Die Kaiserproklamation in Versailles

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Titel: Die Kaiserproklamation in Versailles
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 3, S. 51-52
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[51] Die Kaiserproklamation in Versailles. Was der Traum der besten Söhne des Vaterlandes fast ein Jahrhundert lang vergeblich gewesen, das heißersehnte Ideal unserer patriotischen Dichter und Kämpen seit den Befreiungskriegen gegen den Korsen – der 18. Januar des glorreichen Kriegs- und Friedensjahres 1871 brachte davon die Erfüllung! Daß die Proklamation der Wahl König Wilhelms des Siegreichen zum deutschen Kaiser sich im Schlosse zu Versailles vollziehen durfte, gehört zu den großartigsten Offenbarungen jener ausgleichenden Gerechtigkeit, die das Dichterwort „Die Weltgeschichte ist das Weltgericht!“ kennzeichnet. Die Prunk- und Ruhmsucht desselben französischen Königs, dessen Eroberungsgier unser deutsches Vaterland wieder und wieder mit räuberischen Söldnerscharen überschwemmte, hatte einst das Versailler Schloß sich zum Denkmal errichtet, und die Mehrzahl der Nachfolger Ludwigs XIV. waren seinem Beispiel gefolgt, es mit Bildwerken auszustatten, die Frankreichs „Gloire“ zum Gegenstand hatten. „A toutes les gloires de la France“ steht auf den Flügelbauten des glänzenden Gedändes zu lesen. Der „Spiegelsaal“ vollends, in dem nunmehr vor den versammelten deutschen Fürsten und Heerführern durch Bismarck die feierliche Kaiserproklamation erfolgte, ist ganz im besondern der schmeichlerischen Verherrlichung Ludwigs XIV. und seiner Triumphe über Deutschland geweiht. Die Gemälde an Wänden und Decke sind ein Denkmal jenes Uebermuts, mit dem „König Sonne“ der Eroberungen seiner Feldherren jenseit des [52] Rheines gedachte, während er sich selbst den rauschenden Lustbarkeiten und Hoffestlichkeiten hingab, deren Schauplatz die Säle und Gemacher des Schlosses und seiner prunkvollen Gärten waren. Eines jener Bilder trägt die Unterschrift „Passage du Rhin en présence des ennemis 1672“ („Uebergang über den Rhein in Gegenwart der Feinde“). Jetzt, zweihundert Jahre später, hatte auch eine Passage du Rhin stattgefunden. Sie aber hatte die Deutschen von Sieg zu Sieg geführt und zu Herren des Schlosses werden lassen, in dem nun, jenem gemalten Ruhm zum Spott, die Waffenbrüderschaft der deutschen Völker in dem festen Zusammenschluß zu Reich und Kaisertum seine machtvolle Krönung fand. Dem freudigen Stolz, mit welchem wir heute auf den erhabenen Vorgang zurückblicken, hat Rudolf von Gottschall in dem schwungvollen Gedicht auf der ersten Seite dieser Nummer begeisterten Ausdruck gegeben.