aus Wikisource, der freien Quellensammlung
|
Friedrich. Vom 9. März bis 15. Juni 1888.
|
Als Kaiser Wilhelm von hienieden
Zur ew’gen Heimat war geschieden,
Bestieg des Throns verwaisten Sitz
Sein Sohn und Erbe: „Unser Fritz“.
5 Als Kronprinz einstens hatte er
In Schleswig schon für Recht und Ehr’
Gekämpft und anno Sechsunsechzig
Im Kriege auch bewährt nicht schlecht sich
Als kühner, tapferer General.
10 Dann im französisch-deutschen Kriege
War er es, der die ersten Siege
Erfocht: Drum ward er Feldmarschall
Und klopfte ferner den Franzosen
Noch weidlich auf die roten Hosen.
15 Bald war er hier, bald war er dort,
Im Ost im West und auch im Nord
|
Fuhr auf den Feind er wie der Blitz,
Hieß drum im Heer nur „Unser Fritz“.
Froh hoffte darum die Nation,
20 Daß, wenn er einst den Kaiserthron
Bestiegen, seine starke Hand
Beschütze stets das deutsche Land.
Doch ach, der riesenstarke Krieger,
Der tapf’re Held, der mächt’ge Sieger
25 Wird jäh gefällt durch einen Feind,
Gen den selbst machtlos er erscheint:
Durch tück’sche Krankheit, deren Gift
Ihn langsam schleichend tödlich trifft
Und ihn in vollster Manneskraft
30 Ach, schwerbeweint von hinnen rafft,
Nach nur dreimonatlicher Frist,
Da Kaiser er geworden ist.
|