Die beiden Wächter
Zween Wächter, die schon manche Nacht
Die liebe Stadt getreu bewacht,
Verfolgten sich, aus aller Macht,
Auf allen Bier- und Brandweinbänken,
Einander bis aufs Blut zu kränken;
Denn keiner brannte von dem Spahn,
Woran der andre sich den Tabak angezündet,
Aus Haß den seinen jemals an.
Den Feinde noch den Feinden angethan,
Den thaten sie einander an.
Und jeder wollte bloß den andern überleben,
Um noch im Sarg ihm einen Stoß zu geben.
Warum sie solche Feinde waren;
Doch endlich kam die Sache vor Gericht,
Da mußte sichs denn offenbaren,
Warum sie, seit so vielen Jahren,
Was war der Grund? Der Brodtneid? War ers nicht?
Nein. Dieser sang: Verwahrt das Feuer und das Licht!
Allein so sang der andre nicht.
Er sang: Bewahrt das Feuer und das Licht!
An die sich beid im Singen zänkisch banden;
Aus dem verwahrt und dem bewahrt
War Spott, Verachtung, Haß, und Rach, und Wuth entstanden.
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Die Wächter, hör ich viele schreyn,
Das mußten große Narren seyn.
Ihr Herren! stellt die Reden ein,
Ihr könntet sonst unglücklich seyn!
Wißt ihr denn nichts von so viel großen Leuten,
Um Sylben, die gleich viel bedeuten,
Sich mit der größten Wuth entzweyten?