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Die weiße Blume

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« Holzmeyer Gedichte (1822) Lebewohl! »
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Textdaten
Autor: Heinrich Heine
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Titel: Die weiße Blume
Untertitel:
aus: Gedichte, S. 50-51
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1822
Verlag: Maurerschen Buchhandlung
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Erscheinungsort: Berlin
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Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
»Minnelieder« zyklus, VIII.
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Bearbeitungsstand
fertig
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[50]
Die weiße Blume.


In Vaters Garten heimlich steht
Ein Blümchen traurig und bleich;
Der Winter zieht fort, der Frühling weht,
Bleich Blümchen bleibt immer so bleich.

5
Die bleiche Blume schaut

Wie eine kranke Braut.

Zu mir bleich Blümchen leise spricht:
Lieb Brüderchen, pflücke mich!
Zu Blümchen sprech ich: Das thu’ ich nicht,

10
Ich pflücke nimmermehr dich;

Ich such’ mit Müh und Noth
Die Blume purpurroth.

Bleich Blümchen spricht: Such’ hin, such’ her,
Bis an deinen kühlen Tod,

15
Du suchst umsonst, find’st nimmermehr

Die Blume purpurroth;
Mich aber pflücken thu’,
Ich bin so krank wie du.


[51]

So lispelt bleich Blümchen, und bittet sehr, –

20
Da zag’ ich, und pflück’ ich es schnell.

Und plötzlich blutet mein Herze nicht mehr,
Mein inneres Auge wird hell.
In meine wunde Brust
Kommt stille Engellust.