Die Harzfichte – Nach dem Wirbelsturm
[60]
Erwachsen bin ich droben, weiß nicht wie,
Am Bergabsturz. Der Sturmwind kam und schrie
Und riß an mir. Ich wußte nicht wohin;
Doch stand ich fest und bin nun was ich bin.
Und mit den Wurzeln hab’ ich mich gekrallt
Um den Granit. Ich tastete und schob
Die Faser vor, bis ich den Stein umwob.
Und ob der Schlossen Schauer mich erschreckt,
Und Wasser aufgewühlt den magern Grund,
Ich hielt den Wipfel hoch, im Kern gesund.
Was kümmert’s mich, daß mir in wilder Hast
Das Wetter Nadeln abriß oder Ast,
Fest stand ich, ungebrochen, stolz das Haupt.
Bis knurrend wie ein Hund er sich geschert,
Hab’ ich im Streite mich des Feindes erwehrt;
Und war er fort, die Bergwelt vor mir lag,
Nun ist’s zu End’! Unheimlich kam da was,
Gewalt’ger als der Sturm mit seinem Haß,
Urplötzlich, unentrinnbar kam der Graus,
Und mit den Wurzeln riß er mich heraus.
Doch ungebrochen, ganz. Ich hab’ den Sieg
Und balle vor dem Sturm, der mich umbraust,
Den Stein, auf dem ich wuchs, wie eine Faust.