Die Haarbeutel/Fritze

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Die Haarbeutel
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Fritze



[237] Fritze war ein Ladenjüngling,
Dazu braver Eltern Sohn,
Und er stand bei Kaufmann Kunze
Schon ein Jahr in Konditschon.

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„Fritze”, sagte einstens Kunze,
„Ich muß eben mal wohin;
Mache keine dummen Streiche,
Wenn ich nicht zugegen bin.”

[238] Hiermit geht er aus der Türe.
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Fritze hält das für ein Glück.
Er ergreift die Kümmelflasche,
Und dann beugt er sich zurück.

Sieh, da naht die alte Grete,
Eine Jungfer, ernst und still;
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Sie verlangt nach grüner Seife,
Weil sie morgen waschen will.

[239] Auch erhub sie eine Klage,
Daß sie’s so im Leibe hat,
Weshalb sie vor allen Dingen
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Erst um einen Kümmel bat.

Fritze zeigt sich dienstbeflissen.
Ihm ist recht konfus und wohl.
Statt der großen Kümmelflasche
Nimmt er die mit Vitriol.

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[240] Jungfer Grete, voller Freuden,
Greift begierig nach dem Glas;
Fritz, der grünen Seife wegen,
Beugt sich übers Seifenfaß.

Weh, was muß man nun erblicken?
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Wo ist Fritzens Gleichgewicht?
Was sind dies für Angstgebärden
Hier auf Gretens Angesicht?

[241] Fritze strampelt mit den Beinen,
Doch die Seife wird sein Grab;
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Greten nagt die scharfe Säure
Ihre Mädchenseele ab.

Kümmel zieret keinen Jüngling,
Dazu ist er noch zu klein;
Und ein braves altes Mädchen
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Muß nicht mehr so happig sein.
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