Die französische Kaiserin Eugenie

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: unbekannt
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die französische Kaiserin Eugenie
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 45, S. 547–548
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[547] Die französische Kaiserin Eugenie bestätigt in einer sehr kostbaren Weise, was wir neulich über die jetzige Mode in Paris mitgetheilt haben. Durch ihre Art zu leben, zu wohnen und sich zu kleiden, hat sie unter der höhern Bevölkerung eine wahre Wuth für Glanz, Farbenpracht und Neues hervorgerufen. Sie hat sich mit den reichsten und phantastischsten Ornamenten umgeben. Daß eine junge schöne Frau, zumal wenn sie zufällig Kaiserin geworden, einen guten Theil ihrer Aufmerksamkeit auf Schmuck und Zier verwendet und ihre Schönheit in Gold und Juwelen faßt, ist natürlich, wenigstens weiblich natürlich. Die eleganten Gewänder mit den ätherischen Spitzen und den tausendsonnigen Diamanten gelten nun einmal als Verschönerungsmittel der Schönen, obgleich auch hier Alles von dem Geschmacke und weiser Beschränkung und Form, nicht von der Fülle und Kostbarkeit abhängt. Die unzählige Masse goldener Buchstaben in allen Läden von Paris, welche von allen Seiten den Vorübergehenden verkündigen, daß die Allergnädigste Kaiserin Eugenie, Majestät, sie mit ihrem Besuche in den Himmel erhoben, daß sie hier Seide, dort Sammet, dort Spitzen, dort Kashmirs, dort Blumen, dort Juwelen, dort Schuhe u. s. w. gekauft habe, beweist hinreichend, daß sie nicht nur ein guter Kunde, sondern auch politisch ist, da sie sich auf diese Weise in allen Straßen goldene Denkmäler ihrer Popularität unter der Bourgeoisie[WS 1] setzt, welche durch das plötzliche Abhandenkommen des „Bürgerkönigs“ Louis Philippe sehr zu verlieren glaubte. – Außer ihrer Leidenschaft für kostbare und phantastische Toilette nährt sie noch die stärkste Passion für kostbare, exquisite Equipagen, die wundervollsten arabischen Pferde und Ponies (eine kleine Equipage mit letzteren bespannt fährt sie selbst und nicht selten allein), die sonderbarsten Kunstwerke von Meubles, lange Reihen von Boudoirs und deren Ausstattung zu Feen-Palästen. [548] Ein Zimmer, genannt: „Zauber der Nacht,“ ist ganz mit bernsteinfarbigem Atlas tapezirt, die Decke ein Wolkenhimmel von Spitzen; ein anderes, ringsum rother Damast mit goldenen Simsen, hat den Zweck, darin Chokolade zu trinken; ein drittes, genannt: „Glück des Tages,“ hat die kostbarsten Tapeten von himmelblauer Seide und Alles, was von Holz sein würde, besteht aus solidem Silber; Fensterrahmen, Thüren, Simse u. s. w. in den wunderbarsten Formen gegossen, geprägt und gemeiselt. Dieses alle Feenpaläste übertreffende Zimmer zeigt sich aber gleichwohl als das Tückischste: Blau und Silber geben allen Ornamenten der Person und den Haut-Teints eine Färbung, die sehr an’s Vergängliche und Sterbliche erinnert. Der Künstler oder die Künstlerin mögen Chevreul’s Farbenwissenschaft nicht studirt haben. Oder liegt in diesem kostbarsten Zimmer, welches seinen eigenen Glanz leichenfarbig überhaucht, eine Mahnung der Geschichte? Das silberne, himmelblaue Zimmer ist dicht am „bonheur du jour.“ – Ein tiefer Sinn liegt oft im kindlichen Spiel. Napoleon, der jetzt mächtiger, wie sein Onkel, in Frankreich, in Italien, in der Türkei, in Griechenland triumphirende Positionen einnimmt und nachdem er England vor zwei Jahren in panischen Schrecken versetzt hatte, nun auch Rußland bedroht, mag in dem silbernen Zimmer mit seiner schönen Frau einen Ersatz des Mannes finden, der hinter den Triumphwagen römischer Eroberer stand und sein „memento mori!“ rief: Bedenke, daß Du sterben mußt.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Bourgeosie