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Die duellierenden Schauspieler

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Textdaten
Autor: Walther Kabel
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Titel: Die duellierenden Schauspieler
Untertitel:
aus: Illustriertes Sonntagsblatt, Beilage zur Greifswalder Zeitung. Nr. 42, S. 335–336
Herausgeber: Greiner & Pfeiffer in Stuttgart
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1908
Verlag: Julius Abel
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Erscheinungsort: Greifswald
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
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Editionsrichtlinien:


[335]

Die duellierenden Schauspieler.

Der Schauspieler Dessessarts, ein Freund und Kunstgenosse Dugazons, war von ungeheurer Korpulenz. Dugazon, der den so Wohlbeleibten bei jeder Gelegenheit wegen dieses Naturfehlers verspottete, ging einst in seiner mutwilligen Laune so weit, daß er sagte: er werde nächstens dem Minister N. N. seine Aufwartung machen, um für Freund Dessessarts um die Anwartschaft auf die Stelle eines Elefanten in der Menagerie nachzusuchen. – Dessessarts, der überhaupt nicht viel vertrug, nahm diesen Spaß so übel auf, daß eine Herausforderung auf den Degen die Folge davon war. Schon standen die Kämpfer im Hölzchen von Boulogne einander gegenüber, als Dugazon, indem er ein Stück Kreide aus der Tasche hervorzog, auf einmal ausrief: „Nur noch einen Augenblick Geduld! Ich habe zu viel Vorteil vor dir voraus, Bruder, die Partie muß erst gleichgemacht werden.“ Damit zog er eine große, dicke Grenzlinie auf den ungeheuren Bauch seines Gegners, worauf er freundlich zu ihm sagte: „Siehst du nun, Lieber, daß er um die Hälfte zu breit ist? Wenn ich also diesseits über den Strich hinaustreffe, so soll es nicht gelten.“ –

[336] Versöhnt und Arm in Arm verließen sie jetzt den Kampfplatz, um statt sich im Holze als Feinde zu erstechen, im nächsten Weinhause ein paar Flaschen Wein als Freunde auszustechen.

Walther Kabel.