleute den Tod fanden und 13 schwer beschädigt wurden.

     Im Rosenhöfer Zuge lagen noch die Gruben „Drei Brüder“ im Zipfel, „St. Johannes“ dicht Unter dem Rosenhof, „Alter Segen“ und „Himmlisches Heer“ etwas weiter abwärts, und „Silbersegen“ [39] Noch mehr abwärts, und Auf der anderen Seite am Hüttenberge, Dem alten Alten Segen Gegenüber, „Drei Könige“ und „St. Anna“. Aber auch der gegenüber an der Bremerhöhe gelegene „Braunlilier Schacht“ mit dem „Hinteren Altensegen“ und der Grube „Zilla“ gehörte zum Rosenhöfer Zuge. Dagegen war der Schacht „Maria Hedwig“ in der Nähe des Schützenhauses auf dem Silbernaaler Gange abgeteuft.

     Der Dreibrüderschacht wird als der älteste Schacht im Clausthaler Gebiete bezeichnet, denn hier soll nach der Wiederaufnahme der Clausthaler Bergwerke durch Herzog Ernst von Grubenhagen die erste Grube im Jahre 1554 aufgenommen sein und St. Anna geheißen haben, wovon der ganze Zug anfänglich den Namen St. Annen-Zug erhielt. St. Anna war die Schutzheilige des Oberharzer Bergbaues, die reich machen und Glück bringen konnte, weshalb zahlreiche Gruben nach ihr benannt wurden. Der Name Dreibrüderschacht erinnert an die drei Söhne des Herzogs Philipp von Grubenhagen, Ernst, Wolfgang und Philipp, die den Clausthaler Bergbau sehr gefördert haben. Der Dreibrüder-Gaipel brannte bei der großen Feuersbrunst am 25. März 1725 mit ab, während der Schacht zugebühnt war.

     Die Grube St. Johannes, die 1634 in Ausbeute kam, hatte keinen eigenen Schacht, sondern trieb ihr Gebirge aus dem Turmrosenhöfer Schachte zu Tage. Der Alte Segen hieß zuerst Segen des Herrn, kam 1679 in den Bergzettel und 1693 in Ausbeute. Die Grube „Silbersegen“ wurde 1703 in den Bergzettel aufgenommen und machte ihrem Namen alle Ehre, denn sie spendete einen so reichen Segen an Silber, daß ihre Kure mit 100 Taler bezahlt wurden. Sie erhielt 1817 einen Richtschacht, um darin die ersten Wassersäulenmaschinen einzubauen. Die Richtschächte Unterschieden sich von den anderen Schächten dadurch, daß sie seiger (senkrecht) abgeteuft waren, während die alten Schächte alle tonnlägig (schräg) verliefen, indem sie dem Erzgange folgten.

     Nachdem die erste, im Jahre 1830 aufgestellte Maschine sich vollkommen bewährt hatte, erhielt der Silbersegener Schacht 1835 noch eine zweite Wassersäulenmaschine, wodurch 16 Radkünste entlastet wurden. (Die Wassersäulenmaschine ist im Jahre 1748 von Winterschmidt im Harze erfunden Und hier zuerst eingeführt.) Für den Bohrmaschinenbetrieb hatte man 2 unterirdische Kompressoranlagen eingestellt, und für die Förderung der Erze wr der Schacht, wie auch der Alte Segen, mit einem Treibwerk (Kehrrad) ausgerüstet.

     Als im Jahre 1833 die unterirdische Schiffahrt auf der Tiefen Wasserstrecke des Ernst-August-Stollens eingeführt war, wurde die schiffbare Wasserstrecke bis zum Silbersegener Richtschacht verlängert und zum Transport von Erzen aus den Burgstädter Gruben nach den Rosenhöfer Schächten benutzt. Auf dem Silbersegen und dem Alten Segen kamen die Schiffahrtserze zu Tage und gingen von hier in die Pochwerke, die unterhalb der genannten Schächte lagen. Später wurde die unterirdische Schiffahrt bis zum Ottiliäschacht an der Bremerhöhe fortgeführt, wo die Erze vermittelst einer Dampffördermaschine zu Tage kamen und in der neuen Aufbereitungsanstalt, dem sogenannten Neubau, verarbeitet wurden.

     In den letzten Jahren diente der Silbersegener Schacht nur noch als Wetterschacht. Ein elektrisch angetriebener Ventilator holte die schlechte Luft (Wetter) heraus, die durch einen besonderen Kanal und Schornstein abgeführt wurden.

     Die Grube „Braune Lilie“ mit dem gleichnamigen Schachte kam 1681 in den Bergzettel und war noch im Anfange des 19. Jahrhunderts im Betriebe. Am 19. Juni 1810 stürzte der Schacht plötzlich ein, wodurch 6 Bergleute in der Erde verschüttet blieben. Ein Theaterstück „Auf hoher Rast“ veranschaulicht dieses Grubenunglück. In der angrrenzenden Grube „Hinterer Altersegen“ entstand am 8/9. April 1807 ein Brand, bei dem 4 Bergleute zu Tode kamen. In der Nähe lag auch die Grube „Zilla”, welche 1689 in den Bergzettel kam. Sie hätte keinen eigenen Schacht, sondern trieb ihr Gebirge durch den Braunlilier Schacht zu Tage.

     Der Ottiliäschacht in unmittelbarer Nähe der großen Aufbereitungsanstalt diente hauptsächlich als Förderschacht. Er wurde 1876 vollendet und zu Ehren des damaligen Berghauptmanns Ottiliä [40] benannt. In ihm wurden die Erze des Burgstädter und des Rosenhöfer Reviers zu Tage gehoben. Im Jahre 1905 mußte der Schacht, der Nur bis zum Ernst-August-Stollen reichte, um weitere 230 Meter abgeteuft werden, weil die Erzförderung durch eine elektrische Grubenbahn auf die Sohle der 570 Meter unter Tage liegenden „Tiefen Wasserstrecke“ verlegt wurde. Gleichzeitig erhielt der Ottiliäschacht eine Seilförderung der Belegschaft des Rosenhöfer Reviers, eine Anlage, welche im Oberharz ganz neu war, später aber auch im Wilhelm-Schachte eingeführt wurde. Die Seilfahrt dauerte nur 2 Minuten, war also ein großer Vorteil sowohl für die Belegschaft wie für die Verwaltung.

Ⅱ. Der Burgstädter Zug.

     Der Burgstädter Zug, der bedeutendste Grubenzug des Harzes, beginnt bei Zellerfeld und zieht sich in östlicher Richtung bis zum Hirschler Teiche hinauf. Er hat seinen Namen von der alten Burgstätte, die hinter dem Anna Elonorer Zechenhause, rechts der Fahrtstraße zum Ostbahnhof, lag. Dieser Zug war früher mit zahlreichen Gruben und Schächten besetzt, von denen hier nur die wichtigsten einer näheren Betrachtung unterzogen werden sollen.

     An der nordwestlichen Gartenecke des Clausthaler Hofes lag der Schacht „Johann Friedrich“, auch „Erster Eingang“ genannt, etwas aufwärts hinterm Zellbach der „Schwan“, und am Zellbach, etwa unter Haus Giesler der „Engel Gabriel“. In Zirklers Garten am Klepperberg wird 1677 die Grube „Sarepta“ erwähnt, die im 18. Jahrhundert eingestellt wurde. Im Jahre 1701 versuchte man hier das Zublasen frischer Luft mit der sogenannten Windkugel (Äolipila), was aber bald wieder einging.

     Auf der sogenannten Insel, jenseits des Hornbaches, lagen die Schächte „Kron Kalenberg“ und „Silberkrone“, die um 1678 in Aufnahme kamen, und etwas östlich davon der „Herzoger Schacht“, von dem die Hausherzberger Kunst bis über den Oberen Eschbacher Teich hinausging. Im Volksmunde haben sich hier die Namen „Schwarze Halde“ und „Schwarze Grube“ erhalten, wie auch der Pulverweg zur Schulenberger Chaussee, auf dem das Pulver für diese Gruben angefahren wurde, noch in Erinnerung geblieben ist.

     Ein reger Bergbaubetrieb fand früher auch am Anger statt. Mitten auf dem Platze stand der Schacht „Reicher Trost“, daneben nach der Zellbachseite Der neue und der alte „Josua“, die „Gnade Gottes“ und „St. Georg“, und an der nordöstlichen Ecke des Elektrizitätsgebäudes der Schacht „Moses“. Nach Gatterer hatte Josua keinen eigenen Schacht, man trieb ihr Gebirge auf dem Neunzehnlachter-Stollen nach dem St.-Lorenz-Schachte und hier zu Tage.

     An den St.-Lorenz-Schacht, der sich gegenüber im Garten der Inspektion der früheren Zentralschmiede befand, und der um 1616 aufgenommen und 1841 eingestellt wurde, erinnert noch das Lorenzer Zechenhaus, das jetzt im Besitze des Sägewerksbesitzers v. Tevenar ist, und die Lorenzer Halde, die dem alten Männer-Turnverein als Turnplatz dient. Etwas östlich davon lag der „König Josaphat“, weiter vor der Straße Klepperberg „St. Ursel“ oder „Ursula“, und am Galgenberg die Schächte „Haus Braunschweig“, „Dorothea Landeskron“ und „Ritter Casimir“, zwischen diesem und dem Eschenbacher Teich die „Königin Charlotte“, ohne Tagesschacht, nur mit einem Blindschacht, der nicht zu Tage ausgeht. Den Namen Charlotte führten mehrere Gruben des Harzes, doch wurde diese im Burgstädter Zuge gewöhnlich Königin Charlotte genannt.

     Von hier folgten aufwärts die Schächte „Gegentrum“, „Englischer Gruß“, „Englische Treue“, „Herzog Georg Wilhelm“ und daneben „Haus Israel“. Bis 1680 kommt im Bergzettel eine Grube Treue vor, welche vermutlich identisch ist mit der Englischen Treue. Der „Herzog Georg Wilhelm“, der etwas östlich vom Treuer Zechenhause stand, war Treib-, Fahr- und Kunstschacht und zeichnete sich besonders durch seine Tiefe aus, die 750 Meter betrug, etwa 180 Meter unter dem Spiegel der Nordsee. In dieser Grube gelangten die Banderze zu besonders schöner Ausbildung.

     In dem Winkel zwischen der Altenauer Chaussee und der Fahrstraße zum Ostbahnhof lag die Grube „Untere Anna Eleonore“, von der noch das gleichnamige Zechenhaus vorhanden ist. Sie wurde um 1900 eingestellt, nachdem der Schacht zuletzt ausschließlich der Wetterführung gedient hatte. Rings um die alte Burgstätte befanden sich die Gruben „Sophia“, „Grüne Birke“, „St. Katharina“, und südlich des genannten Zechenhauses die „Untere und die Obere Landeswohlfahrt“ und der „Herzog Georg Ludwig“. Später gab es eine alte und neue Margarete. Auf der Katharine legte Leibnitz eine Windmühlen-Kunst an, um die Wasser dadurch unmittelbar aus der Grube zu heben.

     Im Ludwiger Garten stand in der Mitte der Schacht „Weißes Roß“, an der östlichen Ecke der „Neue Herzog Christian Ludwig“, daneben, durch die Elisabether Halde verkürzt, der „Alte Herzog Christian Ludwig“, dicht dahinter der „Herzog Friedrich“ und weiter östlich an der Altenauer Chaussee der „St. Georg.“ Die Grube Herzog Christian Ludwig, die schon 1642 erwähnt wird, hat ihren Namen, wie auch das Ludwiger Zechenhaus, nach dem Herzog Christian Ludwig erhalten, der 1652 seine Bergstadt Clausthal Besuchte. Bekannte Gruben im Burgstädter Zuge waren auch „Gabe Gottes“, „Rosenbusch“ und „Kranich“, die aber keinen eigenen Schacht hatten, sowie der „König Wilhelm“ und der „Weiße Schwan“, den Calvör 1591 erwähnt.

     In der Gabelung der Chaussee nach Altenau und St. Andreasberg befand sich der Schacht [41] „St. Elisabeth“, der am 10. Juli 1885 einstürzte, wobei die in ihm mit Ausbesserungsarbeiten beschäftigten 3 Bergleute unter den Trümmern begraben wurden, wie die Inschrift am Denkstein berichtet. Die Grube kam schon 1630 in Ausbeute und war fast immer ertragreich gewesen. Hinter ihr lag der Schacht „Haus Lüneburg“, östlich von ihr „Heinrich Gabriel“, noch mehr östlich „Grüner Hirsch“ und „Alter Hirsch“, und südwestlich vom Marienschacht „Rosenbusch“ und „König Balthasar.“ Hier wird vor der Stadt auch eine Grube „Prinzessin Anna“ genannt.

Die Grube Dorothea bei Clausthal[1]

     Im obersten Teile des Burgstädter Zuges lagen außer den Gruben „Bergmannstrost“, östlich vom Marienschacht, und „Neue Benedikte“, an der Südseite des Oberen Pfauenteiches, sowie dem Karoliner Wetterschacht die berühmten Gruben „Dorothea“ und „Karoline“, die alle anderen durch ihren ungewöhnlichen Reichtum an Mineralschätzen so erheblich überstrahlten, daß sie in der Geschichte des Oberharzer Bergbaues einzig dastehen. Die Dorothea wurde 1703 aufgenommen und kam 1709 in Ausbeute. Ihren höchsten Ertrag erreichte sie in den Jahren 1721–1739, wo sie jährlich auf den Kux 440 Spezies-Taler (à 1½ Taler Kurant) Ausbeute gab. Die Karroline, die 1713 in Ausbeute kam, lieferte ihren höchsten Ertrag in den Jahren 1779–1786 mit jährlich 216 Taler auf den Kux.

     Die beiden Gruben haben den Gewerken in anderthalb Jahrhunderten, von 1709 bis 1863, eine bare Ausbeute von rund 20 Millionen Mark geliefert, und mindestens ebenso hoch war der Gewinn, den die Staatskasse aus dem Zehnten und dem Vorkaufsrecht der Metalle gehabt hat. Außerdem sind die beiden Gruben in der ganzen Welt bekannt geworden durch ihre vielen auswärtigen Besucher, wovon die noch vorhandenen Fremdenbücher beredtes Zeugnis ablegen.

     Der Marienschacht im oberen Burgstädter Zuge war seiger wie alle neueren Schächte, hatte eine Teufe von 720 Meter und diente zur Förderung, Fahrung, Wasserhaltung und Wetterführung. Er Enthielt eine sehr bequeme eiserne Fahrkunst, die von einer Dampfmaschine in Bewegung gesetzt wurde. Auf der Sohle des Ernst-August-Stollens, etwa 400 Meter unter Tage, bestand sich eine Luft-Kompressor-Anlage, bestehend aus 2 Turbinen mit je einem Kompressor, und auf der Tiefsten Wasserstrecke, noch 230 Meter unter dem Ernst-August-Stollen, standen 2 große Wassersäulenmaschinen zur Wältigung der Wasser der Burgstädter und Zellerfelder Gruben. Eingeweiht und getauft wurde der Schacht am 2. Oktober 1856 von der Königin Marie von Hannover.

     Der Wilhelm-Schacht, der jüngste der Oberharzer Schächte, wurde am 1. Oktober 1892 in des Oberpräsidenten v. Bennigsen eingeweiht. Er hat einen eisernen Ausbau mit Kreisrundem Querschnitt erhalten, dessen lichter Durchmesser 4,75 Meter beträgt. Außer der eisernen Fahrkunst enthielt er eine Abteilung für die Materialien-Förderung von und zu Tage und eine Abteilung zum Blindtreiben der Erze nach der Förderstrecke. Während die Tagesförderung von einer Dampfmaschine betrieben wurde, war für die Blindtreiberei eine Wassersäulenmaschine eingebaut. Außerdem bestanden sich im Schachte noch andere Wassersäulenmaschinen, die zum Betriebe der Fahrkunst, des großen Luftkompressors und der Dynamo-elektrischen Lichtmaschine dienten. Der Schacht hatte zuletzt eine Teufe von rund 1000 Meter und war der tiefste Schachte des ganzen Harzgebirges.

     Schließlich sind noch die Schächte zu erwähnen, die im Anfang des 18. Jahrhunderts zwischen dem Hirschler und dem Jägersbleeker Teiche Lagen, von denen noch heute große Halden Zeugnis ablegen: 1. Der Prinzeß Amaliter-Schacht, 2. der St. Ursula- und König Georger-Schacht, 3. der Prinzeß Elisabether-Schacht. In dieser Gegend wird auch eine Grube „Fortuna“ genannt, die 1648 aufgenommen wurde.

Ⅲ. Der Hausherzberger Zug.

     Der Hausherzberger Zug, der wie die Hausherzberger Teiche seinen Namen von Herzberg, der Residenz (dem Hause) der Grubenhagenschen Herzöge erhalten hat, zog sich von der Ostecke Zellerfelds bis zum Oberen Eschenbacher Teiche hin und war schön im 16. Jahrhundert bebaut.

     Als die vorzüglichsten Gruben werden genannt „Haus Herzberg“, die schon 1598 in Ausbeute kam, „Weiße Taube“, „Großer Christoph“, „Ritter Hieronymus“, „Haus Scharzfeld“, „Weißer Bär“ und „Herzog“. Nach der ersten Auflassung nahm man im Jahre 1681 die Gruben wieder auf, doch gingen sie 1726 bis auf zwei, Weißter Bär und Herzog, wieder ein; 1732 wurden auch diese beiden eingestellt, also der ganze Zug. Er mußte wegen der Grundwasser aufgegeben werden.

     Schon im Jahre 1726 hatte man die Radstuben, Gaipel und Vorhäuser völlig abgebrochen und das Gehölz verkauft, teils auf den Gruben, teils unter den 1725 abgebrannten Einwohnern in Clausthal. Ein Überflüssiges Zechenhaus wurde der Clausthaler Schützengesellschaft zum Wiederaufbau des Schützenhauses überlassen. – In der jüngsten Zeit hatte man hinter Voigtslust auf dem Hausherzberger Zuge einen Versuchsschacht abgeteuft.

Ⅳ. Der Zellerfelder Hauptzug.

     Dieser Zug zieht sich von Zellerfeld bis Wildemann hinunter und wurde früher Stuffentaler Zug genannt, nach dem alten Stuffentale, in welchem der Fußweg vom Johanneser Kurhause ins Spiegeltal bei Wildemann hinabsteigt.

     In Zellerfeld lag nordöstlich der Gärtnerei Kliem der Schacht „Haus Zelle“, der 1760 erwähnt wird, weiter westlich der „Prophet Daniel“, die „Himmelfahrt Christi“ und der „Graber [42] Schacht“. Ferner nennt Calvör 1549 in Zellerfeld die Gruben mit den gleichnamigen Schächten „Treue“ am Südrande der Stadt, „St. Calvator“ an der südwestlichen Ecke und „Kaiser Karl“ südwestlich vom Karler Teich. Noch heute zeugen die Halden von dem regen Bergbau, Der einst hier umging.

     Westlich von Zellerfeld erinnert die Ringer Halde und des Ringer Zechenhauses an die Grube „Ring und Silberschnur“, deren Name wohl mit den daselbst vorgekommenen sogenannten Ringelerzen zusammenhängt, die das Nebengestein Wie mit einem Ring umgeben. In der Nähe des Ringer Schachtes lag die Grube „Weißer Schwan“, die 1691 in den Bergzettel und 1732 in Ausbeute kam, 1837 aber verlassen wurde. Sie gehörte zum Damaligen Schwaner Zuge, einem Teil des späteren Zellerfelder Hauptzuges und ist nicht zu verwechseln mit den gleichnamigen Gruben im Burgstädter LZuge und in Festenburg.

     Bekannt bis in die neueste Zeit war hier der Schacht „Rheinischer Wein“, dessen Teufe bis zur Tiefsten Wasserstrecke, etwa 600 Meter unter Tage, reichte. Er besaß eine hölzerne Fahrkunst, ein Treibwerk (Kehrrad) und eine unterirdische Kompressoranlage und dienter für die Zellerfelde Gruben als Tagesförderschacht. Die Erze wurden in ihm gehoben und für sich in neuem unmittelbar unterhalb des Schachtes liegenden kleinen Pochwerke verarbeitet. Seitwärts davon werden noch die drei alten Freudensteiner Schächte genannt.

     Links von den Zechenteichen, wo jetzt die schönen Haldenanlagen zur Rast einladen, lag die Grube Regenbogen. Diese hatte zwei Tagesschächte, nämlich den Schreibfeder- und den Jungfrauer-Schacht, welcher durch mehrere Strecken miteinander und mit der nahe gelegenen Grube Ring und Silberschnur in Verbindung standen. Der Schreibfeder-Schacht, auch „Silberne Schreibfeder“ genannt, besaß ein Treibwerk (Kehrrad) und hatte eine Teufe von 540 Meter, während der Jungfrauer-Schacht nur 480 Meter tief war. Am 21. Oktober 1848 entstand in der Grube Regenbogen ein Brand, durch den 13 Personen bei den Rettungsarbeiten ums Leben kamen.

     Die angrenzende Grube „Herzog August Friedrich Bleifeld“, die auch einen Schacht hatte, wird schon 1605 genannt; der erste Versuchsbau auf dem Bleifelde wurde aber bereits 1526 getrieben. Hier lagen auch die Gruben und Schächte „Windgaipel,“ „Haus Hannover und Braunschweig“ und „Charlotte“, die 1746 in den Bergzettel kam und 1837 verlassen wurde. Auf „Haus Hannover und Braunschweig“ fand man 1780 eine rätselhafte Luft, die in Göttingen als „fixe Luft“, Kohlensäure, festgestellt wurde. Der Name „Windgaipel“ hängt vielleicht mit den Versuchen des Philosophen Leibnitz zusammen, Treibwerk und Wasserkunst mit Windrädern herzustellen.

     Am Wege nach Wildemann lag zunächst die Grube „St. Johannes“, in dessen Nähe jüngst ein Versuchsschacht gleichen Namens abgeteuft wurde, und weiterhin die Grube „St. Joachim“, im Volksmunde „Jochen“ genannt, auf deren Gelände vor 50 Jahren das neue „Johanneser Kurhaus“ entstanden ist. Joachim, der Gatte der heiligen Anna, gehörte mit dieser zu den Bergheiligen, weshalb neue Gruben und Bergstädte nach ihnen benannt wurden. Der Schacht der Grube St. Joachim führte gewöhnlich den Namen „Haus Sachsener Schacht“. Übrigens findet sich unter den Gruben bei Zellerfeld auch ein „Neuer St. Joachim.“ Im nahen Spiegeltal war die letzte Grube „Busches Segen“ 1795 noch im Betriebe. Ihren Namen erhielt sie wahrscheinlich nach dem Berghauptmann Albert von dem Busche. Außerdem befand sich hier der Richtschacht „Spiegeltals Hoffnung“, in welchem 1833 die von Bergmeister Dörell in Zellerfeld erfundene Fahrkunst zuerst eingebaut wurde.

Ⅴ. Das Silbernaaler Grubenrevier.

     Im Innerstetale zwischen Clausthaler Silberhütte und dem Kreugbacher Teiche (Stillen See) steht die silberreiche Grube „Bergwerkswohlfahrt“ im Betriebe. Schon vor mehreren hundert Jahren fand hier ein reger Bergbau statt, und man nannte diesen Grubenzug „Silbernaal“, ein Name, der durch Einwirkung der Oberharzer Mundart aus „Silbern Nagel“ entstanden ist. Durch Kriegsunruhen, sowie durch Betriebsschwierigkeiten kam der Bergbau zum Erliegen, worauf sich die vorhandenen 4 oder 5 Schächte mit Wasser füllten.

     Durch den tiefen Georgstollen, den man 1777 bis 1799 von Grund herauf bis in die Clausthaler Grubenreviere trieb, wurden die Grubenwasser gelöst. Dabei tat sich ein ergiebiges Erzfeld auf, und so entstand eine neue Grube unter dem Namen Bergwerkswohlfahrt, welche beträchtliche Ausbeute lieferte. Sie hatte zuerst keinen eigenen Schacht , sondern förderte ihr Erz und taubes Gebirge aus dem nächsten Lichtschacht des tiefen Georgstollens zu Tage. (Die Lichtschächte gingen vom Tage aus bis zum Stollen und bezweckten eine regere Wetterzirkulation sowie die Gewinnung mehrerer Ansatzpunkte zum rascheren Treiben des Stollens.)

     Einen eigenen Schacht erhielt die Bergwerkswohlfahrt zunächst in dem alten zum Teil wieder aufgewältigten tonnenlägigen „Haus Braunschweiger Schachte“, der rund 500 Meter Tief ist. Da die Grube immer mehr Erzmittel lieferte, teufte man einen neuen Richtschacht ab, der 1832 vollendet wurde und zu Ehren des damaligen Berghauptmannes v. Mending den Namen Mendingschacht erhielt. Er ist nur 400 Meter tief. Beide Schächte besitzen ein Treibwerk, eine Fahrkunst und eine Wasserkunst.

  1. Zum nebenstehenden Bilde. In der Mitte erblickt man den Gaipel der Grube Dorothea mit zwei Fahnen geziert, zum Zeichen, daß sie eine Ausbeutegrube war. Rechts daneben das lange Scheidehaus und dahinter das höher gelegene Zechenhaus. Links die eiserne Hundsbahn und das Feldgestänge der Wasserkunst und dahinter die Gebäude der Bergwäsche und der Radstube. – Ganz links der Gaipel der Grube Karoline, der ebenfalls mit den Ausbeutefahnen geziert ist. Auch hier sieht man ein Kunstgestänge und dahinter die Radstube.