Die drei See-Schwestern
Hört ihr im Thale vom Ufer her
Ein klägliches Stöhnen und Wimmern?
Seht ihr im wogenden Silbersee
Drei Schwäne so blendend, so weiß wie Schnee,
Das sind die drei Schwestern; von Allen geliebt,
Sonst kamen mit Rocken und Rädchen
Sie jeglichen Abend zum Dörfchen herein,
Und mischten sich unter den frohen Verein
Da wurde gescherzt und geherzt und gekost,
Da gab es wohl viel zu belachen.
Stets brachten die Schwestern was Neues mit,
Und übten im Tanze den zierlichen Schritt
Doch wann es Elf auf der Thurmuhr schlug,
Dann wichen sie eiligst von dannen;
Sie kamen und gingen – woher? wohinaus?
Das gründete Niemand von Allen aus,
Und ein junger Geselle, vermessen und kühn,
Gelüstete nach den drei Schönen:
Sie kamen – es pocht ihm vor Freude das Herz;
Sie gingen – in Wehmuth versank er und Schmerz,
Oft fleht’ er um längres Verweilen sie an,
Doch ließen sie nimmer sich halten;
Nicht achteten sie auf den bittenden Ton
Und flohen wie Wind und wie Nebel davon,
Das kränkte gar tief sein verliebtes Gemüth,
Es verdroß ihn das Bitten und Flehen;
Da stieg’ er einst heimlich mit frevelnder Tück’
Zu der Kirchuhr und stellte den Zeiger zurück,
Ohn’ Argwohn erschienen die Schwestern, die drei
Am Abend, wie sonsten, und spannen,
Da brummte die Glock’ erst Zehne statt Eilf,
O Himmel, erbarme dich ihrer und helf! –
Dess freute sich weidlich der junge Gesell’,
Erfüllt war sein sträflich Begehren;
Und als nun eilfmal der Hammer schlug,
Enteilten sie fröhlich, nicht ahnend den Trug,
Da sieht er des Morgens im nahen See
Drei Flecken mit Blute sich färben;
Und seufzend ertönet zu seinem Ohr
Der schreckliche Ruf aus der Tiefe hervor:
Und Entsetzen treibt ihn vom Orte hinweg;
Er ahnet das grause Vergehen,
Und weilet und harret bis diesen Tag
Der Schwestern, doch nimmer und nimmer vermag
Wohl aber vernimmt er vom Ufer her
Ein klägliches Stöhnen und Wimmern;
Wohl aber gewahrt er im dunklen See
Drei Schwäne von blendender Weiße wie Schnee,