Die Ruine von Heckersdorf an der Donau
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig. |
Das Stromthal der bayerischen Donau hat, in einer Länge von 35 Meilen, von Ulm bis Passau, eine reichere Mannichfaltigkeit der Szenerieen, als jede andere Parthie des größten der europäischen Flüsse. Batd windet sich dieser durch reichbevölkerte Landschaften mit zahlreichen Städten; bald durch üppige Gründe und anmuthige Gauen voller Flecken und Dorfer; bald wälzt er seine gewaltigen Fluthen durch weite Ebenen hin, oder durch düstere Wälder; bald schleicht er langsam durch die meilenlangen öden Moose (Moore), auf denen der Mensch kaum die ersten Culturversuche begonnen hat; bald rauscht er ernst durch steile Gehänge bewaldeter Bergketten, oder durch das Halbdunkel tiefer Schluchten. Wo irgend am Ufer ein Fels sein Haupt emporreckt, blickt graues verfallenes Gemäuer herab, und an jeder Stelle des Stroms, wo derselbe sich in scharfem Winkel krümmt und dadurch ein Vorgebirge bildet, steht eine verfallene Raubveste, deren man vor des Habsburger’s Zeit an der bayerischen Donau allein über 20 gezählt hat. An jeder solchen Zollstätte wurden Schiffer und Kaufherr gebrandschatzt nach dem Tarif, welchen die Laune, Willkühr und Habsucht ber ritterlichen Zollherren diktirte. Trachtete man aber sich durch bewaffnetes Geleit zu schirmen, so mußte der Schutz oft theurer bezahlt werden, als der Raub. – Unser vortrefflicher Stahlstich zeigt ein solches Zollhaus auf der Zinne eines schroff aus dem Strombette aufgeschossenen Felfens, und es ist eine der imposantesten Ruinen, welche die malerischen Ufer der obern Donau schmücken.