Die Lambertusfeier in Münster
[643] Die Lambertusfeier in Münster. (Mit Abbildung.) Alljährlich, wenn im September die Welschnüsse ihre Hülle sprengen, findet in der Stadt Münster die Lambertusfeier statt. Früher im Anschluß an den Beginn der Abendarbeit bei Licht eine allgemeine Volksbelustigung unter Teilnahme aller Bevölkerungsklassen, hat sie sich in den Kreis der Kleinen und Kleinsten hinübergerettet, die in Gärten und Höfen den alten Brauch noch lebendig erhalten. Der Mittelpunkt der Feier, oder besser des Spiels, ist eine reifrockartig aufgebaute mit allerlei Flitterkram, mit Goldpapier, Fähnchen, Blumen, Tannenzweigen und dergl., verzierte etwa mannshohe Pyramide, die am Abend mit Lichtern, Kerzen oder Lampions geschmückt wird. Bei beginnender Dämmerung werden die Lichter angezündet: um die Pyramide bildet die Kinderschar, der sich öfters auch Erwachsene zugesellen, einen Ring; in der Mitte nimmt „der Buer“, eine verkleidete Gestalt, Platz, und nun beginnt ein Reihentanz mit Gesang. Den Anfang macht stets, nach einer bestimmten Melodie gesungen, das folgende Lied:
„O Buer, wat kost dien Heu? (wiederholt.)
O Buer, wat kost dien Kirmesheu,
Juchheiaa vivat Kirmesheu;
O Bner, wat kost dien Heu?“
Hierauf antwortet der Buer in derselben Weise:
„Mien Heu, dat kost ’ne Kron’!“
Dann fällt wieder der Chor ein:
„O Buer, dat is to tüer!“
Im Verlaufe des Spieles gesellen sich dem Bauer aus dem großen Kreise noch eine Frau, ein Kind, ein Knecht und eine Magd zu, bis das Spiel zu Ende geht. Dasselbe wird mehrere Abende wiederholt.
Ein ähnlicher Brauch besteht in Borken i. W., wo unter fast denselben Formen alljährlich eine Maifeier veranstaltet wird. Auch die Lieder sind dieselben. Beide Gebräuche dürften bis in die heidnische Zeit zurückreichen.