Die Tänzer zu Latsch
Die Tänzer zu Latsch.
Im Wirthshause zu Latsch im Vintschgau ging es hoch her, da war Tanz und Gelag, ein Dutzend Bursche und eben so viele Dirnen tanzten wie toll, oder jubelten um die Zechtische. Da läutete unten auf der Straße ein Chorknabe das Ministrantenglöcklein, ein Zeichen, daß der geistliche Herr das hochwürdigste Gut vorbei trug zu einem Kranken. Alsbald verstummte die Musik, die Tänzer hielten inne mitten im Tanze, wie es Sitte und sich ziemt; viele traten zum Fenster oder vor die Thüre, entblößten Hauptes, den Segen entgegenzunehmen, und nur Ein tanzendes Paar war so tanzwüthig, daß es gar nicht hörte noch sah, ob die Musik tönte oder schwieg, ob die Andern tanzten oder nicht, es hüpfte und walzte auch fort ohne Musik. Aber mit einemmale begannen diese Tänzer zu taumeln, fielen nieder und waren todt, ihr Gesicht überzog Leichenblässe, dann wurden sie gelb, dann braun, dann kohlenschwarz wie Mohren – da wars zu Ende mit Tanz und Schmaus. Den in toller Sünde dahin Gefahrenen und vom strafenden Himmel Gezeichneten konnte kein christliches Grab vergönnt werden, man schaffte sie in eine Waldhöhle, legte sie hinein und vermauerte die Oeffnung.