Die Liebenden (Lersch)
O wie sind wir heilig göttlich trunken!
Arme Erde, wie du, toter Funken
vor uns liegst, ein aschengrauer Ball.
Tote Steine, deine Städte ragen,
Hohl, in Tod-und-Lebensschmerzen keucht das All.
Aber wir, vom Liebes-Blut durchdrungen,
wir, vom Schöpfer-Atem durchgesungen,
werden seliger bei jedem Schritt!
Bäume jäh ins Morgenlicht die Blüten weinen,
wenn nur unsre Hand am Stamm vorüberglitt.
Wenn wir durch die Großstadt-Straßen schreiten,
Tönen auf die Häuser an den Seiten
Wälder drängen singend uns entgegen,
klingend Bäume sich zu uns bewegen,
selig atmet sich an uns das Feld entlang.
Horch, seraphisch unsre Schritte tönen!
sich die Wesen, die Gott feindlich schuf:
Fuchs und Hase liegen Seit bei Seite,
spielend mit den Hirschen tollt die Meute,
Nachtigall schlägt auf des Bussards Ruf.
Die Granate bleibt im Fluge stehen.
Toter Adler, erdwärts dumpft ihr Fall.
Dich zu schauen, steigen aus den Gräben
die Soldaten, Feind küßt Feind, sie alle heben
O dies Wunder! Gott wirkt Welterneuung!
O Geliebte! Göttin der Befreiung,
Strahlende! Aufblüht dein Liebe-Schoß.
Laß, Geliebte, Liebende uns zeugen,
und, ihr dienend, ewig sind und groß!