Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige Band 5/Echte Siegel

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Übersicht Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige Band 5 (1913) von Otto Posse
Echte Siegel
Echte Siegel
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1. Echte Siegel


Pippin


1. Or. Nationalarchiv Paris [Arch. du royaume, Sect. hist., K. 4 (olim 21) c. 741].     Abbildung Wailly, Eléments de paléogr. 2, 337 pl. A. No. 4.

Hausmaier. Profilbüste nach links (heraldisch) gewendet (I, Taf. 1, 1).

Ohne Umschrift.


2. Or. Nationalarchiv Paris.     753 Juli 8.     MR 73 (71).     Abb. Herquet, Specimina 3 und Mabillon, De re dipl. 387.

König. Gemme. Bachusmaske en face, mit starkem Barte und Weinranken im Haupthaare (I, Taf. 1, 2).

Vorkommen: 753 Juli 8–766 Juli [MR (= Die Regesten des Kaiserreichs unter den Karolingern 751 bis 918. Nach J. F. Böhmer neu bearbeitet von Engelbert Mühlbacher. 2. Auflage.) 73 (71), 102 (100)].


Fälschungen: II, Taf. 29, 1–3, IV, Taf. 78, 1.


Karlmann


Or. Nationalarchiv Paris.     769 Januar.     MR 116 (111).     Abb. Wailly, Paléogr. 2, 338 pl. A. No. 7.

Ovale Gemme. Profilbüste einer Bachantin. Kopf nach rechts und aufwärts gerichtet, das reiche Kopfhaar in griechischer Weise hinten geknotet und wohl mit Weinranken geschmückt, Schulter und Busen stark gewölbt (I, Taf. 1, 3).

Vorkommen: 769 Januar–März [MR 116 (113), 117 (114), 120 (117)].


Karl der Große


1. Or. Nationalarchiv Paris.     774 Sept. 14.     MR 171 (167).     Abb. Heffner, Die deutschen Kaiser- und Königssiegel 1875, Taf. I. 1.

Gemme. Büste des Kaisers Antoninus Pius (nach früherer Bestimmung Sickels, Acta Karolinorum 1, 349 des Kaisers Commodus), mit Metalleinfassung (I, Taf. 1, 4).

Das Siegel ist neben den Rekognitionszeichen, dieses meist zum Teil bedeckend, durch einen Kreuzschnitt aufgedrückt, ausnahmsweise in MR 170 (166) und 245 (236) vor der Rekognition, in MR 218 (212) vor der Signumzeile.

Vorkommen: 769 Jan. 13–813 Mai 9 (MR 131 (128) nur Bruchstücke des oberen und unteren Randes, 143 (140), 149 (146), 150 (147), 158 (155), 171 (167), 181 (177), 182 (178), 196 (192), 205 (201), 227 (220) nur als Faksimile erhalten, 228 (221), 245 (236), 260 (251), 265 (256), 308 (299), 321 (312), 390 (383), 429 (421), 477 (464). – An Fälschungen: 212 (207) II, Taf. 52, 2, 240 (231), 408 (401) II, Taf. 52, 6, 450 (440) II, Taf. 52, 7[WS 1].


2. Or. nicht vorhanden.

Kaisergoldbulle. Breßlau hat im Archiv für Urkundenforschung 1, 355 f. den Anregungen von Giry (Manuel de diplomatique S. 634 f. 720) und dessen Schüler Grandmaison (Mélanges Julien Havet 111 f.) folgend, den unumstößlichen Beweis erbracht, daß sowohl Karl der Große und Ludwig der Fromme, was Sickel und Mühlbacher bestritten, als auch Otto I., II. und III. sich der Goldbulle bedient haben. Nach Breßlaus Zusammenstellung sind aus der Zeit Karls des Großen, Ludwigs des Frommen [MR 579 (559), 592 (572), 732 (708), 842 (816), 896 (867), 909 (880), 988 (957)] und Lothars I. [MR 1077 (1043)] neun Diplome bekannt, in deren Korroborationsformel der Ausdruck bulla begegnet. Nur ist die Anwendung der Bulle unter Karl dem Großen in einer einzigen echten, freilich nur in Kopie des 13. Jahrhunderts überlieferten Urkunde [MR 461 (448) Mon. Germ. DD. S. 282 No. 211] durch die Siegelformel: de bulla nostra jussimus sigillare bezeugt, aber in der farfenser Chronik des Gregor v. Catino befindet sich ein wahrscheinlich älteres und nicht von ihm verfaßtes Verzeichnis der Gegenstände aufgenommen, die durch Hildeprand, der zur Zeit des Abtes Campo (936/62) diesem die Besitzungen des Klosters in der Mark Fermo und die Abtswürde streitig machte, aus dem in einem Kastell der Mark aufbewahrten Schatze des Klosters geraubt waren. In diesem Verzeichnis, bei dem eine absichtliche Unwahrheit ganz ausgeschlossen und ein Irrtum sehr unwahrscheinlich ist, werden aufgeführt: sigilla duo de auro, que miserunt Carolus et Pipinus filius eius in uno precepto; alia 2 sigilla de auro, que Guido et Lambertus imperatores miserunt in alio precepto. Von dem italienischen Unterkönig Pippin ist ein Diplom nicht erhalten, aber gerade für Farfa ist eine gemeinsame Urkunde Karls und Pippins nicht auffällig, denn noch wohl im Jahre 1051 haben sich die Mönche auf Schenkungen Pippins, sowie seines Vaters und seines Bruders berufen. Und auch weiterhin hat nach dem echten Diplom Ottos III. 999 3/10 (St. 1198) Abt Hugo von Farfa dem Kaiser imperatorum Karoli, Hludouici aviique nostri Ottonis precepta aureis sigillis bullita vorgelegt.


3. Or. Nationalarchiv Paris.     775 Juli 28.     MR 191 (187).     Abb. Kopp, Schrifttafeln No. 24 E und Wailly, Paléogr. pl. A. No. 9.

Gerichtssiegel. Gemme. Büste des Jupiter Serapis nach dessen stereotyper Darstellung (I, Taf. 1, 5).

Vorkommen: 775 Juli 28–812 März 8 [MR 191 (187), 469 (455)].

[6] Da beide Urkunden pfalzgräfliche Hofgerichtsurteile sind, so macht Sickel a. O. 343 und 364 sehr glaubwürdig, daß hier ein besonderes, in Verwahrung des Pfalzgrafen befindlich gewesenes Gerichtssiegel vorliege, da einige Male (Urkunden Karls des Einf. 916 und 919 bei Beyer, Mittelrhein. Urk. 1 No. 159 u. 160) ausdrücklich gesagt wird, daß diese notitiae iudicii mit dem sigillum palatii versehen werden sollen.


4. Gipsabdruck in der v. Savaschen Siegelsammlung Wien (K. K. Museum für Kunst und Industrie).

Kaisersiegel. Vgl. I, 2. Falsche Siegel, Karl der Große No. 15 (II, Taf. 30, 5).


Falsche Siegel: II, Taf. 29, 430, 5; 52, 3–8. MR 150 (147) mit Siegel Ludwigs des Frommen (= I, Taf. 1, 6).


Ludwig der Fromme


1. Or. Staatsarchiv Münster.     833 April 1.     MR 920 (891).

Ovales Gemmensiegel mit Ringeinfassung, letztere von gleichem Niveau mit dem Gemmenrand und ohne Öse. Linkssehende Büste en profil eines römischen Kaisers (nach Köhne, Zeitschr. f. Münz-, Siegel- und Wappenkunde 6, 169 das Bild von Antonius Pius, nach Sickel a. O. eher das von Victorinus), langer Kopf mit kurzen Haaren, Backen- und Schnurrbart, um das Haupt ein Lorbeerkranz mit hinten herabflatternden Schleifen. Römischer, auf der rechten Schulter zusammengeknöpfter Feldherrnmantel. Mühlbacher und Erben U. L. 174 halten gegenüber Fachkennern die Gemme für nicht antik, sondern für ziemlich gut nachgeschnitten, ohne ihre Ansicht zu begründen. Oder hat Mühlbacher Stempel 1 und 2 verwechselt? Alle Karolinger haben bis Lothar II. mit echten antiken Gemmen gesiegelt. Offenbar hat die Kanzlei, als der Stempel 1 833 in die Hände Lothars geriet, und ein neuer Stempel nötig wurde, den neuen Stempel 2 nach einem vorhandenen Abdrucke nachstechen lassen (I, Taf. 1, 6).

Umschrift: † XPE PROTEGE HLVDOVVICVM IMPERATORE –

Vorkommen: 814 Dez. 12–833 April 1 und 837 Juni 16–840 Juni 8 [MR 559 (540) angebl. Or. s. X., 582 (562), 598 (578), 612 (592), 618 (598), 623 (603), 624 (604), 662 (648), 689 (669), 703 (682), 711 (688), 715 (692), 727 (703), 729 (705), 735 (711), 740 (716), 746 (721), 753 (728), 754 (729) angebl. Or. s. XI, 767 (742), 768 (743), 773 (748), 780 (755), 781 (756), 796 (772), 833 (807), 845 (819), 883 (854), 894 (865), 905 (876), 918 (889), 920 (891), 967 (936), 971 (940), 977 (946), 986 (955), 991 (960), 993 (962), 994 (963), 997 (966), 1007 (976)].


2. Or. Departementalarchiv Chaumont.     834 Aug. 19.     MR 931 (902).     Abb. Roserot, Notice sur les sceaux Carolingiens 1892. Taf. No. 1.

No. 1 nachgeschnitten. Etwas gewölbte Gemme, mit gleich hoher Einfassung, letztere etwas breiter als bei No. 1. Die linkssehende Büste hat einen langen, schmalen, doch etwas größeren Kopf als die vorige. Das unterscheidende Merkmal ist jedoch die Umschrift, deren Buchstaben weiter ausgedehnt sind, so daß vom letzten Wort nur noch die Abkürzung IMP Platz fand, und gerade unter der Büste, statt VV, wie bei No. 1, die Buchstaben HL des Wortes Hlodovvicum zu stehen kamen. Es unterliegt demnach keinem Zweifel, daß die Kanzlei, da sich dieser Stempel auch schon 834 Mai 5 [MR 927 (898)] findet, in den Jahren 834–36 einen andern Siegelring benutzte als No. 1, der vor und nach dieser Zeit in Gebrauch war und, wie oben angenommen, No. 1 nachgestochen ist. Sickel, Acta 1, 353 bringt den Wechsel der Stempel mit der Gefangennahme und Absetzung des Kaisers im Jahre 833 in Verbindung. Als letzterer nämlich zu Soissons den kaiserlichen Schmuck und das Wehrgehenk ablegen mußte, sei er wahrscheinlich auch des Siegelrings beraubt worden, den sein Sohn Lothar 834 werde nach Italien mitgenommen haben. Bei der Wiedereinsetzung Ludwigs in das Kaisertum hat man daher einen neuen Ring anfertigen müssen und dazu eine möglichst ähnliche Gemme, d. h. einen Nachschnitt von No. 1 genommen. Als später der alte Siegelring zurückgegeben worden (wahrscheinlich, meint Sickel, bei den Versöhnungsversuchen Lothars im Mai 836), habe man den neuen wieder außer Gebrauch gesetzt (I, Taf. 1, 7).

Vorkommen: 834 Mai 15–836 Febr. 4 [MR 927 (898), 929 (900), 931 (902), 954 (923)].


3. Abbildung Mabillon, de re diplom. Suppl. 48.     816 Aug. 30.     MR 629 (609).

Kaisergoldbulle. Avers: Kaiserbüste en face mit Schild und Speer. Umschrift: DN HLVDOVVICVS IMP. Revers: Aufschrift: RENO | VATIO | REGNI | FRANC von einem Lorbeerkranze umgeben (IV, Taf. 73, 1. 2). Die Urkunde ist im Original nicht mehr vorhanden, doch ist das Vorkommen einer Goldbulle an ihr bezeugt durch Baluze (Coll. 76 f. 27), der im Winter 1711 die Urkunden von St. Martin bearbeitete und von dieser, sowie von der mit ihr übereinstimmenden an der verlorenen Urkunde 831 4/11 [MR 896 (867)] befindlichen Bulle eine genaue Beschreibung und Abbildung gab. Und auch eine Urkunde des Kaisers Franz I.[1] von 1517 bezeugt die Goldbulle Ludwigs. So nehmen auch Grandmaison (Mélanges Julien Havet 127. 124) und Breßlau (Archiv für Urkundenforschung 1, 359 f.), der des weiteren auf alle gegen die Goldbulle erhobenen Bedenken eingeht und widerlegt, die Echtheit der Goldbulle an, während Mühlbacher trotz der überzeugenden Ausführungen Grandmaisons zwar ihre Existenz nicht bestreitet, aber nach Sickels Vorgang (U. L. 196) die Goldbulle für gefälscht erklärt, indem beide von der vorgefaßten Meinung ausgingen, daß Bullen für die Zeit Ludwigs des Frommen absolut unerweisbar und für die frühere Karolingerzeit überhaupt unzulässig seien. Mühlbacher verneint damit die Ergebnisse der Forschungen Grandmaisons, während Breßlau sie anerkennt und die Scheingründe Mühlbachers widerlegt. So glaubte Letzterer die Unechtheit der Goldbulle durch die Annahme erweisen [7] zu können, daß die Aversseite die Kaiserbüste en face zeige, eine solche Darstellung für diese Zeit „einfach unmöglich“ sei, und das 9. Jahrhundert nur die Darstellung en profil nach antikem Muster kenne. Dagegen wendet Breßlau mit Recht ein, daß zwar die Wachssiegel der ersten Karolinger sämtlich Profilbilder aufweisen, was aber darin seinen Grund hat, daß man in der Karolingerzeit als Siegelstempel zuerst antike Gemmen mit Profilbildern benutzte, und als man dann selbständig Stempel für Wachssiegel anfertigte, naturgemäß die älteren Siegel nachgeahmt und also die Darstellung en profil beibehalten hat. Wenn man aber in der Karolingerzeit Metallsiegel einführte, die der ersten fränkischen Dynastie noch unbekannt waren, so tat man das unzweifelhaft in Nachahmung des längst bestehenden byzantinischen Brauches, und es ist also nicht im geringsten auffällig, daß man auch den Typus der byzantinischen Kaiserbullen nachahmte, auf denen die Herrscher regelmäßig nicht en profil, sondern en face dargestellt waren. Vgl. S. 1, No. 2.

Vorkommen der Goldbulle bezeugt durch Urkunden 815 März 23–839 Febr. 22: MR 579 (559), 592 (572), 732 (708), 842 (816), 896 (867), 909 (880), 988 (957).


Falsche Siegel: II, Taf. 30, 6–9; 52, 9–12.


Lothar I.


1. Or. Nationalarchiv Paris.     843 Okt. 21.     MR 1109 (1076).     Abb. Heffner I. 3.

Antike Gemme. Büste eines römischen Kaisers (wahrscheinlich des Alexander Severus) (I, Taf. 1, 8).

Vorkommen: 835 Febr. 21–851 Sept. 8 [MR 1047 (1013), 1050 (1016), 1052 (1018), 1056 (1021), 1058 (1023), 1069 (1035), 1096 (1062), 1110 (1075) angebl. Or., 1133 (1099), 1147 (1113), 1174 (1140) ohne Eschatokoll].

Falsches Siegel: II, Taf. 31, 1.


2. Or. nicht vorhanden.     840 Dez. 15.     [MR 1077 (1043)].

Goldbulle bezeugt, vgl. S. 1.


Ludwig II.


1. Or. Stiftsarchiv St. Gallen.     861 März 6.     MR 1222 (1188).

Antike Gemme. Büste eines römischen Kaisers (I, Taf. 2, 1).

Vorkommen: 851 Juni 27–870 April 3 [MR 1182 (1147), 1199 (1163), 1207 (1173), 1208 (1174), 1218 (1184), 1222 (1188), 1243 (1209)].


2. Or. Staatsarchiv Parma.     874 Okt. 13.     MR 1268 (1233).

Bleibulle. Kopf nach links, mit langer, spitzer Nase, ebenso Kinn (I, Taf. 2, 2. 3).

Vorkommen: nur hier, MR 1241 (1207) und 1273 (1238), Bullen verloren.


Lothar II., der Jüngere


1. Or. Bezirksarchiv Colmar.     856 Febr. 13.     MR 1279 (1244).

Antike Gemme. Büste eines römischen Kaisers (I, Taf. 2, 4).

Vorkommen: 856 Febr. 13–866 Mai 17 [MR 1279 (1244), 1281 (1246), 1290 (1255), 1296 (1261), 1300 (1265), 1309 (1274), 1310 (1275), 1311 (1276)].


2. Siegelplatte eines Ringes von Lothar II. am sogenannten Lotharkreuz im Domschatze zu Aachen.     Abb. Bock, Karls des Großen Pfalzkapelle 35, der sie fälschlich dem Kaiser Lothar zuschreibt.

Gemme aus Bergkrystall, der im 9. Jahrhundert eine Umschrift eingraviert wurde (I, Taf. 2, 5). Sickel, Acta 1, 346. Diese Platte scheint nie zum Siegeln verwendet zu sein. Mühlbacher hält die Gemme für moderne Arbeit.


Falsches Siegel: II, Taf. 31, 2.


Ludwig der Deutsche


1. Or. Reichsarchiv München.     831 Aug. 18.     MR 1345 (1306).     Abb. Heffner I. 8 (irrig zu Ludwig IV).

Porträtsiegel. Eine linksgewandte männliche Büste en profil, mit glattem Haar und bartlosem Gesicht. Um das Haupt ein mit Steinen besetztes, vorn mit einem Stern oder einer Lilie geschmücktes Diadem. Die etwas tiefer herabgehende Brust ist mit römischem, auf der rechten Schulter zusammengeknüpftem Gewande bekleidet. Vorn vor der Brust ein kleiner runder Buckelschild, hinter dem hervor rechts vom Gesicht ein Spieß schief in die Höhe steigt ((I, Taf. 2, 6).

Vorkommen: 831 Aug. 18–861 April 1 [MR 1345 (1306), 1347 (1308), 1352 (1313), 1376 (1337), 1379 (1340). Sehr undeutlich noch an 1429 (1388), 1441 (1400), 1444 (1403), 1445 (1404)].

Fälschlich an Urkunde Ludwigs des Frommen MR 613 (593), II, Taf. 52, 9.


2. Or. Stiftsarchiv St. Gallen.     864 Aug. 20.     MR 1455 (1412).     Abb. Heffner I. 5 und Fürst Hohenlohe, Sphragist. Aphorismen S. 73.

Antike Gemme mit erhöhter Einfassung. Oben eine Öse mit Spuren eines Kettengliedes. Büste des Kaisers Hadrian en profil, rechtsschauend, kurzes, krauses Kopf- und Barthaar. Über der Stirn, wie es scheint, ein Lorbeerkranz, vielleicht nur eine Darstellung des krausen Haares über der Stirn. Wenig Brust, mit römischer Gewandung.

Vorkommen: 833 Okt. 19–865 Juni 19, von 867 Juni 14–875 Okt. 3 in neuer Fassung [MR 1353 (1314), 1357 (1318), 1362 (1323), 1363 (1324), 1370 (1331), 1382 (1343), 1383 (1344), 1386 (1346), 1391 (1348), 1393 (1352), 1394 (1353), 1397 (1356), 1399 (1358), 1404 (1363), 1405 (1364), 1407 (1366), 1409 (1368), 1412 (1371), 1418 (1377), 1423 (1382), 1424 (1383), 1426 (1385), 1427 (1386), 1428 (1387), 1430 (1389), 1432–34 (1391–93), 1438 (1397), 1439 (1398), 1442 (1401), 1447 (1406), 1449 (1407), 1451 (1409), 1452 [8] (1410), 1455 (1412), 1457 (1414), 1460 (1417), 1464–66 (1421–23), 1467 (1425), 1471 (1428), 1477 (1434), 1491 (1449), 1499 (1457), 1505–9 (1463–67), 1511 (1469), 1512 (1470), 1513 (1471)].

Der Abdruck dieses Siegelrings ist in den früheren Urkunden [MR 1391 (1348) und 1393 (1352)] schön und glatt. Allein Einfassung und Stein müssen später ein widriges Schicksal gehabt haben, von dem uns indessen nur die Abdrücke Kunde geben. Vielleicht hatte die Gemme schon von Anfang an einen kleinen Makel oder Sprung, wenigstens glaubt man an MR 1409 bei genauer Prüfung zu bemerken, daß von der Ecke zwischen Kinn und Hals ein leichter Strich schief herunter nach dem Rande geht. Infolge langen Gebrauches, wahrscheinlich eines unglücklichen Falles, erweiterte oder vergrößerte sich der Sprung allmählich. Schon bei den Siegeln an MR 1394 (1353), 1404 (1363) und 1405 (1364) geht er über den Kopf und Wirbel hinweg nach dem oberen Rand, im Siegel an MR 1438 (1397) ist er bereits ganz sichtbar: oben rechts hat sich der Stein auseinandergetan und am unteren Teile etwas gesenkt (daher im Abdrucke unten höher). Dazu kommt, daß zuletzt auch vorn am Haupte oder Kranze der Büste (über der Stirn) ein Stückchen des Steines herausgesprungen ist. Es scheint fast, als sei von dem ersten Sprung mitten im Kopf noch ein zweiter nach dem linken Ohre entstanden, da das ganze Stück vor dem Gesicht wie eingedrückt aussieht. Nicht minder erlitt die Einfassung eine Änderung. Der Stein war offenbar seit 865 MR 1460 (1417) nicht mehr gebrauchsfähig. An seine Stelle trat Stempel 3 im Jahre 866, doch wurde der Stein inzwischen einer Reparatur unterworfen und neugefaßt: die oben befindlich gewesene Öse ist verschwunden 14/6 867 (MR 1464). Vielleicht war es bloß ein dünner Haken, in dem die Kette hing. Das Kreuz (†) vor XPE, das früher durch die Öse halb verdeckt war, ist dadurch ganz sichtbar geworden, und der obere Perlen- oder Zackenrand ununterbrochen. Der Siegelring ist in dieser veränderten Gestalt auch von Ludwigs Sohn (I, Taf. 3, 3) und dem letzten Karolinger, Ludwig dem Kinde (I, Taf. 5, 8) zum Siegeln verwendet worden (I, Taf. 2, 7–9).

Vorkommen: 833 Okt. 19–875 Okt. 3. Vgl. II, 4 Gebrauch mehrerer Siegelstempel.


3. Or. Reichsarchiv München.     874.     MR 1502 (1460).

Porträtsiegel (Hilfssiegel). Eine männliche Büste en profil, linksgewandt, bartlos, um den Kopf ein Lorbeerkranz, dessen Schleifen hinten hinunterhängen. Rechts vor der Brust ist ein runder Buckelschild und hinter diesem ragt eine Lanze hervor (I, Taf. 2, 10).

Vorkommen: Stempel 2 und 3 sind eine Zeit lang nebeneinander in Gebrauch: 866 Aug. 6 und 873 Juni 16–874 [MR 1462 (1419), 1498 (1451), 1502 (1460)].


Falsche Siegel: II, Taf. 31, 3–5; 52, 13. 14 und MR 1402 (1361) Siegel Ludwigs des Frommen auf radiertem Diplom.


Karlmann


1. Or. Reichsarchiv München.     876 Nov. 3.     MR 1520 (1478).

Provisorisches Siegel. Antike Gemme. Büste einer Bacchantin en profil, linkssehend, mit lockigen, doch anliegenden, unten am Hinterkopfe in griechischer Weise zopfartig geknoteten Haaren. Um den Kopf als Kranz eine Epheuranke, auf dem Hals und unter dem Kinn fliegende Locken oder Bänder. Hoher Busen, rechter Oberarm sichtbar, voll und nackt, die Brust freilassendes, gemustertes, enganliegendes Gewand, auf der rechten Schulter zusammengeknüpft (I, Taf. 3, 1).

Vorkommen: nur hier.


2. Or. Reichsarchiv München.     878 Dez. 3.     MR 1537 (1495).

Wohl Nachahmung einer römischen Kaisermünze. Männliche Büste en profil, linksgewandt, mit rundem Kopf, dickem, bartlosem Gesicht und kurzen Haaren. Um das Haupt ein Kronreif mit drei lilienartigen Spitzen. Römische Gewandung auf der rechten Schulter zusammengebunden, wobei drei Schleifen in die Höhe gehen (I, Taf. 3, 2).

Vorkommen: 878 Sept. 9–Dez. 3 [MR 1533 (1491), 1534 (1492), 1537 (1495)].


Ludwig III., der Jüngere


Or. Landeshauptarchiv Wolfenbüttel.     877 Jan. 26.     MR 1551 (1509).     Abb. Heffner I. 4.

Antike Gemme seines Vaters, Ludwigs des Deutschen No. 2 (I, Taf. 3, 3).

Vorkommen: 876 Nov. 11–881 Okt. 14 [MR 1548 (1506), 1551 (1509), 1556 (1514), 1559 (1517), 1567 (1525), 1570 (1528), 1573 (1531)].


Karl III., der Dicke


1. Or. Stiftsarchiv St. Gallen.     880 Febr. 8.     MR 1598 (1556).

Das gemmenartige Siegel zeigt einen linksschauenden Kopf mit sehr ausgeprägter Nase, das Haupthaar mit einem Kranze, von dem hinten Schleifen hinabflattern, umwunden, Brust wenig sichtbar, die Schultern deckt ein Mantel, der vorn durch eine runde Spange zusammengehalten wird. Die unten links vor dem Brustbilde auslaufende und rechts von diesem endigende Umschrift ist durch keinerlei Rand von dem eigentlichen Siegelfelde getrennt (I, Taf. 3, 4).

Vorkommen: 877 Juli 7–880 Dez. 29 [MR 1580 (1538), 1582 (1540), 1587 (1545), 1589–91 (1547–49), 1598 (1556), 1600 (1557), 1603 (1560), 1608 (1565)].

Wegen des Vorkommens, auch der übrigen Stempel vgl. II. 4 Gebrauch mehrerer Siegelstempel.


2. Or. Stiftsarchiv St. Gallen.     882 Sept. 23.     MR 1640 (1597).

Männliche Büste en profil, etwas kleiner als No. 1, linksschauend, die Brust sehr wenig sichtbar und mehr nach vorn gewandt. Länglicher Kopf, glattes Gesicht, kurze Haare, Lorbeerkranz, mit hinten hinabflatternden [9] Schleifen. Faltiges, mitten auf der Brust mit einer runden Schnalle zusammengehaltenes Gewand (I, Taf. 3, 5).

Vorkommen: [881] 882 Juli 19–885 April 15 [MR 1610 (1567) [881] angebl. Or. mit echtem Siegel auf radiertem Pergament, nur mit Rest der Rekognitionszeile unter dem Siegel, 1639 (1596), 1640 (1597), 1677 (1633), 1690 (1645), 1695 (1650)].


3. Or. Departementalarchiv Chaumont.     882 Nov. 4.     MR 1641 (1598).     Abb. A. Roserot, Notice sur les sceaux Carolingiens 1892. Taf. No. 2.

Weißes Wachsfragment, Kopf gewendet nach links (I, Taf. 3, 6).

Wegen schlechter Erhaltung ist nicht festzustellen, ob identisch mit 2. Stempel.

Vorkommen: nur hier.


4. Or. Stadtarchiv Frankfurt a. M.     882 Dez. 2.     MR 1645 (1602).     Abb. Heffner I. 6.

Gleichzeitige Arbeit nach einer Gemme (des Geta?). Oben der Eindruck des Ringes mit Spuren eines Kettengliedes. Die linkssehende Büste en profil ist kleiner als No. 2, mit dickem, rundem Kopf, glatt gelegten kurzen Haaren und bartlos. Unten am Hinterkopfe werden Schleifen sichtbar, die zu einem Kranze gehören. Links vor der Brust befindet sich ein kleiner Rundschild, hinter dem eine Lanze mit Fahne senkrecht in die Höhe steigt (I, Taf. 3, 7).

Vorkommen: 882 Dez. 2–887 Sept. 21 [MR 1645 (1602), 1646 (1603), 1648 (1605), 1652 (1609), 1658 (1614), 1668 (1624), 1710 (1665), 1719 (1673), 1720 (1674), 1758 (1711)].


5. Or. Departementalarchiv Chaumont.     886 Okt. 29.     MR 1731 (1684).     Abb. Roserot a. O. Taf. No. 4.

Ähnliche Darstellung wie No. 4, aber der Kopf blickt weniger nach oben (I, Taf. 3, 8).

Vorkommen: nur hier.

Für Gallien?


6. Or. Stiftsarchiv Chur.     887     MR 1760 (1713).

Nach links gewendete Büste, Gewand durch runde Spange gehalten, in roher Ausführung (Taf. 4, 1). Ob echt?

Vorkommen: nur hier.


7. Or. Stiftsarchiv St. Gallen.     881 Mai 9.     MR 1619 (1576).     Abb. Havet, Mélanges Julien Havet 1895. S. 115.

Bleibulle. Avers: Männliche linksschauende Büste, bartlos, um das Haupt ein Lorbeerkranz, dessen Schleifen hinten hinabflattern, ohne Waffen. Wenig Gewandung, mit runder Schnalle zusammengehalten. Revers: Inschrift innerhalb eines Lorbeerkranzes (I, Taf. 4, 2. 3).

Vorkommen: 881 Mai 9–885 Okt. 1 [MR 1619 (1576B), 1647 (1604), 1655 (1612), 1675 (1631), 1681 (1637), 1716 (1671)].

Mit dem Avers ist die erste Redaktion von MR 1619 (1576) in Wachs besiegelt.


8. Or. Stiftsarchiv St. Gallen.     887 Mai 30.     MR 1750 (1703).

Bleibulle. Der nach links schauende Kopf des Averses ist mit einer Mütze, die einen sehr breiten, aufgeschlagenen Rand hat, bedeckt (Taf. 4, 4. 5).

Revers: Innerhalb eines Lorbeerkranzes die Inschrift wie No. 7, die Buchstaben aber von verschiedener Größe (Taf. 4, 5).

Vorkommen: nur hier.


Falsche Siegel: II, Taf. 32, 1–5;52, 15.


Arnulf


1. An einer Fälschung des Stiftsarchivs Osnabrück.     889 Dez. 12.     MR 1841 (1792).

Provisorisches Siegel. Antike Gemme. Weibliche Büste (Bachantin), rechtsschauend, mit langem Zopf, unter dem die Haare in einen Schopf zusammengeknüpft sind. Über Stirn und Schläfen befindet sich ebenfalls ein Haarwulst, und dahinter um das Haupt eine Epheuranke. Über dem Kopfe sieht man eine Art Schmuck (halbmondähnlich), rechts von demselben, aus dem Haarschopf hervorragend, ein Rocken (oder Pfeil?) mit drei fliegenden Bändern (I, Taf. 4, 7).

Vorkommen: 887 Nov. 27 und 888 Jan. 1 [889 Dez. 12] [MR 1766 (1718), 1769 (1721), 1841 (1792)].

Wegen des Vorkommens auch der übrigen Stempel vgl. II. 4. Gebrauch mehrerer Siegelstempel.


2. Or. Stiftsarchiv St. Gallen.     889 Juni 20.     MR 1767.     Abb. Heffner I. 7.

Oben Eindruck eines Ringes mit Kettenglied. Linksgewandte Büste mit kurzen Haaren und glattem Gesicht, das Haupt mit einem Lorbeerkranze umwunden, dessen Schleifen hinten hinabgehen. Römische, auf der rechten Schulter in einem Wulst zusammengehaltene Gewandung. Links vor der Brust befindet sich ein kleiner runder Buckelschild, hinter dem hervor ein Spieß senkrecht in die Höhe steigt (I, Taf. 4, 8).

Vorkommen: 887 Dez. 1–892 Juli 2 [MR 1767 (1719), 1775 (1727), 1776 (1728), 1780 (1732), 1782 (1734), 1784 (1736), 1785 (1737), 1790 (1742), 1791 (1743), 1793 (1745), 1799 (1751), 1802 (1754), 1803 (1755), 1806 (1758), 1811 (1763), 1812 (1764), 1815 (1766), 1816 (1767), 1818 (1769), 1819 (1770), 1820 (1771), 1826 (1777), 1831 (1782), 1833–37 (1784–88), 1842 (1793), 1844 (1795), 1846 (1797), 1847 (1798), 1851–54 (1802–5), 1868 (1817), 1871 (1820), 1874 (1823), 1875 (1824), 1883 (1832), undatiert].


3. Or. Stiftsarchiv St. Gallen.     893 Jan. 6.     MR 1882 (1831).

No. 2 ähnlich, doch roher gearbeitet (I, Taf. 5, 1).

Vorkommen: [889 4/12] 893 Jan. 6–895 Dez. 1 [MR 1839 (1790), 1882 (1831), 1886–88 (1835–37), 1891 (1840), 1893 (1842), 1902 (1851), 1903 (1852), 1907 (1856), 1909 (1858), 1910 (1859), 1913 (1862)].


[10] 4. Or. Geh. Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien.     889 Okt. 5.     MR 1828 (1779).

Porträtsiegel. Volles Haar, Ohr und Auge stark ausgeprägt, links Schild und Lanze, deren Spitze an das S der Umschrift heranreicht (I, Taf. 4, 6).

Rohe Ausführung. Es fehlen Schild und Speer. Ob echt? Vgl. III. Siegelbild und Siegelform, IV. Gebrauch mehrerer Siegelstempel.

Vorkommen: nur hier.


5. Or. Staatsarchiv Brüssel.     893 Febr. 7.     MR 1885 (1834).

Ähnlich No. 2, aber viel kleiner. Statt des Lorbeerkranzes ein mit Steinen besetzter Reif um das Haupt. Das Obergewand über der rechten Schulter durch Agraffe zusammengehalten, ohne Waffen. Umschrift innerhalb der Zackenlinie (in anderer Stellung als No. 2). (I, Taf. 5, 2).

Vorkommen: nur hier. Ob echt? Vgl. II. 3 Siegelbild und Siegelform, 4. Gebrauch mehrerer Siegelstempel.


6. Or. Stiftsarchiv St. Gallen.     897 Jan. 30.     MR 1928 (1877).

Ähnlich No. 2 und 3. Statt des Kranzes ein bandartiges, mit Steinen besetztes Diadem, von dem hinten einige Quasten herabhängen (I, Taf. 5, 3).

Vorkommen: 896 Aug. 2–899 Febr. 8 [MR 1920–22 (1869–71), 1925 (1874), 1928 (1877), 1929 (1878), 1932 (1881), 1934 (1883), 1938 (1887), 1940 (1889), 1944 (1893), 1946 (1895), 1949 (1898), 1952 (1901)].


7. Or. Reichsarchiv München.     898 Dez. 13.     MR 1948 (1897).

Darstellung gleich No. 6, in roherer Ausführung (I, Taf. 5, 4).

Vorkommen: nur hier. Ob echt? Vgl. II. 4 Gebrauch mehrerer Siegelstempel.


8. Or. Staatsarchiv Parma.     896 März 1.     MR 1916 (1865).

Bleibulle. Avers: Kopf nach rechts gewandt, auf demselben eine reich ornamentierte, mit drei Lilien geschmückte Krone (Diadem?), Schild mit Perlenkranz und Speer. Revers: Innerhalb eines Perlenkranzes die Inschrift (I, Taf. 5, 5. 6).

Vorkommen: nur hier.


Falsche Siegel: II, Taf. 32, 6–9; 53, 1; IV, Taf. 78, 2. 3.


Zwentibold


Or. Staatsarchiv Koblenz.     898 Febr. 5.     MR 1973 (1921).

Porträt mit vorn gestieltem Diadem und gewelltem Haar, ohne Waffen (I, Taf. 5, 7).

Vorkommen: 895 Okt. 28–898 Juni 4 [MR 1960–62 (1908–10), 1969 (1917), 1973 (1921), 1975 (1923), 1977 (1925)].


Ludwig IV., das Kind


1. Or. Stiftsarchiv St. Gallen.     901 Jan. 1.     MR 1993 (1941).

Antike Gemme Ludwigs des Deutschen No. 2, die auch später dessen Sohn Ludwig III. (I, Taf. 3, 3) geführt hat (I, Taf. 5, 8).

Vorkommen: 901 Jan. 1–904 Juni 15 [MR 1993 (1941), 2004 (1952), 2013 (1959) angebl. Or. mit echtem Siegel, 2016 (1962), 2018 (1964), 2021 (1967), 2025 (1971), 2026 (1972)].

Wegen des Vorkommens auch der übrigen Stempel vgl. II. 4. Gebrauch mehrerer Siegelstempel.


2. Or. Stiftsarchiv St. Gallen.     903 Jan. 24.     MR 2005 (1953).

Rohe Arbeit. Halbes Leibstück, linksschauend, bartlos, kleiner Kopf mit hoher Zinkenkrone, die faltige Gewandung auf der rechten Schulter mit einer Agraffe zusammengehalten. Die Rechte hält einen über die Schulter gelegten, links am Kopfe vorbeigehenden Speer. Vor der Brust befindet sich ein länglicher Schild. Oben Eindruck eines Ringes, an dem der Stempel hing (I, Taf. 5, 9).

Vorkommen: 902 Aug. 6–906 Mai 8 [MR 1999 (1947), 2005 (1953), 2009 (1955), 2027 (1973), 2028 (1974), 2032 (1977)].


3. Or. Reichsarchiv München.     911 Juni 16.     MR 2070 (2011).

Der Stempel ist nicht flach, sondern nach der Mitte höher gewölbt (konvex). Oben zwei ineinander befindliche Kettenglieder. An der den Mantel haltenden Agraffe zwei Schleifen. Schild höher, Speer dicker als bei No. 2 (I, Taf. 5, 10).

Vorkommen: [901 Sept. 13]–911 Juni 16 [MR 1997 (1945) Neuausfertigung?, 2056 (1999), 2057 (2000), 2059 (2002), 2064 (2007), 2065 (2008), 2070 (2011)].


Falsche Siegel: II, Taf. 33, 1–2.


Konrad I.


1. Or. Reichsarchiv München.     911 Nov. 10.     MR 2071 (2012).     Mon. Germ. DD. 1 No. 1.

Provisorisches Siegel. Rohe Arbeit. In erhöhtem Wachsrand der Eindruck eines Ringes, an dem der Stempel gehalten wurde, und senkrecht darüber der eines zweiten Gliedes. Brustbild des Königs, die Nase stark und gerade, das Auge sehr groß, die Stirn niedrig, auf dem Haupte eine Krone mit drei Zacken, das Haar hinten durch drei Wülste angedeutet, bartlos; das Obergewand an der rechten Schulter geknüpft, der Faltenwurf unbeholfen ausgedrückt. Die Rechte hält eine Lanze, mit einem Knopf unter der kurzen Spitze und einem Fahnentuch, das durch drei Striche angedeutet ist, rechts von der Brust, aufrecht gehalten, ein stark gewölbter Schild, in der Mitte der Wölbung ein Knopf, nach rechts in eine Spitze auslaufend, rund um denselben acht Punkte (I, Taf. 6, 1). N. Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde 3, 27.

Vorkommen: nur hier.

Vgl. II. 4 Gebrauch mehrerer Siegelstempel.


2. Or. Stiftsarchiv St. Gallen.     912 Jan. 11.     MR 2072 (2013).     Mon. Germ. DD. 1, 2.

Provisorisches Siegel. Ähnlich No. 1, aber größer, ziemlich roh gearbeitet (I, Taf. 6, 2). N. Archiv 3, 27.

Vorkommen: nur hier.


[11] 3. Or. Reichsarchiv München.     912 Aug. 8.     MR 2079 (2020).     Mon. Germ. DD. 1, 9.     Abb. Heffner I, 10.

Vermutlich wegen der überaus rohen Ausführung ward sowohl No. 1, als No. 2 bald durch ein besser gearbeitetes Siegel ersetzt, das schon an Urkunde von 912 April 12 erscheint. Es ist größer als No. 1, jedoch in Form und Stellung der Figur ihm sehr ähnlich. Nur ist auf ihm das Gewand auf der rechten Schulter zusammengebunden, der Schild mehr geneigt und ohne Buckel. Die Spitze der Lanze trennt die Buchstaben V und O (I, Taf. 6, 3). N. Archiv 3, 28.

Vorkommen: 912 April 12–913 Febr. 3 [MR 2076 (2017), 2078 (2019), 2079 (2020), 2081 (2022), 2082 (2023), 2084 (2025)].


4. Or. Reichsarchiv München.     918 Sept. 9.     MR 2106 (2047).     Abb. Heffner I. 9.     Mon. Germ. DD. 1, 136.

No. 3 sehr ähnlich, nur kleiner, hat einen fein gezackten Rand und oben Spuren von Ring und Kettenglied. An einer Anzahl von Siegeln ist von letzteren nichts zu bemerken, vielleicht wurde der Ring mit der Kette später entfernt oder, was wahrscheinlicher ist, deren Spur nach dem Siegeln mit Wachs glatt gestrichen (I, Taf. 6, 4). N. Archiv 3, 28.

Vorkommen: 914 Mai 24 bis 918 Sept. 9. [MR 2090 (2031), 2092 (2033), 2098 (2039), 2099 (2040), 2100 (2041), 2104 (2045), 2106 (2047)]. Auch MR 2077 (2018) von 912 April 12. Ficker, Beiträge 1, 176 bezieht das Datum auf die Handlung und nimmt spätere Verbriefung an. Foltz dagegen erklärt, daß die Urkunde frühestens im Jahre 913 mit dem Siegel versehen wurde.

Vgl. II. 5 Beurkundung und Besiegelung.


5. Gipsabdruck im Museum zu Zürich.

Gleich No. 4, nur in der Umschrift abweichend: CHVONRADVS statt CHVONRADUS (I, Taf. 6, 5).

Vorkommen: nur in diesem Gipsabdruck, eine Urkunde ist nicht nachweisbar. Ob Fälschung?


Heinrich I.


1. Or. Staatsarchiv Marburg.     925 März 30.     Stumpf, Reichskanzler 10.     Mon. Germ. DD. 1, 9.

Provisorisches Siegel, ein mit Zackenfassung versehener Stein (?). Oben Spuren eines Ringes mit Kettenglied. Büste des Königs en profil, groß, bartlos, mit langem Haupthaar, darüber eine Stirnbinde, der Mantel auf der rechten Schulter mit Rosette zusammengehalten (I, Taf. 6, 6). N. Archiv 3, 29.

Vorkommen: 920 April 3–925 März 20 (Stumpf, No. 1, 10), während die dazwischen liegenden Originale mit No. 2 besiegelt sind. St. 10 auf Blankett geschrieben?


2. Or. Reichsarchiv München.     927 Okt. 18.     Stumpf 17.     Abb. Heffner I. 11.     Mon. Germ. DD. 1, 14.

Brustbild des Königs. Die ganze Darstellung ist der auf dem Siegel Konrads I. No. 4 (I, Taf. 6, 4) gleich. An der Krone ein Reif mit 5 Ringlein, darüber eine Reihe von Perlen, etwa 10, dann 3 Gruppen von je 3 Perlen an Stielen, auf der rechten Schulter eine Rosette, am Schildesrande 8 Nägel, 4 Wülste laufen gegen die Mitte des Schildes zu. Oben Eindruck der Stempelhandhabe (I, Taf. 6, 7). N. Archiv 3, 29.

Vorkommen: 922 April 22 bis zum Ende der Regierung (St. 4, 5–8, 11, 13, 15, 17, 23, 26, 31, 35, 37, 44, 47, 48). St. 1675 (Heinrich II. Fälschung). Vgl. II. 4 Gebrauch mehrerer Siegelstempel.


Falsche Siegel: II, Taf. 33, 3–5.


Otto I.


1. Or. Reichsarchiv München.     940 Mai 29.     St. 86.     Abb. Heffner I. 12.

Königssiegel. Die Darstellung knüpft an die vorhergehenden Königssiegel an, weicht aber in manchen Punkten davon ab. Halbes Leibstück, Kopf linksgewandt, bartlos, langes Haupthaar. Um das Haupt ein Stirnreifen, der Mantel über der rechten Schulter zusammengehalten. Der rechte, an der Hüfte ruhende Arm in enganliegendem, faltigem Ärmel. In der Rechten eine über die Schulter gelegte, in drei Zipfeln auslaufende Fahnenlanze, vor der Brust ein mit Buckel versehener, gerippter Schild. N. Archiv 3, 30.

Die Platte, deren Abdrücke bald Zacken aufweisen, bald nicht, war offenbar ein Stein. Diese Zacken sind hervorgerufen durch die Metallfassung der Platte. Oben zeigen die Siegel den Eindruck eines Zapfens (St. 71, 82, 86, 87, 90, 105, 110, 189), der, wie einzelne Siegel (St. 57, 69) sicher erkennen und andere (St. 76, 112, 121, 126, 135, 150, 173, 194, 212) vermuten lassen, in der Kanzlei mit weichem Wachs zugemacht wurde (I, Taf. 7, 1).

Mit dieser Platte sind hergestellt die Siegel Ottos I. in der Zeit bis 13. Juni 952 (St. 57, 64, 67, 68, 69, 71 (Or. Magdeburg), 73, 76, 77 (Or. Magdeburg), 80–84, 86–88, 90, 94, 96, 97, 101, 105, 106 (Or. Graz), 110, 112, 113, 116, 117, 118 (Or. Magdeburg), 121, 124, 126 (Or. Coblenz), 131 (Or. Magdeburg), 135, 136 (Or. Magdeburg), 143, 147, 148 (Or. Münster), 150–152, 155, 161, 168, 169, 173, 174, 180, 181, 185, 189, 192, 194, 198, 199, 200, 208, 209, 210, 212).

Die zackige Fassung wurde in der Zeit vom 13. Juni bis 9. August 952 dahin verändert, daß man den Stein à jour faßte, so daß ein Metallrand nicht übergreift [[[Die Siegel der Deutschen Kaiser und Könige:Band 4:Tafel 73|IV, Taf. 73, 3]] (Or. Magdeburg), 955 25/5, St. 235]. Die genauesten Messungen ergeben, daß die Siegel mit demselben Steine hergestellt wurden [St. 56 (Or. Magdeburg), 58 (Or. Münster), 153, 216–219, 221, 228 (Or. Coblenz), 229, 230, 232, 234 (Or. Graz), 235 (Or. Magdeburg), 236, 239, 240, 559 (Urkunde 956 3/8 von Stumpf irrig Otto II. zugeschrieben), vgl. Sickel, Beiträge zur Diplomatik VI, 388 f.]. (Mon. Germ. DD. Otto I. 182).

Da der größere Teil von St. 56 von demselben Manne geschrieben ist, der St. 57 und 58 mundierte, St. 58 mit demselben Stempel (IV, Taf. 73, 3), St. 57 [12] aber mit Stempel (I, Taf. 7, 1) besiegelt wurden, so sind die drei Urkunden als Neuausfertigungen anzusehen, geschrieben in den durch St. 212–216 gesteckten Grenzen, wobei dann St. 57 noch mit der alten Fassung, St. 56 und 58 mit der neuen Fassung besiegelt wurden. Und auch St. 153, besiegelt mit Stempel (IV, Taf. 73, 3), gehört nach der Monumentenausgabe (DD. Otto I. No. 160) zwischen St. 216–228, liegt also innerhalb der Zeitgrenzen des Typars (IV, Taf. 73, 3). Ein mit diesem Stempel hergestelltes Siegel ist nachträglich und mißbräuchlich an das Diplom Ottos II. St. 603 angefügt worden.

In dieser Form zersprang der Stein im Herbst 956. Die Siegel zeigen seitdem eine feste, gerade Linie, die ungefähr in der Längenachse durch das I und die ganze Figur bis zum unteren Ende des Speeres geht. Da der Rand der einen Hälfte über die andere etwas hervorragt, so ist die Bruchlinie bei allen gut erhaltenen Exemplaren vom 5. Dezember 956 (Taf. 7, 2, St. 248 Or. Magdeburg) an zu bemerken. Trotz dieses Sprunges diente der Stempel, nachdem er wieder eine zackige Einfassung erhalten, noch fünf Jahre lang in der Kanzlei (St. 247 (Or. Magdeburg), 248 (ebendas.), 252, 254, 258, 259, 261, 263, 266, 268, 269, 277, 280, 288, 290 (Or. Magdeburg), 547 Otto II. in Siegelkarenz (961 24/7 I, Taf. 8, 1), bis das Hinzukommen des Kaisertitels ein neues Siegel nötig machte.

Wegen des Vorkommens auch der übrigen Stempel vgl. II. 4 Gebrauch mehrerer Siegelstempel.


2. Or. Generallandesarchiv Karlsruhe.     962 Febr. 21.     St. 301.

Erstes Kaisersiegel. Brustbild des Kaisers en face, Kopf bärtig, mit giebelförmiger, flacher Krone, in der Rechten einen Stab mit Lilie haltend, in der Linken eine Kugel. Beide Hände liegen vorn am Leib an, die rechte etwas höher als die linke. Das Gewand scheint in der üblichen Form dargestellt, links vom Zepter geht der Saum des Mantels herab, die Ärmel reichen bis zum Handgelenk. N. Archiv 3, 31 (I, Taf. 7, 3).

Vorkommen: 962 Febr. 21–Juli 29 (St. 301, 305, A. 307, 309), 965 März 21 (St. 348), Nachzeichnung des 10. Jahrhunderts. Echtheit fraglich.


3. Or. Nationalarchiv Paris.     965 April 5.     St. 354.     Abb. Heffner I, 3.

Zweites Kaisersiegel. Darstellung und Umschrift = No. 2, nur bedeutend größer. Der Reichsapfel reicht über die Mitte des Leibes fast an die rechte Hand. Um die Umschrift läuft eine Randlinie. N. Archiv 3, 31 (I, Taf. 7, 4).

Vorkommen: 963 Sept. 12–965 Juni 8 (St. 332, 335, 336, 339, 341, 354) und an der Falkschen Fälschung für Corvey 965 8/6 (St. 372).


4. Or. Staatsarchiv Magdeburg.     970 Jan. 25.     Ex. A. St. 481.

Drittes Kaisersiegel. Brustbild des Kaisers en face, Kopf bärtig, der Schnurrbart nach abwärts gezogen, der Kinnbart ziemlich spitz, auf dem Haupte die Krone, giebelförmig aus zwei Platten zusammengesetzt, die mit Perlen besetzt sind, zu oberst drei gestielte Perlen, je 5 mm voneinander entfernt. Faltiger Mantel, auf der rechten Schulter durch einen Knopf zusammengehalten, von wo auch die Falten ausgehen. Enge faltige Ärmel bis zum Handgelenk. Der rechte Oberarm ist nach aufwärts gerichtet, die Hand hält das Zepter, dessen Spitze etwas nach rechts geneigt ist, der dünne Stab hat oben einen Knopf und darunter eine kleine Verdickung. Auch ist ein Teil des linken Unterarmes und der Handwurzel mit dem Ballen und drei oder vier Fingern sichtbar, die eine Kugel emporhalten, über der ein Kreuz steht. N. Archiv 3, 31 (I, Taf. 7, 5).

Die Stellung einzelner Buchstaben zu gewissen Teilen des Bildes dient zur Unterscheidung dieses Stempels (No. 4) von zwei sehr ähnlichen gleichzeitig oder später gebrauchten (No. 5 und 6). Hier steht der Knopf am Stabe sehr nahe dem Fuß des zweiten T, die erste Perle links auf der Krone etwas rechts vom Fuß des I, die dritte unter dem P, ganz wenig nach links. Beim 5. und 6. Siegel Ottos I. steht der Knopf rechts vom ersten T, die erste Perle links vom I, die dritte rechts vom P. Der Oberkörper ist in Siegel 5 und 6 höher. Die Randeinfassung ist bei allen dreien ein aus vielen Perlen gebildeter Kreis zwischen zwei Linien, dann noch ein schmaler Streifen, bevor der erhöhte Wachsrand beginnt. Die Perlen stehen in den Siegeln 5 und 6 mehr gedrängt als in No. 4.

Vorkommen: 965 Juni 17–970 Jan. 25 (St. 373 (Or. Magdeburg), 379 (Or. ebendas.), 392, 393, 409, 430, 449, 462, 477B, 481A). Urk. 961 23/4 (St. 284) nachträglich besiegelt. Das Siegel findet sich auch an der echten Urkunde Ottos II. 983 17/6 (St. 857), irrig in Mon. Germ. DD. Otto II. 310: SI 5. Otto II. Otto II hat somit diesen Stempel seines Vaters nicht verwendet.


5. Or. Staatsarchiv Magdeburg Ex. B.     970 Jan. 25.     St. 481.     Mon. Germ. dipl. 1 No. 381 B.

Viertes Kaisersiegel. Darstellung und Umschrift = No. 4. Zu den oben betonten Unterschieden kommt, daß hier (No. 5) beim A der Umschrift die Schäfte oben zusammenstoßen, während sie bei No. 4 durch einen kleinen Deckbalken verbunden sind, ferner, daß die beiden Abkürzungsstriche länger sind. Am rechten Oberarm ist eine Verzierung, die bei No. 4 nicht wahrgenommen werden konnte. N. Archiv 3, 32. (I, Taf. 7, 6).

Vorkommen: 965 April 3–972 Juli 11 (St. 352, 369, 375, 377, 381 (Or. Magdeburg), 242, 383 (12. Jahrhundert), 388, 389, 393, 398, 405, 408, 444, 460 (Or. Magdeburg), 474, 481 (Ex. B.), 482, 483, 486, 488, 508). Auch an der Fälschung 966 22/7 (St. 383), vgl. Mon. Germ. DD. Otto I. 448.


6. Or. Landeshauptarchiv Wolfenbüttel.     972 Okt. 7.     St. 518.

Fünftes Kaisersiegel. Darstellung und Umschrift = No. 4 und 5. Alle bei No. 5 angeführten Eigentümlichkeiten finden sich auch hier, so daß man es für dasselbe Siegelbild halten möchte, wären nicht auf dem Apfel drei pfeilartige Erhöhungen zu sehen (etwa die Finger der Hand?) und wären nicht die vier Arme des Kreuzes von OTTO mehr gerundet, kugelförmig. N. Archiv 3, 32 (I, Taf. 7, 7).

[13] Vorkommen: [947 (St. 141), 966 (St. 402)] 972 Aug. 18–973 April 27 (Rückkehr Ottos I. vom letzten Zuge nach Italien bis zu seinem Tode). St. 516b, 518, 519, 524, 525, 527, 529, 530). Urkunde 966 1/3 (St. 402) nachträglich besiegelt.

Der Stempel geht dann auf Otto II. (I, Taf. 8, 5) über und ist unter ihm fast ausschließlich verwendet worden.


7. Abdruck in der Siegelsammlung der Kaiserl. Eremitage zu Petersburg.     Abb. Heffner I. 14.

Angebliches Ringsiegel. Oval. Mit vollem Gesichte vorwärtssehender Kopf mit zu beiden Seiten herabhängenden Locken und vollem Barte. Das Haupt bedeckt mit einer Perlenkrone, mit herabfallenden Perlengehängen. N. Archiv 3, 33 (I, Taf. 7, 8).

Vgl. Köhne, Zeitschr. f. Münz-, Siegel- u. Wappenkunde 6, 173. Cappe, Die Münzen der deutschen Kaiser und Könige des Mittelalters 2, 99, Taf. VII, 11. Köhne schrieb das Siegel, welches nur durch den erwähnten Abdruck bekannt ist, Otto I. zu, ihm folgte Cappe, der annimmt, daß die Form ODDO auf Münzen sowohl von Otto I. als III. und IV. vorkomme. Diese Namensform glaubt Foltz (N. Archiv 3, 33), nötige aber nicht, das Siegel gerade Otto I. zuzuschreiben, nachdem Dannenberg (Die deutschen Münzen 28) nachgewiesen hat, daß der Unterschied zwischen OTTO und ODDO ein rein geographischer, die letztere Form in Sachsen überwiegend sei.


8. Or. nicht vorhanden.

Goldbulle bezeugt durch das Diplom Ottos III. 999 3/10 (St. 1198), demzufolge der Abt Hugo von Farfa dem Kaiser imperatorum Karoli, Hludowici aviique nostri Ottonis precepta aureis sigillis bullita vorlegte. Vgl. S. 5. Breßlau a. O. 369 meint auch, daß hierbei an das große Privileg Ottos I. 967 10/1 (St. 417) zu denken sei, in dessen Korroboration – allerdings mit Ausdrücken, die aus der Vorurkunde entlehnt sind – die Bulle angekündigt ist. Unbedenklich ist ihm auch die Annahme, daß auch die uns nicht erhaltene Urschrift des Privilegs von 962 13/2 (St. 299) für die römische Kirche, das wir jetzt nur aus dem kalligraphischen Exemplar einer etwas späteren Neuausfertigung kennen, mit einem Goldsiegel versehen war, und daß hierauf die Ankündigung der Bullierung in der Korroborationsformel des uns erhaltenen Exemplars zu beziehen ist, wie nach sicheren Zeugnissen auch Heinrichs II. Bestätigung jener Urkunde eine Goldbulle trug. Breßlau hält es aber auch wegen der Korroborationsformel – iussimus … bulla nostra sigillari – des Diploms Ottos I. (St. 195), das 951 23/9 in Pavia ausgestellt ist, für nicht unmöglich, daß Otto I. schon auf seinem ersten Zuge nach Italien sich einen Bullenstempel hat anfertigen lassen, der dann freilich, da seine Hoffnung, die Kaiserkrone zu erlangen, damals noch nicht verwirklicht wurde, kaum viel gebraucht sein wird.


Falsche Siegel: II, Taf. 33, 634, 5; 53, 2; IV, Taf. 78, 4; 83, 5.


Otto II.


1a. Or. Staatsarchiv Magdeburg.     961 Juli 24.     St. 547.

Siegelkarenz. Königssiegel des Vaters Otto I. No. 1 (I, Taf. 7, 1), benutzt in Ermangelung eines eigenen Siegels. N. Archiv 3, 34 (I, Taf. 8, 1).

Vorkommen: nur hier.


1. Or. Staatsarchiv Magdeburg.     964 Juli 27.     St. 556.

Königssiegel. Büste des Königs en face, bartlos, giebelförmige Krone mit großen Perlen besetzt, darüber drei lilienartige Knöpfe, aus je zwei kleinen Blättern hervorwachsend. Der Mantel auf der rechten Schulter durch einen Knopf gehalten. Der Rand mit 40 schuppenförmigen Zacken, dann noch eine Perlenschnur, die im Abdruck schon in den erhöhten Wachsrand zu liegen kommt, der oben in der Längenachse den Eindruck einer Handhabe aufweist. N. Archiv 3, 34 (I, Taf. 8, 2).

Vorkommen: Von 561 an während der ganzen Königszeit (St. 549, 552, 553, 556, 558).

Wegen des Vorkommens auch der übrigen Stempel vgl. II. 4 Gebrauch mehrerer Siegelstempel.


2. Or. Staatsarchiv Magdeburg.     968 Okt. 3.     St. 564.

Erstes Kaisersiegel. Darstellung in der Art der Stempel Ottos I. 4 und 5, nur bedeutend kleiner. Brustbild en face, bartlos, Krone mit drei gestielten Knöpfen, der Stab in der Rechten trägt oben eine Lilie mit einem Knoten an ihrer Basis; ein Teil des linken Oberarmes und der Hand ist sichtbar, in der die von den langen dünnen Fingern gehaltene Weltkugel ruht. N. Archiv 3, 34 (I, Taf. 8, 3).

Die Stellung einzelner Buchstaben zu Teilen der Figur unterscheidet dieses Siegel von No. 3. Der eine Arm der Lilie berührt beinahe das zweite O, die gestielte Perle rechts an der Krone steht nur wenig unterhalb des Fußes vom P. Das Bild stößt unten beinahe an den herumgelegten Kreis, auf den eine Schnur von c. 70 Perlen und dann ein zweiter Kreis folgt.

Vorkommen: 968 Okt. 3 (St. 564 und 565), also in der ersten Zeit nach der Kaiserkrönung. Ersetzt durch No. 3.


3. Or. Reichsarchiv München.     972 Okt. 18.     St. 574.

Zweites Kaisersiegel. In Bild und Schrift = No. 2, nur ist die Ausführung weniger sorgfältig, der Kopf schmäler, die Lilie ist weiter von der Umschrift entfernt, ebenso die letzte Perle der Krone vom P. Die Perlen der Umrandung stehen weiter voneinander ab, so daß nur für etwa 52 Raum war. N. Archiv 3, 35 (I, Taf. 8, 4).

Vorkommen: 970 April 11–972 Okt. 18 (St. 567, 570, 571, 574). Diesen Stempel scheint Otto II. bis zum Tode des Vaters gebraucht zu haben.


4. Or. Staatsarchiv Magdeburg.     973 Okt. 22.     St. 612.     Heffner II. 15.

Drittes Kaisersiegel. Das Siegel Ottos I. No. 6, und zwar erst nach dessen Tode benutzt. N. Archiv 3, 35 (I, Taf. 8, 5).

[14] Vorkommen: An der vom 18. Aug. 972 (St. 572) datierten und frühestens 973 besiegelten Urkunde, dann von 973 Juni 5 (St. 582 Or. Magdeburg) bis Juni 983 St. 582 (Or. Magdeburg), 583, 588, 589, 590, 592, 593, 597, 599, 600 (Or. Coblenz), 605, 607, 608, 612 (Or. Magdeburg)–614, 617, 634, 637 (Or. Magdeburg), 639 (Or. Magdeburg), 649, 650, 658, 660 (Or. Magdeburg), 661, 663 (Or. Magdeburg), 672, 678, 679, 680, 681, 682, 684, 686, 687 (Or. Magdeburg), 691, 692, 693 (Fälschung), 697a, 700–702, 705 (Fälschung), 707, 708, 711, 712, 716, 718 (Or. Magdeburg), 721 (Or. ebendas.), 730, 731 (Or. Magdeburg), 732, 733, 735, 741, 744 (Or. ebendas.), 747, 751, 753 (Fälschung), 754 (Or. Magdeburg), 755, 758, 759, 761 (Grünes Gewölbe, Dresden), 762, 764, 766, 767, 769, 771, 772 (Or. Magdeburg), 773, 775, 778–781, 796, 801, 806a, 815 (Or. Magdeburg), 820–822, 824, 835, 839–841, 844, 849, 854, 857, 858, 864.


5. Or. Staatsarchiv Magdeburg.     974 Mai 13.     St. 626.

Viertes Kaisersiegel. Das Siegel ist nicht identisch mit dem Siegel Otto I., No 5 (I, Taf. 7, 6), sondern ist ein neuer Stempel Ottos II. Bei Otto I. sind die Perlen klein und dicht gedrängt, und, wie Wibel im N. Archiv 35, 258 richtig bemerkt, erscheinen sie bei Otto II. erheblich größer und stehen weiter auseinander. Abweichungen finden sich ferner in der Stellung der Abkürzungszeichen, in der Form des Reichsapfels und der Krone, die im Siegel Ottos II. erheblich höher und helmartiger ist (I, Taf. 8, 6).

Vorkommen: In den Jahren 974 Mai 10 und 975 Jan. 6 [St. 625, 626, 638 (Or. Magdeburg)].


6. Or. Historisches Seminar Berlin.     979 März 3.     St. 735 (IV, Taf. 73, 4);     Or. Staatsarchiv Marburg.     979 Mai 20.     St. 740 (I, Taf. 9, 1);     Or. ebendas.     981 Juli 21.     St. 798 (I, Taf. 9, 2).

Fünftes Kaisersiegel. Darstellung wie Otto I. (I, Taf. 7, 7), doch hat der Reichsapfel kleineren Durchmesser, der Knopf steht hart neben dem ersten T, die Buchstaben der Umschrift, besonders das zweite O sind breiter. Die Wülste, die die Falten des Mantels ausdrücken, sind gleichmäßig stark und in gleicher Entfernung voneinander, die Krone liegt flach auf dem Siegelfelde auf, die Zeichnung derselben ist etwas einfacher (I, Taf. 9, 1. 2; IV, Taf. 73, 4).

Vorkommen: 979 März 3–981 Juli 21 (St. 735, 740, 798). Auch an Urkunden Ottos III., Or. Dresden 995 Okt. 6, St. 1046B (Fälschung, II, Taf. 53, 7) und ebendas. 995 Nov. 12, St. 1055, von echter Urkunde abgelöst (II, Taf. 53, 8); Or. Zerbst 997 Mai 18, St. 1112 (IV, Taf. 78, 6). Vgl. dagegen Wibel im N. Archiv 35, 256 und Schröder, Mitteil, des Öst. Inst. 18, 19.


7. Or. nicht vorhanden.

Bulle bezeugt durch das Mandat für Kloster Nonantola, Urkunde ohne Datum (St. 889, Mon. Germ. Dipl. 282), die mit einem Metall-, jedenfalls einem Bleisiegel versehen war. Aber wir haben auch ein Zeugnis für eine Goldbulle Ottos II. Diese mit dem Goldsiegel versehene Urkunde war noch im 13. Jahrhundert vorhanden, ein Diplom Ottos II. für das Erzbistum Köln, das der Erzbischof sich im Jahre 1254 von Innocenz IV. bestätigen ließ (Finke, Papsturkunden Westfalens S. 248, No. 542, 543). In den beiden darüber ausgestellten Urkunden des Papstes heißt es, die Petition des Erzbischofs habe ausgeführt: Clare memorie Otto dictus Rufus, Romanorum rex Coloniensem ecclesiam castris villis possessionibus molendinis libertatibus aliisque bonis pia liberalitate dotavit, prout in eiusdem regis litteris confectis exinde aurea bulla munitis plenius dicitur contineri. Die Glaubwürdigkeit der in der Petition des Erzbischofs enthaltenen Angabe zu bezweifeln, liegt keinerlei Grund vor. Er hatte gar kein Interesse daran, sie zu erfinden, da eine mit gewöhnlichem Wachssiegel des Königs versehene Urkunde ihm denselben Dienst getan hätte. Breßlau, Archiv f. Urk. 1, 370.


Falsche Siegel: II, Taf. 34, 635 1; 53, 3–6; IV, Taf. 83, 6. 7.


Otto III.


1. Or. Stiftsarchiv Einsiedeln.     984 Okt. 27.     St. 874.     Das Siegel ist jetzt verloren.

Erstes Königssiegel (provisorisches Siegel). Büste en face, ähnlich wie auf dem Königssiegel Ottos II., aber viel größer, Kopf bartlos, Nase und Stirn stark ausgeprägt, Krone giebelförmig, ziemlich niedrig, mit drei gestielten Perlen, an der rechten Schulter ein Stab, der oben eine Lilie trägt. Um die Umschrift geht ein flacher Rand von einigen Millimetern Breite. N. Archiv 3, 36 (I, Taf. 9, 3).

Vorkommen: nur hier. Provisorisches Siegel, das 985 mit dem bis zur Kaiserkrönung beibehaltenen No. 2 vertauscht wird.


2. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden, No. 8.     994 Nov. 23.     St. 1026.     Abb. Heffner II. 16.

Zweites Königssiegel. Darstellung ähnlich dem Siegel Ottos II., No. 4. Brustbild en face, bartlos, giebelförmige Krone, an den Kanten der Platten aufgesetzte Blumenkelche und darüber je vier Punkte; am rechten Oberarm bandförmige Verzierung mit Lilien; der Stab in der Rechten trägt oben einen Knopf und Blütenkelch, aus dem die Fortsetzung des Stabes mit zwei Perlen nahe am Kelch und vier Perlen an der Spitze hervorgeht. Die Linke hält eine Kugel. N. Archiv 3, 36 (I, Taf. 9, 4).

Vorkommen: von spätestens 985 Febr. 5–996 Febr. 18 (St. 878, 879, 880, 881 (Or. Magdeburg), 882, 883, 885, 886, 891, 892, 894, 895, 900, 902 (Or. Düsseldorf), 905 (Or. Magdeburg), 906 (Or. ebendas), 907, 908, 910, 912, 914, 917, 920 (Or. Coblenz), 922 (Or. Magdeburg), 925 (Or. ebendas.), 927, 930, 931, 934, 935, 938–940, 942 (Or. Magdeburg), 944, 945, 948, 952 (Or. Magdeburg), 954, 957, 965, 967, 973 (Or. Magdeburg), 974, 976–978 (Or. Magdeburg), 980, 982–984, 988 (Or. Magdeburg), 1000 (Or. Magdeburg), 1001 (Or. ebendas.), 1002, 1003, 1009, 1010, 1011, 1016–1019, 1021, 1026, 1028, 1029, 1035, 1036, 1037, 1040, 1043 (Or. Magdeburg), 1046, 1048, 1049 (Or. Magdeburg), 1050 (Or. [15] ebendas.), 1053, 1283, 1056–1058, 1060, 1061). Auch an der verdächtigen Urkunde Ottos I. (Mon. Germ. DD. Otto I. No. 217) 960 10/9. Also vom Jahre 985 bis zum ersten Zuge Ottos III. nach Italien und der Erlangung der Kaiserwürde.


3. Or. Reichsarchiv München.     996 Sept. 15.     St. 1094.

Erstes Kaisersiegel. Der Kaiser in ganzer Figur, stehend, Kopf en face, bartlos, die Krone tief in die Stirne gedrückt, einfacher als auf den früheren Siegeln; das Untergewand enganliegend, fast bis an die Knöchel reichend, an den Hüften gegürtet, darüber ein Mantel, an der rechten Schulter festgehalten, so daß der rechte Arm frei bleibt, vorn bis zur halben Höhe der Figur herabfallend, dann aber über den linken Arm geschlagen, während rückwärts der Mantel sich etwas ausbreitet und herabhängt, ohne den Saum des Untergewandes zu erreichen, zur Linken der Figur in geraden Falten, rechts mit einer kleinen Ausschweifung, so daß der Zipfel des Gewandes den Speer oder Stab berührt, den der König mit der erhobenen Rechten faßt, während die Linke eine Kugel emporhält, auf deren Oberfläche ein Kreuz eingezeichnet ist. Der Boden, auf dem die Figur steht, ist durch eine kleine elliptische Erhöhung angedeutet. Um das Siegelfeld geht ein etwas höher liegender Streifen mit der Umschrift. Im erhöhten Wachsrand ist über dem Kreuz ein starker Eindruck von der Handhabe des Stempels sichtbar. N. Archiv 3, 37 (I, Taf. 9, 5).

Vorkommen: von 996 Mai 22–997 April 9 (St. 1067, 1071, 1078, 1087, 1093 (Fälschung 11. Jahrh.), 1094, 1096, 1107).


4. Or. Staatsarchiv Düsseldorf.     997 April 18.     St. 1109.

Zweites Kaisersiegel. Darstellung der des Siegels No. 3 sehr ähnlich, doch ist die Gewandung anders behandelt, das Unterkleid weiter, der Mantel bewegter, so daß er links ein Stück über den Stab hinausgeht, der oben gegen die Achse des Siegels geneigt ist. Auf der Weltkugel kein Kreuz, die Umschrift ist vom Siegelfelde nicht abgegrenzt und wird unten durch den viel höheren und breiteren Boden unterbrochen, auf dem die Figur steht. Die Buchstaben sind mehr gedrängt. Zu Beginn fünf Punkte. Um die Umschrift geht ein vertiefter Rand, dann eine Perlenschnur, die bereits in den erhöhten und ohne Unterbrechung herumgehenden Wachsrand eingedrückt ist. N. Archiv 3, 38 (I, Taf. 9, 6).

Vorkommen: vom 18. April–1. Oktober 997 (St. 1109, 1113 (Fragment), 1114 (Or. Magdeburg), 1115 (Or. ebendas.), 1117, 1119, 1120 (Or. Magdeburg), 1122, 1127).


5. Or. Staatsarchiv Lausanne.     998 Febr. 6.     St. 1139.     Abb. Anzeiger für Schweizer Gesch. 1858. 4. T. V. 4.

Drittes Kaisersiegel. Darstellung sehr ähnlich der auf dem Siegel Heinrich II. (No. 2), der Kaiser auf dem Throne sitzend, bartlos, die giebelförmige Krone mit drei gestielten Perlen, die erhobene Rechte stützt sich auf einen Stab mit Knopf, die Linke hält die Weltkugel in die Höhe, auf deren Oberfläche ein Kreuz. Thron mit Basis, mit einem schmalen hohen Bogen auf jeder Seite, darüber ein Querbalken mit zwei runden Wülsten zur Seite der Figur. Die Füße ruhen auf einem trapezförmigen Schemel, dessen Basis schmäler als der Thron und vorn durch vier kleine Bögen durchbrochen ist. N. Archiv 3, 38 (I, Taf. 10, 1).

Vorkommen: von 997 Okt. 26–998 April 22 (St. 1128, 1132, 1139, 1145).

Wegen St. 1155b vgl. II. 4 Gebrauch mehrerer Siegelstempel.


6. Or. Reichsarchiv München.     999 Jan. 3.     St. 1171.

Erste Kaiserbulle (Blei). Avers: Büste des Kaisers nach links gewandt, bärtig, der Bart durch Punkte angedeutet, auf dem Kopfe ein runder Helm, unter dem das lange Haar hervorsieht, unten mit einem Perlenkranze, rückwärts drei schmale Bänder, drei Lilien über dem Perlenkranze und eine an der Kuppe des Helmes; faltiges Gewand, auf der rechten Schulter durch eine Rosette zusammengehalten. Die Umschrift wird an der Innenseite von einem Perlenkranze begleitet. N. Archiv 3, 39 (I, Taf. 10, 2. 3).

Revers: Bildnis einer weiblichen Person, wie die Haartracht deutlich erkennen läßt, wahrscheinlich, wie Gregorovius, Gesch. der Stadt Rom (3. Aufl.) 3, 462, Anm. 1, vermutet, das der Roma. Das Brustbild derselben ist auf den Stempeln von No. 6, 7 und 8 mit kriegerischen Attributen, Schild und Fahnenlanze geschmückt, während der kleinere Stempel No. 9 einen anderen Typus darbietet, der trotz der Umschrift Aurea Roma nicht mit der gleichen Sicherheit auf die Roma gedeutet werden kann.

Das Bild ist durch einen Kreis von etwa 76 Punkten eingefaßt, auf den die Umschrift folgt.

Der Stempel No. 6 unterscheidet sich von den folgenden No. 7 und 8 nur wenig. Bei ihnen zieht sich auf dem Avers ein Wulst vom Unterkiefer zum Hinterhaupt, der bei No. 6 fehlt. Die Rosette auf dem Avers ist durch einen Knopf mit sieben Punkten eingefaßt, in No. 6 sehr undeutlich dargestellt. In No. 7 und 8 besteht die Lilie vorn am Helm aus vier Blättern. Auf dem Revers ist der Kopf bei No. 7 und 8 schmäler, die linke Seite der Fahne verläuft ziemlich gerade, bei No. 6 ist sie am Ende etwas eingebogen. Die beiden Arme des Kreuzes sind in No. 6 durch feine Linien abgegrenzt, in No. 8 durch 2 Perlen vertreten. Im ganzen ist die Prägung bei No. 6 schärfer. N. Archiv 3, 39.

Vorkommen: von 998 April 22–999 Jan. 3 (St. 1142, 1148 (verloren), 1150, 1151 (verloren), 1152, 1155 (verloren), 1155a (verbrannt) hatte eine bei Mabillon, de re dipl., Suppl. 48 No. 3 abgebildete Goldbulle, 1160, 1160b (verloren), 1165 (verloren), 1169 (verloren), 1170 (verloren), 1171). Die drei Stempel sind nicht nebeneinander, sondern nacheinander gebraucht worden. St. 1173 (verloren), fraglich, ob Nr. 6 oder 7. Die größere Bulle wird durch die kleinere No. 9 ersetzt, als der Kaiser zum dritten Male (Juni 1000) über die Alpen ging.


[16] 7. Or. Geh. Haus- und Staatsarchiv Stuttgart.     999 April 11.     St. 1178 und Reichsarchiv München 999 April 13 St. 1180.     Der Revers von St. 1178 hat zur Restaurierung mit dem von St. 1180 gedient.     Abb. Heffner I, 18.

Zweite Kaiserbulle (Blei). Vgl. No. 6. N. Archiv 3, 40 (I, Taf. 10, 4. 5).

Vorkommen: von 999 März 29–1000 Jan. 31. (St. 1176, 1178, 1180, 1184, 1186 (Or. Magdeburg), 1187 (Or. ebendas.), 1192 (verloren), 1193 (verloren), 1197 (verloren), 1199, 1200 (verloren), 1209, 1211, 1277. DD. 342 vor St. 1209). St. 1214 (verloren), fraglich, ob No. 7 oder 8.


8. Or. Staatsarchiv Trier.     1000 Nov. 30.     St. 1229.     Revers Or. Staatsarchiv Hannover.     1000 Mai 29.     St. 1226.

Dritte Kaiserbulle (Blei). Vgl. No. 6. Avers = No. 7.

Revers sehr ähnlich No. 1, Hals dünner, Lanze mit längeren Fransen und mit Perlen statt der Kreuzesarme. Von dem kleinen I in renovatio ist kaum eine Spur zu sehen, O steht nachher am folgenden I, M und P sind getrennt, die Lanzenspitze fällt fast mit dem Schaft des R zusammen. N. Archiv 3, 40. (I, Taf. 10, 6. 7). Ein besser erhaltenes Exemplar Or. Reichsarchiv München 1000 15/5 (St. 1224), (IV, Taf. 73, 5. 6).

Vorkommen: 1000 April 6–1000 Mai 30 (St. 1215, 1216, 1218, 1221, 1224, 1226–1229). St. 1214 (verloren), fraglich, ob No. 7 oder 8. St. 1237 und 1239 (verloren), fraglich, ob No. 8 oder 9.


9. Or. Reichsarchiv München.     1001 Febr. 15.     St. 1249.

Vierte Kaiserbulle (Blei). Vgl. No. 6. Rohe Arbeit. Dünne Bleilage. Avers: Büste en profil, bartlos, das Haar durch kleine Striche angedeutet, am Gewand Falten und 3 Perlenreihen, auf der Schulter ein Knopf durch einen Halbmond angedeutet. Revers: Inschrift auf vier Zeilen. N. Archiv 3, 40 (I, Taf. 10, 8. 9).

Die Bulle sticht von den vorausgehenden Metallsiegeln in einem Punkte auffällig ab, daß der bisherige Durchmesser fast auf die Hälfte reduziert wurde, so daß diese neuesten kaiserlichen Bullen den päpstlichen an Größe ziemlich gleichkamen. Da es der Zufall gefügt hat, daß aus den 7 Monaten zwischen 30/5 1000 und 23/1 1001, von dem das erste durch No. 9 beglaubigte Diplom St. 1248 datiert, nicht ein einziges noch mit Bulle versehenes Original bekannt ist, können wir nicht mit voller Bestimmtheit sagen, wann und ob diesseits oder jenseits der Alpen diese Neuerung beliebt worden ist. Hängt sie aber zusammen, was wahrscheinlich ist, mit dem Versuche, den Titel durch den Zusatz servus apostolorum zu erweitern, so drängt sich uns der Gedanke auf, daß der neue Stempel eigens angefertigt wurde, um das inhaltsvolle, zwischen 18. und 23. Jan. 1001 einzureihende Diplom St. 1256 zu schmücken. Vgl. Mon. Germ. DD. Otto III. S. 392b.

Vorkommen: 1001 Jan. 23–1002 Jan. 11 (St. 1248, 1249, 1255, 1256, 1257, 1258, 1261, 1265, 1267, 1268, 1272, 1274, 1278–1280). St. 1256 (DD. Otto III. 389, 16 eingereiht nach 1001 Jan. 28). St. 1304 (DD. 417, eingereiht vor 1001 Nov. 24). St. 946 (an der gefälschten Urkunde Ottos III. in der rechten unteren Ecke des Pergaments angebracht). St. 506 (später inkorrekt angehängt an Urkunde Ottos I.). Verloren: St. 1252, 1253, 1262, 1266, 1271, 1273, 1276.

Keine der mit Gold ausgestatteten Bullen Ottos III. ist uns erhalten, doch sah sie noch Baluze an dem 1798 verbrannten Originale (St. 1155a Gedr. Mon. Germ. DD. 2, 289). Sie wog 6½ gros 12 grains (0,50 Gramm). In St. 1190 (ob echt? Dipl. 1, 323) ist die Goldbulle aureo sigillo angekündigt, ebenso auch St. 1202 (Dipl. 2, 335: aurea bulla), doch macht bei St. 1190 die interpolierte Fassung der Corroboratio die Erwähnung des aureum sigillum sehr bedenklich und St. 1202 ist vom ersten Worte des Kontextes bis zum letzten spätere Fälschung mit echtem Protokoll. – St. 1238, mit der Corroboratio: Et ut verius credatur, aureo sigillo iussinus insigniri zeigt vielfache Überarbeitung, so daß aureum sigillum so gut wie et semper im Titel wohl als Interpolation auszuscheiden ist. – Notiz in der Chronik des Leo von Montecassino (Mon. Germ. DD. 7, 642), daß der Abt Johannes[WS 2] von Otto III. recepit praeceptum confirmationis totius abbatiae aureo sigillo bullatum. Doch läßt sich die Richtigkeit dieser Nachricht nicht mehr feststellen, da die Bulle von St. 1158, welches Leo wohl gemeint hat, abgefallen ist. Vgl. N. Archiv 3, 26 und Kehr, Otto III. 115.

Wegen des Vorkommens der einzelnen Siegelstempel vgl. II. 4 Gebrauch mehrerer Siegelstempel.


Falsche Siegel: II, Taf. 35, 2–8; 53, 754, 3; IV, Taf. 78, 5. 6.


Heinrich II.


1. Or. Reichsarchiv München.     1002 Juli 1.     St. 1308.

Erstes Königssiegel (provisorisches Siegel im ersten Monat der Regierung). Schließt sich seiner Form nach den ottonischen Siegeln an. Brustbild des Königs en face, bärtig, mit rundem Helm, der vorn über der Stirn durch einen giebelförmigen mit Perlen besetzten Streifen abgeschlossen ist. Drei Lilien ruhen mit einem Knopf auf dem Streifen. Die Chlamys an den Hüften geschürzt, mit enganliegenden Ärmeln, darüber ein farbiger Mantel, durch einen Knopf auf der rechten Schulter zusammengehalten. Die Rechte hält eine Kugel empor, über der ein Kreuz, auf deren Fläche eine Lilie, in der Linken ein Stab mit einem Knopf unterhalb und oberhalb der Hand, mit Knopf und Lilie an der Spitze. Am Rande mehrere Kreislinien und eine schwache Perlenschnur. N. Archiv 3, 41 (I, Taf. 11, 1).

Vorkommen: 1002 Juni 10 und Juli 1 (St. 1307, 1308). Ersetzt schon 1002 Juli 10 (St. 1309) durch No. 2.


2. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden (Meißn. Dep. 1).     1013 Juli 19.     St. 1585.     Abb. Heffner II, 19. 20.

Zweites Königssiegel. Darstellung wie auf Otto III. 5. Der Typus der sog. Majestäts- oder Thronsiegel ist [17] von nun an mehrere Jahrhunderte in der Reichskanzlei angewendet worden. Der König in ganzer Figur, auf dem Throne sitzend, Kopf en face, bärtig, giebelförmige Krone mit drei gestielten Perlen. Die Chlamys reicht nicht bis zu den Knöcheln, unten an den enganliegenden Ärmeln und an der rechten Schulter gesäumt. Der Mantel ist in der üblichen Weise dargestellt. Der König hält in der Rechten das Zepter, in der Linken den Reichsapfel empor: ersteres mit zwei Knoten unten und einem oben, darüber ein Kreuz, aus zwei Blättern einer Lilie hervorwachsend – letzterer mit einem Kreuz auf der Fläche. Die Basis des Thrones zeigt schräge Streifen, die von links oben nach rechts unten gehen, darüber auf jeder Seite eine Säule, links mit Streifen in gleicher, rechts in entgegengesetzter Richtung, durch eine oben und unten abgerundete Öffnung von dem nicht weiter ausgeführten Körper des Thrones geschieden. Darüber ein Querbalken mit kleinen Bögen, dann zu beiden Seiten der Figur je ein runder Wulst mit einem breiten senkrechten Streifen. Vor der Basis des Thrones ein Schemel, auf dem die Füße ruhen. N. Archiv 3, 42 (I, Taf. 11, 2).

Vorkommen: von 1002 Juli 10–1013 Dez. 1, bis zur Kaiserkrönung. (St. 1309, 1310a, 1311–13, 1316–18, 1323, 1328–32, 1334–36, 1338, 1343, 1352–54 (Or. Magdeburg), 1358, 1359, 1361–63, 1368a, 1369, 1371, 1375, 1376, 1382, 1385, 1387, 1390 (Fälschung), 1390a, 1394, 1395, 1397 (Or. Magdeburg), 1399, 1405, 1410 (Or. Magdeburg), 1413, 1415 (Or. Magdeburg), 1416–1420 (Or. Magdeburg), 1421 (Or. Magdeburg), 1425, 1434–37, 1443, 1446–48, 1451, 1453, 1455, 1457–83, 1490–95, 1499, 1501–4, 1506, 1508, 1515–18, 1520 (Fälschung), 1521, 1525, 1527–29, 1531, 1534–1539 (Or. Magdeburg), 1540, 1542, 1545, 1546, 1548, 1550, 1552, 1553 (Or. Magdeburg), 1559, 1563, 1565–68, 1570, 1576, 1578, 1582, 1585, 1586, 1589).


3. Or. Stiftsarchiv Merseburg.     1021 Okt. 5.     St. 1768.

Erstes Kaisersiegel. Darstellung wie No. 2, mit geringen Verschiedenheiten: kein Saum am Gewande, der Kopf etwas schmäler, die Krone rund, vorn ein breiter gerader Streifen, zu beiden Seiten und darüber gestielte Perlen; das Zepter trägt eine Lilie, darunter eine vierseitige Rosette; die Wülste am Thronsessel sind mehr oval, die Querbalken beiderseits mit zwei Kreuzlein geziert, die Säulen glatt, die Basis niedriger, der Schemel höher. N. Archiv 3, 43 (I, Taf. 11, 3).

Vorkommen: von 1014 Juni 21–1023 Okt. 29, während der ganzen kaiserlichen Periode gebraucht [St. 1500 (Königsurkunde, nachträglich mit dem Kaisersiegel versehen), 1625, 1629, 1630, 1636, 1637, 1641, 1642 (Inschrift der Rückseite des Siegels, IV, Taf. 73, 9), 1643, 1644, 1647, 1648, 1650, 1651, 1654, 1667, 1668 (Fälschung), 1670–72, 1680, 1683, 1688, 1692, 1693, 1695–1700, 1703, 1706, 1708 (Fälschung), 1714, 1715, 1717, 1719, 1721, 1722 (Fälschung)–26 (Or. Magdeburg), 1728, 1730, 1732, 1733a, 1736, 1737, 1739, 1741, 1749, 1751, 1752, 1756, 1759–66 (Or. Magdeburg), 1768, 1771–75, 1786, 1793, 1794, 1800, 1803–6, 1813, 1814, 1822, 1823, 1834, Inschrift der Rückseite des Siegels (IV, Taf. 73, 10)].


4. Or. Staatsarchiv Magdeburg.     1003 April 15.     St. 1354 und     Or. Staatsarchiv Düsseldorf.     1003 Febr. 23.     St. 1346 (IV, Taf. 78, 7. 8).

Königsbulle (Blei). Brustbild des Königs en face, bärtig, runde Krone mit drei Perlen, Gewand wie auf No. 1. Hält vorn auf der Brust in der Rechten einen Stab mit großem Knopf, in der Linken eine Kugel mit einem durch vier Punkte gebildeten Kreuz. Die Umschrift zwischen zwei Perlenkreisen. N. Archiv 3, 43 (I, Taf. 11, 4. 5 und IV, Taf. 78, 7. 8).

Vorkommen: von 1003 Jan. 15–1007 April 10 (St. 1344–1347, Fälschung nach St. 1346 IV, Taf. 78, 9. 10). Verloren sind die Bullen von St. 1341, 1442.


5a.     Abb. Biancolini, Notizie delle chiese di Verona 1, 47.     1014 Mai 21.     St. 1623.     Schlechtere Abb. Muratori, Antiqu. Italiae 2, 797 und 3, 91. 92.     Erw. Heffner No. 17 (zu Heinrich I.)

Erste Kaiserbulle (Blei), auf die mich Professor Wibel aufmerksam machte. Zu den Urkundenabdrücken bei Biancolini und Muratori ist angegeben, daß das Diplom mit Bleibulle versehen sei. Der Avers stimmt mit I, Taf. 11, 6 überein, dagegen weicht der Revers völlig ab. Er zeigt inmitten eines Mauerkranzes, in der Idee ähnlich wie auf den Bullen Lothars III. (I, Taf. 20, 5. 6) und Friedrichs I. (I, Taf. 22, 3. 4), die Halbfigur des heiligen Petrus, der in der Linken zwei Stäbe (Schlüssel?) hält, mit den Buchstaben SPR (senatus populus(que) Romanus). Rechts vom Heiligen steht ROMA. Zu diesen Abbildungen stimmt die Bullenbeschreibung eines Notariatstranssumpts derselben Urkunde von 1475 (Cod. lat. Wien Hofbibl. No. 14120 (Suppl. 1240), Kopiar von St. Zeno) fol. 38r: cum bulla plumbea pendente ad cordulam chorii albi, in qua ab uno latere est media imago imperatoris tenentis altera manu sceptrum, altera pomum rotundum cum litteris circum circa: † heinricus dei gra Romanor. imp. aug., alio vero latere est figura regis civitate circumdati cum litteris in medio : Roma. Abgesehen von der Differenz in der Auffassung des Bildes der Rückseite stimmen Abbildung und Beschreibung überein (IV, Taf. 73, 7. 8).


5. Or. Reichsarchiv München.     1015 Mai 8.     St. 1650.

Zweite Kaiserbulle (Blei und Gold). Avers: Brustbild des Kaisers en face, bärtig, Krone oben rund, mit drei Perlen geziert, in der Rechten Stab mit Lilie, in der Linken auf der Brust der Reichsapfel. Umschrift zwischen zwei Kreisen.

Revers: Monogramm, um dasselbe zwei Kreise, zwischen denen oben links R, rechts D, unten links I, rechts P und dazwischen vier Punkte stehen. (Deus protege imperium Romanorum?). Diese Devise wäre der Inschrift der früheren Gemmensiegel (Christe pretege karolum regem), die auch später nochmals auf der Bleibulle Heinrichs III. (I, Taf. 15, 3), mit Christe protege Heinricum imperatorem, vorkommt, nachgebildet. N. Archiv 3, 44 (I, Taf. 11, 6. 7).

[18] Vorkommen: von 1014 Juni 21–1023 Sept. 2 (St. 1628, 1650, 1702, 1747 (Gold), 1798, also während der ganzen Kaiserzeit neben dem Wachssiegel No. 3 gebraucht, vorzüglich für italienische Empfänger) ausgenommen St. 1752 und 1786, die Wachssiegel (No. 3) haben. Verloren an: St. 1607, 1608, 1610, 1616, 1617, 1619, 1624, 1656, 1660, 1742, 1755, 1757, 1784, 1810 (Nachzeichnung 12. Jahrhundert). Bezeugt ist eine Goldbulle an St. 1746, vgl. Sickel, Privileg. Ottos I., S. 102. Mit einer Goldbulle war auch St. 1598 (Or. München) beglaubigt, da an den vorhandenen gelbschwarzen Seidenfäden nach Angabe Heybergers (Ichnographia 1, 102) noch im Jahre 1774 eine Goldbulle befestigt war (Mon. boica 28a, 447).

Wegen des Vorkommens der einzelnen Siegelstempel vgl. II, 4. Gebrauch mehrerer Siegelstempel.


Falsche Siegel: II, Taf. 36, 138, 5; 54, 455, 2; IV, Taf. 78, 9. 10 (Fälschung nach IV, Taf. 78, 7. 8); 79, 1. 2.


Kunigunde, Gemahlin Heinrich II.


Abguß im Museum zu Metz.     Ohne Provenienzangabe.

In zeitgemäßem Gewande, die Rechte emporhaltend, in der Linken ein Zepter (?) (V, Taf. 1, 1).

Urkunden der Kaiserin, ohne Siegel, aus dem Jahre 1025: Mon. Germ. DD. 3 S. 693–97.


Konrad II.


1. Or. Reichsarchiv München.     1025 Jan. 12.     St. 1864.

Erstes Königssiegel. Bild des auf dem Throne sitzenden Königs in ganzer Figur, von vorn gesehen, mit Kinn-, Schnurr- und Backenbart, das Obergewand bis über die Knie herabreichend, über der rechten Schulter, von der die Falten ausgehen, mit einer Spange zusammengehalten. Darunter ein enganliegendes Untergewand, dessen Ärmel gereift sind. Auf dem Kopfe eine Krone mit drei Lilien. Zu beiden Seiten des Kopfes ein Gehänge (von Perlen?). Der Thron ohne Rücklehne, oben und unten geradlinig abschließend, auf demselben ein Polster, das sich rechts und links vom König zu zwei Wülsten aufbauscht; über der Basis des Thrones ein Fußschemel. Der König hält in der Rechten einen oben in einen Knauf endenden Stab, der bis auf den Boden herabreicht, in der Linken ein Zepter mit Lilien. N. Archiv 6, 559 (I, Taf. 12, 1).

Vorkommen: von der Königskrönung bis 1025 Juli 15. (St. 1852, 1856, 1864–69, 1876, 1880, 1882, 1883, 1885, 1886, 1892, 1894, 1895).

Wegen des Vorkommens auch der übrigen Siegelstempel vgl. II, 4. Gebrauch mehrerer Siegelstempel.


2. Or. Reichsarchiv München.     1025 Dez. 4.     St. 1900.

Zweites Königssiegel. Darstellung des auf dem Throne sitzenden Königs wie bei No. 1, doch trägt er in der rechten Hand nur die Spitze des in eine Lilie ausgehenden Zepters, in der Linken den Reichsapfel ohne Kreuz. An der Krone keine seitlichen Gehänge. N. Archiv 6, 560 (als 2b bezeichnet). (I, Taf. 12, 4).

Vorkommen: 1025 Mai 11–Dez.4 (auch St. 1884). St. 1888 und 1889 (N. Archiv 3, 560 als No. 2 bezeichnet) sind Fälschungen (I, Taf. 12, 2. 3).


3. Or. Staatsarchiv Wien.     1027 Juli 26.     St. 1961.     Abb. N. Archiv 35, 262 Taf. No. 1.

Erstes Kaisersiegel. Der Kaiser in ganzer Figur auf dem Thron sitzend, von vorn gesehen. Der Kopf unverhältnismäßig groß, die Augen groß und weit geöffnet, der Kinnbart lang über die Brust herabfallend. Gewandung, Krone und Thron ähnlich wie bei No. 1. Der Kaiser hält in der Rechten ein kurzes Zepter, wie bei No. 2, in der Linken den Reichsapfel ohne Kreuz. Umschrift auf erhöhtem Rande, so daß die Bildfläche niedriger ist, über dem Kopfe des Kaisers beginnend, anscheinend durch den Schemel unterbrochen. Die drei ersten und die drei letzten Buchstaben der Umschrift sind breiter und weiter auseinandergezogen als die übrigen. Mon. Germ. DD. 108 (als 3b bezeichnet). (IV, Taf. 73, 11).

Vorkommen: nur hier.


4. Or. Reichsarchiv München.     1029 April 30.     St. 1990 und     Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 16.     1028 Mai 26.     St. 1973 (mit Doppeldruck).

Zweites Kaisersiegel. Der Kaiser in ganzer Figur auf dem Throne sitzend, von vorn gesehen, bärtig wie bei No. 2, auf dem Haupte eine Krone mit drei Lilien, Gewandung wie bei No. 2. Der Thron ähnlich No. 2. Der Kaiser trägt in der Rechten das Lilienzepter wie bei No. 3, in der Linken den Reichsapfel ohne Kreuz. Man sieht vier ihn umfassende Finger, gegenüber dem Daumen. N. Archiv 6, 561 (als No. 3 bezeichnet). (I, Taf. 12, 5; 13, 1).

Vorkommen: von 1027 Mai 1–1029 April 30 (St. (1940), 1944, 1949, 1951, 1954, 1957, 1960, 1963, 1967, 1972, 1973, 1979, 1985, 1987, 1990, 2127 (Mon. Germ. DD. 130).

Gebraucht jedenfalls gleich nach der Kaiserkrönung.


5. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 17.     1031 Okt. 24.     St. 2025.

Drittes Kaisersiegel. Darstellung des auf dem Throne sitzenden Kaisers ähnlich wie No. 3. Der Kinnbart unten deutlich in zwei Spitzen geteilt. Auf dem Haupte eine Krone mit drei Lilien oder Zinken, ihre beiden Reifen sind mit Edelsteinen verziert, zu beiden Seiten fallen Perlengehänge herab. Sitz und Basis des Thrones, auf dem ein Polster mit zwei Wülsten rechts und links liegt, sind verziert und schließen schräglinig ab; rechts und links je eine Säule. Vor dem Throne ein unten abgerundeter Fußschemel. Der Kaiser trägt in der Rechten ein oben und unten in einen Knauf endigendes Zepter, auf dessen Spitze ein Adler mit gesenkten Flügeln sitzt, der den Kopf dem Kaiser zukehrt, in der Linken hält der Kaiser den Reichsapfel, auf dem ein Kreuz steht. N. Archiv 6, 561 (als No. 4 bezeichnet). (I, Taf. 13, 2).

[19] Vorkommen: von 1029 Anfang Juni–1034 Mai 7 (St. 1992, 2005, 2005a, 2006, 2008, 2009, 2010, 2012 (Or. Magdeburg), 2015, 2025, 2026 (II, Taf. 38, 7), 2028, 2032 (von echter Vorlage auf Fälschung übertragen), 2034, 2035, 2037, 2040, 2041, 2044a, 2046, 2057, 2059, 2061).


6. Or. Reichsarchiv München.     1039 Mai 1.     St. 2122.     Abb. Heffner I, 21.

Viertes Kaisersiegel. Darstellung des auf dem Throne sitzenden Kaisers, ähnlich wie bei No. 4. Der Thron schließt am Sitze geradlinig ab; auf jeder Seite sind drei Säulen sichtbar, deren innerste kanneliert ist. Der Fußschemel ist unten geradlinig, oben abgerundet. Der Kaiser trägt in der Rechten den Reichsapfel mit Kreuz, vier ihn haltende Finger auf der einen, der Daumen auf der anderen Seite sichtbar. In der Linken ein sehr kurzes Zepter, auf dessen Spitze ein Adler mit ausgebreiteten Flügeln sitzt, der Kopf dem Kaiser zugekehrt. Umschrift auf erhöhtem Rande, so daß die Bildfläche niedriger ist, zwischen zwei Linien, über dem Kopf des Kaisers beginnend, durch den Schemel unterbrochen (I, Taf. 13, 3).

Vorkommen: von 1035 Juni 6–1039 Mai 1 (St. 2066, 2067, 2081 (Or. Magdeburg), 2082, 2101, 2122).


7. Or. German. Museum Nürnberg.     1038 Juni 8.     St. 2112.     Abb. N. Archiv 6, 562, Taf. I.

Fünftes Kaisersiegel für Italien. Bild fast gleich No. 6, doch der Thron ein wenig schmäler. N. Archiv 6, 652 (als No. 6 bezeichnet). (I, Taf. 13, 4.)

Vorkommen: von 1037 Juli 10–1038 Juni 8 (St. 2094 abgefallen und beiliegend, 2106, 2112).

Also nur während des zweiten Aufenthalts in Italien und nur für italienische Empfänger gebraucht.


8. Or. Haus- und Staatsarchiv Zerbst.     1028 Aug. 23.     St. 1980.

Erste Kaiserbulle (Blei). Avers: Büste des Kaisers, nach links (heraldisch) gewendet, bärtig, auf dem Haupte eine Krone mit drei Zinken. Umschrift umgeben von einem Perlenkranze.

Revers: Bild des Königs, stehend, in antikisierender Haltung, den Kopf nach links gewandt, auf dem Kopfe ein Helm (?), in der Rechten eine Fahnenlanze, in der Linken ein Schild (?). Die Umschrift des Reverses ist römischen Münzen entlehnt, auf denen öfters die kaiserlichen Prinzen als spes rei publica, spes augusta, spes publice bezeichnet sind. Vgl. Chron. Gotw., S. 249. N. Archiv 6, 563 (als No. 7 bezeichnet). (I, Taf. 13, 5. 6).

Vorkommen: nur hier. St. 2000 war wohl auch hiermit bulliert.


9. Or. Reichsarchiv München.     1033 Juli 19.     St. 2043.

Zweite Kaiserbulle (Blei und Gold). Avers: Bilder des Kaisers und des Königs Heinrich. Beide stehend, von vorn gesehen, der Kaiser (heraldisch) rechts, der Sohn links, die Gesichter einander zugewandt, jener bärtig, dieser, soweit erkennbar, bartlos. Gewandung wie auf den Wachssiegeln. Auf den Köpfen Kronen mit je drei Zinken, die Krone Heinrichs kleiner als die des Vaters. In der Rechten tragen beide den Reichsapfel mit Kreuz oder Knauf, in der Linken ein langes, in eine Lilie endigendes Zepter, das der Vater in der erhobenen Hand hält, der Sohn über die Schulter gelehnt hat. Umschrift zwischen zwei Kreislinien.

Revers: Teil eines Mauerrings, in der Mitte des Vordergrundes ein Tor mit weitgeöffneten, an die Mauer gelehnten Torflügeln. Rechts und links steigen innerhalb der Mauer zwei, oben mit einem Kuppeldache abgeschlossene Türme hervor; in der Mitte über dem Tor eine Kirche mit romanischer Türe und einem Giebeldache, überragt von einem dritten, höheren, mit einem spitzen Dache abschließenden Kirchturm. Rechts und links von dem höchsten Turm AV und REA, rechts und links von den beiden anderen Türmen RO – MA. Umschrift zwischen zwei Kreislinien (I, Taf. 13, 7. 8).

Vorkommen: 1033 Juli 19–1038 Febr. 23 (8/6) (St. 2043, 2056, 2105) in Blei, früher auch an St. 2111 in Gold. Bulliert waren auch St. 2045, 2058B, 2087, 2102, 2105a. Nach Leo Ostiensis Chron. S. Casinenis coenobii 673 war die Urkunde aureo sigillo beglaubigt. Die Umschrift der Bulle wird in Petri diaconi registrum Cassin. (Mitte 12. Jahrhundert) und in einer notariellen Abschrift (18. Jahrhundert) mitgeteilt. Vgl. Mon. Germ. DD. 270. Diese zweite Bulle ist wohl anläßlich der Entlassung Heinrichs aus der Tutel des Bischofs Engelbert im Jahre 1033 angefertigt worden. N. Archiv 6, 563 (als No. 8 bezeichnet).


Falsche Siegel: I, Taf. 12, 2. 3; II, Taf. 38, 6 bis 39, 2; IV, Taf. 79, 3. 4.


Heinrich III.

Vgl. Konrad II. 8 und 9 (Taf. 13, 5–8).


1. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 19.     1041 April 15.     St. 2226.     Abb. Heffner II, 22.

Erstes Königssiegel. Der König in ganzer Figur auf dem Throne sitzend, Kopf en face, mit Schnurr-, Backen- und Kinnbart, Diadem oben offen, so daß der Haarwuchs sichtbar ist, mit drei Lilien, rechts und links ein Perlengehänge herabfallend. Das Obergewand über der rechten Schulter mit einer Spange zusammengehalten, nicht ganz bis auf die Füße herabreichend, an beiden Armen, die vom Obergewand nicht bedeckt sind, ein enganliegendes gereiftes Untergewand; in der Rechten ein Zepter, auf dessen Spitze ein Adler mit erhobenen Flügeln, den Kopf dem Könige zugewandt, in der Linken der Reichsapfel ohne Kreuz. Der Thron oben und unten geradlinig abgeschlossen und ohne Rücklehne, sowie ohne Sitzpolster; das Sitzbrett verziert, rechts und links vom König eine Öffnung. Auf der Basis des Thrones ein Schemel für die Füße des Königs. N. Archiv 6, 565. (I, Taf. 14, 1).

Vorkommen: 1039 Juni 22–1046 Febr. 19, seit 1042 Jan. 19 neben No. 2 in Gebrauch. (St. 2137–39, [20] 2144, 2145, 2147, 2148, 2151, 2153, 2158, 2160–62, 2166, 2169, 2172, 2173, 2182, 2184, 2188, 2192, 2193, 2197 [Spurium mit echtem Siegel (IV, Taf. 84, 1)], 2198 (Or. Magdeburg), 2200, 2201, 2203, 2209, 2210 (Or. Magdeburg), 2216, 2217, 2219, 2224, 2226, 2232 (Or. Magdeburg), 2233, 2235, 2236, 2243 (Or. Magdeburg), 2249, 2250, 2255, 2256–58, 2267, 2272, 2274 (Or. Magdeburg), 2279, 2281, 2284 (Or. Magdeburg), 2285, 2288). St. 359 (Fälschung Otto I. auf radiertem Pergament Heinrichs III.)

Wegen des Vorkommens auch der übrigen Stempel vgl. II, 4 Gebrauch mehrerer Siegelstempel.


2. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 21.     1046 Juli 2.     St. 2297.     Abb. Heffner II, 23.

Zweites Königssiegel. Der König in ganzer Figur auf dem Throne sitzend, Gesichtsbildung, Haltung, Gewandung sehr ähnlich No. 1. Der Thron ohne die bogenförmigen Öffnungen, die auf No. 1 sichtbar waren, und oben mit einem Polster bedeckt, das sich rechts und links vom Könige zu zwei Wülsten aufbauscht. Der König trägt in der Rechten ein Zepter, auf dessen Spitze ein Adler mit erhobenen Flügeln schwebt, in der Linken einen bis auf den Boden reichenden, oben in einen Knauf endenden Stab. N. Archiv 6, 565 (I, Taf. 14, 2).

Vorkommen: 1042 Jan. 19 bis zur Kaiserkrönung, bis 1045 Juni 3 nur vereinzelt neben No. 1 gebraucht [St. 2225, 2253, 2254, 2275, 2295–97, 2299 (Diplom zweifelhafter Originalität mit zweifelhaftem Siegel: IV, Taf. 84, 2. 3), 2302, 2306, 2308, 2311, 2313, 2682 (an einer Fälschung)].


3. Or. Stiftsarchiv St. Gallen.     1040 Juni 22.     St. 2189.

Erste Königsbulle (Blei). Avers: Brustbild des Königs, en profil, nach rechts gewandt, mit starkgebogener Nase, Backen-, Kinn- und Schnurrbart, Gewandung wie bei No. 1; auf dem Haupte die Krone mit drei Lilien, in der Rechten ein Zepter, auf dessen Spitze ein Adler schwebt. Im Innern des kleinen Kreises das Bild eines Mauerstückes, in dessen Mitte ein Tor, zu beiden Seiten zwei Türme mit schlankem Obergeschoß, oben von einer Kuppel abgeschlossen, in der Mitte zwischen beiden ein Kirchendach, überragt von einem dritten höheren, mit spitzem Dach abschließenden Turm. Zu beiden Seiten des höchsten Turmes AV und REA, zu beiden Seiten der anderen Türme RO und MA. N. Archiv 6, 566 (I, Taf. 14, 3. 4).

Vorkommen: 1040 Juni 22–1040 Dez. 29 (?). An St. 2189 nicht in gewöhnlicher Weise an einer umgeschlagenen Falte des Pergaments befestigt, eine solche Falte fehlt ganz, der Lederriemen ist durch acht am rechten Rande der Urkunde in einer ovalen Figur in dem Pergament angebrachte Löcher durchgezogen. Nur die Fäden von gelber Seide, an denen die Bulle hing, noch erhalten an St. 2202, fraglich aber, ob sich No. 3 oder 3a daran befand. St. 2180 (Or. Reichsarchiv Haag) war, wie man aus dem sog. Vidimusbrief des utrechter Kapitels von 1531 erfährt, mit Goldbulle versehen, die mittels Fäden von bläulicher Seide am Pergament befestigt war. In der Korroborationsformel: manuque propria, ut sabtus videtur corroborantes aurea nostre imaginis bulla iussimus insigniri. Vgl. Steindorff, Jahrb. Heinrich III. 1, 392.


3a. Or. Staatsarchiv Düsseldorf.     1041 Febr. 15.     St. 2207.     Abb. N. Archiv 35, 260. 262, Taf. 2a, b.

Zweite Königsbulle (Blei). Die früher vermißte und nur in einer Abbildung bei Lacomblet (Niederrhein. Urk. Taf. zu Band 1 No. 3) überlieferte, jetzt wieder zu Tage gekommene Bulle ist dem Diplom zweifellos mit Recht beigelegt worden. Das ergibt sich aus der Gleichartigkeit der Seidenschnurreste am Diplom und an der Bulle.

Die Vergleichung mit No. 3 ergibt bei aller Übereinstimmung im allgemeinen einen anderen Stempel, an dessen Echtheit nicht zu zweifeln ist (IV, Taf. 73, 12. 13).

Vorkommen: nur hier.


4. Or. Reichsarchiv München.     1048 Okt. 2.     St. 2355.

Erstes Kaisersiegel. Bild des auf dem Throne sitzenden Kaisers en face. Gesicht, Haltung und Gewandung sehr ähnlich No. 2. Das Königssiegel wurde zu einem Kaisersiegel umgearbeitet, indem man die rechte Hand mit einem neuen Attribut, dem Reichsapfel, versah, aber Spuren des Zepterstabes auf dem Arm nicht völlig beseitigte und ferner die Umschrift in der Weise abänderte, daß HEINRICVS stehen blieb, das folgende TE (von tertius) aber getilgt und durch das enggedrängte DIG ersetzt wurde, das sich dann an das stehengebliebene R anschloß. Der zweite Teil der Umschrift wurde darauf ganz erneuert. Vgl. Wibel im N. Archiv 35, 260. Krone mit drei Lilien, rechts und links ein Perlengehänge herabfallend. Auf dem Throne ein Polster, das sich rechts und links zu zwei Wülsten aufbauscht. In der Linken ein langer, oben in einen Knauf endender Stab, der nach unten hin bis auf den Thron reicht, in der Rechten der Reichsapfel mit Kreuz. N. Archiv 6, 566 (I, Taf. 15, 1).

Vorkommen: 1047 Jan. 3 bis zum Tode des Kaisers (St. 2321, 2338, 2341, 2342, 2345–47, 2349, 2354, 2355, 2363, 2364, 2368–70, 2379 (Fälschung mit echtem Siegel: IV, Taf. 84, 4), 2383, 2384 (Fälschung II, Taf. 55, 3), 2385, 2387, 2390, 2393, 2397, 2405, 2409, 2411, 2414–17, 2419, 2420, 2431–33, 2435, 2438–40, 2442, 2443, 2458, 2463, 2465, 2468, 2488a, 2490, 2498, 2501, 2504, 2505, 2507–9).


5. Or. Hausarchiv Wien.     1056 Juli 4.     St. 2502.     Abb. N. Archiv 6, Taf. II.

Zweites Kaisersiegel (für Italien). Vgl. II. 4 Gebrauch mehrerer Siegelstempel. Brustbild des Kaisers en face, das Antlitz mit Backen-, Kinn- und Schnurrbart, auf dem Haupte eine Krone mit drei Lilien, das obere Gewand über der rechten Schulter durch eine Spange zusammengehalten, beide Arme erhoben, in der Rechten ein oben in einen Knauf endendes Zepter, in der Linken der Reichsapfel von zwei sich kreuzenden, mit Edelsteinen besetzten Reifen umgeben, über dem Apfel, aber denselben nicht berührend, sondern freischwebend, ein Kreuz. N. Archiv 6, 567 (I, Taf. 15, 2).

[21] Vorkommen: [1050, 1052] 1055 Mai 15–1056 Juli 4, gebraucht neben No. 4 [St. 2392 Fälschung (II, Taf. 55, 4), 2428 Fälschung (II, Taf. 41, 2), 2472, 2484, 2502].


5b. Or. Staatsarchiv Hannover.     1053 Nov. 3.     St. 2444.     Abb. N. Archiv 35, 260 Taf. 3a, b.

Erste Kaiserbulle (Blei). Avers: Brustbild des Kaisers en profil, nach rechts gewandt. Auf dem Kopfe eine Krone mit drei Lilien, der obere Reif mit Perlen besetzt. Das Obergewand mit enganliegenden Ärmeln. Der Kaiser hält in der Rechten den Reichsapfel, darüber ein freischwebendes, den Apfel nicht berührendes Kreuz. Die Umschrift innerhalb eines punktierten und Linienkreises.

Revers: Turmbild von Rom, der AVREA ROMA, wie darüber steht (IV, Taf. 73, 14. 15). Nach Leo Ostiensis Chron. Mon. Cass. I. II. c. 78 war St. 2323 (1047 3/2) mit Gold besiegelt (preceptum aurea bulla signatum). Ob mit No. 5b oder mit einer bisher nicht bekannten Bulle, läßt sich nicht erweisen.


6. Or. Reichsarchiv München.     1055 Nov. 20.     St. 2486. und     Or. Bezirksarchiv Metz.     1056 Febr. 27.     St. 2494 (IV, Taf. 74, 1. 2).     Abb. N. Archiv 35, 260 Taf. 2a, b.

Zweite Kaiserbulle (Blei). Die Bulle weicht ab von der vorigen. Die Abweichung wird besonders deutlich beim Vergleich der Reverse. Die Stadtmauer ist von rechts nach links gemessen ungefähr 4 mm breiter als auf St. 2444. Am Vollbarte des Kopfes auf dem Avers lassen sich sechs Strähne nebeneinander vom Kinn zum Ohr gegen fünf auf St. 2444 unterscheiden. N. Archiv 6, 567. Wibel im N. Archiv 35, 361 (I, Taf. 15, 3. 4; IV, Taf. 74, 1. 2).

Vorkommen: 1055 Nov. 20–1056 Febr. 27 (St. 2486, 2494. Verloren sind die Bullen von St. 2444, 2445).


Falsche Siegel: II, Taf. 39, 342, 2; 55, 356, 1; IV, Taf. 79, 5–7; 80, 1–6; 81, 1; 84, 1–5.


Agnes, Gemahlin Heinrich III.


Or. Stadtbibliothek Reims.     1059 Okt. 19.

Kaiserin Agnes schenkt auf Intervention ihres Sohnes König Heinrichs IV. und auf Bitten ihres Getreuen Herminfried, Propstes von St. Maria Magdalena zu Verdun, dem von jenem Geistlichen geleiteten Stift fünf Hufen Landes, drei zu Marspich und zwei zu Ebingen. – Das jetzt verlorene Siegel war in gewöhnlicher Weise auf- oder vielmehr durchgedrückt, es hatte mit dem Rande einen Durchmesser von etwa 100, ohne ihn einen solchen von 70–75 Millimetern, wie an den Spuren zu erkennen ist, die das Wachs auf dem Pergamente zurückgelassen hat. Das Siegel war nach einer Notiz in Collection Moreau 26, 115 aus gelbem Wachse und am Ende des 18. Jahrhunderts noch vorhanden. Jahrb. der Gesellsch. für Lothring. Gesch.- u. Altertumsk. 21, 91.


Heinrich IV.


1. Or. Staatsarchiv Magdeburg.     1060 Juni 21.     St. 2587.     Abb. Heffner II, 25.

Erstes Königssiegel. Der König in ganzer Figur, als Knabe, auf dem Throne sitzend, das Gesicht en face, bartlos, auf dem Kopfe eine Krone mit zwei Lilien; das Obergewand über der rechten Schulter geschürzt, nicht ganz bis auf die Knöchel herabfallend; an den Armen das gereifte Untergewand sichtbar, beide Arme erhoben; in der Rechten das Zepter, auf dem ein Adler mit niedergeschlagenen Flügeln sitzt, in der Linken der Reichsapfel mit Kreuz. Der Thron ohne Sitzkissen und Rücklehne, rechts und links zwei rundbogige Öffnungen; vor der Basis ein Fußschemel. N. Archiv 6, 570 (I, Taf. 16, 1).

Sämtliche Siegel Heinrichs IV. haben Spuren von Ösen oder Bügeln zum Befestigen der Tragkette. Die Eindrücke eines Gliedes der letzteren sind mehrfach deutlich sichtbar, so an St. 2532 und 2594 (hier ein ziemlich dicker Kettenring), St. 2701 und 2899. An den jüngsten Siegelsorten St. 2701, 2899 und 2965 bilden die Henkel mit der Siegelplatte ein Ganzes. Archival. Zeitschr. N. F. 2, 176.

Vorkommen: 1057 Febr. 4–1060 Aug. 30 (St. 2530–32, 2535, 2537–39, 2542, 2543, 2545, 2546, 2552 (Or. Magdeburg), 2561, 2565, 2568, 2573, 2675, 2576, 2579, 2582, 2587–89). St. 3167 (Fälschung Heinrich V.).

Wegen des Vorkommens auch der übrigen Stempel vgl. II. 4 Gebrauch mehrerer Siegelstempel.


2. Or. Staatsarchiv Magdeburg.     1063 Juli 30.     St. 2626.     Abb. Heffner III, 26.

Zweites Königssiegel. Tracht, Embleme und Haltung des auf dem Throne sitzenden Königs ganz ähnlich No. 1, nur alles in vergrößertem Maßstabe. An der Oberlippe des Königs eine Schattierung, die vielleicht schon Ansätze zu einem Schnurrbart darstellen soll; auf dem Reichsapfel oben ein Knopf, über dem das Kreuz schwebt. Auf mehreren Exemplaren ist das Kreuz auf dem Reichsapfel nicht zu erkennen (z. B. St. 2635, 2662, 2678). Es wird das jedoch wohl nur auf mangelhafte Ausprägung der betr. Siegel zurückzuführen, nicht aber ein anderer Stempel anzunehmen sein. N. Archiv 6, 571 (I, Taf. 16, 2).

Vorkommen: 1060 Nov. 18–1066 Mitte, daneben die Bulle No. 1 (St. 2590, 2591, 2593, 2594, 2596, 2599–2601, 2605–10, 2616, 2619, 2622, 2625–27 (Or. Magdeburg), 2633, 2635, 2636, 2642, 2646, 2647, 2654 (Or. Magdeburg), 2656, 2660, 2662, 2670, 2673, 2674, 2676, 2678, 2679, 2695, 2981), MR 67 (65) Fälschung (II, Taf. 29, 1).


3. Or. Reichsarchiv München.     1068 Aug. 12.     St. 2717.

Drittes Königssiegel. Ähnlich No. 2, nur abermals in vergrößertem Maßstabe. Der Schnurrbart ist nun deutlich zu erkennen. An der Basis des Thrones und an der derselben parallel laufenden obersten Leiste desselben je eine Reihe von Punkten zur Verzierung. N. Archiv 6, 571 (I, Taf. 16, 3).

[22] Vorkommen: 1067 März 5–1071 April 3 (St. 2700, 2701, 2702, 2705, 2707, 2711, 2712, 2715, 2717–19, 2724, 2726, 2727, 2729–32, 2734, 2740 (Or. Magdeburg), 2741, 2742).


4. Or. Reichsarchiv München.     1079 Aug. 16.     St. 2817.

Viertes Königssiegel. Ähnlich No. 3, nur abermals in vergrößertem Maßstabe. Der Adler hat einen halbgeöffneten Flug, das Kreuz steht schräg auf dem Reichsapfel, der Schnurrbart größer und kräftiger. S in Heinricus steht der Ecke des Schemels näher als bei No. 3 (I, Taf. 16, 4).

Vorkommen: 1071 Juli 30–1081 Okt. 19 (St. 2744, 2747, 2750, 2751, 2764, 2768–70, 2772, 2774, 2782, 2784, 2808, 2812–14, 2817, 2818, 2837). Auch an einer Fälschung Heinrichs III. St. 2513 (IV, Taf. 84, 5).


5. Or. Staatsarchiv Hannover.     1065 Okt. 19.     St. 2687.

Erste Königsbulle, nur in Goldprägung in zwei Exemplaren vorhanden. Avers: Ein Perlenkreis, dann zwei einfache Linienkreise, zwischen denen die Schrift; innerhalb des innersten Kreises das Bild: Büste des Königs, der als junger Mann dargestellt ist, en profil nach links gewandt. Das über der rechten Schulter von einer Spange zusammengehaltene Obergewand ist am Rande reich verbrämt und läßt beide Arme frei, an denen ein enganschließendes Untergewand sichtbar ist. Beide Arme sind erhoben, die Rechte trägt ein Zepter, auf dessen Spitze ein Adler mit niedergelassenen Flügeln sitzt, die Linke trägt nichts. Auf dem Kopfe ein mit Edelsteinen besetztes Diadem mit zwei Lilien.

Revers: Anordnung von Schrift und Bild die gleiche. In dem inneren Kreise ein Stadttor mit romanischem Torbogen, in zwei Geschosse gegliedert, rechts und links vom Torbogen im Untergeschoß je drei Säulen mit wellenförmigem Schaft; im Obergeschoß je drei Balkenansätze; rechts und links aus der Tormauer aufsteigend zwei mit einem Kuppeldache versehene Türme; im Hintergrunde Turm und Giebel einer Kirche. N. Archiv 6, 572 (als No. 4 bezeichnet). (I, Taf. 16, 5. 6).

Vorkommen: 1065 Sept. 6 und Okt. 19 (St. 2684, 2687).


6. Or. Archiv des Domstifts Osnabrück.     1079 März 30.     St. 2814a.

Zweite Königsgoldbulle. Ähnlich No. 5, nur größer (I, Taf. 17, 1. 2).

Vorkommen: nur an dieser Urkunde. Vgl. Tangl im Archiv für Urkundenforschung 2, 230. N. Archiv 35, 262.


7. Or. Reichsarchiv München.     1089 Aug. 14.     St. 2899.     Abb. Heffner II, 24.

Erstes Kaisersiegel. Der Kaiser in ganzer Figur, mit Schnurr- und kleinem Kinnbart, auf dem Throne sitzend, auf dem Haupte eine Krone mit drei Lilien, Gewandung wie bei No. 4, in der Rechten der Reichsapfel, oben mit einem Knopfe, über dem sich ein Kreuz erhebt, in der Linken ein bis auf den Boden reichendes Zepter mit Lilien an der Spitze. Der Thron ohne Polster, aber mit Fußschemel, rechts und links von den Beinen des Kaisers zwei rundbogige Öffnungen, oben am Sitze und unten an der Basis je durch eine Reihe von Punkten verziert. N. Archiv 6, 572 (als No. 5 bezeichnet). (I, Taf. 17, 3).

Vorkommen: von der Kaiserkrönung bis 1089 Aug. 14 (St. 2860, 2869, 2871–75, 2877, 2878, 2885, 2890, 2899).


8. Or. Staatsarchiv Düsseldorf.     1099 Februar 10.     St. 2943.

Zweites Kaisersiegel. Der Kaiser auf dem Throne sitzend in ganzer Figur en face, auf dem Haupte eine Krone mit drei Lilien, in der Rechten das oben in eine Lilie endende Zepter, in der Linken der Reichsapfel mit Kreuz. Haltung und Gewandung wie bei No. 7. Auf dem Throne ein Polster, das sich rechts und links zu zwei Wülsten aufbauscht. Der Sitz endet oben in zwei Tierköpfe, mit aufgesperrten Mäulern, unten am Hauptteile des Thrones je eine Säule und zwei rundbogige Öffnungen; vor der Basis ein Fußschemel. N. Archiv 6, 573 (als No. 6 bezeichnet). (I, Taf. 17, 4).

Vorkommen: 1091 Sept. 21–1101 März 26 neben No. 9 (St. 2914, 2943, 2949).


9. Or. Reichsarchiv München.     1103 Juli 15.     St 2965.     Abb. Heffner III, 27.

Drittes Kaisersiegel. Bild und Schrift No. 8 fast völlig gleich, nur daß No. 9 ein wenig, etwa ½–1 mm, größer ist. Der Hauptunterschied, an dem No. 9 sofort zu erkennen ist, besteht darin, daß der Sitz des Thrones oben geradlinig abschließt, so daß die Tierköpfe fehlen. Außerdem ist das Kreuz auf dem Reichsapfel etwas kleiner, dagegen sind die Buchstaben der Umschrift etwas breiter, aber nicht so hoch wie bei No. 8. Schließlich ist auch die Stellung der Buchstaben ein wenig verschieden; eine Verlängerungslinie der obersten Spitze des Lilienzepters würde z. B. in No. 8 auf die untere rechte Spitze des A, in No. 9 auf die untere Spitze des V in AVG treffen; während bei No. 8 unter dem Fußschemel sich die drei Buchstaben ROM befinden, stehen bei No. 9 die Buchstaben OMA darunter usw. (I, Taf. 17, 5).

Vorkommen: 1093 Mai 12–1105 Dez. 3, zuerst neben No. 8 (St. 2918, 2940 (Fälschung), 2958, 2965, 2966, 2975, 2976).


10. Or. nicht vorhanden.

Nach Wibel (N. Archiv 35, 262) müßte auch eine Kaisergoldbulle Heinrichs IV. existiert haben, wenn die Dorsualnote saec. XV. und eine Notiz im Kopialbuche der verduner Kathedrale auf der jetzt im Nachlaß Clouëts wieder zu Tage gekommenen Urschrift von St. 2883 der Wahrheit entspräche. Hat man vorläufig auch noch keinen Grund, die Originalität des Stückes zu bezweifeln, so ist doch zu bemerken, daß in der Korroboration von ‚sigilli impressio‘ gesprochen wird. Für ein aufgedrücktes [23] Siegel ist aber gar kein Platz vorhanden, und dementsprechend fehlen auch die notwendigen Einschnitte. Aber auch die Bullierung könnte nur mit Hilfe eines kleinen Loches zwischen den beiden Zeilen der Datierung stattgefunden haben, ohne daß heute Spuren davon zurückgeblieben sind. Dazu kommt, daß die jetzt verlorene Bulle von Calmet, Histoire de Lorraine ed. I., I. preuves col. 484 so beschrieben wird: Pendet sigillum aureum cum epigraphe in antica parte, ubi vultus imperatoris : Christe protege Henricum Regem. Ex altera parte, ubi quaedam castelli effigies : Aurea Roma, Roma caput mundi regit orbis fraena rotundi. Es wäre also, wenn Calmets Beschreibung zutrifft, eine Königsgoldbulle gewesen und diese hätte im Gegensatz zu den Typen Heinrichs IV. das Aussehen einer der Königsbullen Heinrichs III. gehabt. Beide Umstände machen es recht unwahrscheinlich, daß diese Goldbulle und das Diplom ursprünglich zusammengehört haben. Entweder war sie einem verlorenen Diplom Heinrichs III. für die verduner Kathedrale entnommen, um das Diplom St. 2883 zu beglaubigen, oder man hat vielleicht eine Bleibulle Heinrichs III. künstlich vergoldet, um damit denselben Zweck zu erreichen.


Falsche Siegel: II, Taf. 42, 344, 4; 56, 2; IV, Taf. 81, 2–5.


Rudolf


Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 32.     1079 März 25.     St. 2997.     Abb. Heffner IV, 28.

Der König sitzend, auf dem Haupte Krone mit drei Lilien, Gewandung wie auf den Siegeln Heinrichs IV., in der Rechten ein kurzes Zepter, darauf ein Adler, dem König den Kopf zukehrend, die Flügel niedergeschlagen, in der Linken der Reichsapfel. Auf dem Throne ein Polster, rechts und links mit einem Wulste; an dem Throne zwei Bogenöffnungen, und unten und oben Verzierung durch eine Reihe von Punkten, auf der Basis ein Fußschemel (I, Taf. 18, 1).

Vorkommen: nur an dieser Urkunde.


Hermann


Or. Staatsarchiv Magdeburg.     1083 April 13.     St. 3000.

Die einzige im Original erhaltene Urkunde Hermanns hat nur ein kleines Siegelbruchstück. Das Bild stellt den auf dem Throne sitzenden König dar, dessen Obergewand unten reich verbrämt ist; in der Linken der Reichsapfel; von der Umschrift ist lesbar: … NNVS … (I, Taf. 18, 2).


Konrad


An der einzigen im Originale vorhandenen Urkunde im Archiv der Certosa di Pisa presso Calci: 1097 Aug. 24 (St. 3004) ist kein Siegel mehr vorhanden.


Heinrich V.


1. Or. Reichsarchiv München.     1009 Aug. 1.     St. 3035.

Königssiegel. Der König auf dem Throne sitzend in ganzer Figur, en face, mit Schnurr-und Kinnbart, das Obergewand über der rechten Schulter mit einer Spange zusammengehalten, die Ärmel des Untergewandes enganliegend, auf dem Kopfe eine Krone mit drei Lilien, in der Rechten das in eine Lilie endende Zepter, in der Linken der Reichsapfel mit Kreuz. Der Thron geradlinig abschließend, ohne Tierköpfe, Polster und Rückenlehne, aber mit zwei rundbogigen Öffnungen und oben am Sitze, sowie an der Basis mit Verzierungen ausgestattet, davor ein Fußschemel. N. Archiv 6, 575 (I, Taf. 19, 1).

Vorkommen: 1107 Mai 2–1109 Aug. 1 (St. 3015, 3016, 3020, 3031, 3035, 3213).


2. Or. Reichsarchiv München.     1111 Juni 24.     St. 3065.     Abb. Heffner III, 29.

Erstes Kaisersiegel. Der Kaiser auf dem Throne sitzend in ganzer Figur, en face, mit Schnurr- und Kinnbart, auf dem Haupte eine Krone mit drei Lilien. Gewandung in üblicher Form, aber ausgezeichnet durch den schön geordneten Faltenwurf. Das Obergewand, das beinahe an die Knöchel reicht und nach hinten weit zurückfällt, ist an den Säumen reich verbrämt, das Unterkleid an den Ärmeln gereift. Der Kaiser hat in der Rechten ein unten in einen Knauf, oben in eine Lilie endendes Zepter, in der Linken den Reichsapfel mit Kreuz. Der Thron endet am Sitz in zwei Tierköpfen mit aufgesperrten Mäulern, der Sitz ist mit einem Polster bedeckt, das sich rechts und links zu zwei Wülsten aufbauscht. Der Sitz ist rechts und links durch eine Säule gestützt, zu beiden Seiten des Kaisers am Hauptkörper des Thrones ein sehr niedriger Rundbogen. Vor der Basis ein Fußschemel. N. Archiv 6, 576 (I, Taf. 19, 2).

Vorkommen: 1111 Mai 21–1116 Juli 1 (St. 3061, 3065, 3067, 3069, 3074, 3081–83, 3085 (Fälschung II, Taf. 56, 3), 3086, 3091, 3094, 3097, 3098, 3108, 3112, 3117, 3123, 3147, 3148 (?).


3. Or. Reichsarchiv München.     1121 März 25.     St. 3168.

Zweites Kaisersiegel. Das Bild des in ganzer Figur auf dem Throne sitzenden Kaisers sehr ähnlich No. 2, unterschieden durch den Faltenwurf des Obergewandes, der in No. 3 zwischen den Knieen spitz ausläuft, während in No. 2 eine solche Spitze fehlt. Außerdem ist in No. 2 von dem Rückteile des Obergewandes viel mehr sichtbar als in No. 3, wo dieses auf der rechten Seite des Kaisers ganz fehlt. Am unteren Reifen der Krone ist bei No. 3 die Besetzung mit Perlen und Edelsteinen zu erkennen, das Zepter ist in No. 3 beinahe 5 mm länger, die Wülste des Polsters sind etwas kleiner. Auch die Umschrift ist verschieden. N. Archiv 6, 576 (I, Taf. 19, 3).

Vorkommen: 1120 Jan. 21–1125 Jan. 7 (St. 3162, 3164, 3168, 3172, 3172a, 3173, 3177, 3182, 3189, 3190, 3202, 3203).


[24] 4. Or. nicht vorhanden.

Kaisergoldbulle. Eine solche befand sich an der Urkunde von 1122 Sept. 23 (St. 3181) (Rom, Archiv der Engelsburg Armar. I. Capsa VI. No. 11). In den Löchern sind die jetzt blaßroten Seidenfäden noch vorhanden. Die von Kardinal Boso verfaßte Vita Calixti II (Watterich 2, 120) sagt: hoc autem privilegium aurea sigillo ipsius imperatoris munitum in archivio R. ecclesiae tenetur reconditum. Johannes de Amelio berichtet gelegentlich der Transsumierung vom Jahre 1339 (Archiv der Engelsburg Armar. I. Capsa X. No. 10): in quibus litteris seu privilegio apparet, quod fuit amotum, ut prima facie apparebat. Die Goldbulle war also im Jahre 1339 bereits verloren. Vgl. Mitteil. des Inst. f. österr. Gesch. 6, 109.


Falsche Siegel: II, Taf. 4547, 4; 56, 3; IV, Taf. 81, 6.


Mathilde, Gemahlin Heinrichs V.


Gipsabdruck in der Siegelsammlung des Geh. Staatsarchivs Berlin No. 4341. Ohne Angabe, von welcher Urkunde der Abdruck entnommen ist.     Abb. Alland Wyon, The great reals of England No. 59 (see plate IV).

Die Königin, mit der Krone auf dem Haupte, wie ihr Gatte, auf dem Throne dargestellt, in der Rechten ein kurzes Lilienzepter haltend, die Linke vor die Brust gelegt (I, Taf. 19, 4).

Das Siegel wurde von ihr später in England weiter benutzt.


Lothar III.


1. Or. Reichsarchiv München.     1127 Aug. 18.     St. 3234.     Heffner III, 30.

Erstes Königssiegel. Bügel an der Siegelplatte, mit Spuren eines Kettenringes (deutlich an St. 3229 und 3244 Or. München). Figur ähnlich Heinrich V. 3. Gesicht bartlos, Krone oben mit einer Lilie, an jeder Seite mit einer Kugel. In der Rechten das Zepter mit dreiblätteriger Lilie, in der Linken Reichsapfel mit Kreuz. Gewand wie auf den Siegeln der Salier. Thron oben und unten mit kleinen Ringen geziert, dünnes Sitzkissen (I, Taf. 20, 1).

Nach Joh. Schultze, Urkunden Lothars III. S. 57 weichen in auffälliger Weise zwei Stücke von diesem 1. Stempel ab, die sich auf unbedingt echten Urkunden befinden. Beide stimmen, nach ihm, in Bild und Umschrift genau mit diesem überein, nur die Größenverhältnisse zeigen einen Unterschied, der zu groß ist, als daß er allein durch eine stärkere oder schwächere Ausdehnung des Wachses erklärt werden könnte. Siegel 2 in St. 3234, 3246, 3291 hat einen Durchmesser von 9,0 cm, von Siegel 1 weicht er außerdem noch insofern ab, als das mittlere Blatt an der Zepterspitze ein wenig nach links geneigt ist. Dem größeren Durchmesser entsprechend sind auch die einzelnen Teile der Figur etwas größer als in Siegel 1. Messungen mit der feinsten Schublehre ergaben bei St. 3229: 8,46 cm (Schultze 8,5 cm) im Durchmesser, bei St. 3246: 8,43 cm (Schultze 9,0 cm). Die Messung der ganzen Figur bei St. 3229 ergibt 6,29 cm, bei St. 3246: 6,28 cm. Die geringfügigen Größenunterschiede sind daher allein nur durch die stärkere oder schwächere Ausdehnung des Wachses zu erklären. Dem größeren Durchmesser entsprechend sind daher auch die einzelnen Teile der Figur etwas größer als bei Stempel 1.


2. Or. Stadtbibliothek Bergamo.     1132 Sept. 28.     St. 3269 (IV, Taf. 74, 3);     Or. ebendas.     1132 Okt. 1.     St. 3270 (IV, Taf. 74, 4), sowie an den drei Urkunden der Universitätsbibliothek Göttingen.     1131 Febr. 7.     St. 3256     (II, Taf. 48, 2–4) und     Or. Landeshauptarchiv Wolfenbüttel.     1132.     St. 3268 (II, Taf. 48, 5).

Zweites Königssiegel. Hauptsächlich unterscheidet sich das Siegel von dem vorigen: die Umschrift grenzt nach innen ein erhabener, dem Siegelrande konzentrischer Kreis ab.

Vorkommen: 1131 Febr. 7–1132 Okt. 1.


3. Or. Reichsarchiv München.     1134 Juni 6.     St. 3299.

Kaisersiegel. Gesicht bartlos, Krone mit 3 Lilien und herabhängenden in 4 Kugeln endenden Quasten. Obergewand unten mit einer Borte besetzt, in der Rechten das Lilienzepter, in der Linken der Reichsapfel mit Kreuz. Thron wie No. 1 (I, Taf. 20, 4).

Vorkommen: zuletzt 1137 (St. 3346). An der Fälschung St. 3266.


4. Or. Montecassino.     1137 Sept. 22.     St. 3354.     Erw. Heffner No. 44.

Kaisergoldbulle. Avers: Das Brustbild des Kaisers innerhalb eines Mauerwinkels mit 2 Türmen, auf dem Haupte eine Krone wie No. 3, in der Rechten der Reichsapfel mit Kreuz, in der Linken das Zepter (I, Taf. 20, 5–6).

Revers: Ein Torgebäude mit 5 Türmen (der fünfte weggebrochen), im Tore übereinander stehend: ROMA. Auf jedem der Türme: A · V · R · E [A].

Bulle verloren St. 3353.


Falsche Siegel: St. 3253 (I, Taf. 20, 2), St. 3266 (II, Taf. 48, 1; 56, 4. 5). Moderne Fälschung (I, Taf. 20, 3).


Konrad III.


1. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 50.     1140.     St. 3407.     Abb. Heffner III, 32.

Das Siegel zeigt oben die Spur der Öse. Der Thron zum ersten Male perspektivisch gezeichnet, d. h. man sieht nicht bloß dessen Vorderseite, sondern auch die breiten Seitenwände, ebenso ist er mit einer hohen Rückenlehne versehen, die ein viereckiges, oben mit Knöpfen garniertes Gitter darstellt. Fuß und Sitz des Thrones mit Ringen verziert, die Füllung der Seitenwände besteht aus zwei übereinander stehenden Reihen fensterartiger Nischen. Auf dem Sitz ein dünnes Kissen. In der Rechten hält der König das Lilienzepter, in der Linken, gegen die Brust gedrückt, den Reichsapfel mit Kreuz. Das Gesicht bartlos. Die hohe, oben geschlossene Krone ist jener des Kaisersiegels [25] Lothars No. 3 ähnlich und hat herabhängende Quasten mit drei Kugeln. Die Gewandung weicht von der bisherigen ab: es erscheint hier der lange, bis zu den Füßen herabreichende Krönungsmantel, auf der Brust durch eine kreuzartige Agraffe zusammengehalten. An der Seite ist er verbrämt und unten mit breiten Spitzen besetzt (I, Taf. 21, 1).


2. Or. nicht vorhanden.

Goldbulle. Kein Exemplar ist überliefert. Sie fehlt St. 3382 (Genua), 3528 (Marseille), 3543 (Berlin).


Falsche Siegel: II, Taf. 49, 1–3; IV, Taf. 81, 7.


Friedrich I.


1. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 62.     1154 April 11.     St. 3684.

Königssiegel. Der König bartlos, die Krone ähnlich wie bei Konrad III. und von drei Kreuzen überragt. Statt der Quasten hängen an den Seiten breite mit Perlen besetzte Bänder herab. Ebenso gleicht die Gewandung jener Konrads, ist aber noch reicher, und unter dem Krönungsmantel sieht man das breite Cingulum. Auch auf diesem Siegel ist der Thron perspektivisch dargestellt, jedoch nicht auf drei, sondern nur auf zwei Seiten sichtbar. Er ist ebenfalls mit Rücklehne versehen, die bogenförmig in die Höhe geht und durch kunstvoll gearbeitete Säulen an den Seiten getragen wird. Gitter, Ringe u. a. dienen zur Verzierung. Ein Sitzkissen ist nicht vorhanden. Die Stufe nimmt die ganze Breite des Thrones ein. Die Rechte hält das Zepter, die auf den Thronsitz aufgelegte Linke den mit geperltem Reifen umgebenen und mit einem Kreuz überhöhten Reichsapfel (I, Taf. 21, 2).

Vorkommen: während der Königszeit (St. 3618, 3643, 3650, 3670, 3672, 3673, 3684, 3685, 3687).

Wegen der Besiegelung von St. 3618 und der Herstellung des Königssiegels vgl. II. 5 Beurkundung und Besiegelung.


2. Or. Landeshauptarchiv Wolfenbüttel.     [1154.]     St. 3692.     Abb. Or. Guelf. 4, 6 und Posse, Lehre von den Privaturkunden, Taf. 27 (verkleinert).

Königsgoldbulle. Avers: Leibstück des Königs en face, bärtig, auf dem Haupte eine oben geschlossene Krone, die an beiden Seiten Lilien und oben ein Kreuz hat und von der in drei Kugeln endende Quasten herabhängen. Der Mantel ist auf der rechten Schulter geknüpft, der Faltenwurf nach Art der älteren Majestäts- und Thronsiegel. Um den Leib geht ein breiter Gürtel. Die Rechte hält das Lilienzepter, die Linke den Reichsapfel mit Kreuz, beides abseits. Die Figur wächst aus einer mit Zinnenmauern umgebenen Stadt hervor, die in der Mitte ein Tor mit Kuppeldach und auf beiden Seiten einen runden Turm, ebenfalls mit Kuppeldach hat.

Revers: In der Mitte als Bild der Stadt Rom eine mit Zinnen versehene Ringmauer, die ein von zwei Türmen flankiertes Tor, vorn rechts und links zwei größere flache und hinten zwei kleinere bedachte Türme hat. Dieselbe umschließt ein großes, rundes, aus mehreren Stockwerken bestehendes Gebäude, das wohl das Kolosseum vorstellt. Zwischen den Zinnen der letzteren das Wort AVREA und unten im Tore untereinander die Buchstaben ROMA (I, Taf. 21, 3. 4).

Vorkommen: während der Königszeit [St. 3666 (verloren), 3681 (verloren), 3692].


3. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 68.     1162 Febr. 26.     St. 3929.     Abb. Heffner V, 33.

Kaisersiegel. Ganz ähnlich No. 1. Der Kaiser mit kurzem Vollbart, die hohe Krone endet in eine Kugel mit aufgesetztem Kreuz. Die Linke, die den Reichsapfel hält, ist ausgestreckt, der Thron ist breiter und zierlicher, namentlich die Rücklehne kunstvoll gearbeitet. Die Seitenwände sind nicht sichtbar (I, Taf. 22, 1).

Vorkommen: während der Kaiserzeit (St. 3729, 3731, 3740, 3752 (Or. Düsseldorf), 3758, 3763, 3767, 3771, 3774–76, 3801, 3808 (Or. Coblenz), 3810, 3830, 3907, 3912, 3913, 3917, 3927, 3929, 3956, 3979, 4040, 4041, 4060 (Or. Düsseldorf), 4072, 4075 (Or. Magdeburg), 4086, 4092, 4094, 4095, 4100 (Or. Magdeburg), 4101, 4105, 4114, 4125, 4127 (Or. Coblenz), 4136, 4140, 4145 (Or. Magdeburg), 4146, 4148, 4154, 4156, 4157 (Or. Düsseldorf), 4159 (Or. Düsseldorf), 4221, 4272, 4276, 4283, 4287, 4289, 4290, 4303, 4306, 4308, 4323, 4325, 4326, 4330, 4336, 4346, 4351, 4352, 4359, 4380, 4395, 4430, 4438, 4472, 4475, 4482, 4485, 4493, 4496–99, 4500, 4502, 4505, 4539, 4560).


4. Or. Reichsarchiv München.     1168 Juli 10.     St. 4095.     Abb. Heffner V, 34. 35.

Kaisergoldbulle. Sie hat denselben Revers und einen sehr ähnlichen Avers von No. 2. Hier hängen jedoch von der Krone statt der Quasten breite mit Steinen besetzte und in zwei Quasten endende Bänder herab, das Tor der Stadtmauer hat nicht ein Kuppel-, sondern ein Giebeldach (I, Taf. 22, 3. 4).


Falsche Siegel: I, Taf. 22, 2; II, Taf. 49, 450, 1 (IV, Taf. 82, 3); IV, Taf. 82, 1.


Beatrix, Gemahlin Friedrichs I.


Ein Siegel ist nicht bekannt. König Friedrich beauftragt 1157 den Abt Wibald von Stablo und Corvey mit der Anfertigung eines Siegels für seine Gemahlin. Wibaldi epp. bei Jaffé, Mon. Corb. 1, 588: rogamus, ut sicut nostrum sigillum … de tuo arbitrio ordinasti, ita tarnen domine tue sine mora studeas informare et ad nos Aquisgrani sculptum afferas et bene politum.


Heinrich VI.


1. Or. Staatsarchiv Düsseldorf.     1185 Oktober 25.     St. 4577.     Abb. Heffner IV, 37.

Königssiegel. In seiner ganzen Anordnung ist das Siegel dem Friedrichs I. 1 ziemlich gleich. Das Zepter ist länger, die Krone etwas niedriger (I, Taf. 23, 1).

Vorkommen: während der Königszeit.


[26] 2. Or. Reichsarchiv München.     1194 Jan. 2.     St. 4844.     Abb. Heffner IV, 38.

Erstes Kaisersiegel. Der Kaiser thronend wie No. 1, ähnlich Friedrich II. 3. Auf den Knöpfen der Seitensäulen des Thrones hier Kreuze, am Vorderteile des Thrones große Edelsteine, die Borte des Unterkleides viel breiter, von der Krone Perlengehänge herabfallend (I, Taf. 23, 2).

Vorkommen: 1191–1196 (St. 4707, 4742, 4750, 4755, 4771, 4773, 4798, 4817, 4837, 4845, 4871,4968, 4983, 4988, 5003 (Blankett).


3. Or. Geh. Haus- und Staatsarchiv Stuttgart.     1196 Mai 20.     St. 4994.

Zweites Kaisersiegel. Stimmt mit No. 2 vollständig überein in Darstellung und Umschrift, dagegen finden sich noch zu beiden Seiten der Sitzfläche des Thrones in wagrechter Richtung die Worte REX-SICIL (Sicilie). Die Schrift ist namentlich im Worte REX erheblich kleiner als in der Randumschrift, dagegen nehmen die Buchstaben in SICIL allmählich an Größe und Unschönheit zu. Danach liegt es auf der Hand, daß der sicilische Königstitel (seit 1194 Dez. 25) nachträglich in den Stempel des Kaisersiegels No. 2 eingraviert worden ist (I, Taf. 23, 4).

Vorkommen: auch 1197 Juli 28. St. 5071 (Or. Magdeburg). Vgl. II. 5 Beurkundung und Besiegelung.


4. Or. Rosgarten–Museum Konstanz.     1192 Sept. 24.     St. 4771.

Kaisergoldbulle. Avers: Der König in reichem Obergewande auf dem Throne sitzend, in der Rechten das Lilienzepter, in der Linken den Reichsapfel haltend, auf dem Haupte eine oben geschlossene, mit Perlen besetzte Krone, von der in drei Kugeln endende Quasten herabhängen.

Revers: Ähnlich Friedrich I. 4. In der Mitte als Bild der Stadt Rom eine Ringmauer, mit kuppelbedachtem Toreingange, aus der zwei Köpfe ausschauen. Die Mauer umschließt ein großes, rundes, aus mehreren Stockwerken bestehendes Gebäude (Kolosseum), aus dem oben vier Köpfe und unter dem Bogen, über dem Eingange zwei Köpfe hervorsehen. Zu beiden Seiten dieses Gebäudes vorn zwei größere rund- und giebelbedachte Türme, jeder mit einem ausschauenden Kopfe, hinten zwei kleinere flache Türme. Im Siegelfelde: AVREA ROMA (I, Taf. 23, 5. 6).

Die Goldbulle St. 4922 (Or. Staatsarchiv Neapel) verloren. Vorhanden St. 4925 (Vatikan. Archiv).


Falsche Siegel: I, Taf. 23, 3; II, Taf. 50. 2.


Konstanze, Gemahlin Heinrichs VI.


Or. Domarchiv Palermo.     1198 Juni.     Böhmer–Ficker (Die Regesten des Kaiserreichs 1198/1272) 525.     Abb. Philippi, Taf. VI, 7. Heffner VI, 39.

Die Kaiserin in byzantinischem Ornate thronend, hält in der Rechten ein bis zum Boden herabreichendes Lilienzepter, die Linke auf die Brust gelegt. Vorbild des sizilianischen Königssiegels Friedrichs II. 1 (Taf. 27, 1. 2) (I, Taf. 24, 1).


Heinrich, Kämmerer des Kaisers Heinrich VI.


Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 118.     1197 April 29.

Zwei Adlerflüge im Siegelfelde (I, Taf. 24, 2).

Ficker, Sitzungsber. der K. Akad. d. Wiss. zu Wien. Phil. hist. Cl. 40, 502 und 506 hat es wahrscheinlich gemacht, daß der diese Urkunde ausfertigende Reichsstatthalter derselbe ist, wie der anderweit (St. 4896, 4986) nachweisbare Reichskämmerer Heinrich von Groitsch. Über die Einziehung Meißens für das Reich und die Verwaltung durch kaiserliche Beamte vgl. Töche, Heinrich VI., S. 393–95.


Philipp


1. Or. Geh. Haus- u. Staatsarchiv Stuttgart.     1197 Sept. 9.     BF 13.

Fragment eines Reitersiegels. Philipp als Herzog (I, Taf. 24, 3).


2. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 130.     1203 April 23.     BF 78.     Abb. Heffner IV, 40.

Königssiegel. Das Siegelbild fast dasselbe wie das seines Bruders Heinrichs VI. 2 (I, Taf. 24, 4).


3. Or. nicht vorhanden

Goldbulle. Gelenius, Vita s. Engelberti 32 beschreibt die Goldbulle, die sich an der verloren gegangenen Urkunde von 1205 Jan. 2 (BF 91) befand: In fine dependet filo serico sigillum aureum, ab una parte habens templum tergemina insignitum turri portae templum inscriptum : Aurea Roma et perigraphe est: Roma caput mundi tenet orbis frena rotundi. Ab altera parte sedet imperator in solio regis tenens dextra sceptrum, sinistra orbem mundi cum hac inscriptione : Philippus dei gratia Romanorum rex et semper augustus. In dem älteren kurkölnischen, jetzt im Staatsarchiv zu Düsseldorf befindlichen Repertorium vom Jahre 1793 ist das Original der Urkunde nicht mehr, sondern nur ein 1401 Jan. 17 ausgestelltes königliches Transsumpt aufgeführt, als jenes also nicht mehr vorhanden war. Dementsprechend fehlt die Urkunde in dem bald nach dem Jahre 1815 (der preußischen Besitznahme) aufgestellten Inventar der bei der Regierung zu Arnsberg befindlichen kurkölnischen Urkunden. Somit befand sich das Original im vorvorigen Jahrhundert nicht mehr im kurkölnischen Archive. Die älteste, in Düsseldorf vorliegende Abschrift in dem etwa 1370 angefertigten Kölner Privilegienbuche ist aus dem Originale selbst geflossen, wie die Unterschrift: Privilegium donacionis … sub bulla aurea ergibt. Die wohl auf Antopsie begründete Beschreibung bei Gelenius läßt die Annahme zu, daß das Original damals (1633) noch vorlag.


Irene, Gemahlin Philipps


Or. Geh. Haus- und Staatsarchiv Stuttgart. [1208] Aug. 20.

Von dem Siegel ist nur ein Wachsbruchstück vorhanden, das nichts erkennen läßt (I, Taf. 24, 5).


[27]
Otto IV.


1. Rekonstruiert aus zwei beschädigten Siegeln: Or. Reichsarchiv München.     1209 Febr. 24.     BF 271     und     Or. Landeshauptarchiv Wolfenbüttel.     1206.     BF 236.

Königssiegel. Der König sitzt auf einem an den Seiten abgerundeten Stuhle im Königsornate. Das Obergewand auf der Brust durch eine Agraffe zusammengehalten (I, Taf. 25, 1).


2. Or. Vatikanisches Archiv (Rom).     1209 März 22.     BF 274.     Faksimile der Urkunde Sybel und Sickel, Kaiserurkunden in Abbild., Lief. X, 22.

Königsgoldbulle. Avers: Der König auf dem Throne, in der Rechten ein mit dem Kreuze geschmücktes Zepter, in der Linken den Reichsapfel mit dem Kreuze haltend.

Revers: Die Stadt Rom, mit AUREA ROMA (I, Taf. 25, 2. 3).


3. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 165.     1209 Dez. 26.     BF 342.     Abb. Heffner V, 41.

Kaisersiegel. Darstellung ähnlich No. 1. Das Zepter mit zweifachem Kreuz. Zu beiden Seiten des Hauptes rechts die Sonne, links der Halbmond (I, Taf. 25, 4).


4. Or. Vatikanisches Archiv (Rom).     1210 Okt. 11.     BF 441.

Kaisergoldbulle. Avers: Kaiser sitzend, in der Rechten das Zepter, in der Linken den Reichsapfel haltend, rechts Sonne, links Mond (I, Taf. 25, 5–6).

Revers: Das Mittelgebäude mit einer Rosette im Giebel und zwei gezinnten Türmen zur Seite hinter einer gezinnten Mauer mit vier Rundbogenöffnungen, in deren beiden mittleren AVRE|A ROMA.


Maria, Gemahlin Ottos IV.


1. Or. Staatsarchiv Hannover.     1218 Mai 19.     BF 5531.     Abb. Heffner VIII, 42.

Kaiserin sitzend auf einem Throne ohne Rücklehne, auf dem Haupte eine Krone, die Haare zu beiden Seiten herabhängend, in der Rechten eine Lilie, in der Linken, gegen die Brust gedrückt, der Reichsapfel ohne Kreuz. Rechts vom Haupte die Sonne, links der Halbmond (I, Taf. 26, 1).


2. Or. Staatsarchiv Brüssel.     1253.

Kaiserin stehend, mit der Krone bedeckt, das Zepter mit Kreuz in der Rechten haltend (IV, Taf. 74, 5).


3. Or. Staatsarchiv Wien.     1259 Febr. 14.     BF 5548.     Abb. Heffner VII, 43; V, 44.

Kaiserin auf einem nach rechts gewendeten Pferde nach Damenart sitzend, das Reitkleid lang herabhängend. Auf dem Haupte trägt sie das Gebende, eine das ganze 13. Jahrhundert sehr gewöhnliche Form der Frauenhauben mit an beiden Seiten herabhängenden Bändern. Der rechte Arm in die Seite gestützt, auf der ausgestreckten, mit Handschuh bekleideten Linken einen Falken haltend (I, Taf. 26, 2. 3).

Rücksiegel: Auf einem dreieckigen gespaltenen Schilde rechts ein halber Adler, links drei nach rechts schreitende Leoparden. Vgl. Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 1875 S. 310 und 1882 S. 14.


4. Gipsabdruck in der Lepsiusschen Siegelsammlung der Großherzogl. Bibliothek zu Weimar.     Ohne Datum- und Provenienzangabe.

Angebliches Siegel der Maria. Eine einen Schlüssel führende Hand (I, Taf. 26, 4).


Friedrich II.


1. Or. Generallandesarchiv Karlsruhe.     1210 Jan.     BF. 623 (Sonne und Mond schlecht ausgeprägt) und Domarchiv Palermo.     1211 Jan.     BF. 641.     Abb. Philippi a. O. Taf. VI, 1. 2.

Sizilianisches Königssiegel. Nachbildung des Siegels der Mutter, der Kaiserin Konstanze (I, Taf. 24, 1). Der König, in byzantinischen Vorbildern entlehntem Ornate, auf reichverziertem, mit rundem, an den Spitzen mit Quasten versehenen Kissen bedecktem Throne sitzend. Der Kopf des Zepters hat das Aussehen einer viereckigen, mit Quasten zu beiden Seiten versehenen Tafel. Die Krone ein Reif mit drei Ringen auf dem oberen Rande. An den Seiten des Hauptes hängen Troddeln herab. Im Siegelfelde rechts ein nach oben offener Halbmond, links ein Stern. Diese Verzierungen sind oft schlecht ausgeprägt. Philippi a. O. 64 (I, Taf. 27, 1. 2).

Vorkommen: BF 541 (1200 Aug.), 551, 622, 640, 641 (1211) u. a.


2. Or. Staatsarchiv Wien.     1212 Sept. 26.     BF 673 (Avers).     Or. ebendas.     1212 Sept. 26.     BF 671 (Revers).     Abb. Philippi a. O. Taf. VI, 5a, b.

Sizilianische Königsgoldbulle. Avers: Der König auf dem Throne sitzend, den Reichsapfel in der Rechten haltend.

Revers: eine Burg, das regnum Siciliae darstellend. Philippi a. O. 65 (I, Taf. 27, 3. 4).

Vorkommen: BF 669 (1212 Juli 9); 671–673 (1212 Sept. 26).


3. Or. Reichsarchiv München.     1212 Okt. 5.     BF 675.     Abb. Philippi a. O. Taf. VI, 3.

Deutsches Elektensiegel. Oval. Die Darstellung eine vergrößerte und verfeinerte Nachbildung von No. 1. Die Beigaben im Siegelfelde fehlen. Philippi a. O. 64 (I, Taf. 27, 5).

Vorkommen: BF 670 (1212 Aug. 22) und 675 (1212 Okt. 5).


4. Or. Generallandesarchiv Karlsruhe.     1213 März 31.     BF 700.     Abb. Philippi, Taf. VI, 4.     Heffner IV, 45.

Erstes deutsches Königssiegel. Plumpe Nachbildung des Siegels König Philipps (I, Taf. 24, 4). Auch die Stellung der einzelnen Teile der Umschrift zu den in sie hineinragenden Teilen des Bildes ist genau beibehalten. In der Zeichnung ist der zweite Besatzstreifen auf der linken Schulter zugefügt und das Zierband auf dem Reichsapfel wagerecht gestellt. Philippi a. O. 64 (I, Taf. 27, 6).

[28] Vorkommen: regelmäßig von 1213 Jan. 2 (BF 686) bis 1215 Febr. 1 (BF 782), 1215 Juli 9 (BF 809), also wohl seit der Königskrönung von 1212 Dez. 9 bis zur aachener Königskrönung am 25. Juli 1215 im Gebrauche.


5. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 182.     1214 Juni 2 (nachträglich besiegelt).     BF 732.     Abb. Philippi Taf. VII, 1. 2. 3.     Heffner VI, 46.

Zweites deutsches Königssiegel. Im allgemeinen Typus an No. 4 anklingend, aber viel feiner und eleganter. Philippi 59. 53 (I, Taf. 28, 1).

Vorkommen: 1215 Juli 28 (BF 811) bis 1220 Sept. 20 (BF 1161), also wohl von der aachener Krönung bis zur Kaiserkrönung im Gebrauch.


6. Or. Stadtarchiv Aachen.     1215 Juli 29.     BF 814.     Abb. Philippi Taf. VI, 6a, b; IX, 8.     Heffner V, 48. 49.

Erste deutsche Königsgoldbulle. Avers: Der König sitzend auf dem Throne, trägt eine niedrige Perlenkrone, in der Rechten ein Lilienzepter, in der Linken den Reichsapfel mit Kreuz. Eine genaue verkleinerte Nachbildung von No. 4, nur lautet hier der Königsname in der Umschrift Fredericus.

Revers: Ein Torgebäude mit zwei runden Türmen mit Kuppeldächern, zwischen ihnen in der Mitte ein breites Gebäude mit Spitzdach. Im Rundbogentore die Aufschrift in drei Zeilen: AVREA ROMA. Zur Seite Ringe und Rosen.

Das schematisierte Städtebild des Reverses wurde von Karl IV. (II, Taf. 3, 7) und Sigismund (II, Taf. 18, 3) wieder aufgenommen. Philippi a. O. 65 (I, Taf. 28, 2. 3).

Vorkommen: BF 814 (1215 Juli 29), 874 (1216 Juli 26), 787 verloren.


7. Or. Staatsarchiv Basel.     1218 Sept. 13.     BF 949.     Abb. Philippi Taf. IX, 9a, b.

Zweite deutsche Königsgoldbulle. Avers: Nachbildung von No. 5, es fehlt aber die Adlerverzierung des Gewandes und der Saum des Mantels.

Revers: Das Gebäude hat zwei Kuppel- und zwei Spitztürme, das Mittelgebäude zeigt im Giebel eine Rosette, im Hauptstocke zwei gekuppelte Rundbogenöffnungen, darunter im dreifachen Bogen: AVREA ROMA. Philippi a. O. 65 (I, Taf. 28, 4. 5).

Vorkommen: BF 965 (1218 April 15) und 949 (1218 Sept. 13). Bei der Ähnlichkeit mit No. 5 ist anzunehmen, daß diese Bulle gleichzeitig mit diesem Königssiegel nach der aachener Krönung (1215 Juli 25) in Gebrauch genommen werden sollte, sie muß jedoch nicht rechtzeitig fertig geworden sein, da BF 874 (1216 Juli 26) noch mit der älteren Bulle (No. 7) bekräftigt ist.


8. Gipsabdruck in der Siegelsammlung Lepsius, Großherzogl. Bibliothek Weimar, mit dem Jahr 1224.     Or. (etwas beschädigt) Generallandesarchiv Karlsruhe.     1224 Febr.     BF 1514.     Abb. Philippi Taf. VIII, 1. 2.

Erstes deutsches Kaisersiegel. Im Ganzen selbständige Zeichnung. Es scheinen jedoch No. 7 und das Kaisersiegel Ottos IV. (I, Taf. 25, 4) nicht ohne Einfluß geblieben zu sein. Philippi a. O. 64 (I, Taf. 29, 1).

Vorkommen: 1221 April 10 (BF 1314) bis 1225 Aug. (BF 1578).


9. Gipsabdruck in der Siegelsammlung der Numismatischen Gesellschaft zu Dresden.     Abb. Philippi Taf. VIII, 4.     Heffner VI, 47.

Zweites deutsches Kaisersiegel nach der Krönung zum Könige von Jerusalem (1225 Nov. 11). Dem bis dahin gebrauchten Stempel wurde im Siegelfelde zugefügt: 7 REX IERLM. Philippi a. O. 65 (I, Taf. 29, 3).

Vorkommen: 1226 März (BF 1595) mit nachgetragener Ortsangabe bis 1250 Mai (BF 3818).


10. Or. Domarchiv Palermo.     1225 Juni.     BF 1549.     Abb. Philippi, Taf. VIII, 3.

Erstes Siegel des Königreichs. (Kaiserzeit.) Verkleinerte Nachbildung von No. 9, die Figur gedrungener gezeichnet, das Gewand auf der Brust von einer runden Agraffe zusammengehalten. Philippi a. O. 65 (I, Taf. 29, 4).

Vorkommen: 1221 Jan. (BF 1269) und 1225 Juni (BF 1549).


11. Or. Domarchiv Palermo.     1233 Juni.     BF 2020.

Zweites Siegel des Königreichs. (Kaiserzeit). Wie bei No. 9 nach der Krönung zum Könige von Jerusalem (1225 Nov. 11) wurde im Siegelfelde: 7 REX IERLM zugefügt. Philippi a. O. 65 (I, Taf. 29, 5).

Vorkommen: 1233 Juni (BF 2020) und nach Angabe des neapolitaner Siegelrepertoriums schon an [BF 1420 (1222 Dez., das Siegel fehlt)] gewesen. Philippi a. O. 79 hält, entgegen Fickers Bemerkung, dieses Stück, ebenso, wie die übrigen neapolitaner Diplome für S. Stefano in Bosco, für eine Fälschung.


12. Or. Generallandesarchiv Karlsruhe.     1225 Juli.     BF 1574.

Erste deutsche Kaisergoldbulle. Avers: Nachbildung des Kaisersiegels No. 8. Der thronende Kaiser hält in der Rechten das Zepter, mit zweifachem Kreuz, in der Linken den Reichsapfel mit Kreuz.

Revers: Torgebäude mit vier Türmen, die beiden äußeren ganz niedrig, dann folgen säulenartig zwei ganz schlanke Türme. Der sich zweimal verjüngende Mittelbau hat im zweiten und dritten Stock Rundbogenfenster, unten eine Rundbogentür (I, Taf. 30, 2. 3).

Vorkommen: 1221 April 10 BF 1313 (Or. Deutschordensarchiv Wien).


13. Or. Staatsarchiv Königsberg.     1245 Juni.     BF 3479.     Abb. Philippi Taf. VIII, 5. 6.     Heffner VI, 50. 51.

Zweite deutsche Kaisergoldbulle, nach der Krönung zum König von Jerusalem. Avers: derselbe wie No. 12, mit nachträglicher Eingravierung von 7 IERLEM.

Der Revers = No. 12 (I, Taf. 30, 4. 5).

[29] Vorkommen: BF 3511 (1245 Sept.); BF 3626 (1247 Mai 8), aber wohl nicht zugehörig, sondern von BF 3489 (1245 Juli) stammend. Auch an BF 1368 (1221 17/11) befindet sich diese Bulle, obwohl Friedrich II. erst 11. November 1225 zum König von Jerusalem gekrönt wurde. Philippi S. 78 berichtet, daß sich das Original in Pisa auf den Fäden hin und her schieben läßt. Sie ist wohl sicher, wie er vermutet, von BF 1743 oder 1744 abgenommen und hier nachträglich angehängt worden.


14. Or. Nationalarchiv Paris.     1246 Nov.     BF 3584.     Abb. Philippi, Taf. VIII, 7ab.

Goldbulle für das Königreich (Kaiserzeit). Avers: Die Vorderseite ist mit demselben Stempel geprägt wie No. 13, daher erklärt sich wohl, daß auf derselben auch der sizilianische Titel sich befindet, der auf den Stempeln für Wachssiegel des Kaiserreichs fehlt. Philippi a. O. 65 (I, Taf. 30, 6. 7).

Revers: enthält eine kleine Karte des Königreichs, auf der zwei von einem Meeresarm getrennte, mit Burgen und Bäumchen besetzte Länder zu sehen sind.


15. Siegel des sizilianischen Großhofgerichts (sigillum justitiae). Nach Winkelmann, Acta 1, 736 existierte ein solches. Das sizilische Großgericht funktionierte auch für Italien, urkundete aber hier anscheinend ohne Siegel, wie das in Italien bei Gerichtsurkunden hergebracht war. Philippi a. O. 66. Breßlau, Urkundenlehre 1, 946.


16. Or. Staatsarchiv Siena.     1221 Jan. 10.     Abb. Philippi Taf. VII, 4.

Siegel des kaiserlichen Kanzlers Konrad, Bischofs von Metz und Speyer. Der Bischof, stehend im Ornate, in der Linken der Bischofsstab, die Rechte segnend erhoben. Im Siegelfelde Sterne. Der Bischof siegelte damit die Legatenurkunden in Italien. Er benutzte es aber auch in Angelegenheiten seines Bistums. Hierfür existierte auch noch ein anderes, auf dem der Bischof sitzend dargestellt ist, mit gleicher Umschrift. Philippi a. O. 66 (I, Taf. 30, 8).


Falsche Siegel: I, Taf. 27, 7; 29, 2; 30, 1; II, Taf. 50, 3–6; 56, 657, 2; IV, Taf. 82, 3.


Konstanze, Gemahlin Friedrichs II.


Von ihrem Siegel ist nur eine Beschreibung erhalten, die Winkelmann, Acta 1, 377, nach einem Transsumpte von 1287 (BF 3846) gedruckt hat: „Das Siegel der Königin war ein Doppelsiegel, die eine Seite zeigte sie mit Diadem und Zepter auf dem Throne und die Umschrift lautete: † Constantia dei gratia regina Sicilie, ducatus Apulie et principatus Capue. Auf der anderen erschien sie zu Pferde mit einer Harfe und die Umschrift war: † Constantia regina filia illustris regis Aragonensium.“ Philippi a. O. 66. Urkunde 1213 März (Heumann, de re dipl. imperatr. 268, Siegel verloren) wird das Siegel in der Formel bezeichnet als: majestatis nostre sigillum. Heffner a. O. S. 14, No. 65.


Heinrich (VII.)


1. Sizilianisches Königssiegel. Huillard-Bréholles, Hist. Frid. II. Introduct. XCVIII hat wohl mit Recht angenommen, daß die 1212 in Sizilien zurückgebliebene Kanzlei ein Siegel führte, ob dasselbe aber Bild und Namen des Königs Heinrich führte oder das alte König Friedrichs war, oder endlich mit dem Siegel der Königin Konstanze zu identifizieren ist, muß dahingestellt bleiben, da bis jetzt kein Original aus jener Zeit, mit Siegel, bekannt geworden ist. Philippi a. O. 66.


2. Or. Haus- und Domanialarchiv Sigmaringen.     1216 Juli 15.     BF 3845.     Abb. Philippi Taf. IX. 1 (Bruchstück).

Schwäbisches Herzogssiegel. Der Herzog auf dem Pferde ohne Decken nach rechts galoppierend, auf dem Haupte ein Topfhelm, über dem Ringpanzer ein langer Waffenrock, am linken Arme ein großer ausgerundeter, an den oberen Ecken abgestumpfter Schild mit drei Leoparden übereinander. Die Rechte, welche vor dem Schilde sichtbar wird, hält eine in drei Zipfel auslaufende Fahne, ebenfalls mit drei Leoparden übereinander. Das Ganze ist eine verfeinerte Nachbildung des Reitersiegels Herzog Konrads, Sohnes Friedrichs I., der jedoch auf der Fahne ein einfaches Muster und auf dem Schilde nur einen Leoparden führt. Philippi a. O. 66 (I, Taf. 31, 1).

Vorkommen: BF 3845 (1216 Juli 15, aber in den Anfang von 1220 gehörig), 3849–52 (1220).


3. Or. Deutschordenarchiv Wien.     1227 März 27.     BF 4038.     Abb. Heffner IX. 52 u. Philippi a. O. IX. 2.

Erstes deutsches Königssiegel. Der König sitzend auf einem verzierten Thron mit Rücklehne, in der Rechten das belaubte Kreuzzepter, in der Linken den Reichsapfel mit Kreuz. Das Bild wiederholt einzelne Teile, sowohl des zweiten Königssiegels Friedrichs II. No. 5, als des Kaisersiegels No. 8 Friedrichs. Philippi a.O. 66 (I, Taf. 31, 2).

Vorkommen: BF 3853 (1220 Dez.)–4140 (1229 Okt. 23).


4. Or. Reichsarchiv München.     1223 Sept. 11.     BF 3899.     Abb. Philippi Taf. IX. 7.

Rücksiegel zu No. 3. Ein bärtiger Kopf (antike Gemme). Siegel des Notars Marquard, Pfarrers in Überlingen. Vgl. Philippi a. O. 49, 67 (I, Taf. 31, 3).

Vorkommen: nur an der obigen Urkunde.


5. Or. Reichsarchiv München.     1231 Mai 1.     BF 4195.

Zweites deutsches Königssiegel. Derselbe Stempel, wie No. 3. Zu beiden Seiten des Thrones die kleine Inschrift: 7 (et) DVX | SVEVIE. Philipp a. O. 66 (I, Taf. 31, 4).

Vorkommen: BF 4142 (1229 Dez. 13)–4207 (1231 Juni 29).


[30] 6. Or. Geh. Staatsarchiv Berlin.     1234 Sept. 11.     BF 4351.     Abb. Philippi Taf. IX, 6.

Drittes deutsches Königssiegel. Derselbe Stempel: An derselben Stelle wie in No. 5 die Inschrift mit großen Buchstaben: 7 DVX S | VEVIE. Philippi a. O. 66 (I, Taf. 31, 5).

Vorkommen: [BF 4205 (1231 Juni 9 wohl erst nachträglich besiegelt], BF 4217 (1231 Okt. 1)–4382 (1235 Mai 10).


7. Or. Departementalarchiv Lille.     1226 Nov.     BF 4025.     Abb. Philippi a. O. (Titelblatt).

Goldbulle. Avers: Der König in Nachahmung der Goldbulle Friedrichs II. No. 12, aber gedrungener. Philippi a. O. 66.

Revers: Schematische Stadtdarstellung, wohl auch nach der Kaisergoldbulle No. 12 gezeichnet. Auf dem Dache über dem Torturme: AVREA ROMA (I, Taf. 31, 6. 7).

Vorkommen: BF 4025 (1226 Nov.). Philippi weist nach, daß die von Huillard-Bréholles, Introduct. CXIV zitierten Nummern BF 4239 und 4298 keine Bulle haben, vielmehr an BF 4239 der Rest eines Wachssiegels hängt und BF 4298 eine Fälschung ist, ihr das Siegel fehlt.


Margarete, Gemahlin Heinrichs (VII.)


1. Or. Hausarchiv Wien.     1246 Okt. 13.     BF 5555.     Abb. Heffner VIII, 53 (nach Zeichnung) und Ber. d. Wiener Altertumsver. 2, 106.

Die Königin in langem, faltigem und ungegürtetem Kleide, mit engen Ärmeln auf dem Throne sitzend. Das Kleid hat am Halse eine Verbrämung, über dem Kleide ein mit Pelzwerk ausgeschlagener Mantel, der in reichen Falten über den Schoß gelegt ist. Eine Krone mit drei kleeförmigen Blättern bedeckt das Haupt, dessen Locken sich unter dem Schleier hervordrängen und bis auf die Schultern herabfallen. In der Rechten ein Lilienzepter, die Linke erfaßt die Mantelschnur. Der geschnitzte Thronstuhl ist mit einem Kissen belegt, und die am oberen Rande mit Knorren besetzte Rücklehne zieren schräggekreuzte Streifen, darin je eine Blume, auf den äußersten Knäufen der Lehne sitzt zu jeder Seite ein gegen die Fürstin gekehrter Vogel. Der Thronschemel ruht auf einer Bogenreihe (I, Taf. 32, 1).

Auch kleines Bruchstück Or. Wien (Deutschordensarchiv) 1249 6/9.


2. Or. Kloster Brezewnow.     1260 Nov. 26.     BF 5562.     Abb. Ber. d. Wiener Altertumsver. 2, 105.

Die Herzogin mit Schleier, das Haupt gekrönt, in langem, faltigem Gewände auf einem mit Kissen belegten und mit Laubwerk verzierten Throne sitzend, die Linke an den Busen gelegt, die Rechte ausgestreckt und nach aufwärts gerichtet (I, Taf. 32, 2).


Konrad IV.


1. Or. Reichsarchiv München.     1236 Dez.     BF 4384.     Abb. Philippi Taf. X, 1.

Jerusalemer Königssiegel. Das Bild ist eine sehr rohe Nachahmung des Kaisersiegels Friedrichs II. No. 10. Die Krone ist ein einfacher, in seinem oberen Rande ausgeschweifter Reif. Philippi a. O. 66 (I, Taf. 32, 3).


2. Or. Reichsarchiv München.     1239 Juni.     BF 4402.     Abb. Philippi Taf. X, 2 und Heffner V, 54.

Deutsches Königssiegel. Plumpe Arbeit, Lilienzepter, die Krone ein Reif mit lilienähnlichen Zacken, der Thron ohne Lehne. Philippi a. O. 66 (I, Taf. 32, 4).

Vorkommen: BF 4388 (1237 Dez.)–4591 (1253 Febr.).


3. Or. Stiftsarchiv St. Gallen.     1236 Febr. 20.     BF 2138.     Abb. Philippi Taf. X, 4.

Hofgericht. Nachahmung des jerusalemer Königssiegels No. 1. Der König auf dem Throne sitzend, statt des Zepters und Reichsapfels das Richtschwert in der Rechten haltend, die Linke auf das Knie gestützt. Vgl. Philippi a. O. 67. Breßlau, Urkundenlehre 1, 946. Die genaue Nachbildung des Königssiegels, sowie die Analogie der späteren Hofgerichtssiegel sprechen gegen Hohenlohes Ansicht (Sphragist. Aphorismen 10, 102), der im Bilde den Hofrichter zu sehen glaubt (I, Taf. 32, 5).

Vorkommen: BF 2137 (1236 Febr. 8).


4. Or. nicht vorhanden.

Das Geheimsiegel, ein Ringsiegel, mit dem Konrad eine ganz vertrauliche und geheim zu haltende Sendung verschloß. Nach (1253?) BF 4623 übersendet er (sub anuli nostri clausura) einem Abte ein falsches Königssiegel, dessen sich ein im Königreiche herumziehender Mönch bediente – qui falsas sigilli nostri formas adulterans, non absque honoris nostri iniuria et tue honestatis discurrebat. Ut igitur de sigillo ipso ulterius flagitiosa figmenta non procedant, ipsum tibi, omnis honoris augmentum de bono semper in melius cupimus promovendum, sub anuli nostri clausura transmittimus. Goldast, Const. 2, 57.


Falsches Siegel: II, Taf. 57, 3.


Elisabeth, Gemahlin Konrads IV.


1. Or. Stadtarchiv Kaufbeuren.     1250 Mai 15.     BF 5566.

Die Königin in langem, faltigem Gewände, mit herabfallendem Haare, auf dem Thronstuhle, mit Rücklehne, sitzend, hält in der Rechten eine Lilie, in der Linken den Reichsapfel an die Brust gedrückt (I, Taf. 33, 1).


2. Or. Staatsarchiv Wien.     1266 Nov. 6.     BF 5571a.

Bild ähnlich No. 1, Siegel größer (I, Taf. 33, 2).

Vorkommen: 1258/66 (Or. Deutschordensarchiv Wien 1258).


[31]
Manfred


Or. Staatsarchiv Siena.     1260 Nov. 20.     BF 4726.     Abb. Philippi Taf. X, 6.

Feine Arbeit, die sich in der Zeichnung an das Kaisersiegel Friedrichs II. No. 8 anschließt (I, Taf. 33, 3).


Konradin


Or. Staatsarchiv Wien.     1266 Nov. 6.     BF 4817.     Abb. Philippi Taf. X, 5 (Bruchstück).

Freie Nachahmung des Siegels des Königs Wilhelm (I, Taf. 33, 4).

Vorkommen: BF 4795 (1264 Juli 8), 4817, 4832, 4857 (1268 Juli 7).


Heinrich Raspe


1. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 313.     1233 und Landeshauptarchiv Wolfenbüttel.     1234.     Aus beiden Siegeln zusammengesetzt.     Abb. Posse, Siegel der Wettiner XII, 4.

Landgrafensiegel. Der Landgraf, gerüstet, auf nach rechts galoppierendem Pferde, in der Linken den Schild mit dem thüringer Löwen, in der Rechten eine Fahne (I, Taf. 34, 1).


2. Or. Geh. Haupt- und Staatsarchiv Weimar.     1241 März 2.     Abb. Posse a. O. XII, 5.

Landgrafensiegel, ähnlich No. 1; der Schild nach rückwärts (I, Taf. 34, 2).


3. Or. Staatsarchiv Magdeburg.     [1242] Mai 17.     Posse a. O. XVI, 2.

Landgrafensiegel. Bruchstück (I, Taf. 34, 3).


4. Gipsabdruck in der Siegelsammlung von Sava 2365 zu Wien (nach dem in der Sammlung des Hist. Museums zu Frankfurt a. M. befindlichen Abdruck. Das Original ist nicht zu ermitteln).     Abb. Posse a. O. Taf. XII, 6. Heffner VI, 55.

Königssiegel. Der König sitzend auf dem Stuhle mit Rücklehne, der am unteren Teile zwei Reihen Rundbögen und zwei romanische Säulen hat. Die Krone eine flache Zinkenkrone, in der Rechten das Lilienzepter, in der Linken den Reichsapfel mit Kreuz (I, Taf. 34, 4).

Vorkommen: BF 4875. 1246 Aug. 13 (Or. Straßburg) beschädigt.


5. Or. Reichsarchiv München.     1246 Mai 23.     BF 4867.     Abb. Posse a. O. Taf. XVI 2a, b.

Goldbulle. Avers: Darstellung wie No. 4.

Revers: Auf einer Mauer drei viereckige Türme mit Spitzdächern, der mittlere ist dicker als die beiden Seitentürme. Zu beiden Seiten des ersteren je ein Turm mit rundem Dache. Unter zwei durch eine Säule verbundenen Bögen der Mauer die Köpfe, mit Rumpf, der Apostel Petrus und Paulus (Pfaffenkönig) (I, Taf. 34, 5. 6).


Beatrix, Gemahlin Heinrich Raspes


Or. Staatsarchiv Marburg.     1246.

Die Königin auf dem Throne sitzend, in der Rechten die Lilie, die Linke an die Brust gelegt (I, Taf. 34. 7).


Wilhelm


1. Or. Staatsarchiv Haag.     1242 Sept. 18.

Grafensiegel. Eine jugendliche Gestalt zu Pferde, über dem Kopfe des Pferdes fliegt ein Falke (I, Taf. 35, 1).


2. Or. Staatsarchiv Haag.     1246 Sept. 26.

Grafensiegel. Ähnliche Darstellung wie No. 1, Arbeit feiner. In der mit Falkenhandschuh bekleideten Linken hält er den Falken (I, Taf. 35, 2).


3. Originalsiegel im Besitze des Reichsarchivars van Riemsdijk im Haag.     Es befand sich früher an der Urkunde 1247 Dez. 29.     BF 4896 (Archiv Staatsarchiv Haag).     Abb. Album Leemans (12. Aug. 1885).

Elektensiegel. Es unterscheidet sich wenig vom Königssiegel No. 4. Gebraucht zwischen Wahl und Krönung (I, Taf. 35, 3).


4. Or. Staatsarchiv Lüttich.     1253 Nov. 18.     BF 5169.     Abb. Heffner VI, 56.

Königssiegel. Der König sitzt auf einem Throne, mit schräggegitterter Rücklehne, dessen unterer Teil von einer Reihe von Rundbögen gestützt ist. An den vorderen Thronecken dünne Säulen, oben mit Reichsapfel und Kreuz, auf den hinteren Ecken Lilien. Der untere Teil des Thrones ist karriert, die Füße ruhen auf einem Schemel. Auf dem Haupte die Laubkrone, unter der Locken herabfallen. Der Mantel ist von einer viereckigen, edelsteinbesetzten Agraffe zusammengehalten und auf dem Schöße in zahlreichen Falten aufgerafft. In der Rechten das Lilienzepter, oben mit Kreuz, die Linke hebt den Reichsapfel, mit Kreuz, empor (I, Taf. 35, 4).


Elisabeth, Gemahlin Wilhelms


Or. Staatsarchiv Haag.     1250 Sept. 21.

Die Kaiserin[2] sitzend auf einem Throne mit Rücklehne, in der erhobenen Rechten eine Lilie, die Linke an die Brust gelegt (I, Taf. 35, 5).


Richard


1. Or. London British Museum XXX.     VI, 15.     Ohne Datum.

Englisches Königssiegel. Nach links galoppierender Reiter, in der Rechten das Schwert, in der Linken den Schild haltend, quadriert von Frankreich (Lilien) und England (drei Leoparden übereinander). Auf dem Helm ein stehender Löwe (I, Taf. 36, 1).


2. Or. London British Museum.

Unter Thronhimmel der König sitzend, in der Linken den Reichsapfel; zu beiden Seiten des Thronhimmels je ein Schild, quadriert wie No. 1, unten rechts und links ein Löwe, in den äußersten Nischen je ein gepanzerter Krieger.


3. Or. London British Museum.     Ohne Datum.

Reiter mit gezücktem Schwert anreitend, in der Linken ein Löwenschild (I, Taf. 36, 3).


[32] 4. Or. London British Museum.     Ohne Datum.

Wie No. 3 (I, Taf. 36, 4).


5. Abdruck London British Museum C.     1250.

Löwenschild (I, Taf. 37, 1).


6. Abdruck London British Museum C.     1250.

Löwenschild. Siegelfeld mit Rankenwerk ausgefüllt (I, Taf. 37, 2).


7. Or. Staatsarchiv Brüssel.     1268 Aug. 16.     BF 5444.     Abb. Heffner VII, 57.

Deutsches Königssiegel. Der König sitzt auf einem niedrigen Throne mit niedriger Rücklehne, der abwechselnd mit Rundbögen und Rosetten geziert ist. An den Thronecken Säulen, deren runde Knäufe Lilien tragen. Das Sitzkissen ist sichtbar. Der untere, von Säulen getragene Teil des Thrones gegittert, in den Gittern Perlen. Unter der Laubkrone sieht das Lockenhaar hervor. Das Oberkleid auf der rechten Schulter geheftet, das Unterkleid von einem Gürtel zusammengehalten. In der Rechten das Zepter, mit breitem Laubwerk, in der Linken der Reichsapfel, mit hohem Kreuze (I, Taf. 37, 3).


Heinrich, Sohn König Richards


Or. Nationalarchiv Paris (J. 610, No. 13³).     1258 Febr. 10.

Ein nach links sprengender Reiter, mit gezücktem Schwerte in der Rechten, auf dem Schilde und der Pferdedecke ein springender Löwe.

Rücksiegel: Ein Schild mit dem Löwen, begleitet auf den drei Seiten von drei (Reichs-)Adlern (I, Taf. 37, 4. 5).


Alfons


1. Or. Histor. Nationalarchiv Madrid 1262.

Erstes Königssiegel, an roten dicken Seidenlitzen. Avers: Ein Reiter mit Topfhelm, Schild und gezücktem Schwert, auf dem Schild und der Pferdedecke Löwe und Burg (Kastilien und Leon).

Revers: Im Siegelfelde: 1 · 4 zwei Löwen und 2 · 3 zwei Burgen (I, Taf. 38, 1. 2).

Vorkommen: 1257 September 21 (Or. Karlsruhe BF 5490) und 1262.


2. Or. Histor. Nationalarchiv Madrid 1244.

Bleibulle. Avers: eine Burg.

Revers: springender Löwe (I, Taf. 38, 3. 4).


3. Or. Histor. Nationalarchiv Madrid 1245.

Bleibulle. Avers: eine Burg.

Revers: springender Löwe (I, Taf. 39, 1. 2).


4. Or. Histor. Nationalarchiv Madrid 1262.

Siegel für Spanien (I, Taf. 39, 3).


5. Or. Nationalarchiv Paris (J. 599, No. 5).     1266 Mai 12.

Zweites Königssiegel. Avers: Der König auf niedrigem Throne sitzend, in der Rechten das Zepter, das in einen nimbirten Adler endet.

Revers: Wie auf dem Avers, doch liegt die Rechte auf dem Knie, die Linke an der Brust, links im Siegelfelde ein springender Löwe (I, Taf. 39, 4. 5).


6. Gipsabdruck in der Sammlung der Numismatischen Gesellschaft zu Dresden.     Ohne Datum- und Provenienzangabe.     Heffner VIII, 58

Drittes Königssiegel. Der König sitzt auf einer niedrigen, von zwei Säulen getragenen Bank, die mit einem doppelbordierten Teppich behängt ist. Unter der Laubkrone treten die Haarlocken hervor. Das mit Borten besetzte Oberkleid ist auf der rechten Schulter geheftet, das Unterkleid an den Ärmeln und am unteren Saume ebenfalls mit Borten besetzt. In der Rechten das Zepter, mit zwei übereinanderstehenden Kugeln und einem nimbierten Adler, der die Flügel ausbreitet. In der Linken der Reichsapfel mit Kreuz (I, Taf. 39, 6).


Rudolf I.


1. Or. Staatsarchiv Aargau, Wettingen 19.     1243 Jan. 2.     Abb. Merz, Die Habsburg 13 und Zürich. Urkundenb. Siegeltaf. Lief. II, Taf. I. 4.

Grafensiegel. Ein Reiter in Kettenhemd und Topfhelm mit geschwungenem Schwert, ohne Schild. Der Gaul scheint zusammenzubrechen (I, Taf. 40, 1).

Vorkommen: 1241–1243.


2. Or. Staatsarchiv Aargau.     1252 Mai 10.     Staatsarchiv Zürich (Kappel 38).     1252 Mai 10.     Abb. Merz a. O. 14 und Zürich. Urkundenb. Siegeltaf. Lief. II, Taf. I, 5.

Grafensiegel. Ein Reiter in voller Rüstung, den Schild am Arme und das Schwert in der Rechten haltend. Der geschlossene Topfhelm trägt keine Helmzierde, wohl aber eine Spitze zur Befestigung derselben (I, Taf. 40, 2).

Vorkommen: 1245–1258.


3. Or. Staatsarchiv Aargau.     1267 März.     Abb. Merz a. O. 15 und Zürich. Urkundenb. Siegeltaf. Lief. III, Taf. I, 2.

Grafensiegel. Der Topfhelm trägt als Helmzierde einen wachsenden Löwen mit einem mit Pfauenfedern besteckten Kamme, die Rechte des Reiters hält eine Lanze, das Siegelfeld ist mit fünf Lilien bestreut (I, Taf. 40, 3).

Vorkommen: 1259 bis zur Königswahl (1273).


4. Or. Reichsarchiv München.      274 Juli 14.     Abb. Heffner VII, 60.

Erstes Königsthronsiegel. Vorlage wohl ein Siegel Richards. Der König sitzt auf dem Thronstuhle mit Lehne, dessen unterer Teil von zwei Säulen getragen, gegittert, auf den Säulen Kugeln mit Kreuzen. Unter der Laubkrone fällt das Lockenhaar herab, in der an die Seite gestützten Rechten das Lilienzepter, in der Linken der Reichsapfel mit Kreuz. Das Oberkleid, auf der rechten Schulter geheftet, ist am Halse, das Unterkleid an den Ärmeln mit Borten besetzt (I, Taf. 40, 4).

[33] Vorkommen: Von der Königskrönung 1273 24/10 (Redlich, Reg. No. 5) bis 1274 18/8 (Reg. No. 139).

Redlich, Reg. 139 1274 April 6 schon mit No. 5 besiegelt. Die Urkunde ist vom Empfänger nach dem Muster von Reg. 138, das mit No. 4 besiegelt, hergestellt von der Kanzlei, aber viel später besiegelt worden. Vgl. Haberditzel in Mitteil. d. Inst. f. österr. Gesch. 29, 631.


5. Or. Stadtarchiv Straßburg.     1275 Dez. 8.     Abb. Heffner VII, 59.

Zweites Königsthronsiegel. Das Siegelbild ähnlich No. 4, die Arbeit weniger flach. Die Lehne zeigt hier eine doppelte Reihe von Rundbögen und ruht auf einer mit Borten und Perlen geschmückten Basis. Der untere Teil des Thrones statt von zwei Säulen, von zwei Rundbogenreihen getragen, auf den Säulen an den Seiten Lilien statt der Kreuze, das Zepter reicher, die Buchstaben der Umschrift kräftiger. Der gegitterte Sitz mit gegittertem und mit Perlen versehenem Sitzkissen belegt. Der Schemel mit Laubverzierung, darunter eine geschlängelte Schlußverzierung. Die Buchstaben der Umschrift sind größer und reicher als bei No. 4, das Umschriftkreuz, sowie die einzelnen Worte der Umschrift durch Doppelpunkte getrennt (I, Taf. 40, 5).

Vorkommen: Von 1274 28/8 (Reg. No. 203) bis zum Tode Rudolfs.

Als Rücksiegel, je dreimal übereinanderstehend, sind verwendet: I, Taf. 40, 6 (an Urk. 1279 Okt. 13); I, Taf. 40, 7 (1281 April 24); I, Taf, 40, 8 (1281 Nov. 13); I, Taf. 40, 9 (1281 Dez. 17) (alle im Reichsarchiv München befindlich), sowie ein Oval mit einem Greifen (IV, Taf. 74, 6) an Urk. 1285 Okt. 29, Or. Staatsarchiv Basel.


6. Or. Reichsarchiv München.     1277 Nov. 24.     Böhmer-Redlich, Die Regesten des Kaiserreichs 1273/1313 No. 892.     Abb. Spieß, Archival. Nebenarbeiten 3 (Titelblatt). Erw. Heffner No. 76.

Königssekret. Ein einfacher links gewendeter Adler als Rücksiegel von No. 5 (I, Taf. 41, 5).

Vorkommen: 1277 17/2 Or. Graz (Reg. No. 692) und Or. Wien 1277 24/11 (Reg. No. 892).


7. Or. Staatsarchiv Wien.     1282 Dez. 27.     Redlich 1743.     Abb. Heffner V, 61–62.

Königsgoldbulle. Avers: Der König sitzend auf einem Thronstuhle, nachgebildet dem zweiten Thronsiegel Rudolfs I. No. 5. Das Siegelbild von einem Perlenkranze umschlossen.

Revers: Auf einem Bogen drei viereckige Türme mit Spitzdächern; der mittlere ist dicker als die beiden Seitentürme. Unter dem Bogen ein doppeltes Tor mit aufgeschlagenen Torflügeln (I, Taf. 41, 6. 7).

Vorkommen: Erste Erwähnung 1274 9/4 (Reg. No. 140) verspricht Rudolf, den Inhalt der Urkunde später unter Goldbulle auszustellen. Erste nachweisbare Verwendung: 1276 31/1 (Reg. 507).


8. Or. Staatsarchiv Zürich.     1274 Okt. 31.     Redlich Reg. No. 245.

Siegel des Reichsvogtes Hermann von Bonstetten. Von der Kanzlei ausgestelltes Originalpergament, aber besiegelt von Hermann von Bonstetten, Vizelandgrafen des Aar- und Zürichgaues und Reichsvogts von Zürich (I, Taf. 42, 1).


9. Or. Generallandesarchiv Karlsruhe.     O. D. (1250–76).     Or. Stadtarchiv Köln.     1274 Nov. 8.     Redlich, Reg. No. 256.     Abb. Riezler, Fürstenberg. Urkundenb. 1, 198.

Siegel des Grafen Heinrich von Ura. Original mit flüchtiger Konzepthand, schlecht geschrieben, die Fassung zeigt vielfach Abweichungen gegenüber dem gewöhnlichen Formular der Königsurkunden der Zeit. Das anhängende Siegel ist nicht, wie der Inhalt verheißt, das Majestätssiegel, es ist rund und hat auf dem darin befindlichen dreieckigen Schild einen nach rechts sehenden einfachen Adler mit der Umschrift: * S’ COMIT … VRA · 7 · DOM … ENBERC (sigillum comitis Heinrici de Ura domini in Vurstenberc). Der Graf siegelte offenbar nicht als Hofrichter, sondern im Spezialauftrag des Königs. Die Besiegelung einer auf den Namen des Königs lautenden Urkunde durch einen Bevollmächtigten. Ein Seitenstück in der gerade wenige Tage vorher datierenden Urkunde No. 8 (I, Taf. 42, 2. 3).


10. Or. Staatsarchiv Köln.     1276 April 17.     Redlich 550.

Hofgericht. Siegel des Hofrichters Berthold von Druchburg. Der König auf dem Thronstuhle sitzend, in der Linken das Zepter, die Rechte in die Seite gelegt. Der Aussteller führt den Titel: Bertholt von Druckburc, der hoverihter mins herren des kunges Rů • von Rome (I, Taf. 42, 4).


11. Or. Fürstenberg. Archiv Donaueschingen.     1290 Dez. 18.     Redlich 2401.

Hofgericht. Hermann v. Bonstetten. Siegelbild beschädigt (I, Taf. 42, 5).


Falsche Siegel: I, Taf. 41, 1–4; IV, Taf. 83, 1.


Gertrud, Gemahlin Rudolfs I.


1. Or. Staatsarchiv Aargau.     1273 Jan. 11.     Abb. Merz a. O. 16 und Züricher Urkundenb. Lief. IV, 1.

In dem mit Lilien bestreuten Siegelfelde der habsburgische Löwe (I, Taf. 42, 6).


2. Or. Thurgauisches Kantonalarchiv Frauenfeld.     1277 Mai 2.

Die Königin sitzt auf dem Throne, hat in der Rechten ein Zepter, das in drei Eichenblätter endet (I, Taf. 42, 7).

Die von Mone, Zeitschrift für Gesch. des Oberrheins 11, 436 zitierte Urkunde von 1277 März 31, nach der die vollständige Umschrift mitgeteilt ist, war nicht mehr aufzufinden.


Adolf


1. Or. Staatsarchiv Wiesbaden (Kl. Tiefenthal).     1280.     Abb. Rössel, Stadtwappen von Wiesbaden S. 7.

Grafensiegel. Im Dreieckschild der nach rechts aufgerichtete nassauer Löwe (I, Taf. 43, 1).

Vgl. No. 2.


[34] 2. Or. Reichsarchiv München.     1294 Sept. 6.     Abb. Heffner VII, 63.

Großes Thronsiegel. Der König sitzend auf einem Thronstuhle, mit breiter Rücklehne, die oben einen breiten mit Fialen besetzten Bogen bildet und in der Rücklehne langgestreckte Spitzbögen mit Rosetten zeigt. Auf den Ecken Spitztürme mit Kreuzblumen. Der untere von zwei Säulen getragene Teil des Stuhles zeigt im karierten Felde Rosetten. Unter der Laubkrone fallen die Haarlocken herab. In der in die Seite gestützten Rechten ein stark belaubtes Zepter, in der Linken ein kleiner Reichsapfel, mit langgestrecktem Kreuz (I, Taf. 43, 2).

Vorkommen: zwischen Wahl und Krönung noch nicht gebraucht, sondern No. 1 in Verwendung.

Vgl. II, 5. Beurkundung und Besiegelung.


3. Or. Staatsarchiv Wiesbaden.     1298 Jan. 6.

Kleines Thronsiegel. Im Ganzen No. 2 gleich, nur kleiner (I, Taf. 43, 3).


4. Or. Nationalbibliothek Paris, K. 2324 fonds de Montbeliard 1294 März 19.

Reichshofgericht (IV, Taf. 74, 7).


Imagina, Gemahlin Adolfs


1. Or. Staatsarchiv Wiesbaden.     1285 Aug. 1.

Die Gräfin in langem, faltigem Gewände, den rechten gebogenen Arm auf den nassauer Wappenschild stützend, in der Linken einen Blumenstengel haltend (I, Taf. 43, 4).


2. Gipsabdruck German. Nationalmuseum Nürnberg.     Ohne Datum- und Provenienzangabe.     Abb. Heffner VII, 64.

Die Königin mit Krone, sitzend auf einem Thronstuhle mit Hundsköpfen und ohne Rücklehne, die Rechte vor die Brust haltend, in der Linken das Zepter. Hinter ihr ein gegitterter, abwechselnd mit dem (nassauer) Löwen und Adler besäter Teppich. Zu den Seiten der Königin zwei Dreieckschilde, rechts mit dem Löwen, links mit dem Adler. Am Gesimse des Schemels Sterne, darunter ein liegender Löwe (I, Taf. 43, 5).


3. Gipsabdruck German. Nationalmuseum Nürnberg mit Jahr 1306.     Heffner VII, 65.

Die Königin sitzend auf einem Stuhle ohne Rücklehne, unter der Krone fällt ein Schleier herab, die Arme auf der Brust gekreuzt. Zu beiden Seiten: rechts die Sonne, links der Halbmond, sowie zu beiden Seiten des Sitzes Blumenwerk (I, Taf. 43, 6).


Albrecht I.


1. Or. Staatsarchiv Aargau, Wettingen 5.     1274 Dez. 3.     Abb. Zürich. Urkundenb. Siegeltaf. Lief. IV, Taf. I, 2.

Im Schilde ein steigender Löwe (I, Taf. 44, 1).

Vorkommen: 1274–1276.


2. Or. Staatsarchiv Zürich.     1281 Februar 18.     Abb. Zürich. Urkundenb. Siegeltaf. Lief. V, Taf. I, 1.

Der Stempel unterscheidet sich von No. 1 nur durch den Mangel der dort im Siegelfelde angebrachten Verzierungen, welche vielleicht später im Stempel ausgefüllt wurden (I, Taf. 44, 2).

Vorkommen: 1277–1281.


3. Or. Reichsarchiv München.     1281 Sept. 14.     Abb. v. Sava, Siegel der Österr. Regenten bis zu Kaiser Max I., S. 98, Fig. 36.

Siegel des Reichsverwesers in Österreich und Steiermark 1281–82. Die rechtsgewendete Reiterfigur trägt über dem Ringhemde einen langen Wappenrock ohne Ärmel, in der Rechten das gezückte Schwert, in der Linken einen kleinen dreieckigen Schild, mit dem habsburger Löwen. Auf dem Eihelm der darauf hervorwachsende Löwe, über dem ein Kamm von Pfauenfedern als Zimier. Die anliegende Decke ist mit einem Doppelsaume verbrämt, unter dem Sehschnitte sind in die Helmwand sieben Löcher eingeschnitten, die eine Rose bilden. Das Pferd ohne Decke, hat ein einfaches Kopfgestell mit Stangenzügel, einen gestickten Brustriemen und breiten Bauchgurt. Am Sattel befinden sich Vorder- und Rücklehnen. Steigbügel und Sporen sind vorhanden (I, Taf. 44, 3).


4. Or. Stift Heiligenkreuz.     1287.     Abb. v. Sava, S. 100, Fig. 1.

Herzogssiegel. Der Herzog zu Pferde, rechts gewandt, in voller Rüstung, über dem Panzerhemde ein Waffenrock ohne Ärmel. Den Faßhelm, dessen Sehschnitt an den Orten mit Spangen eingefaßt ist, schmückt eine Laubkrone, aus der ein Pfauenstutz emporragt, der oben gerade abgeschnitten ist. Eine anliegende Decke, gegen unten verjüngt zugeschnitten, verziert die Rückwand des Helmes, im kleinen dreieckigen Schild prangt das österreichische Wappen, das Feld ist gekörnt, der Balken gerautet und mit Sternen belegt, im Banner befindet sich der steierische Panther. Das Pferd mit einer Decke bekleidet, die aus Fürbug und Hinterzeug besteht, und nur an den Augenausschnitten eine Verbrämung, sonst aber keine Verzierung oder Stickerei hat. Auf ihr ist am Halse der steierische und am Schenkel der habsburger Schild angebracht. An der Zäumung ist die Mundstange an den Ecken mit Rosetten verziert. Der Sattel hat hohe Bogen und die mit dem österreichischen Wappen geschmückte Rücklehne lange Ohren, die die Hüften des Reiters umschließen.

Als Rücksiegel:

Or. Maltheser Großprioratsarchiv Prag.     1286 Juni 6.     Abb. v. Sava, S. 101, Fig. 2.

Der steierische Panther, der auf dem Leibe einen Schild mit dem österreichischen Wappen trägt (I, Taf. 44, 4. 5).


5. Or. Reichsarchiv München.     1302 Febr. 4.     Abb. v. Sava a. O. 101, Fig. 3 und Heffner VIII, 66.

Königliches Thronsiegel. Der König auf dem Throne sitzend, unter der Laubkrone fallen Locken herab, in der Rechten ein Lilienzepter, in der Linken der Reichsapfel. Das lange faltige Obergewand umschließt [35] um die Mitte ein Gürtel, der mit Blümchen bestickt ist, die weiten Ärmel des Obergewandes reichen bis zur Hälfte des Unterarmes, sie sind an den Säumen verbrämt und lassen die engen Ärmel des Unterkleides sehen. Der Mantel wird an der rechten Achsel durch eine Spange festgehalten, deckt die linke Seite der Brust und ist rechts in reichen Falten über den Schoß gelegt. Die Rücklehne, das Fußgestell, sowie der Schemel des mit einem Kissen belegten Thrones sind zierlich geschnitzt (1, Taf. 45, 1).

Zwischen Wahl und Krönung noch nicht gebraucht.

Vgl. II. 4. Gebrauch mehrerer Siegelstempel und II. 5. Beurkundung und Besiegelung.

Auf der Rückseite des Siegels:

Or. Hausarchiv Wien.     1298 Nov. 17.     Abb. v. Sava a. O. S. 102, Fig. 4. Erw. Heffner Nov. 83.

ist dreimal in senkrechter Linie ein Dreieck, darin sechs sternförmig zusammengesetzte Rhomben, als Gegensiegel, aufgedrückt (I, Taf. 45, 2).


6. Or. Staatsarchiv Hannover.     1299 Juli 31.     Abb. Gatterer, Elementa art. dipl. Taf. 9, 5. Erw. Heffner No. 83.

Sekret. Ein einfacher Adler mit ausgebreiteten Flügeln, frei im Siegelfeld (I, Taf. 45, 3).

In Ermangelung des großen Siegels 1298 28/7.


7. Or. Fürstenberg. Archiv Donaueschingen.     [1301 Juni 7] 1303 März 15 und 1305 Sept. 20.     (Aus den Bruchstücken der an diesen Urkunden befindlichen Siegel hergestellt.)

Hofgericht. Der König auf einem mit Rücklehne versehenen Thronstuhle sitzend, in der Rechten (der Reichsapfel?) mit Kreuz, in der Linken das Lilienzepter (I, Taf. 45, 4).


Elisabeth, Gemahlin Albrechts I.


1. Or. Reichsarchiv München (Miltenberger Archiv).     1307.     Abb. Ber. d. Wiener Altertumsver. 2, 108. Heffner IX, 67.

Die Königin thronend mit der Laubkrone auf dem Haupte, unter der der Schleier zu beiden Seiten bis auf die Schultern herabfällt. Das lange gegürtete Kleid ist am Halse verbrämt und an der Brust mit einer Spange geschmückt. Der offene Mantel mit gestickten Säumen liegt in Falten über dem Schoß. Die Linke faßt die Mantelschnur, die an Rosetten befestigt ist. In der Rechten der Reichsapfel. Der geschnitzte Thronstuhl, mit einem Kissen belegt und ohne Rücklehne, hat zu jeder Seite eine schneckenförmig ausgebogene Blumenverzierung (I, Taf. 45, 5).


2. Or. Reichsarchiv München.     1282 März 1.

Auf einem verzierten Polsterstuhle, ohne Lehne, sitzt die Herzogin mit Schleier in langem, faltigem Gewande, darüber der offene Mantel, der über den Schoß gelegt ist, in der Linken eine Blume, die Rechte ist an die Brust gelegt. Rechts ein dreieckiger Schild mit dem österreichischen Wappen, links das steierische Wappenschild (I, Taf. 45, 6).


3. Or. Reichsarchiv München.     1292 Juni 28.     Abb. Ber. des Wiener Altertumsver. 2, 107.

Darstellung der Figur und des Stuhles wie No. 1, unter dem Schemel ein Drache. In der Rechten hält die Herzogin einen dreieckigen Schild mit dem österreichischen Wappen und stützt sie auf den steierischen Wappenschild, der auf dem Thronstuhle steht. Die Linke ruht an der Mantelschnur (I, Taf. 45, 7).


Heinrich VII.


1. Or. Regierungsarchiv Luxemburg.     1289.

Jugendsiegel. Eine jugendliche Gestalt zu Pferde hält in der Rechten die Zügel, in der ausgestreckten Linken einen Falken. Über dem Kopfe des Pferdes der Schild mit dem luxemburger Löwen, über dem Schwanze ein viermal schrägrechts geteilter Schild (I, Taf. 46, 1).


2. Or. Staatsarchiv Wien.     1308 Nov. 30.     Abb. Vredius, Hist. gen. Fland. Taf. 62.

Graf von Luxemburg. In der Rechten das Schwert gezückt, in der Linken den luxemburger Schild haltend, auf der Pferdedecke der luxemburger Löwe (IV, Taf. 74, 8).

Rücksiegel: Schild mit dem luxemburger Löwen (I, Taf. 46, 3; IV, Taf. 74, 9).

Siegelt damit noch nach der Königswahl.


3. Or. Reichsarchiv München.     1310 Mai 7.     Abb. Heffner X, 68.

Königliches Thronsiegel. Der König sitzend auf einem Thronstuhle, dessen Rücklehne einen Spitzbogen mit zwei Ecktürmchen bildet. Auf den Seiten je zwei hohe, schmale Spitzbögen mit Spitztürmchen. Spitzbögen auch unten am Stuhle, an der Hohlkehle des Schemels eine Perlenreihe. Ein Sitzkissen nicht sichtbar. Unter der Laubkrone fallen Haarlocken herab. In der Rechten ein Laubzepter an der Seite, in der ausgestreckten Linken der Reichsapfel (I, Taf. 46, 4).

Ein Abdruck in der Sammlung Trümmer-Wandsbek weicht davon ab, daß die Umschrift nicht die Form Z sondern T zeigt (IV, Taf. 83, 2).


4. Or. Reichsarchiv München.     1313 Juni 26.     Abb. Heffner IX, 69.

Kaiserliches Thronsiegel. Der Kaiser sitzend auf einem mit Teppichen behangenen Stuhle ohne Rücklehne, von zwei großen Löwen flankiert, seine Füße ruhen auf einem liegenden Löwen. In der Rechten das Lilienzepter, in der Linken der Reichsapfel.

Rücksiegel: ein Adler (I, Taf. 47, 1. 2).


5. Originalsiegel in der Siegelsammlung des Nationalmuseums zu München.     Ohne Datum- und Provenienzangabe.     (Angeblich Siegel Heinrich VII.) (I, Taf. 46, 2).

Ist nach R. Chalon, Trois bulles d’or des empereurs Belges de Constantinople (Revue de la numismatique Belge 1861 pl. 23) die Rückseite einer Goldbulle Heinrichs I. v. Hennegau von 1216.


[36] 6. Originalsiegel in der Siegelsammlung des Nationalmuseums zu München.     Ohne Datum- und Provenienzangabe.     (Angeblich Siegel Heinrich VII.)

Schild quadriert von Luxemburg und Böhmen (I, Taf. 46, 3).


7. Or. Reichsarchiv München.     1313 Juni 13.

Kaiserliche Goldbulle. Avers: Darstellung die gleiche wie auf dem Thronsiegel No. 4.

Revers: Die Darstellung weicht etwas von den früheren schematischen Bildern ab. Hinter einer Mauer mit zinnbekröntem Tor – im Tor erscheint der einköpfige heraldische Adler – erhebt sich ein Torturm, dahinter Gebäude im symmetrischen Aufbau. Zu äußerst links und rechts sind Monumente dargestellt, die es unzweideutig machen, daß mit dem Stadtschema wirklich Rom gemeint sein soll. Links die Trajanssäule, rechts die Cestiuspyramide. Der äußere Rand der ineinandergefügten Teile der Goldblechplatten ist mit Adlern besetzt. Vgl. Haberditzl a. O. 644 (I, Taf. 47, 3. 4).

Vorkommen: auch 1313 11/6 (Or. München).


8. Or. Staatsarchiv Wien.     1387 Juli 25.     (Urkunde K. Wenzels.)

Ovaler Siegelring. Ein Schiff mit geblähtem dreieckigem Segel am Mastbaume, dessen Spitze das Kreuz ziert, durchschneidet die Meereswogen. Neben dem Mastbaum sitzt der Kaiser auf einem niedrigen Stuhle, die Krone auf dem Haupte, das Zepter in der Rechten, in der Linken hoch erhoben den Reichsapfel. Am Bugspriet sitzt der nach vorn kühn ausschauende Reichsadler mit mäßig entfalteten Fittichen und geöffnetem Schnabel, während der luxemburger Löwe am Steuer mit beiden Pranken die in das Wasser hineinreichenden Ruder führt. Über ihm schwebt ein Engel von oben herab nach dem Kaiser zu, die Linke vorgestreckt, in der über dem Kopf erhobenen Rechten etwas haltend, was sich nicht erkennen läßt, da hier der Abdruck einen kleinen Fehler hat (I, Taf. 47, 5). Die Verwendung des Sekrets von Seiten des Kaisers ist nicht nachweisbar.

Das Siegel war wohl in Stein geschnitten, vermutlich italienische Arbeit, und wohl dasselbe, das nach Heinrichs Tode im Inventar seiner Wertobjekte (Dönniges, Acta Heinrici 2, 91) erwähnt wird als unum sigillum secreti de uno safirii posita in auro. Es war, wie Lindner vermutet, ein Geschenk der Stadt Pisa an Heinrich VII. zur Kaiserkrönung, mit Anspielung auf die glückliche Überfahrt des Kaisers zu Schiff von Genua nach Mittelitalien. Das Siegel ist offenbar identisch mit dem Siegelring, den Karl IV. No. 11 und Wenzel No. 7 später benutzt haben. Ersterer siegelte damit am 5. April 1355. In der Siegelformel heißt es: sigillo nostro, quod olim fuit Henrici Romanorum avi nostri karissimi (Huber Reg. No. 2058). Auch Wenzel bezeichnet es als sein haimliches bettschaft (Or. Wien 1387 Juli 25). Vgl. Gercken a. O. 3, 13, Lindner, Urkundenwesen Karls IV. 52, 63 und Haberditzl a. O. 645. Das Siegel findet sich auch als Rücksiegel an der Urkunde Wenzels von 1373 4/6 (Or. Geh. Staatsarchiv Berlin. Abb. Gercken, Cod. dipl. Brandenb. 3, Taf. 3, No. 7).


9. Or. Fürstenberg. Archiv Donaueschingen.     1309 März 8 und Juli (aus den Siegeln beider Urkunden hergestellt).

Hofgericht. Der König auf dem Throne sitzend, ähnlich Albrecht I. No. 7 (I, Taf. 47, 6).


Falsche Siegel: I, Taf. 46, 5; II, Taf. 51, 2.


Johann


1. Or. Regierungsarchiv Luxemburg.     1310 Juli 3.

Jugendsiegel. Innerhalb eines Vierpasses, deren vier Bögen durch eine erhabene Kreislinie verbunden sind, ein jugendlicher Reiter, in der Linken einen Falken haltend. Der oberste Kreisbogen ist ausgefüllt mit einem Adler, der rechts mit dem Schilde des luxemburger Löwen, der links mit einem quadrierten Löwenschild (Wappen von Böhmen und Luxemburg), der untere mit zwei Jagdhunden und Bäumen.

Rücksiegel dazu: Im Sechspaß ein Adler, der den luxemburger Löwenschild auf der Brust trägt (I, Taf. 48, 1. 2).


2. Gipsabdruck in der Siegelsammlung der Numismatischen Gesellschaft zu Dresden.     Ohne Datum- und Provenienzangabe.

Jugendsiegel. Ganz dieselbe Darstellung wie No. 1, nur kleiner (I, Taf. 48, 3).

Ob Fälschung? Verkleinerung auf mechanischem Wege.


3. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 1922.     1360 Dez. 19.

König von Böhmen. Sekret. Ein nach links schauender, mit der Krone bedeckter Kopf (I, Taf. 48, 4).


4. Gipsabdruck Siegelsammlung Geh. Staatsarchiv Berlin No. 10465 mit Jahr 1310.

Böhmisches Königssiegel, Reitersiegel. Links reitend, in der Rechten das gezückte Schwert, in der Linken den quadrierten Löwenschild vor der Brust haltend (I, Taf. 48, 5).


5. Or. Regierungsarchiv Lüttich.     1314 Mai 25.

König sitzend unter Baldachin, in der Rechten den Reichsapfel, in der Linken das Zepter haltend, rechts der Adlerschild, links der Löwenschild (Böhmen) (I, Taf. 48, 6).


6. Gipsabdruck in der Siegelsammlung des Geh. Staatsarchivs Berlin, No. 2729, nach Or. Regierungsarchiv Luxemburg.     1314.

Reitersiegel, König von Böhmen und Polen (I, Taf. 49, 1).


7. Gipsabdruck in der Siegelsammlung des Geh. Staatsarchivs Berlin, No. 5739, mit Jahr 1323.

Reitersiegel. König von Böhmen und Graf von Luxemburg. Mit Rücksiegel (Schild quadriert Böhmen und Luxemburg) (I, Taf. 49, 2. 3).


8. Or. Fürstl. Löwenstein–Wertheim–Rosenbergisches Archiv zu Wertheim.     1313 Jan. 17.     Mon. Germ. Const. IV, No. 1096.

Hofgericht, Johann als Reichsvikar (IV, Taf. 74, 10).


[37]
Elisabeth, Gemahlin Johanns


Gipsabdruck German. Nationalmuseum Nürnberg.     Ohne Datum- und Provenienzangabe, No. 9707.

Unter Baldachin sitzende, gekrönte Frauengestalt, in der Linken den Reichsapfel haltend, die Rechte an die Brust gedrückt. Rechts ein Adlerschild, links ein Schild mit dem böhmischen Löwen (I, Taf. 49, 4).


Ludwig IV., der Bayer


1. Or. Reichsarchiv München.     1310 Febr. 14.     Abb. Mon. boica 9 Taf. 1 No. 1.

Herzogssekret. Ein Rautenschild (I, Taf. 50, 1).

Vorkommen: 1305–13.


2. Or. Reichsarchiv München.     1311 Juni 15.

Reitersiegel als Pfalzgraf vom Rhein und Herzog von Bayern. Auf der Pferdedecke vorn und hinten je ein Löwenschild, in der Rechten die Fahne, am linken Arm ein Schild mit dem Ordenskreuze (I, Taf. 50, 2).


3. Or. Reichsarchiv München.     1311 Aug. 10.

Reitersiegel als Pfalzgraf vom Rhein und Herzog von Bayern. Armschild gerautet, auf der Decke zwei Schilde mit dem Löwen. Im gesternten Felde oberhalb der Vorderfüße des Pferdes zwei mit den Stielen gegeneinandergestellte Kleeblätter, unterhalb der Füße eine Lilie, hinter dem Schwänze ein dreiblätteriger Zweig. Der Helm mit Büffelhörnern, die mit Lindenblättern besteckt sind (I, Taf. 50, 3).

Vorkommen: 1295–1314. Noch als König bediente sich Ludwig dieses Siegels im November 1314.

Vgl. II. 5 Beurkundung und Besiegelung.


4. Or. Reichsarchiv München.     1314 März 19.

Herzogssekret. Auf dem Helme sitzt ein gekrönter Löwe (I, Taf. 50, 4).


5. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 2321.     1324 Aug. 7.     Abb. Heffner VIII. 70.

Königliches Thronsiegel. Der König, mit Laubkrone, auf dem Throne, auf Kissen sitzend; die Rücklehne niedrig, mit vielen Spitzbögen, auf beiden Seiten Pyramiden. In der Rechten das Laubzepter, in der Linken der Reichsapfel, stets mit Kreuz (I, Taf. 50, 5).

Erscheint zuerst 25/11 1314. Schaus, Zur Diplomatik Ludwigs des Bayern, S. 8.


6. Or. Reichsarchiv München.     1325.     Abb. Mon. boica 9 Taf. 1 No. 5. Erw. Heffner No. 92.

Königliches Sekret. Ein Adler auf dreieckigem Schilde (I, Taf. 50, 6).

Erscheint zuerst 23/11 1314. Schaus a. O. S. 8.


7. Or. Stadtarchiv Frankfurt a. M.     1338 Sept. 20.     Abb. Heffner X. 71. 72.

Kaiserliches Thronsiegel. Der Kaiser sitzend auf einer lehnlosen Bank, in vollem Krönungsornat, auf dem Haupte die Kaiserkrone, der Mantel mitten über der Brust durch eine Agraffe zusammengehalten. Über dem Gürtel kreuzen sich die Bänder der Stola. In der Linken hält er den Reichsapfel mit Kreuz, in der Rechten ein Adlerzepter. Zu beiden Seiten der Figur treten Adler hervor. Die beiden Tiere wenden den Kopf zur Figur des Herrschers, die Krallen setzen sie auf die beiden Löwen, denen der thronende Kaiser die Füße auf den Nacken drückt.

Alle Abdrücke rühren von einem Stempel her, dessen Kreuz auf dem Reichsapfel allerdings sehr fein und daher nicht überall scharf ausgeprägt ist. Es scheint vom Siegelstecher vergessen und nachträglich flüchtig hinzugefügt zu sein. Danach ist zu berichtigen Heffner a. O. und Kuli, die Münzen, Medaillen und Siegel Kaiser Ludwigs des Bayern (Mitteil. der Bayer. Numismat. Ges. 6, 31), der für das Thronsiegel zwei Siegelstempel annimmt, einen ohne Kreuz, einen anderen mit Kreuz auf dem Reichsapfel. Vgl. Sybel und Sickel a. O. Text. 315.

Für den Beweis, daß auch das Thronsiegel in Italien und nicht in Deutschland geschnitten wurde, bietet das Steinrelief im Rathause zu Nürnberg eine gute Stütze. Für jenes, eine Darstellung des thronenden Kaisers Ludwig, diente nämlich das kaiserliche Thronsiegel zweifellos als Vorbild. Das Siegel ist bestimmt datiert (1327/28). Das nürnberger Relief wird um 1340 angesetzt. Um diese Zeit wurde der 1332 begonnene Rathausbau, für den es bestimmt war und wo es seine erste Aufstellung fand, vollendet. Die naturalistische Wiedergabe und lebendige Symbolisierung der Wappentiere läßt sich nur mit der Darstellung auf dem italienischen Kaisersiegel Heinrich VII. (No. 4) vergleichen. Der Unterschied wird klar, wenn man das nürnberger Relief (abgebildet Haberditzl a. O. Taf. IV, 11) dagegen hält. Die Komposition ist übernommen, wenn auch in einigen Details verändert. Auch das Rücksiegel muß, wenn sich auch kein bestimmtes Vorbild nachweisen läßt, nach einer antiken, römischen Vorlage geschnitten sein. Vgl. Haberditzl a. O. 647, 649 (I, Taf. 51, 1).

Das Rücksiegel:

Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 2810.     1338 Juni 2.

zeigt einen einfachen, nach rückwärts sehenden Adler, in Urkunden genannt: widersehender. Die Umschrift nach Psalm 57, 2: recta[3] judicate filii hominum. Es ist, vereinzelt im Notfalle, statt des Adlersekrets, selbständig in den Jahren 1337–1343 verwendet worden (I, Taf. 51, 2).

Vgl. II. 4. Gebrauch mehrerer Siegelstempel.


8. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 2433.     1328 März 27.     Abb. Heffner X, 73, 74.

Kaiserliche Goldbulle. Der Avers schließt sich in der Darstellung des von Löwen flankierten Thronstuhles eng an das Vorbild der kaiserlichen Goldbulle Heinrichs VII. (I, Taf. 47, 3. 4) an, die Wiedergabe der Herrscherfigur ist identisch mit dem kaiserlichen Thronsiegel Ludwigs (I, Taf 51, 1. 2).

Der Avers weicht völlig vom üblichen Stadtschema mit dem übereinandergetürmten, symmetrischen [38] Häuser- und Turmkomplex ab. Hier haben wir wohl die erste perspektivische Darstellung der Stadt Rom im Mittelalter vor uns. Innerhalb der aus der Vogelperspektive gezeichneten alten Stadtmauer, die von drei Toren, vorn porta del popolo, im Hintergrund porta S. Paolo und porta S. Giovanni, durchbrochen wird, teilt der mehrfach überbrückte Tiber die Stadt in die zwei ungleichen Hälften. Rechts vorn das Mausoleum des Hadrian als wichtiger Teil der Stadtbefestigung die Mauerumfassung durchbrechend, knapp am Fluß. Dahinter rechts die alte Peterskirche, weiter hinauf der Obelisk vom ehemaligen Circus Vaticanus, dahinter wol die Kirche S. Maria in Trastevere. Diesseits des Tiber gruppieren sich die Gebäude um den kapitolinischen Palast. Vorn das Pantheon mit der offenen Kuppel, daneben links das Mausoleum des Augustus, dahinter das Forum, durch die Trajanssäule charakterisiert. Hinter dem Kapitol das mächtige Kolosseum, links der Lateran, rechts der Titusbogen, darüber die Cestiuspyramide. Die perspektivische Aufnahme des Stadtbildes ist etwa vom Monte Pincio aus gemacht. Haberditzl a. O. 646. Für diese detaillierte Darstellung wird man wohl einen Italiener, vielleicht einen stadtrömischen Goldschmied als Stempelschneider der Bulle annehmen müssen. Daß diese Typare nicht in Deutschland geschnitten wurden, steht wohl außer Frage (I, Taf. 50, 7. 8).


9. Or. Stadtarchiv Frankfurt a. M.     1332 Febr. 25.

Kaiserliches Sekret. Ein einfacher rechtssehender Adler (I, Taf. 51, 3).

Umschrift: † S · SECR’ · LVDOWICI · DEI · GRA · ROMANOR’ IMPATORIS · S · A.


10. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 2889.     1341 Juli 3.     Abb. Heffner VIII, 75.

Derselbe Stempel wie No. 9, zu beiden Seiten des Halses die Buchstaben: L-S, um 1340 auf dem Stempel eingeschnitten (Ludovici sigillum). Or. München Sel. 726 1/11 1339 zeigt die Buchstaben noch nicht, sie erscheinen zum ersten Male bei Sel. 786 28/2 1341. Schaus a. O. 4. Haberditzl a. O. 650. (I, Taf. 51, 4).


11. Or. Reichsarchiv München.     1340 April 3.     Abb. Mon. boica, Taf. 6, No. 35.

Siegel in Vormundschaft des minderjährigen Herzogs Johann von Niederbayern. Ein gespaltener dreieckiger Schild, rechts die bayrischen Wecken, links der pfälzer Löwe. Um den Schild ein Kleeornament mit ausgerecklen Spitzen, in dessen Winkeln Rosen (I, Taf. 51, 5).


12. Or. Stadtarchiv München.     1315 Febr. 18.

Siegelring. Kopf mit dreizackiger Krone, ähnlich dem Kopf des großen Siegels (I, Taf. 50, 5), der Rand geperlt (IV, Taf. 74, 11).


13. Abgefallenes Originalsiegel in der Sammlung Trummer-Wandsbek.

Hofgericht (Königszeit). Die Urkunde des Hofrichters Grafen Berthold von Graisbach vom Jahre 1324 Aug. 16 (Gedr. Gudenus, Cod. dipl. 2, 1026) befand sich früher im Archive der Burggrafen von Landskron, das jetzt im Besitz der Freiherrlich von Steinschen Familien zu Nassau ist, ist nicht mehr aufzufinden. Vom Siegel gibt Gudenus eine nicht ausreichende Beschreibung. Vermutlich stammt das lose Originalsiegel, dem an Pergamentstreifen hängend, ein Zettel mit der Jahreszahl 1324 ohne Tagesangabe beigefügt ist, von jener verlorenen Urkunde (IV, Taf. 75, 1).


14. Or. Reichsarchiv München.     1332 Jan. 27.

Hofgericht (Kaiserzeit). Darstellung wie No. 13.

Rücksiegel: Dieselbe Figur kleiner (I, Taf. 51, 6. 7).


Falsches Siegel: II, Taf. 57, 4. 6.


Beatrix, erste Gemahlin Ludwig IV.


1. Or. Reichsarchiv München.     1315 Jan. 25.

Die Königin auf dem Throne sitzend, in langem Gewande; in der Rechten eine Blume (Kreuz?), die Linke an die Brust gelegt (I, Taf. 52, 1).


2. Or. Reichsarchiv München (Miltenberger Archiv) 1315.

Ein Dreieckschild mit gekröntem Löwen (I, Taf. 52, 2).


3. Or. Reichsarchiv München.     1320 Aug. 27.     Abb. Mon. boica 8, Taf. 1, No. 3 (fehlerhaft).

Ein einfacher, gekrönter, rechtssehender Adler (I, Taf. 52, 3).


Margarete, zweite Gemahlin Ludwig IV.


1. Abdruck Staatsarchiv Brüssel.     Mit Jahr 1309.

Darstellung wie I, Taf. 52, 1. Römische Königin. (IV, Taf. 74, 12).


2. Or. Reichsarchiv München.     1340 April 3.     Abb. Mon. boica 11, Taf. 6, No. 35b.

Zwischen vier Schilden, auf dem mit Krone bedachten Throne sitzend, die Rechte an die Brust gelegt, mit der Linken einen Hund auf dem Schoße haltend. Schilde: rechts oben Löwe (Böhmen), unten Löwe über Balken (Luxemburg), links oben Löwe (Pfalz), unten gerautet (Bayern) (I, Taf. 52, 4).


3. Or. Reichsarchiv München.     1340 Mai 28.     Abb. Mon. boica 3, Taf. 3, No. 16 (schlecht).

Eine Frauenbüste mit Gebende und davon herabfallender Schleier. Über dem Haupte halten zwei Löwen eine Krone (I, Taf. 52, 5).


4. Or.Reichsarchiv München.     1348 Mai 25.     Abb. Heffner IX, 76.

Die Kaiserin sitzend auf einer Bank ohne Rücklehne, die auf der Vorderseite auf zwei Medaillons je einen einfachen Adler trägt. In der Rechten der Reichsapfel, die Linke liegt auf der Brust. Unter der Laubkrone fallen lange Locken herab, das Ober- und Unterkleid sind einfach, ohne jede Verzierung (I, Taf. 52, 6).


[39] 5. Or. Reichsarchiv München.     1349 April 11.     Abb. Heffner VIII, 77.

Sekret (Witwe). Ein einfacher rechtssehender Adler, dessen Schwanz nicht, wie gewöhnlich, in Schnörkeln ausgeht, sondern natürlich, gerade abwärts steht (I, Taf. 52, 7).


6. Or. Reichsarchiv München.     1352 Sept. 21.     Mon. boica Tom. III, Taf. III, No. 14.

Witwe. In 16bogiger Einfassung rechtssehender Adler, auf dessen Brust rautenförmiger Schild mit vier Löwen (I, Taf. 52, 8).


Friedrich der Schöne


1. Or. Archiv Kloster Melk.     1313 Juni 12.     Abb. v. Sava a. O. 104, Fig. 8 und 106, Fig. 12.

Herzogssiegel. Sehr ähnlich dem Siegel Albrechts I. 2 (I, Taf. 44, 4), nur fehlen auf der unverbrämten Pferdedecke die Wappenschilde (I, Taf. 53, 1).

Rücksiegel: Der steierische Panther trägt den österreichischen Bindenschild auf dem Leibe, und zwar horizontal mit der Spitze nach vorwärts. Zwischen den Hinterfüßen und unterhalb des Schweifes eine heraldische Rose (I, Taf. 53, 2).


2. Or. Hausarchiv Wien.     1305 Juni 29.     Abb. v. Sava a. O. 105, Fig. 10.

Herzog. Ein Rosenornament aus sechs miteinander verbundenen Zirkelabschnitten umschließt den schräggestellten österreichischen Bindenschild, auf dem ein gekrönter Helm mit dem Pfauenfederbusch ruht. Zu jeder Seite des Schildes erhebt sich eine schlanke Säule, außerhalb welcher sich im damaszierten Siegelfelde je zwei übereinander stehende Vögel befinden. Die innere Seite der Zirkelabschnitte, sowie die Außenwinkel des Rosenornamentes sind mit Maßwerk ausgefüllt (I, Taf. 53, 3).


3. Gipsabdruck in der v. Savaschen Sammlung zu Wien No. 2012 (mit Jahr 1310).     Abb. v. Sava a. O. 106 Fig. 11.

Sekret aus der Herzogszeit. Der steierische Panther, den österreichischen Schild (schräg mit der Spitze nach rückwärts) auf dem Leibe tragend, zwischen beiden Hinterfüßen und unterhalb des Schweifes eine heraldische Rose (I, Taf. 53, 4). Wahrscheinlich auch als Rücksiegel benutzt.


4. Or. Geh. Haus- und Staatsarchiv Stuttgart.     1315 April 16.     Abb. v. Sava a. O. 105 Fig. 9 und Heffner X. 78.

Königliches Thronsiegel (I, Taf. 53, 5).

Vorkommen: 1315–1330. In Gebrauch von der Königskrönung bis Ende der Regierung, mit Ausnahme der Zeit von 1322–1325. Vgl. II. 4. Gebrauch mehrerer Siegelstempel.

Rücksiegel:

Gipsabdruck Siegelsammlung v. Sava in Wien.     Ohne Datum- und Provenienzangabe.     Abb. v. Sava a. O. 107 Fig. 14.

Ein sitzender Adler, den Kopf nach rückwärts gewendet (I, Taf. 53, 6). Das Siegel ist eine Verfälschung des Rücksiegels von Ludwig (I, Taf. 51, 1) im Gipsabdruck. Es wurde von Römer-Büchner in Frankfurt a. M. Sava ohne nähere Daten mitgeteilt. Haberditzl a. O. 659.


5. Or. Reichsarchiv München.     1318 Okt. 28.     Erw. Heffner No. 99 (mit unrichtiger Umschrift).

Königssekret. Ein einfacher rechtsschauender Adler (I, Taf. 53, 7).

Vorkommen: 1318–1329.


6. Or. Hausarchiv Wien.     1325 Sept. 3.     Abb. v. Sava a. O. 106, Fig. 13.

Königssekret. Im Siegelfelde schwebt ein einfacher Adler mit dem österreichischen Bindenschilde auf der Brust (I, Taf. 53, 8).


Isabella, Gemahlin Friedrichs


Or. Hausarchiv Wien.     1330 Juli 4.     Abb. Heffner IX, 79 und Ber. des Altertumsver. Wien 2, 110.

Die Königin sitzt auf einer Bank mit Spitzbogennischen, ohne Rück- und Armlehne, deren Fußbrett mit Blumen verziert ist. Unter der Laubkrone fallt der Schleier herab. Das lange, um die Mitte des Leibes ungegürtete Kleid ist am Halse verbrämt, darüber ein weiter offener, über den Schoß in Falten gelegter Mantel, dessen Säume gestickt sind und dessen Schnur an rosenförmigen Buckeln befestigt ist. Die Linke ist an die Brust gelegt, in der ausgestreckten Rechten der Reichsapfel. Im damaszierten Siegelfelde schwebt der Adler (I, Taf. 53, 9).


Karl IV.


1. Or. Gipsabdruck der Siegelsammlung Lepsius, Großherzogl. Bibliothek Weimar.

Reitersiegel, als Markgraf von Mähren. In der Rechten das gezückte Schwert, in der Linken ein quadrierter Schild (1 böhmischer Löwe; 2 · 3 luxemburger Löwe; 4 mährischer Adler). Lindner, Das Urkundenwesen Karls IV. und seiner Nachfolger, S. 45 (II, Taf. 1, 1).


2. Or. Landesarchiv Brünn.     1349 Juli 13.

Sekret, als Markgraf von Mähren. Ein quadrierter Schild (1 böhmischer Löwe; 2 · 3 luxemburger Löwe; 4 mährischer Adler), von zwei Greifen flankiert, darüber ein Engelsköpfchen mit fliegenden Bändern und ausgebreiteten Armen. Lindner a. O. 45 (II, Taf. 1, 2).

Vorkommen: Karl IV. führte es noch als erwählter König als Notbehelf in der Übergangszeit. Urkunden vom 19. September bis 4. Oktober 1346 tragen noch dieses Sekret.

Vgl. II. 5. Beurkundung und Besiegelung.


3. Or. Staatsarchiv Coblenz.     1346 Dez. 14.

Siegel, als König von Böhmen und Graf von Luxemburg (sigillum regni nostri Bohemie et comitatus Lutzilinburgensis). Der König, unbärtig und jugendlichen Antlitzes mit langen Locken, sitzt auf gotischem Throne, in der auf den Schoß gestützten Rechten das [40] Zepter, in der erhobenen Linken der Reichsapfel mit Kreuz. Rechts neben dem Throne der Wappenschild mit dem böhmischen, links der mit dem luxemburger Löwen. Lindner a. O. 45 (II, Taf. 1, 3).

Rücksiegel:

Or. Staatsarchiv Coblenz.     1346 Dez. 8.

Dem mährischen Sekrete No. 2 sehr ähnlich, nur zeigt es quadriert die böhmischen und luxemburger Löwen (II, Taf. 1, 4).

Vorkommen: Da Urkunden vom 19. September bis 4. Oktober 1346 noch das mährische Sekret No. 2 tragen, so dürfte No. 3 nicht vor dem 4. Oktober fertiggestellt und an die unter früherem Datum gegebenen Urkunden erst nachträglich angehängt oder letztere rückdatiert sein.


4. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 3207.     1350 Febr. 6.     Abb. Heffner IX, 82.

Königliches Thronsiegel (typarium majestatis nostre, typ. regie celsitudinis nostre, am häufigsten sigillum majestatis nostre, unser königliches insiegel, manchmal unser königl. Maj. insiegel). Der König mit Vollbart sitzt auf einem reich verzierten gotischen Throne. Unter der Laubkrone fällt langes Haar herab. In der Rechten das Zepter, in der ausgestreckten Linken der Reichsapfel. Auf der rechten Seite des Thrones ein Dreieckschild mit dem Adler, auf der linken ein solcher mit dem böhmischen Löwen. Lindner a. O. 46 (II, Taf. 1, 5).

Vorkommen: Der Stempel war bereits am Krönungstage zu Bonn (26. November 1346) fertig, die zahlreich an diesem Tage erlassenen Urkunden tragen ihn bereits, doch kommt daneben bis zum 14. Dezember 1346 mehrfach vor No. 3, sowohl das große, als dessen Rücksiegel allein als „heimliches Ingesiegel“ (II, Taf. 1, 3. 4). Vielleicht liegt hier, wie bei No. 3, der gleiche Fall vor, daß das neue Siegel erst einige Zeit nachher fertig wurde, wofür spricht, daß in den meisten Urkunden vom 26. Nov. das Datum nachträglich hinzugesetzt ist.

Als Rücksiegel des Königssiegels, eingedrückt in den Wachskörper, ohne rotes Wachs, wird anfangs das Sekret No. 2 noch verwendet, doch verschwindet es seit dem 12. Dezember HR 308 und 309, wie auch das böhmisch-luxemburgische Siegel No. 3 an seinem letzten Tage, dem 14. Dezember (HR 313) kein Rücksiegel hat. Fortan zeigt das Königssiegel nur die bekannten, selten zwei, meist drei auch vier Daumendrücke. Wenn aber noch später zwei Urkunden vom 6. Mai 1348 und 12. September 1349 (HR 676 und 1150 Or. Coblenz), beide für Balduin von Trier, wiederum No. 3 als Rücksiegel tragen, so erklärt das Lindner damit, daß Balduin gegenüber sich auch sonst Ausnahmen finden.


5. Or. Stadtarchiv Mühlhausen i. Th. 1349 April 12.     Abb. Pelzel, K. Karl IV. Erw. Heffner No. 110.

Königssekret (kleines insigel, sigillum minus, sigillum regium, sigillum, insigel in den Urkunden genannt). Einfacher Adler, unten zwischen den Fängen und Flügeln ist zu beiden Seiten je ein Ringchen zu sehen. In der Siegelformel wird während dieser Periode überhaupt nicht immer ein Unterschied zwischen Sekret und Thronsiegel gemacht. Es wird sowohl als hängendes, wie als aufgedrücktes Siegel (sigillum impressum, auf-, an-, beigedrucktes insiegel) verwandt. Nur in den ersten Jahren fehlt vereinzelt die Wachsschüssel. Lindner a. O. 47 (II, Taf. 1, 6).


6. Or. Staatsarchiv Wien.     1347 Sept. 1.     Abb. des Averses Heffner XI, 85.

Königsgoldbulle. Avers: Der König sitzend auf einem Stuhle, mit gegitterter Rücklehne, trägt eine Laubkrone, der auf der Brust zusammengehaltene Mantel ist an den Säumen mit Borten besetzt, die Stola fällt bis auf die Füße herab. In der Rechten das Laubzepter, in der emporgehobenen Linken der Reichsapfel. Lindner a. O. 48 (II, Taf. 2, 1).

Revers: Ein Torgebäude mit zwei runden Türmen, mit Kuppeldächern und einem Mittelbau mit Spitzdach, in jedem der drei Stockwerke drei Spitzbogenfenster. Unten ein offenes Rundbogentor, in dem in drei Zeilen: AVR | EA R | OMA. Die äußeren Türme sind mit dem Mittelbau oben durch schräglaufende Galerien, die sich an beiden nach außen ausladen, unten durch niedere Querbaue verbunden (II, Taf. 2, 2).

Vorkommen: zuerst 1347 Sept. 1 (Or. Wien).


7. Or. Stadtarchiv Frankfurt a. M.     1353 Dez. 13.

Hofgericht (Königszeit). Stehende Figur des Königs bis zum Knie, in der Rechten das querliegende Schwert, in der Linken das Zepter. Lindner a. O. 48 (II, Taf. 2, 3).

Rücksiegel: in allem das verkleinerte Bild der Vorderseite. Eingedrückt in den Wachskörper, ohne rote Überschicht. – Anfangs hat das Hofgerichtssiegel kein Rücksiegel (II, Taf. 2, 4).


8. Or. Stadtarchiv Breslau (Sign. M 9b).     1344 Jan. 7.

Kanzlei der Landeshauptmannschaft in Breslau. Das Siegel war schon unter König Johann im Gebrauch (Or. Stadtarchiv Breslau 1336 6/7, 1339 4/9, 1340 7/1, 1344 24/4, 1345 12/3). Im quadrierten Schilde (1 · 4, 2 · 3) der böhmische Löwe und der schlesische Adler. Lindner a. O. 49 (II, Taf. 2, 5).

Unter Karl IV. – das älteste im Stadtarchive zu Breslau vorhandene Landeshauptmannschaftssiegel von 1350 27/1 (F. 29, 1) hat noch kein Rücksiegel – zeigt das Siegel das Wappen des jedesmaligen Kanzlers des Fürstentums als Rücksiegel:

1. Or. Stadtarchiv Breslau (A 32a).     1345 März 12.

Im Schilde zwei gekreuzte Hirschstangen, Siegel des Kanzlers Grafen Otto von Dohna (II, Taf. 2, 6).


2. Or. Stadtarchiv Breslau (M 10a).     1351 Juni 8.

Im Schilde ein nach oben gebogenes Horn (Halbmond?), an beiden Enden besteckt mit Sternen? Siegel des Kanzlers Dithmar von Meckbach (II Taf. 2, 7).

Zum ersten Male, weniger gut erhalten, in einer Urkunde Karls IV. vom 11. Nov. 1350.

[41] Am 24. März 1353 bestimmte Karl IV. (Klose, Documentierte Gesch. von Breslau 2, 200), daß der Kanzler des breslauer Fürstentums zwei Siegel, eines „ad hereditates et causas“, das andere „ad citationes“ (Gerichtsvorladungen) führen solle, also analog wie im Fürstentum Schweidnitz. Es scheint demnach, daß dieses Rücksiegel auch als kleines Siegel diente. Ein Beispiel ist jedoch bisher nicht bekannt.


9. Or. Staatsarchiv Coblenz.     1349 Febr. 9 (Huber 856) und 1349 Febr. 17 (HR 869).

Siegelring. Porträtkopf des Königs im Profil nach rechts gewandt, geschmückt mit der Krone, mit geringem Bartansatz. Die schlichten Haare sind mäßig lang, die Wangen, mit starken Backenknochen, ziemlich hager, die Nase spitz, mit Schnurrbart und geringem Kinn- und Backenbart (II, Taf. 3, 1. 2).

Unzweifelhaft ist das Siegel dasselbe, das nach Wencker (Coll. arch. 377) sich an der Urkunde von 1354 Juli 20 befindet: „aufgedrückt ein gekrönter Kopf mit der Umschrift: K. rex Boemie“. Daß es im Ringe getragen wurde, geht aus der Siegelformel hervor: „geben unter unsers heimlichen fingerlins zeichen, wann wir unser insiegel jetzt nicht bei uns haben“. Dasselbe Siegel war wohl auch an der jetzt verlorenen Urkunde von 1349 Juli 26 (HR 1098). Karl versprach, die erteilten Vollmachten sollten nur mit Briefen widerrufen werden, „die mit unserm großen ingesiegel versiegelt und unserm handvingerlin und auch unser selbes hendeschrift gezeychnet werdent“. Lindner a. O. 50.

Vorkommen: 1346 Dez. 14–1354 Juli 20.


10. Or. Stadtarchiv Breslau.     1352 Mai 14.

Siegelring. Die erhaltenen Wachsspuren des Papiertektursiegels lassen den böhmischen Löwen erkennen, und es scheint, als ob das Siegel auch nicht mehr enthalten hat. Von einer Umschrift ist keine Spur erhalten. Dieses signum secretum, wie das Siegel in der Urkunde bezeichnet ist, kann wohl nur ein Siegelring gewesen sein. Lindner a. O. 51 (II, Taf. 3, 3).


11. Or. nicht vorhanden.

Zwei Urkunden von 1354 Febr. 17 und 1355 April 5 (HR 1783, 2058) waren besiegelt – die Siegel sind verloren – sub annulo et sigillo secreto Henrici imperatoris und sub sigillo nostro, quod olim fuit Henrici Romanorum avi nostri karissimi (I, Taf. 47, 5). Es ist dasselbe Siegel, dessen sich auch Wenzel (No. 7) bediente. Lindner a. O. 57. Vgl. S. 36.


12. Gipsabdruck der Siegelsammlung Lepsius, Großherzogl. Bibliothek Weimar.     Ohne Datum- und Provenienzangabe, auch Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 4058.     1373 Nov. 1.     Heffner X, 83. 84.

Kaiserliches Thronsiegel (sub imperialis majestatis nostre sigillo, kaiserl. majestat insigel), dem Ludwigs des Bayern nachgebildet. Der Kaiser, bärtig, sitzend auf einem nicht sichtbaren Stuhle, zu dessen Seiten je ein Adler, den Kopf sich zugewendet, mit den Schnäbeln an Ringen zwei dreieckige Schilde haltend, auf den rechts der einfache Adler, links der böhmische Löwe sich befinden. Das Haupt bedeckt mit einer mitraförmigen Bügelkrone, von der rückwärts Bänder herabfallen. In der Rechten das Laubzepter, in der Linken der Reichsapfel. Der auf der Brust durch eine Agraffe zusammengehaltene Mantel steht weiter unten offen und läßt die auf der Brust gekreuzte, um den Leib durch den Gürtel gehaltene kaiserliche Stola sehen. Unter dem Schemel drei Bögen, in deren mittlerem der Buchstabe W – wohl auf den böhmischen Schutzpatron St. Wenzel zu deuten – steht. Lindner 52 (II, Taf. 3, 4).

Rücksiegel (in rotem Wachs), nie fehlend. Der einfache linkssehende Adler (II, Taf. 3, 5).

Dieses Rücksiegel ist auch vereinzelt selbständig verwendet worden. Urk. 1360 Juli 8. Vgl. II. 4. Gebrauch mehrerer Siegelstempel.


13. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 3424.     1355 Dez. 4.     Abb. Heffner XI. 86, 87 und K. Schlosser im Jahrb. des Allerh. Kaiserhauses 13.

Kaisergoldbulle. Avers: Der Kaiser sitzend auf einer Bank mit doppeltem Sitzkissen, unter Spitzbögen, im Krönungsornate mit Bügelkrone, Laubzepter und Reichsapfel. Zu beiden Seiten des Sitzes in Dreieckschilden rechts der einfache Adler, links der böhmische Löwe (II, Taf. 3, 6).

Revers: unverändert, gleich dem der Königsgoldbulle No. 6 (II, Taf. 3, 7).


14. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 3780.     1364 November 11.     Erw. Heffner No. 109.

Kaisersekret. Der rechtssehende Adler in gewöhnlicher Darstellung. Lindner 53 (II, Taf. 4, 1).


15. Or. Stadtarchiv Breslau (Clar. Breslau 129b).     1361 Dez. 20.

Jüngeres Siegel der Landeshauptmannschaft in Breslau. Der Herrscher als böhmischer König, stehend, in der Rechten der Reichsapfel, in der Linken das Zepter, rechts der Schild mit dem böhmischen Löwen, links der mit dem mährischen Adler. Lindner 55 (II, Taf. 4, 2). Vgl. No. 8.

Vorkommen: Auch in der Kaiserzeit wurde das ältere Landeshauptmannschaftssiegel No. 8 (II, Taf. 2, 5) beibehalten. Es findet sich zuletzt an einer Urkunde von 1360 Febr. 26, das jüngere zuerst an einer solchen von 1361 Okt. 26. Als dann mehrere Jahre später bekannt wurde, daß von diesem Siegel in betrügerischer Absicht Abdrücke in Schwefel gemacht und benutzt waren, befahl Karl IV. 1364, den Stempel zu zerschlagen und einen neuen anzufertigen. Doch ist man diesem Befehle nicht nachgekommen oder der Befehl zurückgenommen worden, da der Stempel weiter bis unter Sigismund No. 14 in Gebrauch blieb. Vgl. Klose, Doc. Gesch. von Breslau 2, 222 ff. und II. 1. Siegelstoff und Siegelstempel.

Das Rücksiegel, fortan rot, enthält wie früher, Wappen und Namen des breslauer Kanzlers:

1. Or. Stadtarchiv Breslau (Sign. HL).     1360 Febr. 26.

Hausmarke, Siegel des Kanzlers Jakob von Kanth (II, Taf. 4, 3).


[42] 2. Or. Stadtarchiv Breslau (Sign. Par. II, 54).     1365 Febr. 3.

Ein Dreieckschild mit dem Buchstaben W, Siegel des Kanzlers Johannes Wittel (II, Taf. 4, 4).


16. Or. Reichsarchiv München.     1365 Sept. 23.

Kanzlei für die Oberpfalz. Karl IV. als böhmischer König auf breitem, gotischem Throne sitzend, in der Rechten das Schwert, links der Schild mit dem böhmischen Löwen; Siegelfeld mit Laubwerk. Lindner a. O. 55 (II, Taf. 4, 5).


17. Or. Stadtarchiv Frankfurt a. M. (Privilegien 208).     1376 Juni 30.

Kaisersekret (versigelt mit unserm heymelichen ingesigel). Eine länglich viereckige Gemme, darstellend einen bärtigen Kopf mit Barett, rund gefaßt, rechts ein Schild mit dem böhmischen Löwen, links ein solcher mit dem einfachen Adler (II, Taf. 4, 6).


18. Originalsiegel in meinem Besitz (Geschenk des Freiherrn Dr. Oscar von Mitis zu Wien, der das an Pergamentstreifen angehängt gewesene, später von der Urkunde abgeschnittene Siegel 1897 aus böhmischem Privatbesitz erwarb).

Wohl Siegelring. Rechts der Adler, links der böhmische Löwe, darüber zwischen beiden ein K (Karolus). Die Schale des Siegels von ungefärbtem, der Siegelabdruck in rotem Wachs (II, Taf. 4, 7).


19. Abgefallenes, im Trödelladen erworbenes Originalwachssiegel in meinem Besitz.     Abb. Heffner XI, 88.

Hofgericht (Kaiserzeit) Der Kaiser bis zum Knie, im Krönungsornate, der bärtige Kopf mit der Bügelkrone bedeckt, in der Rechten quer vor sich ein Schwert, in der Linken an die Hüfte gedrückt den Reichsapfel haltend (II, Taf. 5, 1. 2).

Rücksiegel: in allem das verkleinerte Bild der Vorderseite, stets farblos.


Falsche Siegel: II, Taf. 51, 3–5; 57, 6; IV, Taf. 83, 4.


Anna, dritte Gemahlin Karls IV.


Or. Landesarchiv Prag.     1361 Juni 6.     Abb. Pelzel, Wenceslaus Taf. I, 1. Erw. Heffner No. 111.

Ein rechtssehender Adler im Sechspaß (II, Taf. 5, 3).


Elisabeth, vierte Gemahlin Karls IV.


Or. Domarchiv Prag. 1371 Juni 20.

Dasselbe Bild wie das vorige (Anna) (II, Taf. 5, 4).


Günther


1. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 3090.     1347 April 21.     Abb. Hoffmann, Günther v. Schwarzburg, Taf. No. 3 und Posse, Siegel des Adels der Wettiner Lande 1, Taf. 10 No. 4.

Grafensiegel. Im Dreieckschilde der schwarzburger Löwe (II, Taf. 6, 1).


2. Or. Stadtarchiv Frankfurt a. M.     1349 Febr. 7.     Abb. Heffner XI. 80 und Posse a. O. Taf. 11 No. 1, 2.

Königliches Thronsiegel. Der König sitzend auf einem mit Spitzbögen und Giebelblumen verzierten Throne, auf dem Haupte die Laubkrone, in der Rechten das Laubzepter, in der Linken der Reichsapfel. Das auf der Schulter mit einer Schließe geheftete Oberkleid ist wie das Unterkleid ohne weiteren Schmuck. Das Sitzkissen mit einem Teppich belegt, die Füße ruhen auf einem liegenden Löwen (II, Taf. 6, 2).

Rücksiegel: ein einfacher rechtsschauender Adler (II, Taf. 6, 3).


3. Or. Geh. Archiv Rudolstadt.     1349 März 12.     Abb. Heffner X, 81 und Posse a O. Taf. 10, No. 5.

Königssekret. Im Dreieckschilde der einfache Adler, von kleinen Flämmchen umgeben (II, Taf. 6, 4).


Elisabeth, Gemahlin Günthers


Or. Henneberg gemeinschaftl. Archiv Meiningen.     1354 Juli 18.     Abb. Posse a. O. Taf. 11, No. 3.

Stehende weibliche Figur, in der Rechten den gräflich honsteiner Schild, in der Linken den schwarzburger Helm haltend (II, Taf. 6, 5).

Vorkommen: (Or. Sondershausen 1355 29/9).


Wenzel, Herzog von Luxemburg, Reichsvikar, Bruder Karl IV.


Or. Stadtarchiv Frankfurt a. M.     1367 März 17.     Abb. Privilegia et Pacta Tab V, 1. Erw. Heffner No. 112 (fälschlich König Wenzel zugeschrieben).

Schräg gestellter, dreieckiger, von Böhmen, Luxemburg, Limburg und Brabant gevierter, mit einem Kübelhelm mit doppeltem Fluge bedeckter Schild. Das Siegelfeld ist gegittert, in den Gittern kleine Löwen.

Wenzel bedient sich in der Urkunde seines gewöhnlichen Siegels ohne jedes Abzeichen der Würde des Reichsvikars und ohne Erwähnung in der Umschrift. Der Titel lautet: Wir Wentzel von Beheim von gottes gnaden hertzoge zu Lützenburg, zu Brabant. und zu Lympurg, dyseit dess Lampartischen gebirgis gemein vicarien in allen landen (II, Taf. 5, 5).


Wenzel


1. Or. Staatsarchiv Wien.     1361 Aug. 1.     Pelzel, Lebensgesch. des Röm. u. Böhm. Königs Wenceslaus, Taf. I, No. 2.

Jugendsiegel, Siegel des kaum Sechsmonatlichen. Ein achteckiger Schild mit dem böhmischen Löwen. Lindner a. O. 60 (II, Taf. 7, 1).


2. Or. Geh. Staatsarchiv Berlin.     1363 Juli 25.     Abb. Gercken, Cod. dipl. Brandenburg. 3, Taf. II, 6. Pelzel a. O. Taf. I. 3.

Älteres böhmisches Königssiegel (Thronsiegel). Der König auf dem Thron sitzend, daneben sieben Wappenschilde seiner Erbländer, die um den Rand des Siegels in Form von Zirkeln herumgestellt sind, und zwar [43] von links anfangend: Böhmen, Luxemburg, Oberlausitz, Niederlausitz, Stadt und Grafschaft Sulzbach, Brandenburg, Schlesien. Lindner a. O. 60 (II, Taf. 7, 2).

Älteres Rücksiegel:

Or. Geh. Staatsarchiv Berlin.     1363 Juli 25.

Ein zweiköpfiger Adler in gotischer Umrahmung, der auf der Brust den böhmischen Löwen führt (II, Taf. 7, 3).


Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 4962.     1396 Aug. 16.     Heffner X, 89.

Jüngeres Rücksiegel (1371 Mai 12 zuerst): Ein zweiköpfiger Adler, wie vorher, anstatt der gotischen Umrahmung eine einfache Kreislinie (II, Taf. 7, 4).


3. Or. Geh. Staatsarchiv Berlin.     1373 Juni 4.     Abb. Gercken a. O. 3, Taf. 111, 7.

Böhmisches Sekret. Ein Dreieckschild mit dem böhmischen Löwen. Über dem Schild die böhmische Königskrone, rechts daneben im damaszierten Siegelfelde das Zepter, links die Weltkugel. Lindner a. O. 60. (II, Taf. 7, 5).

Vorkommen: Nach Pelzel a. O. 34 Anm. 1 schon 1363 im Gebrauch, doch erst findbar an der Urkunde 4. Juni 1374, wo als Rücksiegel der Fingerring Heinrichs VII. (I, Taf. 47, 5) diente. Auffälligerweise trägt hier das Sekretsiegel, denn als solches müssen wir es zweifellos ansehen, ein Gegensiegel, aber in der Urkunde selbst ist angegeben: Kaiser und König siegelten mit ihren großen anhängenden Insiegeln, und in der Tat hängt Karls Majestätssiegel. Wahrscheinlich war Wenzels Majestätssiegel nicht zur Stelle, und so wurde in der Not sein kleines Siegel durch Beifügung des Gegensiegels zu einem solchen umgeschaffen. An einer zweiten Urkunde 1376 Mai 8 (Or. Universitätsbibliothek Prag) ist es ohne Rücksiegel. Vgl. No. 7.


4. Or. Geh. Staatsarchiv Berlin.     1374 Mai 28.     Abb. Gercken a. O. Taf. III, 8.

Jüngeres böhmisches Königssiegel. Der König, gekrönt, auf dem Throne sitzend, in der Rechten das Zepter, in der Linken der Reichsapfel. Unten zur Rechten des Thrones der Schild mit dem böhmischen Löwen, zur Linken mit dem brandenburger Adler. An den Schemel anstoßend die Wappen der Ober- und Niederlausitz, sowie Schlesiens. Die hohe Rücklehne ist in drei Reihen geschmückt, abwechselnd mit den Bildern des Adlers und des Löwen. Im Siegelfelde die Buchstaben K und A. Lindner a. O. 61 (II, Taf. 7, 6).

Rücksiegel: II, Taf. 7, 4.

Vorkommen: Die Vertauschung mit dem älteren Siegel No. 2 hat in der Zeit zwischen 1373 Sept. 1 und 1374 Dez. 31 stattgefunden. Da nur der Titel eines Markgrafen der Lausitz in den eines Herzogs umgewandelt ist, so hängt die Siegeländerung wahrscheinlich zusammen mit den Teilungsplänen Karls IV., der Wenzel in der Lausitz, in welcher der jüngste Sohn Johann ausgestattet werden sollte, die Oberherrschaft zudachte.


5. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 5303.     1404 Juli 6.     Abb. Gercken a. O. Taf. IV, 9 und Pelzel a. O. Taf. II, 6. Erw. Heffner No. 112.

Römisches Königssiegel. Offenbar der Stempel Karls IV. (II, Taf. 1, 5), mit neu geschnittener Umschrift. Lindner a. O. 62 (II, Taf. 8, 1).

Das rote Rücksiegel (II, Taf. 7, 4), das immer vorhanden ist, behielt Wenzel auch nach seiner Absetzung unverändert bis an sein Lebensende bei.


6. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 5779.     1419 Juli 11.     Abb. Pelzel a. O. Taf. II, 7. Erw. Heffner No. 117.

Königliches Sekret. Der rechtssehende Adler, wie unter Karl IV. (II, Taf. 1, 6), aber neugeschnitten. Lindner a. O. 62 (II, Taf. 8, 2).

Behielt Wenzel auch nach seiner Absetzung unverändert bis an sein Lebensende bei.


7. Or. k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien.     1387 Juli 25.

Siegelring Heinrichs VII. (I, Taf. 47, 5) benutzt auf dem Rücken der Urkunde unter Papierdecke und als Rücksiegel von No. 3. Lindner 63. Hier genannt: unser haimliches bettschaft. Vgl. Karl IV. No. 11.


8. Or. Nationalarchiv Paris (Tresor des chartes II. supplém. mélanges J. 1043, No. 6).     [1400] Sept. 12.

Siegelring, der ein W trägt. Im Texte der Urkunde als secretum nostrum bezeichnet (II, Taf. 8, 3).


9. Or. Staatsarchiv Breslau (Leubus 384).     1403 Jan. 28.

Breslauer Fürstentumssiegel, wie das unter Karl IV. No. 15 (II, Taf. 4, 2). Lindner a. O. 63 (II, Taf. 8, 4).

Rücksiegel der jeweiligen Kanzler des Fürstentums:

1. Or. Stadtarchiv Breslau (Sign. Priv. Urk.).     1399 Mai 13.

Kanzler Bohuslav von Nechwaliz. Im Schilde ein Adler (II, Taf. 8, 5).


2. Or. Stadtarchiv Breslau (AAA 7).     1417 Mai 22.

Kanzler Bunzlau. Ein menschlicher Kopf, mit Bruststück (II, Taf. 8, 6).


10. Or. Staatsarchiv Breslau (Leubus 275).     1395 Juni 22.     Pelzel a. O. Taf. II. 8 und Heffner XII. 90.

Größeres Siegel für das Fürstentum Schweidnitz. Der König auf dem Throne sitzend in anliegendem, gegürteten Unterkleide, über dem der Mantel an der Brust durch eine Spange festgehalten wird. Dieser, unter dem rechten Arme durchgezogen, ist in Falten über den Schoß gelegt. In der erhobenen Rechten der Reichsapfel, in der ausgestreckten Linken ein mit Blätterknorren verziertes Zepter. Auf dem Haupte eine fünfzackige Krone, von denen drei Zacken an der Spitze mit drei in Kleeform zusammengehaltenen Perlen, die anderen aber nur mit einer Perle verziert sind. Das Haar zu beiden Seiten gelockt, der Sockel des Thrones steht auf einem Rundbogen, die niedere Rücklehne ist an den Ecken mit kleeförmigen Kronen besetzt. Im damaszierten Siegelfelde befinden sich in gleicher Höhe mit der Sitzfläche des Thrones rechts [44] der Schild mit dem böhmischen Löwen, links der Schild mit dem schlesischen Adler. Lindner a. O. 63 (II, Taf. 8, 7).

Der Stempel ist mit Veränderung des Namens in der Umschrift bis 1453 im Gebrauch gewesen, dann aber ohne wesentliche Änderungen neugestochen und bis 1636 geführt worden (III, Taf. 25, 7; 33, 1; 38, 8; 43, 4; 51, 7; 57, 6), wo Ferdinand III., als der Stempel vetustate temporis zerbrach, einen neuen (III, Taf. 57, 7), unter Anlehnung an den alten, stechen ließ, dem das Stichjahr 1636 am Ende der Umschrift zugefügt wurde. Diesen Stempel übernahm auch Ferdinand IV. (III, Taf. 60, 2) mit Änderung der III. in IV. und der Jahreszahl in 1649. Darauf ließen Leopold I. (III, Taf. 65, 4) mit dem Stichjahr 1658 und Karl VI. (IV, Taf. 8, 7) mit dem Stichjahr 1711 neue Stempel anfertigen. Von Josef I. ist kein Siegel erhalten.


11. Or. Staatsarchiv Breslau (Sandst. Breslau 72).     1396 Jan. 17.

Kleineres Siegel für das Fürstentum Schweidnitz. Quadrierter Schild 1 · 4, 2 · 3 (böhmischer Löwe und schlesischer Adler). Lindner a. O. 63 (II, Taf. 8, 8).


12. Or. Savasche Siegelsammlung Wien 1297 (Vorderseite).     Abb. Heffner XII. 91.     Rücksiegel: Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 4985.     1397 Jan. 16.

Hofgericht. Der König bis zum Knie, bärtig, die Laubkrone auf dem Haupte, im Krönungsornate, in der Rechten ein Schwert quer vor sich haltend, mit der Linken den Reichsapfel an die Seite drückend. Das Siegelfeld gegittert. Lindner a. O. 63 (II, Taf. 9, 1).

Rücksiegel: in allem das verkleinerte Bild der Vorderseite (II, Taf. 9, 2).


13. Or. Departementalarchiv Lille.     1357 März 18.     Abbildung der Vorderseite Demay, Inventaire des sceaux de la Flandre No. 243.[4]

Alliancesiegel Wenzels und seiner Gemahlin Johanna. Gespaltener Schild: rechts quadriert der böhmische und luxemburger Löwe; links quadriert der brabanter und böhmische Löwe (II, Taf. 9, 3).

Rücksiegel: Eine unter einem Baldachin stehende weibliche Figur, in der Rechten haltend einen mit dem böhmischen und luxemburger Löwen quadrierten Schild, in der Linken einen solchen mit dem brabanter und böhmischen Löwen (II, Taf. 9, 4).


Johanna, Gemahlin Wenzels[5]


1. Vgl. Wenzel No. 13 (II, Taf. 9, 3. 4).


2. Or. Departementalarchiv Lille.     1372 Sept. 2.     Abb. Vredius, gen. com Flandriae Taf. 65.

In der Mitte einer gotischen, mit Kronen und Löwen geschmückten Rosette ein mit dem böhmischen und luxemburger Löwen gevierteter Schild (II, Taf. 9, 5).


Ruprecht


1. Or. Reichsarchiv München.     1364 Dez. 14.

Reitersiegel, als Pfalzgraf bei Rhein und Herzog von Bayern. Der nach rechts galoppierende Reiter, umgürtet mit dem Schwert, in der Rechten eine Lanze, zur Seite ein gerauteter Armschild, zwei Löwen vorn und hinten auf der Pferdedecke. Auf dem Helme zwei Hörner, besteckt mit Lindenblättern. Lindner 64 (II, Taf. 10, 1).

Vorkommen: Nach seiner Wahl scheint Ruprecht das Siegel nicht mehr geführt zu haben.


2. Or. Reichsarchiv München.     1386 Okt. 16.

Pfalzgrafensekret. Geschrägter Schild, oben ein Löwe, unten gerautet (II, Taf. 10, 2).


3. Or. Reichsarchiv München (Miltenberger Archiv).     1399.

Pfalzgrafensiegel, dessen sich Ruprecht auch nach der Wahl in Angelegenheiten seines Landes bediente. Im Dreipaß drei Schilde: oben rechts der Löwe, links die Rauten, das untere Schild leer (Expectanzschild). Lindner a. O. 64 (II, Taf. 10, 3).


4. Or. Stadtarchiv Frankfurt a. M.     1401 Juli 4.     Abb. Heffner XII. 93.

Königliches Thronsiegel. Der König auf reichverziertem Throne sitzend, die Füße auf einem Schemel, unter welchem ein Hund. Auf jeder Seite ein Löwe, rechts über demselben im Dreieckschild der einköpfige Adler, links ein quadrierter Schild mit dem pfälzer Löwen und den bayerischen Rauten (II, Taf. 10, 4).

Stets ohne Rücksiegel, nur mit Daumeneindrücken auf der Rückseite.

Vorkommen: 1400 Juli 4, Okt. 26, Dez. 10; 1402 Dez. 26 im Stadtarchiv zu Frankfurt a. M. Im Museum daselbst befindet sich ein abgeschnittenes Originalsiegel, mit dem Jahre 1408.


5. Or. Stadtarchiv Frankfurt a. M.     1401 Juli 24.     Erw. Heffner No. 120.

Königliches Sekret. Der einfache Adler. Lindner a. O. 64 (II, Taf. 10, 5).


6. Gipsabdruck Sammlung Sava Wien 2373.     Abb. Heffner XII, 94 (Vorderseite).

Hofgericht. Der König bis zum Knie, mit der Laubkrone, in der Rechten vor sich ein Schwert haltend, in der Linken das Laubzepter. Der hintere Teil des um die Schultern geworfenen Mantels fliegt auf der rechten Seite hoch empor. Unter dem Mantel trägt der König einen Harnisch. Das Siegelfeld ist gegittert, in den Gittern Sterne. Lindner a. O. 64 (II, Taf. 11, 1).

Rücksiegel (rot): in allem das verkleinerte Bild der Vorderseite (II, Taf. 11, 2).


Fälschung: II, Taf. 51, 6.


[45]
Elisabeth, Gemahlin Ruprechts


Or. Kreisarchiv Bamberg.     1403 Juli 10.

Im Dreipaß 2 · 1 gestellte Schilde: Löwe, gerautet, geviertet (II, Taf. 11, 3).


Jobst


1. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 4703.     1389 Dez. 3.

Markgraf von Mähren. Geschachter Adler (II, Taf. 11, 4).


2. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 5031.     1398 Jan. 1.     Abb. Gercken, Cod. dipl. Brandenb. III, IV, Taf. VIII, 16.

Markgraf von Brandenburg. Ein nach rechts sehender (brandenburger) Adler (II, Taf. 11, 5).


3. Abdruck Sava 2372 (Österreich. Museum Wien).

Kleiner als No. 2. Adler ohne Krone (II, Taf. 11, 6).


4. Or. Kreisarchiv Würzburg.     1410 Dez. 26.     Erw. Heffner, No. 121.

Königssekret. Adler mit Krone (II, Taf. 11, 7).


Sigismund


1. Or. Geh. Staatsarchiv Berlin.     1374 Mai 28.     Abb. Gercken a. O. Taf. VI, 12.

Reitersiegel, als Markgraf von Brandenburg. Ein links sprengender Reiter, in der Rechten das Schwert, auf der Brust ein mit dem böhmischen Löwen und dem brandenburger Adler quadrierter Schild. Das Siegelfeld ausgefüllt mit Quadraten, in denen sich abwechselnd Löwe und Adler befinden. Lindner a. O. 65 (II, Taf. 12, 1).

Rücksiegel:

Or. Geh. Staatsarchiv Berlin (Chorin 102).     1378 Aug. 16.

Der quadrierte Schild wie auf der Vorderseite, nur kleiner. Auf dem Schilde ein Helm mit Adlerflügen. Das Ganze im Vierpaß (II, Taf. 12, 2).

Vorkommen: auch als Sekret.


2. Or. Geh. Staatsarchiv Berlin.     1388 März 16.     Abb. Gercken a. O. Taf. 14, 15.

Älteres Majestäts-(Thronsiegel) für Ungarn. Zwei Türme bilden durch einen unterbrochenen Rundbogen eine Nische, deren Hintergrund ein gegitterter, mit Lilien besäter Teppich bildet. In dieser Nische sitzt der König, mit der Laubkrone, im Krönungsornat, mit Zepter und Reichsapfel. Zu Seiten des Königs befinden sich Wappenschilde, links ein gespaltener Schild mit den altungarischen Balken und dem brandenburger Adler, ein gleicher Schild mit den altungarischen Balken und dem böhmischen Löwen. Auf beiden Seiten sitzen sich zugewendete Adler. Lindner a. O. 65 (II, Taf. 12, 3).

Rücksiegel: Schild quadriert 1 · 4, 2 · 3, mit den Wappen von Ungarn und Brandenburg (II, Taf. 12, 4).


3. Or. Staatsarchiv Wien.     1401 Okt. 29.

Neues Majestätssiegel für Ungarn. Avers = No. 2 (II, Taf. 12, 5).

Revers: Das neuungarische Wappen (silb. Patriarchenkreuz in rotem Felde) in gotischer Umrahmung, in den Spitzkappen Greife, in der obersten Spitzkappe ein Adler angebracht (II, Taf. 12, 6).

Die für Ungarn gegebenen Urkunden erhielten das ungarische Majestätssiegel, „authenticum sigillum nostrum novum duplex“, ein Münz- oder zweiseitiges Siegel. Novum heißt dieses, weil es 1401 an Stelle des älteren Majestätssiegels (No. 2) trat. Es wurde verfügt, daß alle Urkunden, die König Ludwig nur unter Sekret, Elisabeth, Maria und er selbst unter Majestätssiegel und Sekret erlassen hätten, zur Besiegelung mit dem neuen Majestätssiegel vorgelegt werden sollten. Aschbach, Gesch. K. Sigmunds 1, 261, verlegt diesen Vorgang zu spät, ins Jahr 1407. Im Februar 1401 hatte der Erzbischof Johann von Gran noch beide Siegel in Verwahrung (Fejer, Cod. dipl. Hung. X, 4, 62), später ist das ältere zerschlagen worden (propter sigillorum ipsorum dominarum reginarum deperditionem nostrorumque tarn minoris quam majoris videlicet dupplicium ex causis … legitimis confractionem). Vgl. Arch. Zeitschr. 9, 182 u. Lindner a. O. 66.


4. Or. Hausarchiv Wien.     1402 Sept. 17.     Abb. Heffner XII, 95.

Reichsvikariatssiegel. Der Doppeladler ohne Heiligenschein, zwischen den Köpfen ein S. Lindner a. O. 66 (II, Taf. 13, 1).

Mit Rücksiegel: Schild, quadriert Ungarn und Böhmen (II, Taf. 13, 2). In der Urkunde wird das Siegel als sigillum vicariatus imperii bezeichnet und ist propter carenciam nostri sigilli majestatis, ,wan wir unser majestat insigel nicht haben’, zugefügt. Als Rücksiegel dient das Sekret mit den Wappenzeichen von Ungarn und Böhmen, während sonst das Vikariatssiegel ohne Gegensiegel ist. Lindner 66 meint, daß bald nach dem 4. Februar 1402, als ihm sein Bruder auch die Regierung Böhmens übertragen, Sigismund sich ein neues Siegel habe stechen resp. das alte habe mit veränderter Umschrift versehen lassen: S. Sigismundi regis Hungarie etc. sacri Romani imperii vicarii regni Boemie gubernatoris. Weitere Nachforschungen ergeben, daß sich Lindner geirrt hat. Er las irrtümlich gubernatoris statt generalis.

Vorkommen: bereits am 1. Jan. 1401 (Or. Wien), nachdem Sigismund in den letzten Tagen des Jahres 1401 von seinem Bruder Wenzel zum Reichsverweser ernannt war.


5. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 5797.     1420 Jan. 14.     Abb. Heffner XIV, 98.

Thronsiegel (als römischer König). Zwei dreistöckige Türme, sich nach oben verjüngend, bilden, verbunden durch einen gekrümmten Spitzbogen, eine Nische, deren Hintergrund ein gegitterter, mit Lilien besäter Teppich bildet. In dieser Nische der König sitzend, mit der Bügelkrone, im Krönungsornate, mit Zepter und Reichsapfel. Rechts oben der Schild mit dem einfachen Adler, darunter der böhmische Löwe, links oben das Patriarchenkreuz (neuungarisches [46] Wappen), darunter ein dreimal geteilter Schild (altungarisches Wappen). Unten am Fußschemel rechts der Schild mit dem luxemburger Löwen, links ein Schild mit drei gekrönten Löwenköpfen (Dalmatien). Lindner a. O. 67 (II, Taf. 13, 3).

Stets ohne Rücksiegel.

Obwohl Sigismund seine Regierungsjahre von der ersten Wahl im September 1410 ab zählte und auch, nachdem er sie angenommen, alsbald den Titel eines römischen Königs führte, so hat er sich doch des Thronsiegels erst später bedient. Anfangs gebrauchte er noch sein ungarisches Siegel (No. 3), dann nur das Sekret als römischer König (No. 6). Dieses ließ er noch 1411 Juli 8 (Riedel, Cod. dipl. Brand. II, 3, 178) anbringen: wann unsere kuniglichen majestat insigel noch nit bereit was, do wir disen gegenwortigen brief … gaben. Erst nach der zweiten Wahl (1411 Juli 21) hat er das Thronsiegel gebraucht.


6. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 5832.     1421 Jan. 12.     Abb. Heffner XIV, 105.

Römisches Königssekret. Ein Engel hält den in einem zweifachen Zirkel befindlichen einfachen Adler mit den Händen an beiden Flügeln. Links neben dem Halse des Adlers ein S (igismundus). Lindner a. O. 69 (II, Taf. 13, 4). Vgl. No. 5.

Vorkommen: 1421–1431 (Staatsarchiv Wien).


7. Or. Staatsarchiv Budapest 9745.     1411 Juli 4.

Römische Königszeit: Majestätssiegel für Ungarn (Urkunde Or. Wien. 1430 Sept. 21: nostrum majus duplex sigillum, quo videlicet ut rex Hungarie utimur). Avers: Darstellung ähnlich No. 3. Über dem Throne ein Schild mit dem Patriarchenkreuze (Neuungarn), rechts vom Throne oben ein Schild mit dem altungarischen, darunter ein Schild mit dem kroatischen Wappen. Links oben ein Schild mit dem böhmischen Löwen, darunter ein solcher mit dem mährischen Adler. Unter dem Podeste der Schild mit dem luxemburger Löwen. Lindner 69 (II, Taf. 14, 1).

Revers: Ein Schild mit dem Patriarchenkreuze (Neuungarn) im Sechspaß. In den Bögen sechs Schilde: 1. Neuungarn, 2. Altungarn, 3. Kroatien, 4. Luxemburg, 5. Mähren, 6. Böhmen (II, Taf. 14, 2).

Vorkommen: Vom Beginn der Regierung als römischer König bis zur Kaiserkrönung, worauf No. 10 eingeführt wird.


8. Or. Landesarchiv Budapest 12036.     1429 April 6.

Römisches Königssekret für Ungarn. Der einfache rechtssehende Adler, die Umschrift unterbrochen durch die Schilde: Neu- und Altungarn, Böhmen und Luxemburg. Lindner 69 (II, Taf. 14, 3).

Urk. Sigismunds 1419 (Schwartner, Introd. in rem dipl. Hungar. 1802 S. 151: Rector capelle s. Spiritus de Leybicz exhibuit nobis – – et aliam nostram patentem sub appressione secreti sigilli nostri, quo ut rex Hungarie utebamur, nuper propter augmentum tituli nostri imperialis (!), sub quo aliud sigillum nostrum in alia forma similiter secretum sculpi fecimus et fabricari per nos rupti et in partes dissecti confectum. – Urk. 1412 2/10 (Or. Königsberg) Siegel verloren: quas propter carenciam sigilli nostri imperialis (!) sigillo, quo ut rex Hungarie utimur, fecimus consignari. – Nach dem Tode Wenzels ist das Siegel auch für böhmische Sachen verwendet worden.


9. Or. Landesarchiv Budapest 12785.     1435 Dez. 18.

Römisches Kaisersekret für Ungarn. Ein nimbierter Doppeladler, auf den ihn umschließenden zwei Kreislinien die Schilde von Neuungarn, Altungarn, Böhmen und Luxemburg (II, Taf. 14, 4).


10. Gipsabdruck der Mellyschen Siegelsammlung in Wien.     Mit dem Jahre 1435.

Majestätssiegel (Doppelsiegel) für Ungarn nach der Kaiserkrönung. Der Kaiser älter und mit längerem Barte dargestellt. Rechts die Schilde, Doppeladler, Altungarn, Kroatien, links Neuungarn, Böhmen, Luxemburg (II, Taf. 15, 1).

Revers: Ähnlich dem Revers der Königszeit No. 7 (II, Taf. 14, 2). In den Ecken des Sechspasses Engelsgestalten mit anderer Anordnung der Wappenschilde. Statt des mährischen Schildes der deutsche Doppeladler (II, Taf. 15, 2).


11. Ein besonderes Majestätssiegel für Böhmen war nicht vorhanden. Sigismund sagt in einer Urkunde vom 10/8 1426 (Or. Wien): pendentis autentici sigilli nostri simplicis, quo videlicet ut rex Bohemie utimur, munimine roboratas. Das Siegel fehlt jetzt, ist aber nach der Beschreibung jedenfalls das römische Majestätssiegel (No. 5) gewesen. Lindner 70. Vgl. No. 8.


12. Or. Öttingen-Spielberg. Archiv zu Öttingen.     1431 April 3.     Abb. Meusel, Geschichtsforscher 3, 120. (Altmann, Regesten No. 8418.)

Römische Königsgoldbulle. In der Darstellung ähnlich der Karls IV. Avers: Der Kaiser sitzend auf einem Thronstuhle, der auf jeder Seite ein mit Fialen und Kreuzblumen geziertes Ecktürmchen hat (II, Taf. 16, 1).

Revers: Ein Torgebäude mit zwei runden Türmen und Kuppeldächern, worauf Knöpfe und Kreuze; zwischen ihnen ein dreistöckiger Mittelbau mit Spitzdach und Kreuz, welch' letzteres zugleich den Anfang der Umschrift bildet. Im Torbogen des Mittelbaues in drei Zeilen: AVR | EAR | OMDA (II, Taf. 16, 2).


13. Gipsabdruck in der Siegelsammlung der Numismatischen Gesellschaft zu Dresden.     Ohne Datum und Provenienzangabe.     Abb. Heffner XIII, 99, 100.

Hofgericht (Königszeit), wie das Ruprechts (II, Taf. 11, 1. 2). Der König bis zum Knie, bärtig, mit Laubkrone, unter der die Haare herabfallen, in der Rechten ein Schwert quer vor sich haltend, in der Linken ein Laubzepter, unter dem Mantel ein Harnisch. Das Siegelfeld gegittert, in den Gittern Sterne. Lindner 70 (II, Taf. 16, 3).

Rücksiegel: ganz gleich, nur viel kleiner (II, Taf. 16, 4).


[47] 14. Or. Staatsarchiv Breslau (FF 31).     1423 März 27.

Siegel der Kanzlei des Fürstentums Breslau. Dasselbe, wie das unter Karl IV. No. 15 eingeführte (II, Taf. 4, 2), bei dem auch die Kaiserkrönung keine Änderung hervorbrachte; nur wechselt das Gegensiegel mit den jeweiligen Kanzlern. Lindner 70 (II, Taf. 16, 5):


1. Or. Stadtarchiv Breslau (FF 31).     1423 März 27.

Siegel des Kanzlers Matthias Dompnig. Im Schild ein Sparren (II, Taf. 16, 6).


2. Or. Stadtarchiv Breslau (Privaturk.).     1423 Juni 28.

Siegel des Kanzlers Kunz Steinkeller. Im Schild eine Hausmarke (?) (II, Taf. 16, 7).


3. Or. Stadtarchiv Breslau (S. 21).     1429 Jan 12.

Siegel des Kanzlers Michael Banke. Im Schild ein Andreaskreuz (II, Taf. 16, 8).


15. Or. Staatsarchiv Breslau (Güssau 209).     1427 Dez. 18.

Großes Siegel der Landeshauptmannschaft Schweidnitz-Jauer, die, wie Breslau, erst nach Wenzels Tode an Sigismund kam, stimmt mit dem aus Wenzels Kanzlei (II, Taf. 8, 7) bis auf die Namensänderung in der Umschrift überein. Bei ihm bringt auch die Kaiserkrönung keine Änderung hervor. Lindner 70 (II, Taf. 1,9).


16. Ein kleineres Siegel der Landeshauptmannschaft Schweidnitz läßt sich im Staatsarchiv Breslau nicht finden. Da aber das unter Albrecht II. No. 13 geführte (II, Taf. 20, 7) mit dem unter Wenzel No. 11 (II, Taf. 8, 8) bis auf Änderung des Namens in der Umschrift übereinstimmt, so ist dieses Siegel von Sigismund übernommen und nur der Name geändert und von Sigismunds Nachfolger Albrecht II. in gleicher Weise, mit Namensänderung, benutzt worden.


17. Or. Staatsarchiv Breslau (Cist. Leubus 48³).     1437 Okt. 15.     Abb. Posse, Siegel des Adels der Wettiner Lande 2, Taf. 54, 16.

Landeshauptmannschaft Schweidnitz. Schild geteilt, oben wachsender Löwe, unten drei Schrägrechtsbalken; Helmzier: links ein gekrümmtes Horn, rechts eine Hirschstange (II, Taf. 16, 10).

Mit seinem Geschlechtssiegel siegelt Albert von Colditz als Landeshauptmann von Schweidnitz.


18. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 6302.     1434 Juli 28.     Abb. Heffner XIII, 96, 97.

Kaiserliches Thronsiegel. Der Kaiser, langbärtig, sitzend auf einem nicht sichtbaren Stuhle, die Kaiserkrone auf dem Haupte; der Mantel, über der Brust mit breiter Schließe zusammengehalten, ist mit breiter Borte gesäumt. Die kaiserliche Stola erscheint unter dem Mantel. In der Rechten das Laubzepter, in der auf dem Schoß liegenden Linken der Reichsapfel; zwei zweiköpfige Adler halten mit den Schnäbeln Schilde, oben rechts den nimbierten Doppeladler, links das Patriarchenkreuz von Ungarn. Unten halten sie mit den Fängen: rechts einen Schild mit dem böhmischen Löwen, links den quergeteilten Schild von Ungarn. Unter dem auf zwei Säulen ruhenden Podeste steht auf halbovalem Schilde der luxemburger Löwe. An der linken Seite des Hauptes ein flammendes Kreuz, unten zu den Füßen des Kaisers ein zusammengerollter Drache. Drache und Kreuz die Insignien des seit 1394 bestehenden Drachenordens. Um das Siegelbild ein erhabener Rand, auf beiden Seiten mit Blättern und Kreuzchen verziert. Lindner 70 (II, Taf. 17, 1).

Revers: Der Doppeladler mit Heiligenschein (II, Taf. 17, 2).

Dieses Siegel wurde schon am 5. Nov. 1417 von einem Hofdiener des Kaisers namens Johann Kirchen bei dem Goldschmied Arnold von Bomel bestellt, kam aber erst am 31. Mai 1433 zur Verwendung. Dessen Form und Ausstattung sind nach einer Notiz der Registraturbücher Kaiser Sigismunds im k.k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien Bd. F fol. 72 (vgl. Sickel im Anzeiger f. K. d. deut. Vorzeit 1872, S. 14) so genau angegeben, daß kein Zweifel über die Identität aufkommen kann. Anno domini 1417 quinta die novembris pro parte invictissime regie majestatis Romane ego Johannes Kirchen servitorum suorum minimus cum magistro Arnoldo de Bomel auri fabro conveni in hunc modum, videlicet quod idem Arnoldus facere debebit duo magna sigilla imperialis maiestatis: unum. in quo persona imperialis cum pomo et ceptro sedet super duabus aquilis, quarum quelibet habet duo capita, et debent esse quinque clipei circumcirca personam et in circumferentia tituli et cetera; item et aliud, in quo simpliciter sculpta sit imperialis aquila habens duo capita et cetera. Pro quibus ambobus sigillis prefata regia majestas solvere debebit predicto Arnoldo florenos Rinenses ducentos, videlicet centum immediate et centum factis et omnimodo completis sigillis ante dictis, item faciet etiam sibi dari sex marcas argenti et in nullo modo maiestas ipsa pro sigillis premissis aliquatenus obligata, nisi velit sibi aliquid ex gracia mera dare. Actum Constancie anno, mense et die quibus supra. Der Goldschmied erhielt danach 200 Gulden für die Ausführung und als Metall für die beiden Stempel 6 Mark Silber. Daraus geht hervor, daß beide Stempel aus Silber hergestellt waren. Aus der Datierung dürfte sich ergeben, daß in Konstanz der Sitz des Künstlers zu suchen ist.


19. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 6336.     1435 März 12.     Abb. Heffner XIV, 106.

Kaisersekret. In scharf erhabenem Zirkel der Doppeladler mit Heiligenscheinen. Lindner a. O. 74 (II, Taf. 18, 1).


20. Or. Stadtarchiv Frankfurt a. M.     1433 Nov. 30.     Abb. Heffner XIII, 102. XIV, 103.

Kaisergoldbulle. Avers: Der Kaiser sitzend auf einem Stuhle, im Krönungsornate. In der Darstellung ähnlich der Königsgoldbulle No. 12 (II, Taf. 18, 2).

Revers = Königsgoldbulle No. 12 (II, Taf. 18, 3).


[48] 21. Or. verloren.

Einen jetzt nicht mehr auffindbaren Siegelring, mit der Inschrift: Dilectus dilectae erwähnt Aschbach, Sigismund 4, 473.

Nach der Inschrift ein Geschenk Sigismunds an eine seiner Gemahlinnen.


22. Es ist nicht unmöglich, daß Wenzel den Siegelring Heinrichs VII. (I, Taf. 47, 5), dieses Familienerbstück, an Sigismund abgetreten hat, denn an welch’ anderes Siegel soll man denken, wenn dieses im Jahre 1415: „sub sigillo secreto nostro Lutzelburgensi“, „under unsern secret von Lützelnburg“ von Narbonne aus Briefe schreibt? (Martene, Thes. 2, 1656 und Aschbach 2, 430. Auch das „signetum“ vom 22. Jan. 1416 ist wohl derselbe Siegelring. (Martene, Thes. 2, 1659). Vgl. Archival. Zeitschr. 9, 179.


23. Or. Staatsarchiv Königsberg.     1435 März.

Geheimsiegel. In der Urkunde als kleines Insiegel bezeichnet. Im inneren sechseckigen Felde der doppelköpfige Adler, ohne Heiligenschein, aber verbunden mit einer dreizackigen Krone. Darum legt sich ein breiter ornamentierter Kreis, den noch ein Rand umgibt. Von der Umschrift wenig zu erkennen. Lindner a. O. 74 (II, Taf. 18, 4).


24. Abdruck Savasche Siegelsammlung in Wien 1640.     Abb. Heffner XIV, 101.

Hofgericht (Kaiserzeit). In der Darstellung von Vorder- und Rückseite ähnlich dem Hofgerichtssiegel der Königszeit No. 13 (II, Taf. 18, 5. 6).


Fälschungen: II, Taf. 52, 1; IV, Taf. 83, 4.


Barbara, zweite Gemahlin Sigismunds


Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 5998.     1425 Aug. 1.

Quadrierter Schild 1 · 4, 2 · 3, Wappen von Ungarn und der Familie Cilly (II, Taf. 18, 7).


Albrecht II.


1. Or. Reichsarchiv München.     1420 Mai 6.     Abb. v. Sava a. O. 135, Taf. V, 75.

Reitersiegel, als Herzog von Österreich. Die links gekehrte Reiterfigur, auf dem Haupte einen Stechhelm mit flatternder Decke, Krone und Pfauenstutz, im Schild das österreichische Wappen, der Speer wie zum Stoße eingelegt, im daran befindlichen Banner der steierische Panther. Um die Reiterfigur sind Wappen angebracht. Zwischen dem vorgestreckten Kopfe des Pferdes und den Vorderfüßen hält ein Engel den habsburger Schild, unterhalb des Pferdes trägt eine affenartige Gestalt den Schild von Tirol, daneben ein Jüngling jenen von Pfirt, weiter rechts liegen die Wappenschilde der windischen Mark, von Portenau und Elsaß, oberhalb der Hinterfüße ist der kärthner Schild angebracht, und im Rücken des Reiters sieht man jene von Ober- und Altösterreich. Da der Federbusch des Reiters, dann die Vorder- und Hinterfüße des Pferdes im Siegelfelde nicht Raum genug haben, so ist die innere Kreislinie, welche die Umschrift vom Siegelbilde scheidet, an diesen Stellen durch angesetzte Zirkelteile unterbrochen und dadurch die Figur von dem Helmornamente umfangen. Der inneren Seite schließen sich kleine aneinandergereihte Blumenbogen an (II, Taf. 19, 1).


2. Or. Hausarchiv Wien.     1411 Juli 27.     Abb. v. Sava 138, Fig. 77.

Ringsiegel? Ein Hirsch auf felsigem Grunde liegend, zur linken Seite Bäume. Über dem Hirsche ein kleines Wappenschildchen mit dem österreichischen Querbalken. Vielleicht soll die Darstellung auf die Würde eines Oberstjägermeisters des römischen Reichs hindeuten (II, Taf. 19, 2).


3. Or. Hausarchiv Wien.     1431 Jan. 22.

Reitersiegel für die Markgrafschaft Mähren. Die links sprengende Reiterfigur in voller Rüstung, die aus einem Plattenharnisch mit geschobenen Schössen besteht. Der ungekrönte Stechhelm mit flatternder Decke hat einen aufrechtstehenden Adlerflügel als Zimier. Der Schild zeigt den geschachten und gekrönten mährischen Adler, während im Banner, mit langem fliegenden Bande das österreichische Wappen mit damasziertem Querbalken erscheint. Im Siegelfeld, unterhalb des Pferdekopfes, der österreichische Bindenschild (II, Taf. 19, 3). v. Sava a. O. 136.


4. Or. Archiv des Bürgerhospitals Wien.     1437 Dez. 29.     Abb. v. Sava 138, Fig. 78.

Innerhalb eines Ornamentes auf fünf Bogenabschnitten die Wappenschilde von Österreich, Steier, Tirol, Krain und Kärnthen, die in einer Rose als Mittelpunkt sternförmig zusammengestellt sind. Die Spitzen des Fünfpasses sind mit Blumenknorren besetzt, und Blumen füllen auch die Außenwinkel des Ornamentes (II, Taf. 19, 4).

Vorkommen: 1412 bis zum Ableben Albrechts („das wir in unserm fürstentum Österreich geprauchen“).


5. Or. Hausarchiv Wien.     1438 Febr. 9.     Abb. v. Sava 139, Fig. 79.

Im damaszierten Siegelfelde ein unten abgerundeter, quadrierter Schild, darin 1 · 4 das altungarische Wappen, 2 der österreichische Querbalken, 3 der mährische Adler sich befinden (II, Taf. 19, 5).

Vorkommen: nach der Krönung zum Könige von Ungarn (1438 Jan. 1) und vor der Krönung zum König von Böhmen und der Wahl zum römischen König.


6. Gipsabdruck Sammlung Sava (Österreich. Museum zu Wien).     Abb. v. Sava 140, Fig. 82.

Vier Bogenabschnitte, an den Verbindungspunkten in Blätterknorren auswachsend, bilden eine Umrahmung, innerhalb der sich der österreichische Bindenschild befindet, oben und zu beiden Seiten von Engeln gehalten, unten durch einen Drachen gestützt. In jedem der vier Außenwinkel befindet sich ein kleiner Kreis (II, Taf. 19, 6).


[49] 7. Or. Stadtarchiv Frankfurt a. M.     1438 Nov. 19.     Abb. v. Sava 136, Fig. 76.

Königliches Thronsiegel. Auf reichgeschmücktem Throne, über den sich ein von viereckigen Säulen getragener Baldachin wölbt, sitzt der König, auf dem Haupte die Bügelkrone, in der Rechten das Zepter, in der Linken der Reichsapfel, bekleidet mit Tunica, Stola und Mantel, der vorn durch ein breites gesticktes Band mit zwei Spangen zusammengehalten wird. In den beiden Spitzbogennischen befindet sich ein aufrechtstehender Löwe, mit einer Schnur im Rachen, an der ein Schild hängt, der zugleich an den oberen Ecken mit den Vorderpranken festgehalten wird. Der Wappenschild rechts zeigt den deutschen Adler, der links das Wappen von Altungarn. In zwei an den Füßen des Königs befindlichen Rundbogennischen ruhen Löwen, von denen der rechte den Schild Altösterreich, der linke den Schild von Luxemburg mit den Vorderpranken hält. An den Außenseiten des Baldachins steht unter Giebeldachungen je eine Figur mit einem Schriftbande mit undeutlicher Inschrift. Auf den Kapitalen von zwei Säulenbündeln sitzt je ein Löwe als Schildhalter, rechts mit dem Wappen Böhmens, links mit dem von Dalmatien. In der Mitte des Thronschemels ist der österreichische Schild angebracht (II, Taf. 19, 7).


8. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 6491.     1438 April 29.     Abb. v. Sava 139, Fig. 80.

Römisches Königssekret. Ein Engel (Brustbild) mit ausgespannten Flügeln und ausgebreiteten Händen, wovon erstere in eine dünne, die letzteren in eine stufenförmig erhöhte Kreislinie übergehen, welche den im Siegelfelde frei schwebenden einfachen Reichsadler umschließen. Die Umschrift unterbrechen die Wappenschilde, von links angefangen: 1. Böhmen, 2. Österreich, 3. Altungarn (II, Taf. 20, 1).


9. Or. Stift Heiligenkreuz (Wien).     1431 Mai 28.     Abb. v. Sava 139, Fig. 81.

Römisches Königssekret. Ein Vierpaß, an den Spitzen mit Blätterknorren verziert, umschließt das Siegelfeld, das durch gekreuzte Streifen in kleine Vierecke geteilt ist, in deren jedem sich ein vierblätteriges Blümchen befindet. Darauf sind fünf Wappenschilde in Form eines Kreuzes gestellt, und zwar in der Pfahllinie der einköpfige Reichsadler, der Bindenschild und der mährische Adler, rechts vom österreichischen Schilde Altungarn, links Böhmen (II, Taf. 20, 2).


10. Or. (sehr beschädigt) Staatsarchiv Wien.     1438 Okt. 6.     Beschrieben v. Sava 138, VII.

Von einem gestürzten Eichelornament umrahmt drei Schilde zu zwei und einem gestellt. Der obere Schild rechts zeigt Altösterreich, auf ihm ruht ein gekrönter Stechhelm, mit Decke und einem Adlerflug als Zimier, links der österreichische Bindenschild, auf dem gekrönten Helm der Pfauenstutz, der untere Schild ohne Helm zeigt einen einfachen Adler. So nach dem schlechterhaltenen Originale und nach Weinkopfs Zeichnung im Hausarchiv Wien, Heft 2, No. 48 (II, Taf. 20, 3).


11. Or. Staatsarchiv Breslau (Cist. Leubus 484).     1438 Jan. 21.

Siegel des Fürstentums Breslau = Karl IV. (II, Taf. 4, 2) mit Namensänderung. Vgl. Zeitschr. d. Ver. f. Gesch. u. Altert. Schlesiens 33, S. 407 f., mit rotem Rücksiegel des Kanzlers Johannes Bukow. Adler im Schild und auf dem Helm (II, Taf. 20, 4. 5).


12. Or. Staatsarchiv Breslau (Grüssau 228).     1448 April 29.

Größeres Siegel des Fürstentums Schweidnitz bis 1453 = Wenzel No. 10 (II, Taf. 8, 7) mit Änderung des Namens in (II, Taf. 20, 6).

Vorkommen: unter Albrecht II. und mit seinem Namen auch nach seinem Tode bis zur Krönung seines Sohnes Ladislaus Posthumus zum König von Böhmen (1453 28/10).


13. Or. Staatsarchiv Breslau (Grüssau 233).     1453 Aug. 28.

Kleineres Siegel des Fürstentums Schweidnitz bis 1453 = Wenzel No. 11 (II, Taf. 8, 8) mit Änderung des Namens in (II, Taf. 20, 7). Vgl. Sigismund No. 16.

Vorkommen: unter Albrecht II. bis 1453.


Elisabeth, Gemahlin Albrechts II.


1. Or. Hausarchiv Wien.     1423 Aug. 21.     Abb. Ber. d. Altertumsver. Wien 2, 117 Taf. II, 3.

Ein bis unter die Brust sichtbarer Engel hält zwei schräg aneinander gelehnte Schilde, die von unten ein zwischen den Schilden kauernder Waldmann stützt. Im rechten Schilde das österreichische, im linken gespaltenen rechts das altungarische Wappen, links das von Anjou (II, Taf. 20, 8).


2. Or. Hausarchiv Wien.     1440 Mai 31.     Abb. Ber. d. Altertumsver. Wien 2, 117 Taf. 11, 4.

Zwei Schilde mit dem altungarischen und dem österreichischen Wappen schräg gegeneinander gelehnt, zwischen beiden erhebt sich aus einer Arabeskenverzierung ein Schaft, der sich über den Schilden in drei Zweige teilt, an deren jedem eine Blume (II, Taf. 20, 9).


3. Or. Hausarchiv Wien.     1442 Juni 7.     Abb. Ber. d. Altertumsver. Wien 2, 118.

Innerhalb eines Kleeornamentes, dessen Spitzen und Außenwinkel mit Blumenknorren geziert sind, hält ein Engel in langer um die Mitte gegürteter Kleidung rechts den achtmal in Silber und Rot geteilten ungarischen, links den österreichischen Schild (II, Taf. 20, 10).


Friedrich III.


1. Or. Hausarchiv Wien.     1438 März 17.     Abb. v. Sava 152, Fig. 94 und 95.

Herzogssiegel. Avers: Linksgewendete, gepanzerte Reiterfigur, die Tartsche am linken Arm zeigt das österreichische Wappen, im Banner der steierische Panther. Auf der Pferdedecke (Brustseite) der Schild von Altösterreich. Auf dem Kopfe trägt das Pferd [50] eine Krone, aus der ein Adler hervorwächst. Unterhalb des Pferdes rechts ein bärtiger Mann, mit anliegenden Kleidern und einem Kragen mit ausgezackten Lappen, knieend, einen Stock über die Schultern gelegt und in diesen die Arme verschlungen, vor ihm läuft ein Windhund, dann ein Mann mit anliegenden Kleidern und einem spitzen Hut, beide Hände an einen Stock gestützt, anscheinend eine steile Anhöhe erklimmend. Vor den Vorderfüßen des Pferdes ein bärtiger, langbehaarter Mann in einem gegürteten Rock mit weiten Ärmeln; er hat sich auf ein Knie niedergelassen und sein Gesicht zurückgewendet, mit der Rechten schwingt er einen Stock (II, Taf. 21, 1).

Revers: In einem mit Teppich behängten Portale, zu jeder Seite mit drei sich verjüngenden Seitennischen, steht der Herzog in voller Rüstung mit dem Herzogshute auf dem Haupte, den Mantel über die Schultern, in der Rechten das in eine Kugel endende Zepter, die Linke auf das Schwert gestützt. In den beiden Nischen der das Piedestal stützenden Rundbögen zwei Engel, die einen Stein halten, auf welchem sich die Geburtsinschrift in vier Zeilen befindet.

In den Seitennischen, von denen die zwei äußersten je durch einen Waldmann, und die nächstfolgende durch eine andere Figur, in kurzer gegürteter Kleidung, getragen werden, befinden sich die Länderwappen, jedes mit Helm und Zimier aufgestellt und voneinander durch Querstäbe derartig geschieden:

Zu jeder Seite ist die äußerste Nische mit einem Satteldache, die folgende mit einem Giebel geschlossen, die an die Hauptnische anstoßende hat ein auf einem Bogen ruhendes Gebälk mit einer Zinnengalerie, innerhalb der auf jeder Seite ein Engel mit einem Schriftbande steht, die auf letzterem befindlichen Worte sind sehr undeutlich, wahrscheinlich „ave Maria amen“ lautend (II, Taf. 21, 2).


2. Or. Staatsarchiv Wien.     1438 Mai 1.     Abb. v. Sava 162, Fig. 104.

Herzogssiegel. Innerhalb eines Ornamentes aus acht Bogenabschnitten, die an den Spitzen mit Knorren besetzt sind und in deren Außenwinkeln je ein Drache angebracht ist, wurzelt in der Mitte eine Art Baum, auf dem sich pfahlartig gestellt, von unten nach oben folgende Schilde stützen: Tirol, Krain, Kärnthen und Steiermark. Auf dem oberen Rande des tiroler Schildes stehen zwei Gewappnete mit Fähnlein als die Schildhalter von Krain; zwei Figuren, wahrscheinlich Waldmänner, stützen den Schild von Kärnthen, und der steierische Schild wird oben und zu beiden Seiten von Engeln gehalten. Zur Rechten dieser Gruppe ist der Schild Altösterreich schräg gestellt, darauf ruht ein gekrönter Stechhelm, mit arabeskenartig geschlitzter Decke. Aus der Krone wächst ein Adler als Zimier hervor. Zur Linken der schräg gestellte Bindenschild, auf der linken Ecke des Schildeshauptes ruht ein gekrönter Stechhelm mit dem Pfauenstutz und einer unzerschlitzten Decke. Auch diese beiden Schilde sind unten durch Waldmänner gestützt (II, Taf. 22, 1).


3. Or. Hausarchiv Wien.     1439 Juni 13.     Abb. v. Sava 162 Fig. 103.

Herzogssiegel. Innerhalb eines Vierpasses rechts der österreichische Schild schräg gestellt, darauf ein gekrönter Stechhelm mit Pfauenstutz und Decke, links in gleicher Weise der steierische Schild, dessen Helmzierde jedoch in zwei Hörnern besteht, daran nach außen Stäbe mit herzförmigen Blättern (Herzogtum Kärnthen) (II, Taf. 22, 2).

Vorkommen: 1446 18/5–1446 12/10.


4. Or. Smittmersche Sammlung Wien.     Beschreib. v. Sava 163, XI.

Herzogssiegel. Innerhalb eines Sechspasses, dessen innere schief aufsteigende Fläche mit Sternchen verziert ist, mit Knorren an den Bogenspitzen, steht der österreichische Bindenschild, auf ihm ruht ein gekrönter Helm mit dem Pfauenstutz und einer zerschlitzten Decke. Über dem Federbusch eine kleine Rose, und zu beiden Seiten desselben die Buchstaben: F–I (wahrscheinlich Fridericus junior). Zur Rechten dieser Gruppe die Schilde von Krain und Steier, links jene von Tirol und Kärnthen (II, Taf. 22, 3).


5. Or. Staatsarchiv Wien.     1433 Juli 12.     Abb. v. Sava 163 Fig. 105.

Herzogssiegel. Von einer stufenförmig erhöhten Randlinie umfangen, ein Kleeornament, an den Spitzen mit Blätterknorren verziert, innerhalb desselben der Bindenschild, um ihn das Wort: (II, Taf. 22, 4).


6. Or. Staatsarchiv Wien.     1440 Okt. 9.     Abb. v. Sava 168 Fig. 114.

Viereckig. Ein bärtiger Kopf (II, Taf. 22, 5).

Wohl nur kurze Zeit im Gebrauch.


7. Or. Staatsarchiv Wien.     1440 Nov. 26.     Abb. v. Sava 168 Fig. 115.

Vier verschränkte Köpfe, zwei nach rechts, zwei nach links gewendet. Von einem Perlenrande umgeben (II, Taf. 22, 6).

Wohl nur kurze Zeit im Gebrauch.


[51] 8. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 6765.     1443 April 28 (Avers)     und ebendas. 6709.     1442 Juni 24 (Revers).     Abb. Heffner XV. 109, 110 und v. Sava 154 Fig. 96, 155 Fig. 97.

Königliches Thronsiegel. Avers: Auf reichgeschnitztem Thronstuhle, unter Baldachin sitzt der König, in langem gegürtetem Talare mit gestickter Stola und Mantel, der über den Schoß gezogen ist. Auf dem Haupte die mit dem Kreuze geschmückte Bügelkrone, in der Rechten das Zepter, in der Linken der Reichsapfel. In die ausgeschweifte Thronstufe ist das Sekretsiegel (No. 13) eingedrückt. An der Stufe selbst die Inschrift: QUI · NATUS · EST · IN · DIE · MATHEI · S · AP · AN · DNI · MCCCCXV. Zur Rechten des Königs, am Thronstuhle, ein Schild mit dem einfachen Reichsadler, tiefer unten auf die Stufe gestellt der tiroler Schild, links auf gleiche Weise das österreichische und habsburgische Wappen. Außerhalb des Thrones, von Tieren getragen, rechts der Schild Altösterreich, darüber ein flatterndes Band mit den Buchstaben , , , , unter dem Schilde das Wappen von Kärnthen; links Steiermark und Krain (II, Taf. 23, 1).

Revers: Im Siebenpaß, dessen Spitzen mit Lilienknorren verziert sind, der einköpfige Reichsadler. Die Bogenkrümmungen sind durch die folgenden Wappenschilde, mit ihren Helmen und Zimieren ausgefüllt: über dem Kopfe des Adlers: die windische Mark, dann rechts Elsaß, Portenau, Kiburg; links Oberösterreich, Pfirt, Burgau. In den beiden oberen Außenwinkeln des Siebenpasses befindet sich je ein Engel, in den übrigen fünf geflügelte Drachen. Zwischen Anfang und Ende der Umschrift befindet sich ein an den Ecken ausgezacktes Band, darauf die Buchstaben: , , , , . Diese rätselhaften Vokale, welche sehr verschiedene Deutungen gefunden haben, sind nach Tschischka, Metropolitankirche zu St. Stephan in Wien S. 103 nach des Kaisers eigener Erklärung zu verstehen:

Amor Electis Injustis Ordinat Vltor
Sic Fridericus ego mea regna rego.

Andere Erklärungen sind:

Austria Est Imperare Orbi Vniverso.
Austria Erit In Orbe Ultima.
Austria Electa Iuste Omnia Vincet
Alles Erdreich Ist Oesterreich Unterthan.
Aller Ehren Ist Oesterreich Voll.

Lambecius in diar. sacri itiner. Celensis p. m. 8. Köhler, Münzbelustigungen 3, 170 (II, Taf. 23, 2[WS 3]).


9. Or. Hausarchiv Wien.     1442 Aug. 10.     Abb. Heffner XVII. 115, 116 und v. Sava 160 Fig. 101 und 102.

Königsgoldbulle. Avers: Darstellung in der für Goldbullen bis dahin üblichen Weise. Die Rücklehne des Thronstuhles, mit reichem Teppich behängt, auf dem sich rechts der Reichsschild mit dem einfachen Adler, links der steierische Panther befinden. Im Siegelfelde rechts der österreichische, links der tiroler Schild, über jedem eine Rose. Am Thronkissen befinden sich Quasten (II, Taf. 24, 1).

Revers: Darstellung in der für Goldbullen bis dahin üblichen Weise. In der Thronnische die Inschrift: AVR–EAR–OMA. Hinter dem Giebel des Mittelturmes ein Schriftband mit den Buchstaben: A : E : I : O : V. (II, Taf. 24, 2).


10. Or. Stadtarchiv Frankfurt a. M.     1442 Juli 27.     Abb. Heffner XVI. 113, 114.

Hofgericht. Darstellung in der bis dahin üblichen Weise. Das Rücksiegel zeigt gleiche Darstellung wie das Vordersiegel, nur ist in der Umschrift des ersteren das Wort: semp(er) noch in der ersten Zeile der Umschrift, und die zweite beginnt mit augusti (II, Taf. 24, 3. 4).


11. Or. Staatsarchiv Wien.     1442 Aug. 8.     Abb. Heffner XVI, 117 und v. Sava 164, Fig. 107.

Größeres Königssiegel. Der einfache Reichsadler, umschlossen von einem Ornamente von zwölf Bogenabschnitten, über dessen Kopfe die Buchstaben: ····. In den Krümmungen befinden sich die folgenden Wappenschilde: Altösterreich, Steiermark, Kärnthen, Krain, windische Mark, Elsaß, Kiburg, Burgen, Pfirt, Tirol, Habsburg und der österreichische Bindenschild (II, Taf. 24, 5).

Vorkommen: Gemeinsam im Gebrauch mit No. 12 1443 28/5–1443 28/12.


12. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 6698a.     1442 Juni 5.     Abb. v. Sava 165, Fig. 108.

Kleineres Königssiegel. Im Siegelfelde der einfache Adler, zu jeder Seite des Kopfes eine Blume, über dem Kopfe die Buchstaben: ····. Die Umschrift, an vier Stellen durch die Wappenschilde von Österreich, Steiermark, Kärnthen und Krain unterbrochen (II, Taf. 24, 6).

Vorkommen: In Urkunde 1440 (Hanthaler, Recensus 172) wird das Siegel bezeichnet „quo uti solet in principatibus suis“. Gemeinsam in Gebrauch mit No. 11.


13. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 6765.     1443 April 28.     Beschr. v. Sava XXV, 168.

Sekret für die Urkunden der Reichskanzlei. Achteckig. Vier miteinander verbundene bärtige Köpfe (II, Taf. 24, 7).

Vorkommen: Wohl nur kurze Zeit im Gebrauch: 1442–1449 (verschwindet 1450). 1442 Juni–Dezember neben No. 11 in Gebrauch. Auf No. 8 ist es zu den Füßen des Königs dem Thronschemel eingedrückt.


14. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 6698.     1442 Juni 5.     Abb. v. Sava 168, Fig. 116.

Sekret für Urkunden der Reichskanzlei. Achteckig. Ein rechtsgewendeter Kopf mit geschlossener Krone, die von einem Laubreife umgeben ist, auf dem Kronenhute eine Kugel, mit Kreuz (II, Taf. 24, 8).

Vorkommen: 1440–1442 (verschwindet 1443), 1442 Juni–Dezember neben No. 13 im Gebrauch. Als Rücksiegel bei No. 12.


[52] 15. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 7468.     1456 Jan. 31 (Avers),     ebendas. 7467.     1456 Jan. 31 (Revers).     Abb. Heffner XVI, 111 und v. Sava 157, Fig. 98.

Kaisersiegel. Avers: Es unterscheidet sich von dem des Königssiegels (No. 8) nur in folgenden Stücken. In der Umschrift steht IMPERATORIS statt REGIS. Statt der Bügelkrone trägt der Kaiser eine mitra bicornis, auf jedem Hörne ein Kreuz. Um Raum für dieselbe zu gewinnen, wurde der Spitzbogen, auf dem der Mittelteil des Baldachins ruht, höher ausgeschnitten, endlich befindet sich im Reichsschilde statt des einfachen ein doppelköpfiger Adler (II, Taf. 25, 1).

Revers: Statt des einfachen Adlers ein zweiköpfiger, in allem Übrigen mit dem königlichen (No. 8) ganz identisch (II, Taf. 25, 2). Ende September 1451 begann der König mit den Vorbereitungen zur Romfahrt. Am 4. Oktober erhielten die Gesandten an den Papst ihren Geleitsbrief. Etwas übereilt wurden schon jetzt die Stempel des Majestätssiegels dem Goldschmied übergeben, behufs Änderung der königlichen Zierden und Titulaturen in die kaiserlichen, so daß von jetzt an bis zur Kaiserkrönung Urkunden unter dem Majestätssiegel nicht mehr ausgefertigt werden konnten. Eine Urkunde für die Stadt Straßburg von 1451 13/10 enthält folgende Stelle: „Ersamen und lieben getrewen dise gegenwürtig freiheit, so wir en jetz mit unserm kuniglichen insiegel haben fertigen lassen, hat diesmals mit unserer kuniglichen majestät insigel nit mügen besigelt werden, wenn wir das auf die zeit haben verkeren lassen. So wir aber hiefür unser Majestätsinsigels wieder geprauchen werden, seyn wir willig, euch dieselbe freiheit auch damit fertigen zu lassen“. Seyler, Gesch. der Siegel, S. 214.


16. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 7551.     1456 Juli 21.     Sava 168, Fig. 117.

Überhöhtes Achteck, eingedrückt zwischen den Füßen des Kaisers No. 15 (II, Taf. 25, 1). Gekrönter Schild mit dem einfachen Reichsadler, darunter die Schilde von Österreich und Steiermark schräg gegeneinander gelehnt. Zur Rechten des Reichsschildes die Buchstaben AE, links IO und unten V. Über der Krone die Buchstaben F und H (II, Taf. 26, 1).

Vorkommen: 1449–93. No. 16 ist es zu Füßen des Kaisers dem Thronschemel eingedrückt.


17. Or. Klosterneuburg.     1493 Mai 23.     Beschr. v. Sava 161, VI.

Kaisergoldbulle. Der Avers von der Königsbulle (No. 9), nur verschieden: 1. in der Umschrift statt ROMANOR · REX : – ROMANO · IPATE. 2. trägt der Kaiser statt der Bügel- eine mitraförmige Krone, 3. zeigt der Reichsschild einen doppelköpfigen Adler. Diese drei Stücke wurden auf dem königlichen Typar nachgearbeitet, für den Revers aber das ursprüngliche Typar unverändert beibehalten (II, Taf. 26, 2. 3).


18. Or. Staatsarchiv Wien.     1453 Juni 5.     Abb. Heffner XVIII, 118 und Sava 166, Fig. 110.

Der Doppeladler nimbiert. Zwischen den Köpfen und den mittleren Klauen der Fänge befindet sich je ein großer Punkt. Die Umschrift ist unterbrochen von den Wappen von Österreich, Steiermark, Krain, Kärnthen und Habsburg (II, Taf. 26, 4).

Vorkommen: Urk. 1452 Dez. 18: versiegelt mit unserem königlichen insiegel, das wir nach unserer kaiserlichen Krönung gebrauchen.


19. Or. Klosterarchiv Melk.     1459 Aug. 22.     Abb. v. Sava 167, Fig. 112.

An die innere Schriftlinie reihen sich, in einen Kreis gestellt, von rechts nach links Wappenschilde: Altösterreich, Steiermark, Tirol, Habsburg, Pfirt, Burgau, Portenau, Oberösterreich, Windische Mark, Kiburg, Elsaß, Krain, Kärnthen und der österreichische Bindenschild. Diese Wappen sind durch eine Kreislinie von dem Siegelfelde getrennt, in welchem der Doppeladler mit nimbierten Häuptern schwebt (II, Taf. 26, 5).

Vorkommen: 1458–1474 Aug. 4.


20. Or. Hausarchiv Wien.     1459 Juli 16.     Beschr. v. Sava 167, XXII.

Der nimbierte Doppeladler. Die Umschrift unterbrochen durch die Wappen von Österreich, Steiermark, Kärnthen und Krain (II, Taf. 26, 6).

Vorkommen: 1459–1461 Okt. 24.


21. Or. Hausarchiv Wien.     1467 April 10.     Abb. v. Sava 167, Fig. 113.

Ein Kleeornament umgibt die Wappengruppe: Reichsschild mit Doppeladler, österreichischer und steierischer Schild. In den Außenwinkeln die Buchstaben: A · E · I · – O · V und unten die Jahreszahl 1464 (II, Taf. 26, 7).

Vorkommen: 1464 Febr. 28–1493 Juli 23.


22. Or. Deutschordenarchiv Wien.     1458 April 26.     Abb. v. Sava 196, Fig. 111.

Der nimbierte Doppeladler. Der rechte Flügel ist mit dem Bindenschilde, der linke mit dem steierischen Wappen belegt. Um den Adler reihen sich im Halbkreise rechts die Wappen von Kärnthen, Krain, Elsaß, Kiburg, Windische Mark, links von Tirol, Habsburg, Pfirt, Burgau, Portenau und Oberösterreich. Unterhalb des Adlers zwischen den Schilden der Windischen Mark und Oberösterreich befindet sich das Monogramm Friedrichs (vgl. No. 24). (II, Taf. 26, 8).

Vorkommen: 1453 Dez. 29–1463 Nov. 10.


23. Gipsabdruck Sammlung der Numismat. Gesellschaft zu Dresden.

Monogramm des Kaisers, mit der Umschrift: † ANNO · DOMINI · 1 · 4 · 5 · 6 (II, Taf. 26, 9).


24. Or. Stiftsarchiv Melk.     1460 Juli 17.     Abb. Heffner XVII, 112 (Avers) und v. Sava 158, Fig. 99 u. 100.

Siegel für das Erzherzogtum Österreich. Avers: Der Kaiser zu Throne sitzend unter einem von Säulen getragenen, reich ornamentierten Baldachin. Den Außenseiten des Thrones schließen sich Säulenbündel [53] mit Spitzbogennischen an, über denen, von Baldachinen überdacht, rechts ein Bischof (der heilige Friedrich), links der heilige Christoph sich befinden. Der Kaiser hält in der Rechten das Zepter, das an der Spitze in Form eines Doppelkreuzes verziert ist, in der Linken den Reichsapfel. Die Füße des Kaisers ruhen auf dem mit Teppich belegten Thronschemel, zu dessen Seiten je ein auswärts gekehrter Löwe sitzt. Zwischen diesen, zu den Füßen des Kaisers, das Sekret (No. 16) eingedrückt. Zu den Seiten des Kaisers sind pfahlartig untereinandergestellt die Wappenschilde, rechts: der doppelköpfige Reichsadler, Altösterreich, Steiermark, Krain; links: Altungarn, Österreich, Kärnthen und die Windische Mark (II, Taf. 27, 1).

Revers: Rechts gewendete Reiterfigur, das Pferd im Schritte. Der Kaiser im Friedenskleide, einer langen Tunika mit weiten Ärmeln, darüber trägt er den weiten verbrämten Fürstenmantel. In der Rechten das Zepter, ein Stab, oben mit rundem Knopf, auf dem Haupte der Herzogshut mit der Zinkenkrone, sowie der Herzog von Österreich nach den Hausprivilegien die Reichslehen zu nehmen berechtigt war. Im Siegelfelde befinden sich im Halbkreise um die Reiterfigur, und zwar von rechts nach links, die Wappenschilde von Elsaß, Kiburg, Tirol, Portenau, Habsburg, Pfirtd, Burgau und Oberösterreich. Vor dem Pferde unter dem Schilde von Elsaß steht das Monogramm des Kaisers (vgl. No. 23), und unter diesem über einer Querlinie die Buchstaben und Jahreszahl: AEIOV 1449 (II, Taf. 27, 2).

Vorkommen: 1461 Mai 27–1479 Juli 5.


25. Or. Hausarchiv Wien.     1446 Mai 14.     Beschr. v. Sava 164, XV.

Siegel für das Fürstentum Österreich. Innerhalb einer aus drei Bogenteilen und ebenso vielen spitzen Winkeln zusammengesetzten Verzierung auf dem mit Strahlen und Blumen erfüllten Siegelfelde befindet sich ein quadrierter Schild mit einem Mittelschilde, in dem der einfache Reichsadler ist. Im Hauptschilde im ersten Felde Altösterreich, im zweiten Krain, im dritten Tirol, im vierten Felde Oberösterreich. Um den Bogen über dem Schilde ist ein Band geschlungen mit den Buchstaben: A · E · I · O · V (II, Taf. 28, 1).

Vorkommen: Urk. 1444 Juni 23: das wir in diesen Zeiten in unserem Fürstentum Österreich gebrauchen.


26. Or. Smittnersche Sammlung Wien.     1452 Sept. 20.     Beschr. v. Sava 165, XVIII.

Der einfache Reichsadler mit dem Bindenschilde auf der Brust (II, Taf. 28, 2).


27. Abdruck Savasche Sammlung.     Abb. v. Sava 165, Fig. 109.

Ein einfacher Adler mit dem Bindenschilde auf der Brust (II, Taf. 28, 3).


28. Or. Hausarchiv Wien.     1442 Okt. 13.     Abb. v. Sava 163, Fig. 106.

Siegel für das Fürstentum Österreich. Vier Bogenabschnitte umschließen einen bis zur Brust sichtbaren Engel, der den österreichischen Schild vor sich trägt (II, Taf. 28, 4).


29. Zeichnung vom Weinkopf-Hausarchiv Wien II, 59 nach einem Siegel an Urk.     1442 Febr. 14.     Beschr. v. Sava 163, XIII.

Siegel für das Fürstentum Österreich. Auf damasziertem Siegelfelde ein Kleeornament, innerhalb dessen sich der Bindenschild befindet (II, Taf. 28, 5).


Fälschung: II, Taf. 52, 2.


Eleonore, Gemahlin Friedrichs III.


1. Or. Klosterneuburg.     1460 Sept. 4.     Abb. Ber. des Altertumsvereins Wien 2, 118.

Zwei Engel halten einen großen, unten gerundeten Schild und darüber eine Krone. Der Schild ist gespalten, in seinem rechten Felde befindet sich der doppelte Reichsadler mit nimbierten Häuptern, im linken Felde das portugiesische Wappen. Die Krone, einer mitra bicornis ähnlich, hat einen mit Edelsteinen besetzten und mit zierlichem Laubwerk geschmückten Reif, ihre beiden Spitzen reichen bis an die Perlenlinie, und zwischen ihnen erhebt sich ein Bügel, oben mit einem Kreuze geziert, das bis an die äußere Schriftzeile ragend, Anfang und Schluß der Umschrift scheidet. Die Engel, mit reichem Haarschmuck, haben die langen Gewänder um die Mitte gegürtet. An die Blätter der Krone schließt sich zu beiden Seiten ein aus sieben Bogenteilen und sechs eingesetzten Winkeln komponiertes Ornament an, das den übrigen Teil des Siegelfeldes umrahmt. Die eingesetzten Winkel haben an den Spitzen Blätterknorren, welche in die zweite Zeile der Umschrift hineinragen, die innere schief ablaufende Fläche des Ornamentes ist mit Sternchen geschmückt (II, Taf. 28, 6).


2. Or. Hausarchiv Wien.     1466 Nov. 21.     Abb. Ber. des Altertumsvereins Wien 2, 119, Taf. II, 5.

Zwei Engel in langen faltigen Gewändern halten einen Schild, der senkrecht geteilt im rechten Felde den zweiköpfigen Reichsadler, im linken das portugiesische Wappen zeigt. Auf dem Schilde eine ebenfalls von den Engeln gehaltene Krone, jener auf No. 1 ähnlich (II, Taf. 28, 7).


  1. [266] lies König Franz I.
  2. [266] lies Königin (Elisabeth).
  3. [266] lies recte statt recta.
  4. [266] No. 13 (Taf. 9, 3. 4) ist Wenzel († 1383) Karls IV. Bruder, Herzog von Luxemburg.
  5. [266] (Taf. 9, 4. 5) Johanna von Brabant, Gemahlin Wenzels.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: II, Taf. 72, 7
  2. Vorlage: Johannnes
  3. Vorlage: II, Taf. 83, 2
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