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Die sieben Wünsche. Ein Rundgesang

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: E.
[Johann Gottfried Herder]
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Titel: Die sieben Wünsche
Untertitel:
aus: Musen-Almanach für das Jahr 1800, S. 199-202
Herausgeber: Friedrich Schiller
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1800
Verlag: J. G. Cotta
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Erscheinungsort: Tübingen
Übersetzer:
Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: HAAB Weimar und Commons
Kurzbeschreibung: Die Chiffre E. wird Johann Gottfried Herder zugeschrieben.
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[199]
Die sieben Wünsche.

(Nach einem alten deutschen Liede.)

Ein Rundgesang.


Hätt’ ich sieben Wünsch’ in meiner Gewalt,
Was wünscht’ ich?
Nicht Glück und Ehren mannichfalt,
Den schönsten, liebsten Aufenthalt,

5
Den wünscht’ ich.


Chor.

     Der Wunsch ist in des Mann’s Gewalt;
     Nicht Glück und Ehren mannichfalt,
     Lieb’ ist der schönste Aufenthalt.

Der zweyte Wunsch in meiner Gewalt?

10
Was wünsch’ ich?

Nie sey des Freundes Herz mir kalt,

[200]

Nie sey mir Lieb’ und Leben alt!
Das wünsch’ ich.

Chor.

     Der Wunsch ist in des Mann’s Gewalt;

15
     Nie sey dein Herz dem Freunde kalt,

     Nie sey uns Lieb’ und Leben alt.

Der dritte Wunsch, und er ist mein;
Was wünsch’ ich?
An andrer Glück mich zu erfreun,

20
Mit meinem Glück vergnügt zu seyn,

Das wünsch’ ich.

Chor.

     Der Wunsch ist unser insgemein;
     Mit unserm Glück zufrieden seyn,
     Macht uns an andrer Glück uns freun.

25
Der vierte ist in meiner Gewalt;

Was wünsch’ ich?
Ein frisches Herz, so lang’ es wallt,
Bey Jugendkraft und Wohlgestalt,
Das wünsch’ ich.

[201]
Chor.

30
     Der Wunsch ist in des Mann’s Gewalt;

     Ein frisches Herz, so lang’ es wallt,
     Schafft Jugendkraft und Wohlgestalt.

Der Wunsch ist jetzt in meiner Hand;
Was wünsch’ ich?

35
Verachtend Vorurtheil und Tand

Zu leben für mein Vaterland,
Das wünsch’ ich.

Chor.

     Der Wunsch ist in des Mannes Hand;
     Verachtend Vorurtheil und Tand

40
     Ist Menschheit unser Vaterland.


Der sechste Wunsch in meiner Gewalt;
Was wünsch’ ich?
Den süßen Ruhm, der nie verhallt,
Der aus dem Herzen wiederschallt,

45
Den wünsch’ ich.


Chor.

     Der Wunsch ist in des Mann’s Gewalt;

[202]

     Der süße Ruhm, der nie verhallt
     Ist, der aus Herzen wiederschallt.

Der letzte Wunsch in meiner Gewalt;

50
Was wünsch’ ich?

Ist der, den kaum die Lippe lallt,
Ein stiller Wunsch – komm’ er mir bald!

Chor.

     Des Herzens mächtigste Gewalt
     Ist das, was kaum die Lippe lallt,

55
     Ein stiller Wunsch – komm’ er uns bald!
E.