Die letzte Zuflucht (Die Gartenlaube 1899/8)
[259] Die letzte Zuflucht. (Zu dem Bilde S. 232 und 233.) Ein Hochwasser ist über die Niederung gekommen, wie man es seit Menschengedenken nicht erlebt hat. Von Stunde zu Stunde wächst die Flut, das Wasser frißt das Land, Felder und Wiesen verschwinden und immer breiter, endloser wird der flimmernde Wasserspiegel, aus dem Hügel wie Inseln emportauchen und dessen Rahmen dunkle Wälder bilden. Die reißenden Wogen tragen Hab’ und Gut der Menschen fort, Haustrümmer und entwurzelte Bäume sieht man um die Wette treiben; wimmernd klagen die Sturmglocken von den Kirchtürmen der Dörfer, und die Not steigt aufs höchste, da nun die schützenden Dämme reißen und das feindliche Element mit furchtbarer Gewalt sich über die tiefer gelegenen Wiesen und Felder ergießt. Da winken nur noch wenige Hügel, die über die Flut emporragen, als einzige Rettung den bedrängten Menschen und Tieren. Unser Bild zeigt uns eine Koppel Pferde, die aus den Gründen, in denen sie weidete, auf die Reste eines Dammes sich noch retten konnte. Trefflich hat der Maler die Bestürzung und dumpfe Ergebenheit der von Todesgefahr bedrohten Rosse wiedergegeben. Hoffentlich hat die Katastrophe ihren Höhepunkt erreicht, so daß die hart Bedrängten mit dem Leben aus der Wassersnot davonkommen.