Die Mißheirath
Der Löwe lag in Jägernetzen,
Und war zu stolz, in Freyheit sich zu setzen.
Aus Unterthanenpflicht sprang eine Maus herbey,
Und nagte seine Strick’ entzwey.
„Erbitte, treuer Knecht, dir einen Gnadenlohn!“
Und bat sodann: „Geruhet, meinen Sohn,
Der jetzt drauf denkt, ein Weib zu wählen,
Starr sah der Thiere Großsultan
Die kecke Maus ein Weilchen an;
Doch mild erwiedert’ er: „Du rettetest mein Leben,
Und sollst mich nicht, als undankbar, verschreyn;
Und morgen mag die Hochzeit seyn!“ –
Die königliche Braut erschien mit Festgepränge
Jetzt an des Mäuseprinzen Thür.
Doch nicht bemerkend den, der ihr, mit holden Zeichen
Der Liebe, Herz und Pfötchen bot,
That rasch sie einen Schritt, und trat den Kleinen todt.
* * *
Wer freyen will, der wähle seines Gleichen!