Die Stechpalme im Volksmunde

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Titel: Die Stechpalme im Volksmunde
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aus: Die Gartenlaube, Heft 44, S. 740
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1895
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[740] Die Stechpalme im Volksmunde. Eine charakteristische Erscheinung in den Wäldern des nordwestlichen Deutschlands und jenseit der Elbe in der Priegnitz, in Mecklenburg, auf Rügen ist der glänzend grüne Hülse- oder Stachelblattstrauch, hier und da auch Stacheleiche, meist jedoch Stechpalme (ilex aquifolium) genannt. Wenn alle anderen Sträucher ihr Laub abgeworfen haben, erfreut die Stechpalme allein das Auge durch ihre immergrünen glänzenden Blätter, und diese Eigenschaft und die eigentümlichen Stacheln der Blätter mögen die Veranlassung zu mancherlei Sagen gegeben haben. Eine Züricher Sage, die A. von Perger mitteilt, bringt die Stechpalme mit dem Einzuge Christi in Jerusalem in Verbindung. Als die Juden ihr: „Kreuziget ihn!“ riefen, da bekam die Palme, deren Blätter ihm zu Ehren auf den Weg gestreut worden waren, sogleich Dornen und es entstand die „Stechpalme“; zum Andenken an den Tod des Heilandes bleibt sie immer grün. Wahrscheinlich hängt diese Sage mit dem in den Alpen üblichen Gebrauche zusammen, die Stechpalme bei der kirchlichen Feier am Palmsonntage anstatt der fehlenden echten Palmzweige zu verwenden, wie dies anderwärts, so am Rhein, mit dem Buchsbaum geschieht, der hier im Volke gleichfalls „Palm“ heißt.

Der Name Hülse, englisch holly, ist meist im Norden in Brauch und hat sich auch auf Familiennamen (Hülsmann, Hülskamp, Hülswitt) sowie auf Ortsbenennungen übertragen, wie z. B. Hülsebeck, ein Ort, in dessen Nähe der Strauch vielfach vorkommt. Bekannt ist ferner der Ausdruck: „böse Hülse“ für ein widerborstiges Frauenzimmer:

„Ilse Bilse, Niemand will se,
die böse Hülse!“

Als Zierstrauch ist die Stechpalme sehr beliebt; sie mag schon ein Schmuck der Wundergärten des Albertus Magnus gewesen sein; auch zur Verwendung als Laubgewinde bei Volksfesten eignet sie sich vorzüglich; schon in alten Zeiten ist sie hierzu benutzt worden, wie wir dem Buche des Engländers Gordon „Birthday flowers“ („Geburtstagsblumen“) entnehmen. Vor allem sind ihre Zweige aber in England beliebt als Zimmerausschmuck zur Weihnachtsfeier.