Die alte Heidenschanze bei Göda
An der Landstraße, welche seit Jahrhunderten die Städte Bischofswerda und Bautzen miteinander verbindet, liegt das älteste Kirchdorf dieser Pflege, Göda genannt. Wenige Minuten von diesem Orte entfernt befindet sich ein sehenswerter altheidnischer Ringwall. Er erhebt sich drüben über dem Gödaer Bache und ist nach diesem zu geöffnet. Die nach Süden und Osten auf Felder zuneigende Stirn des Ringwalles hat eine Höhe von 12 Meter. Der Umfang beträgt gegen 250 Schritte. – Im Kessel dieses Rundwalles bemerkt man einen 26 Schritte langen und 14 Schritte breiten Schuttaufwurf, eine kleine Erhöhung, auf der früher wahrscheinlich ein Gebäude stand. Der ehemalige Pfarrer Räde in Göda veranstaltete auf
dieser Heidenschanze wiederholt Nachgrabungen, die nicht ohne Erfolg waren. Die obere Schicht des im Kessel der Schanze befindlichen Erdaufwurfes enthielt Mauersteine mit Kalkputz, Nägel, hartgebrannte Gefäßbruchstücke. Jedenfalls stand hier oben im Mittelalter eine Kapelle. – Sehr interessant waren aber nun die Gegenstände, welche bei diesen Nachgrabungen in den tieferen Schichten aufgefunden wurden. In einer Tiefe von 1–1½ Meter stieß man auf Kohlen von hartem Holz und auf Asche, darunter auf ein menschliches Gerippe, „das auf einem Winkel zusammengedrängt war und in einer auf gewaltsamen Tod deutenden Lage“ sich befand. Nach Preuskers Ansicht könne dieses damals aufgefundene Gerippe vielleicht von einem tapferen Krieger herrühren, der sich hier mit den Seinen bis zuletzt verteidigt hatte und durch das einstürzende und brennende Gebäude den Heldentod fand. Aber es wurden auch noch andere Gerippe aufgefunden. Eines derselben setzte man zusammen. Es hatte eine Höhe von ungefähr [305] 150 Zentimeter (70–80 Zoll!) und mochte von einem 60–70jährigen Menschen herrühren. Die Schädelbildung war eine eigenartige. Die Stirne war niedrig. Die beiden Kiefer waren stark gekrümmt und zeigten ein stark entwickeltes Gebiß mit sehr abgekauten Zahnkronen. Die Jochbeine ragten auffallend weit hervor. Ein Anatom erklärte diese eigenartige Schädelbildung für eine mongolische. Nach seiner Ansicht rühre das aufgefundene Skelett von einem Hunnen oder Avaren her.
Auch Knochen von Rindern und Haustieren wurden an das Tageslicht befördert, ferner angeschmolzene Lanzenspitzen und andere Eisenteile, auch hartgebrannte, wenig glasierte Gefäßbruchstücke. Nach der Masse und den einfachen Verzierungen zu schließen, stammen die letzteren Gegenstände aus der späteren Heidenzeit. Ganz unten stieß man auf einen Boden von festgeschlagenem Lehm.
Entschieden hat die Schanze bei Göda einst als Opferplatz und Festung gedient und zwar viele Jahrhunderte, ja vielleicht Jahrtausende hindurch. Weitere Nachgrabungen würden sicherlich ebenfalls nicht ohne Erfolg sein und noch manches Interessante zu Tage fördern und zwar zur weiteren Aufklärung.