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Die höchste Weyhe

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Textdaten
Autor: Friedrich von Matthisson
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Titel: Die höchste Weyhe
Untertitel:
aus: Friedrich Schiller:
Musen-Almanach für das Jahr 1797, S. 102 - 104
Herausgeber: Friedrich Schiller
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1797
Verlag: J. G. Cotta
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Erscheinungsort: Tübingen
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: HAAB Weimar, Kopie auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[102]

Die höchste Weihe.

Wer, als Melpomen’ ihn weihte,
     Heilig ihr Veredlung schwur,
Selbstgefühl der Götter leite
     Den durch Wüst’ und Blumenflur!

5
Mild und segnend, gleich Auroren,

     Wann der Lenz der Erde naht,
Wallt die freundlichste der Horen
     Treu mit ihm des Daseyns Pfad.

Wo Vernunft und Hochsinn wohnen

10
     Glüht sein Herz von Sympathie;

Rein erklingt in allen Zonen
     Ihm des Weltalls Harmonie.

Ihn entzückt der Meere Spiegel
     Und die Silberperl am Kraut,

15
Die Viol’ am Todtenhügel

     Und die Ros’ im Kranz der Braut;

[103]

Ihm erhebt der Katarakten
     Donnersturz den trunknen Geist,
Ihm das Bächlein, so vom nakten

20
     Klippenabhang niederfleußt.


Er vernimmt der Hoffnung Wehen
     Hoch vom lichten Sternenraum,
Hebt, wo Blumen auferstehen,
     Ihres Schleiers goldnen Saum;

25
Trinkt auf hoher Alpenweide

     Mit dem Adler Himmelsglanz,
Windet auf beschneiter Haide
     Dunkles Immergrün zum Kranz;

Sieht um Platons Kelch die Rosen

30
     Heitrer Weisheit wieder glühn,

Roms Ruinen sich entmoosen,
     Und Athens Gefilde blühn.

[104]

Beßrer Zukunft Bilder schweben
     Wo Gewölk’ ihn trüb’ umzieht,

35
Und harmonisch, wie sein Leben,

     Tönt im Volk sein höhres Lied.

Stät, wie Vestas Flamme, lodert,
     Troz der Erdenstürme Wuth,
Bis die schwarze Bark’ ihn sodert,

40
     Seines Geistes reine Gluth.
Matthisson.