Die Schanze auf dem Reinhardtsberge bei Kamenz

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Autor: Friedrich Bernhard Störzner
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Titel: Die Schanze auf dem Reinhardtsberge bei Kamenz
Untertitel:
aus: Was die Heimat erzählt. Sagen, geschichtliche Bilder und denkwürdige Begebenheiten aus Sachsen, S. 252–253
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1904
Verlag: Arwed Strauch
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Digitalisat der SLUB Dresden und bei Wikimedia Commons
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117. Die Schanze auf dem Reinhardtsberge bei Kamenz.

Dem vielbesuchten Schloßberge zu Kamenz gegenüber, nur durch eine tiefe Schlucht getrennt, liegt, von der Schwarzen Elster und dem Grunaubache umflossen, der Reinhardtsberg, von dessen Höhe man einen wundervollen Fernblick hat, vor allen Dingen hinüber nach der Stadt Kamenz. Der Reinhardtsberg trug früher ein Denkmal aus uralter Zeit. Auf ihm befand sich vormals eine alte Heidenschanze mit einem runden Umfange von 200 Schritten Länge. Die Außenhöhe des Walles betrug nach den gemachten Untersuchungen des ehemaligen Stadtphysikus D. Böhnisch 6–8 Meter, die innere Höhe dagegen nur 3–4 Meter. Bei Nachgrabungen fand man auch 2–3 Meter tiefe Lagen von Asche, balkenförmige Kohlen, geschmolzene Steinmassen, ferner Knochen und verschiedene Urnenbruchstücke. Der Wall der Reinhardtbergschanze schien durch starke Balken ganz besonders befestigt gewesen zu sein. Nach der Ansicht Preuskers (vergl. „Blicke in die vaterländische Vorzeit,“ Band II, Seite 195!) ist der abgetragene Wall auf dem Reinhardtsberge zur Heidenzeit der „feste Platz“ der Stadt Kamenz gewesen. Der Schloßberg soll erst später eine Burg erhalten haben.

Die aufgefundenen Gegenstände sprechen dafür, daß die Höhe des Reinhardtberges in frühester Zeit ein altheidnischer Opferplatz gewesen ist. Heute ist von jener Heidenschanze auf dem Reinhardtsberge jedoch nichts mehr zu sehen. Sie ist geebnet worden. Doch die Sage weiß zu erzählen, daß unter der verschwundenen Schanze unermeßliche Schätze vergraben liegen sollen und zwar eine große Braupfanne mit Gold und [253] Silber. Dieser kostbare Schatz ist aber nur in der Johannisnacht zu finden und zu heben. Er wird von einem graugekleideten, kleinen Kobold bewacht, der diejenigen, welche ihm in den Weg kommen, verhöhnt und verspottet. „Geht man jedoch mit dem Ausschlage der 11. Mitternachtsstunde in der Johannisnacht dorthin, so erblickt man zuerst ein blaues Flämmchen, welches sich aus der Erde erhebt und nach und nach die Gestalt eines Männchens annimmt, das einen großen Schlüssel in der rechten Hand hält. Diesem hat man sich zu nähern und ihm durch Zeichen anzudeuten, daß man den Schlüssel zu haben wünscht. Dann wird das Männchen auf einmal verschwinden, und man wird den Schlüssel in der Hand haben. Nun soll sich auf einmal die östliche Seite des Berges öffnen, und man wird eine Tür erblicken; hat man diese mit dem Schlüssel geöffnet, so gewahrt man die Braupfanne, allein man darf sich nichts von den darin befindlichen Kostbarkeiten aneignen, sondern nachdem man etwas, gleichviel was, hineingeworfen, geht man rückwärts, den Schlüssel in der Hand, den Berg hinab, ohne sich von den erscheinenden Spukgeistern schrecken zu lassen. Zwar wird nun die Türe wieder verschwinden, allein wenn man drei Tage nachher an dem Orte, wo sie gewesen, abermals nachgräbt, öffnet sie sich wieder mit dem bewußten Schlüssel, und nun kann man sich ihren Inhalt aneignen.“

(Dr. Gräße.)

Barmherzigkeits Stift.