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Die deutsche kronprinzliche Familie

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Textdaten
Autor: Unbekannt
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Titel: Die deutsche kronprinzliche Familie.
Untertitel: Volksblatt. Eine Wochenzeitschrift mit Bildern. Jahrgang 1878, Nr. 13, S. 103
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Herausgeber: Dr. Christlieb Gotthold Hottinger
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Erscheinungsdatum: 1878
Verlag: Verlag von Dr. Hottinger's Volksblatt
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Erscheinungsort: Straßburg
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Quelle: Scan auf Commons
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Die deutsche kronprinzliche Familie.

Eine Freundin des Volksblattes, welche die deutsche kronprinzliche Familie persönlich kennt, schreibt uns über dieselbe:

Die Gestalt der Prinzessin Charlotte ist nicht über Mittelgröße. Eine wunderbare Lieblichkeit ruht über der ganzen Erscheinung. Ihre schöne reine Stirne schmückt herrlicher, als eine Königskrone es vermöchte, der Zauber jungfräulicher Anmuth und Bescheidenheit. Ihre großen lichtblauen Augen, das Erbtheil ihres Vaters, blicken freudig und gütig; ihre Hautfarbe ist von seltener Rosigkeit und Frische; ihr reiches blondes Haar einfach und ohne fremden Schmuck gezöpft, wie denn überhaupt die edle Einfachheit ihrer Kleidung und Haltung von Neuem einen ehrenden Beweis für den gesunden schlichten Sinn ihrer hohen Eltern gibt. Ihre Stimme ist wohlklingend; mitunter, wenn ihr die einer Prinzessin unseres kaiserlichen Hauses gebührenden Ehrenbezeugungen entgegengebracht werden, zeigt sich eine sie gar reizvoll kleidende mädchenhafte Schüchternheit und Befangenheit in ihrem Wesen.

In Einem Worte zusammengefaßt, unsere Prinzessin Charlotte macht den Eindruck eines lieben einfachen echt deutschen Mädchens, sie ist das schöne Urbild der immer mehr und mehr unter dem eiteln Plunder fremder Moden und Sitten verschwindenden, echten deutschen Frauengestalten, die wir wohl mit Recht als eines der schönsten Erbtheile unseres Volkes bezeichnen dürfen.

Was das Familienleben des kronprinzlichen Hauses betrifft, so kann es für jede Familie als Muster aufgestellt und zur Nacheiferung in jeder Hinsicht empfohlen werden. Mit würdiger Haltung steht unser Kronprinz seinem Hause vor. Die fröhliche Kinderschaar, die gewöhnt ist, auf einen Wink des väterlichen Auges zu gehorchen, findet nicht nur in ihm den Belehrer und Ermahner, sondern den fröhlichen Theilnehmer an ihren kindlichen Interessen, ja sogar an ihren Spielen. Niemals fühlt sich unser Kronprinz wohler und beglückter, als wenn er seine „lieben Sieben“ alle um sich hat und im Verein mit seiner geliebten Lebensgefährtin sich ihnen ganz widmen kann. Eine bessere, liebevollere Mutter als unsere Frau Kronprinzessin findet sich nicht leicht. Mit unermüdlicher Sorgfalt widmet sie ihre ganze Zeit, ihr volles Interesse, ja ihre Nachtruhe den Kleinen, die bis zu dem Zeitpunkte, da sie laufen können, nicht eine Stunde der mütterlichen Pflege entbehren. Jetzt sind die beiden jüngsten Kinder Sophie und Margarethe, im Familienkreise „Kriegs- und Friedenskind“ genannt, schon über das zarteste Alter hinaus, und das „Friedenskind“ ist im Laufe des letzten Sommers „tafelfähig“ geworden, d, h. sie darf mit den Eltern am Tisch essen, was auch einen lobenden Gegensatz zu der jetzigen Erziehung vornehmer Häuser bildet, wornach die Eltern, um nicht von Kinderlärm gestört zu sein, die Kleinen in ferne Räume verbannen, wo ihnen unter der Aufsicht gewissenloser Wärterinnen das oft verkürzte Mahl gereicht wird.

Bis in’s Kleinste umgibt die Kronprinzessin die Kinder mit ihrer Sorgfalt. Ihre Kleidung, ihre Unterrichtsstunden, ihre Spiele, Alles überwacht sie persönlich, und die Kinder lohnen es ihr reichlich durch herrliches Gedeihen, durch schönes gesundes Entfalten an Körper und Seele.

In den Sommernachmittagsstunden wandert die fröhliche Kinderschaar in Begleitung der Mutter, nicht selten auch in der des Kronprinzen, nach der bei Potsdam gelegenen Milcherei der Frau Kronprinzessin. Dort wird auf grünem Rasen an ländlichen Tischen und unter schattigen Bäumen den Kindern von der Mutter das Vespermahl – aus Milch und Brod bestehend – gereicht, und dann tummelt sich das kleine Volk nach Herzenslust umher. – Tauben, Kaninchen, Hühner, Enten, Alles wird dorten auf’s Liebevollste von den Kindern gefüttert und gepflegt, ja sogar ein junges Reh, welches der Jäger mit aus dem Walde gebracht, wurde vergangenes Jahr zum Jubel der Kinder daselbst mit der Milchflasche aufgefüttert und ist köstlich bei der fürstlichen Pflege gediehen. – Hier ist auch der fröhliche Tummelplatz, an dem alljährlich das Kinderfest für das zu dem Gute gehörende Dorf abgehalten wird, und auf dem grünen Rasen vor dem Milchhofe kann man alljährlich die kleinen Prinzen und Prinzessinnen von Preußen nach Herzenslust und in kindlicher Fröhlichkeit mit den kleinen Bauernjungen und Mädchen tanzen sehen.